Von Dushanbe her sind es nur gerade 50km bis zur Grenze Tursunzade gewesen und so stehen wir schon ziemlich zeitig am Grenzposten zur Einreise bereit. Die Gesichter der Grenzer sind ernster und der Papierkram wieder einmal etwas aufwändiger. Aber immerhin erhalten wir als Gegenleistung für unsere Bemühungen einen Computerausdruck mit den frisch registrierten Fahrzeugangaben. Wie zu erwarten ist wollen sie hier mehr von unserem Auto sehen und auch der Kühlschrank wird inspiziert. Ob sie wohl Durst haben? Verstehen wir ihre Blicke richtig? Aber meine Herren, doch kein Bier während der Dienstzeit!
Wir entscheiden uns gegen die kürzere Bergroute in nordöstlicher Richtung und umfahren die Hügel in südlicher Richtung, da über den Pass die Strassen sehr schlecht sein sollen. Es ist eine eher längere Tagesetappe und da schadet ein bisschen Komfort nicht. Die Landschaft ist ziemlich öde und sehr trocken, wenig grün erfreut die Augen. Die Dichte der Polizeifahrzeuge am Strassenrand hat wieder merklich zugenommen. Sie sind uns auf Anhieb unsympathisch, das sind die typischen "Russenköpfe", die die Verkehrsteilnehmer einfach nur tyrannisieren.
Touristen gerecht zurecht gemacht, das Rukhobod Mausoleum
Die Routenwahl war umsichtiger als wir uns gedacht haben. Viele Reisende haben uns gewarnt: "Jeden erwischt es in Usbekistan mit Magenproblemen!". Da wir bisher keine nennenswerte Probleme in all den vorherigen Ländern erlebt haben amüsieren wir uns über diese Warnungen und werden prompt eines Besseren belehrt. Im Anflug auf Samarkand muss der Driver das Steuer vorübergehend abgeben, sein Magen rumort unangenehm. Ein plötzliche Toiletten-Stopp kurz darauf gefolgt von einer Gebüsch-Aktion und der Magen ist vollständig entleert. Also stimmt es doch! Dabei haben wir keine Ahnung, woher das jetzt kommt!
In Samarkand angekommen finden rasch das uns empfohlene Antica in der Altstadt aber Zweifel befallen uns, ob man da wirklich reinfahren kann. Es ist eine Autofreie Zone mit Baustellen und sehr eng. Aber auf den Versuch kommt es an und mit flach angelegten Seitenspiegeln, einigem Zirkeln und manövrieren sowie einem angehobenen Vordach schaffen wir es durch das schmale Gässchen in den Innenhof des Guesthouses. Und da ist dann auch gleich Feierabend, der Magen will nicht mehr. Wenigstens haben uns die Reisenden, die uns gewarnt haben auch gleich mitgeteilt, dass es hier einen besonders wirksamen Magentee gibt... er schmeckt zwar nicht gut, fühlt sich aber wohltuend an.
Die Nacht bringt dann auch Magenbeschwerden für die zweite Insassin. Wow, das ist schon fast Magie!
Der Gegenwert von 200 USD entspricht rund 450'000 Usbekischen
SOM, einem Bündel von 450 Tausender Noten - grössere gibt es nicht
Der Tag danach lässt noch keine grossen Besichtigungstouren zu, nur müssen wir noch etwas Geld wechseln. Mit Pass und Kreditkarte bewaffnet stehen wir in der Nationalbank und das scheint alles sehr unkompliziert zu sein. Mit einem Beleg geht man zum nächsten Schalter, der Kasse und lässt sich den Betrag auszahlen. Die Frau verschwindet für einen Moment und kommt mit einem riesen Stapel Geld daher, den sie offen hinter dem Schalter hinlegt. Wir finden das sonderbar, da könnt ja jeder reinfassen und das Geld an sich reissen... aber nicht nötig - wir bekommen ALLES! 200 US-Dollar entsprechen einem rund 6cm dicken Bündel Banknoten - rund 450'000 usbekische SOM - alles in 1'000er Noten! Wenn das kein Leerlauf ist?!
Die Temperaturen sind sehr heiss und Sightseeing anstrengend, vorallem mit dem vorbelasteten Magen. Aber wir sind nur einmal hier, so lassen wir uns das nicht entgehen. Und hier sind sie auch, die wunderbaren Moscheen und Mausoleen mit den türkisfarbenen Mosaikdächern - märchenhaft schön!
Vom Guri Amir Mausoleum gibt es noch eine spannende Episode: Als ein russischer Anthropologe die Grabkammer Timurs öffnete entdeckte er auf dem Sargdeckel die Inschrift: 'wer immer das Grab öffnet wird durch einen Feind geschlagen, der viel furchtbarer ist als ich'. Am darauf folgenden Tag griff Hitler Russland an...
Das Guri Amir Mausoleum mit fantastischen...
... Mosaikarbeiten und einer geheimnisvollen Geschichte
Ganz in der Nähe entdecken wir ein seltsames Grüppchen mit einem noch seltsameren Gefährt: Das "Stringbike" besitzt einen revolutionären Antriebsmechanismus der effizienter sein soll als bisherige Konzepte. Das Ding ist auf Promotour - ob wir je mal so eines auf unseren Strassen sehen werden?
Wie immer bezahlt man als Tourist überall ein bisschen mehr und beschränken uns daher nur auf den Besuch des Registan, einer Medressa. Leider ist der Vorplatz komplett mit einer hässlichen Bühneninstallation verstellt, was den Fotografen ärgert - es gibt nur wenige Standorte, von wo man aus die Schönheit dieser Anlage einigermassen erfassen kann. Auch hier ein witziges Detail: Auch damals gab es schon weniger begabte Handwerker - der Löwe an der Hauptfassade erinnert doch erheblich an einen Tiger...
Der Publikumsmagnet Nr. 1, der Registan, toppt natürlich die Mosaikarbeiten...
... und bietet auch bezüglich seiner Grösse ...
... und Gestaltung. Diese Kuppel zum Beispiel ist mit viel Gold verziert.
Hier waren einst die Unterkünfte Studierender
Sieht doch wirklich aus wie Löwen, oder?
Vorbei am historischen Nationalmuseum (es wurde von der Regierung eben eingerissen und durch einen Platz ersetzt) und hübschen aber leblosen Fassaden gelangen wir zum Bibi-Khanym Mausoleum und lassen uns dort trotz dem 2-für-1-Discount kein Ticket andrehen. Vorbei an einem grossen aber neu angelegten Basar erreichen wir dann schliesslich Shah-I-Zinda, einen riesigen Friedhof mit zahlreichen mächtigen Mausoleen. Sehr schön, ausgeschöpft sind nun unsere Reserven und wir müssen zurück ins Guesthouse und nehmen dafür ein Taxi.
Die extensive Bewässerung hat doch noch sein Gutes: Kinder liegen mitsamt Kleidung
in die grossen Pfützen und kühlen sich so ab
Hier gibts Nüsse und Dörrfrüche aller Art, fein säuberlich präsentiert
Was uns auffällt: Die Stadt ist prima herausgeputzt und die historischen Bauwerke fein säuberlich restauriert - irgendwie scheint uns das aber wenig authentisch und passt kaum zum tiefen Wohlstandsniveau dieses Landes. Auch die saftig grün spriessenden Gärten und Parkanlagen sind nur mit massivem Wassereinsatz möglich. Ein Wort eines Einheimischen erhärtet auch gleich den Verdacht: Fassadendemokratie! Nach aussen alles prima, dahinter verbergen sich aber grosse Probleme. Doch Politik hin oder her, eines haben sie hier erkannt: Imame haben die schlafenden Bürger in Ruhe zu lassen, über Nacht dürfen keine Gebete von den Minaretten gelesen werden.
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