Namibia
(8.- 29.12.2017)

Anreise

Wenn einer eine Reise tut...! Endlich wieder ein spannender Trip zum Greifen nahe. Die Aufbruch Stimmung schwappt über und wir hoffen, die Freude unsers kleinen Reisegefährten wird anhalten.

08.12.2017

Einreise

Windhoek

 

Nach rund 10 Stunden Flug schweben wir immer tiefer über der Steppe rund um Windhoek, der Wind lässt die Maschine schwanken. Unser Sohn hat die Nacht mit Bravour gemeistert - und die Wahl der Billigfluglinie German Wings hat sich auch gelohnt. Der Flieger war halb voll und wir hatten eine Front-Seat-Row (ohne danach zu fragen kam ein Mitarbeiter in Köln auf uns zu und hat uns neue Tickets übergeben!!) für uns ganz alleine. Klasse Service!

Das von zwei im Namib-Wüstensand stehende Oryxantilopen (Stolz, Mut, Eleganz) gehaltene
Wappenschild steht seit 1990 für Namibia - erst dann wurde es eine unabhängige Nation.
Der Schreiseeadler steht für den Norden Namibias und dessen Wasserressourcen und
darunter die Pflanze Welwitschia mirabilis, eine der ältesten Pflanzen der Welt.

Beim Verlassen des Flugzeugs schlägt einem der Temperaturunterschied von 6 Grad in Köln zu rund 30 Grad in Windhoek ins Gesicht - aber sehr angenehm! Man geht zu Fuss über das Rollfeld, ein Kordon von
Flughafenmitarbeitern weist einem den Weg. Immigration und Gepäckabwicklung ist schnell gemacht - dank unserem Kleinkind konnten wir aber von einer Vorzugsbehandlung profitieren und müssen keine 10 Minuten warten. Schnell noch Geld wechseln, dann SIM Karte kaufen und der Transfer zu Bushlore, der Auto-Vermietung klappt auch reibungslos.

Wer immer etwas für Toyota Landcruiser übrig hat, der bekommt hier wässrige Augen! Hier fahren sie in allen Formen, Varianten und Altersklassen herum. Und bei der Rentalstation sind sicher rund 20 der Karossen geparkt - wartend auf Sand, Dünen und Camperfreunde!! Wie traurig hat das Kapitel Landcruiser und Landrover im 2016 einen Abschluss bekommen, sie dürfen nicht mehr in die Schweiz importiert werden. A shame!

Landcruiser Paradise!


Die Fahrzeugübernahme und Einführung bei Bushlore ist einwandfrei. Es hilft natürlich auch,
wenn man die Gerätschaft und ein paar Details schon kennt. Hi-Lift - Erinnerungen an
einen kräftigen Kinnhaken werden wach.

Die Fahrzeugübernahme ist gründlich und die Einweisung umfassend. Sie dauert etwas länger weil doch hier und dort noch ein Bolzen, eine Lasche oder ein paar Schrauben fehlten. Und ausgerechnete die einzige KFZ Steckdose im Fahrzeug hat nicht funktioniert. Aber ansonsten ist der Toyota Hilux (2.4 GD 6, 4x4) in prima Zustand, die Reifen noch hochwertig und wenige Kratzer und Beulen wurden identifiziert.
Alles fein sauber dokumentiert, das Gepäck grob eingepufft (Himmel, wohin sollen wir mit all dem Kram?!) und los geht's, mit eingestellten Scheibenwischer (weil da ja sonst der Hebel für die Blinker ist) und mit Linksverkehr eingefädelt. Wir steuern direkt da Guesthouse Violet an und machen uns nach dem langen Flug keinen Stress mehr. Einkaufen dann morgen, jetzt erstmals mit dem Kleinen spielen und beginnen Auto ein zu puffen.

Ein leckeres Mahl bei Joes Beer House, eine letzte Nacht in einem Zimmer - es kann losgehen!

Joes Beerhouse: Ein wildes Sammelsurium von ausgestopften Tierköpfen bis hin zum
von gestrandeten Reisenden geschenkten Mini - sagen wir sehr reich dekoriert oder
ein bisschen Abgefahren (Quelle: http://www.joesbeerhouse.com/gallery)


09.12.2017

Stampriet

Kalahari Farmhouse

Einmal noch richtig frühstücken im Guesthouse, eine ordentliches Badezimmer geniessen und dann heisst es beladen des Wagens - was bei den beengten Platzverhältnissen eher eine Herausforderung ist. Zwei Schubladen und ein "Reduit" wo Kompressor, Ersatzrad und sonst noch diverses Material vom Fahrzeug liegt. Und natürlich, wie das so ist, kaum verstaut weiss man schon nicht mehr, wo was ist. Dann beginnt die Sucherei. Wir vermissen wir unseren Landcruiser zum ersten Mal - da hat doch alles seinen Platz.

Ein den Verkehr einfädeln geht einwandfrei und der Bedienhebel für den Blinker ist auch heute noch auf der falschen Seite, so bleiben auch die Scheiben sicher immer sauber. Die Regeln sind einfach: Der erste der an die Kreuzung fährt hat Vortritt, sofern es keine Ampeln gibt.

Zuerst ist Einkauf angesagt: "Kalahari Meat Supplies" bietet viel Biltong, Lambchops, Käsewurst und Droewors. Danach in den "Cymot" wo jedem Camper/Outdoorfan das Herz höher schlägt. Von Padlocks bis zu Bullbars gibt's hier einfach alles. Und letztendlich noch in den "Superspar" um die Grundversorgung sicher zu stellen. Ok, vielleicht ein bisschen mehr als nur das. Dumm nur, wohin mit all dem Kram? Der Kühlschrank ist gefüllt und den Rest einfach mal ins Heck stellen. Langsam Zeit weg zu kommen.

Noch tanken und den verunsicherten Tankwart beruhigen, dass der Wagen tatsächlich so viel schluckt wegen einem Zusatztank. Das müsste nun für rund 1000km ausreichen. Und dann mit Kreditkarte bezahlen. Fast wie zu Hause.

Die nächsten 200km sehen in etwa so aus: Piste geradeaus, flach, blauer Himmel.

Kaum losgefahren werden die Augen von unserem Sohn schwer und er schläft ein. Er verpasst wie wir nach ca. 60km auf die Gravelroad abbiegen, auf welcher wir die nächsten rund 200km fahren werden. Eine flache Landschaft gleitet an uns vorbei, einzelne Bäume und Büsche säumen die Strasse. Wir sehen erstmals Ureinwohner: Kudus, Erdmännchen, Warzenschweine, Affen und natürlich Ziegen und Kühe. Zudem Haufenweise der riesigen Vogelnester, die in ganzen Kommunen in dem Geäst wohnen. Es ist angenehm warm und am Horizont sieht man Regenwolken, welche auch uns noch kurz streifen. Da geht man nach Afrika und hier kann es doch tatsächlich auch regnen...

So hausen die Siedelweber in Kommunen, in sicherer Distanz zum
Boden und den Jägern die nicht klettern können.

Bei einem Verpflegungshalt kann unser Sohn nach Herzenslust im Sand spielen, der erst noch angenehm warm ist. Mit seinem neuen Bagger leistet er einen Beitrag zum hiesigen Strassenunterhalt. Er ist guter Laune und zeigt keine Anzeichen von Langeweile oder dass er genug hätte von der Fahrt. Auch beim Einsteigen passiert das ohne Wiederstand - wir sind froh hat er trotz der Vibrationen und dem Geschaukel fast 2 Stunden geschlafen hat.

Unser temporärer Reisegefährte: Ein Toyota Hilux 2.4D, Double Cab mit Aufbau von AluCab.

Sand überall - und erst noch auf rund 35°C vorgewärmt, da vergisst man schnell
die Strapazen der Piste.

Und dann kommt die unübersehbare Warnung, dass selbst eine gerade Gravelroad gefährlich und die sogenannten "Roll-Over" nicht ein Ammenmärchen sind. Ein PW liegt upside down neben der Piste, der Unfall muss aber schon ein paar Stunden her sein. Ein Pannenfahrzeug wird das Wrack gleich aufrichten und abtransportieren. Wenn es eine PW so leicht überschlägt, wie wenig braucht es dann für einen 4x4 wie den Unseren?

Insgesamt standen ca. 280km auf dem Fahrplan bis wir im "Kalahari Farmhouse" eintreffen sollten. Wir sind beim Eintreffen die einzigen Gäste auf dem Camping, welcher sehr einladend ist. Am Horizont ist es Dunkel, als ob es gleich Katzen hageln wird aber wir scheinen verschont zu werden für heute. Etwas spät dran und jetzt noch mit der neuen Küche zurechtkommen ist für unseren Sohn eine weitere Geduldsprobe - und da wir das Fahrzeug erst nach dem Essen für die Nacht richten können freuen sich die Mücken über ausreichend Zeit, all die vielen Nischen im Fahrzeug zu erkunden und gute Verstecke für die Nacht zu scouten. Sie werden alle den Tod des neuen "Mücken-Rackets" sterben, welches sie unerbittlich röstet. Das wissen sie zu dem Zeitpunkt noch nicht. Draussen sitzen zu bleiben macht wenig Freude, das Licht zieht allerlei Kleingetier an - und die rund 12mm langen Ameisen laden ebenfalls nicht zum gemütlichen Verweilen im Freien ein. Zeit, sich in die (enge) Kabine zurück zu ziehen.

Hübsche Campsite - ganz für uns alleine.

Dunkle Wolken am Himmel - heute hat es bereits geregnet, nur gut bleiben wir
heute davon verschont.


10.12.2017

Sesriem

Heute stehen ca. 360km auf dem Programm. Dabei werden wir aus der östlichen Richtung praktisch quer durchs Land in Richtung Westen fahren. Somit verlassen wir die Kalahari Wüste (nach der Sahara und der Gobi Wüste die Drittgrösste), die von Botswana her in Namibia ausläuft und fahren über das zentrale Plateau in die Namib-Wüste, welche sich der gesamten atlantische Küste von Namibia entlang zieht. Wie es der Name sagt, gibt diese Wüste auch den Namen für das Land.

Die Landschaft verändert sich in regelmässigen Abständen und ist alles andere als nur einfach wüst. Allerdings lebt hier auch nicht sehr viel und die wenigen Siedlungen unterwegs sind entweder wie ausgestorben weil Sonntag ist oder die Menschen halten sich bei den Temperaturen nicht im Freien auf. Auch die Tiere sind rar, vereinzelt sehen wir Gazellen oder Wiesel.


Na dann, erstmal ein Stück geradeaus!

So passieren wir Mariental und steuern Maltahöhe an, wo wir uns ein Mittagessen gönnen. Bei der sengenden Hitze ist die schattige Terrasse ein Segen und wir bestellen Oshithima and Game Stew (Kudu-Eintopf mit sowas wie Porridge aus Perlhirse). Das Essen ist lekker (Afrikaans) und wir lassen uns Zeit bevor es weiter geht.

Da ab jetzt nur noch Gravelroads anstehen reduzieren wir den Reifendruck auf knapp 2 bar um so auch ein tieferes Risiko von aufgeschlitzten Reifen zu fahren. Die Pisten sind gut und 80km/h problemlos machbar, so kommt das Ziel auch näher.

Etwa auf halber Strecke zwischen Maltahöhe und Sesriem liegt der Zarishoogthe Pass. Nicht besonders hoch wie der Name hoffen lässt aber nicht weniger attraktiv deswegen. Wir proben hier mit unserer Go-Pro Kamera den Einsatz und müssen erst wieder erlernen, wie die kleine Kamera tickt. Man taucht über eine steile Strasse tief in ein Tal ein und fährt dem Talboden entlang. Eine wunderschöne Strecke.

Irgendwo da vorne verschwindet dann plötzlich die Strasse in einem Tal...

... des Zarishoogthe Passes.

Es herrscht viel Verkehr. Sicher 5 Autos in der letzten halben Stunde. Und jetzt müssen wir hinter so einem Tourist herfahren und der Wind bläst den ganzen Staub in unsere Richtung. Also rechts ausscheren und im Blindflug an ihm vorbei - gut sieht man anhand der Staubschleppe schon von sehr weitem her, ob irgendwo ein Auto kommt, es bleibt also Zeit zum Überholen.

Die letzten 20km strapazieren noch etwas unsere Nerven, die Wellblechstruktur ist ziemlich unangenehm. Und für unseren Kleinen ist es auch langsam genug, er ist nur noch schwer zu entertainen.
Kaum rollt man aber in die Campsite fällt der Druck ab und man freut sich auf den kühlen Pool. Den haben wir nun alle nötig, bläst einem hier doch ein heisser Wind bei Temperaturen um die 40°C im Schatten ins Gesicht. Wir hoffen inständig auf eine Abkühlung in der Nacht und ein feines Lüftchen - aber erst muss nach dem Sonnenuntergang noch dieser heisse Wind abstellen. Beides trifft ein wie erhofft und die Temperatur sinkt bis auf ca. 18°C ab.

Campsite in Sesriem...

... das sieht doch schon fast wohnlich aus.

Alles cool!

Der Camping-Shop löst auch gleich noch zwei akute Probleme: Wir kaufen nun doch auch noch Streichhölzer (wie kann man sowas vergessen) und kühles Bier (wo war nur mein Kopf beim Einkaufen!). Wir sind wohl etwas aus der Übung gekommen, dass wir an sowas nicht früher gedacht haben.

Gegen Abend setzt in der Regel ein dritter Schub von Fahrzeugbewegungen ein. Der erste ist am Morgen um 05:00 Uhr. Alles will auf die Dünen für den Sonnenaufgang. Dann um 10:00 Uhr Rückkehrende und Abreisende. Dann um 16-17:00 Uhr die Neuankömmlinge und Sundowner-Seeker. Wir lassen es erst mal gut sein für heute. Und machen uns über Bohneneintopf her.

Die Farben im späten Tageslicht sind kräftig und warm, ein schöner Ausklang.

Zumindest bis der Wind aus einer anderen Seite angreift scheint alles ok. Dann schüttelt es unser Heim teilweise kräftig, wir stehen voll mit der Seite zum Wind und bieten eine gute Angriffsfläche. Nobody is perfect, das konnten wir nicht abschätzen.

11.12.2017

Sesriem

Der Morgen ist ersatzlos zu streichen. Um 4 Uhr donnern alle in Richtung Dünen, um möglichst den Sonnenaufgang vom Grat einer der höchsten zu geniessen - oder war es doch 5 Uhr und einfach unser Wecker falsch gestellt? Klar: Noch EU Zeitzone. Das kommt vom Flugmodus, der seit der Landung noch immer eingeschaltet ist. Wir wollten auch vorne dabei sein und sind nun eine Stunde zu spät. Dann verbrüht frisch gekochter Kaffee das Gesicht des eh schon schlecht gelaunten Fahrers - und er muss sich noch einen Muntermacher brauen. Nicht gut.

Einsam und alleine fahren wir die 60km in Richtung Sanddünen. Wir stellen dabei aber fest, dass das Timing gar nicht so schlecht ist, will man nicht auf die Dünen. Und das haben wir mit 10kg Kleinkind auf dem Rücken nicht im Sinn. Zudem konnten wir in der Mongolei das Feeling eine 300m Düne zu erklimmen schon geniessen, nur waren wir die einzigen Menschen im ganzen Dünenfeld. Irgendwie entspannt so ohne "Leistungsdruck".

Wir haben uns auch wegen einem Ballonflug erkundigt, nur ist es nicht zulässig ein Kleinkind mit in den Korb zu nehmen. Und den Vorschlag, Lio solange durch fremde Personen betreuen zu lassen haben wir dankend aber bestimmt abgelehnt. Das wollen wir ihm nicht antun, spürt man doch sehr deutlich wie sehr er uns immer um sich herum wissen muss. Die Reise ist für ihn eine grosse Herausforderung und die einzige Sicherheit die er hat, ist Mama und Papa.

Ein Strauss - wohin des Weges?

Die Morgensonne lässt immer noch kräftige Farben zu, unterstreicht die
Schönheit der Landschaft...

... aber lässt keinen Zweifel zu: Heute wird es hier wieder sehr heiss!

Die Dünen sind wunderschön, messerscharfe Kanten, starke Kontraste vom Schattenwurf. Ein Strauss geht zielstrebig in Richtung ... schwer zu sagen. Sieht etwas verloren aus. Die Strasse ist bis auf die letzten 3km geteert. Und darauf freut sich natürlich der 4x4 Reisende:3km Sandstrecke (leider nur 3km). Mit Schwung reinfahren und Leistung im Triebwerk halten. Herrlich, wie der Wagen gleitet. Und dann kommt da linkerhand der erste Oryx nahe bei uns zum Vorschein. Der Reflex nimmt den Fuss vom Gas, der Wagen sinkt augenblicklich ein, bleibt stehen. Das darf doch nicht wahr sein: Keine 200m im Sand und dann sowas! Mit Untersetzung und viel Gas, mit Vorwärts und Rückwärtswiegeln kommt der Wagen aber wieder frei und es geht weiter - mit einem schönen close-up Foto auf dem Chip.

Achtung Oryx - beinahe eingesandet wegen dieser Begegnung...

Wir kommen im Dead Vlei an und folgen dem Strom von Menschen zur Pfanne mit den abgestorbenen Bäumen. Doch noch mehr sind auf dem Rückweg - bis wir ca. 45 Minuten später die letzten sind, die diesen faszinierenden Ort wieder verlassen. Die letzten werden die ersten sein - die wieder ein Bild wie in der Broschüre schiessen können. Menschenleer. Unser Sohnemann verschläft die meiste Zeit in der Trage auf dem Rücken und verzückt jeden, der uns begegnet. Natürlich wollen alle auch so transportiert werden... Es ist so um die 40 Grad im Schatten, man kann es ihnen nicht übel nehmen (aber viele haben auch ausgesprochen ungeeignetes Schuhwerk an).

Dead Vlei, wie man es auf all den Fotos von anderen Touristen auch sieht.
Aber deswegen nicht weniger faszinierend!

Ein Selfie gehört dazu, nur einer hier im Bild interessiert das
wenig - der schläft einfach bei dieser Hitze!

Im Schatten eines Baumes gibt es Frühstück, wir teilen es grosszügig mit den Spatzen, die uns belagern. Das ist eine prima Unterhaltung für unseren Kleinen. Das Sossus Vlei ein paar hundert Meter ist eine weitere der oft erklommenen Dünen - wir hätten sie für uns alleine aber wegen Hitze und 10kg Ballast beschränken wir uns auf die optischen Reize. Im Guidebook steht was von einer Stunde, die man rechnen sollte, das tun wir uns nicht an.

Fazit: Es muss nicht 5 Uhr morgen sein um die Einsamkeit der Dünen zu erleben.

Auf der Rückfahrt fahren wir an Herden von Büffeln und Gazellen vorbei, die unter den Bäumen des Campingplatzes Schatten suchen. Das werden wir nun auch tun. Zeit für eine Siesta. Damit kommen wir an unsere Grenzen - bei 40°C im Schatten ist kaum an einen Mittagsschlaf für unseren Sohn zu denken. Nur braucht er den dringend. Wie kühlen wenn AC vom Auto nicht in Frage kommt? Erst nach langem kämpfen findet er Ruhe. Kühlung verschaffen nasse Frottiertücher in den offenen Luken des Dachzelts, Wasserzerstäuber und feuchte Nuschis (Spucktücher) auf dem bis auf die Windeln entkleidetem Körper - Kühlung durch Dissipationsenergie (Verdunstungsvorgang). Ein nasses T-Shirt verschafft übrigens auch für Erwachsene Kühlung. Ein Sprung in den Pool ist auch wirksam - für unseren Sohn haben wir aber ein Mini-Planschbecken dabei, sodass er in 50x50cm bei mit nur einem Eimer Wasser herrlich Spass hat. Dekadent aber schön. Gut wird es sobald die Sonne untergeht angenehm warm und kühlt in der Nacht weiter ab auf 18°C ab. So müssen wir uns wenigstens nicht um die Nacht Sorgen machen.

Ein Abstecher in den faszinierenden Canyon keine 5 Minuten Fahrstrecke vom Camp entfernt lohnt sich. Nur sucht man vergebens nach einem Felsmassiv oder so, wo ein Canyon zu erwarten wäre. Der natürlich ausgetrocknete Fluss frass sich bis zu 30 Meter in die felsige Ebene und hinterliess eine spannende Kluft, die gut zu begehen ist. Man könnte es doch glatt übersehen.

Ein mächtiger Fluss hat den Sesriem Canyon einfach in die weite Ebene
gefressen - bis zu 30m Tief in den Boden.

Aber eben, der Fluss war schon länger nicht mehr hier...

 

12.12.2017

Solitaire

Rostock Ritz

 

Um 05:00 Uhr das übliche Motorgedröhn von allen, die möglichst die ersten in den Dünen sein wollen aber diesmal eilt es für uns nicht. Einmal umdrehen und weiterschlafen. Gemütlich eine warme Dusche geniessen, in aller Ruhe frühstücken und dann zusammenpacken um das nächste Ziel anzusteuern.

Bis alles verpackt ist spielt unser kleiner Bub im Sandkasten aller Sandkästen bis er sich einen fiesen Dorn im Fuss einfängt und die Freude vorerst getrübt ist. Aber er erholt sich rasch und spielt weiter bis er die kleine Lache unter dem Wasserhahn entdeckt und sich in das kühle Nass setzt. Wie die Kleider danach aussehen braucht keine weiteren Schilderungen, daher kommt zum Zusammenpacken noch ein Kleider/Windelwechsel hinzu.

Leider kann uns die Frau bei der Reception nicht sagen, ob eine Piste wo auf der Karte "permit" draufsteht mit unserem Permit befahren werden darf - ist ja auch eine Strasse, die rund 1km von der Reception entfernt ihren Anfang hat. Wer weiss den schon sowas. So machen wir es wir die übrigen und rattern über die reguläre Piste in Richtung Solitaire.

Unterwegs treffen wir das übliche Getier an und erstmals ganz in der Ferne Zebras. Schon irgendwie komisch die in einer Herde da draussen zu sehen. Die Landschaft ist herrlich und ziemlich so, wie wir es von Afrika erwarten würden. Vereinzelte Bäume und Sträucher, Steppenlandschaft, karg und trocken.
Hie und da auch eine Lodge.

Endlose Weite, schnurgerade Pisten.

Solitaire ist eigentlich eher eine Raststätte als ein Ort - aber publikumsattraktiv haben sie viele verrottete Oldtimer davor im Sand aufgebahrt, einen Bakery Shop mit leckerem Kaffee und einem Restaurant mit ebenso leckerem Burger hingestellt. Das lädt doch zum Verweilen ein und entsprechend viele Touris halten an. Für unseren Sohn ist es höchste Zeit - er hat Hunger und Bewegungsdrang, danach muss es schnell gehen damit er schlafen kann. Die Oldtimer faszinieren ihn und erfordern gründliche Inspektion - der Radnaben. Wie immer. Er macht das unglaublich gut, kaum im Kindersitz schläft er schon und lässt sich durch die schlechte Piste nicht von seinem Schlaf abhalten.

Eyecatcher, clever in Szene gesetzt. Da muss man einfach anhalten und einen Kaffee trinken...

Aber da fehlen doch die Räder?

Das gäbe einen schönen Hot-Rod!

Rostock Ritz ist wie so manche Lodge am Anfang nur mal ein Gate entlang der Strasse und dann fährt man nochmals rund 15 Minuten über eine Holperpiste bis dann endlich etwas von Menschenhand geschaffenes erkennbar wird. Wir sind die einzigen Gäste und dürfen uns daher auch als Camper am Pool breit machen - das ist normalerweise nur den Lodge-Gästen vorbehalten. Klar, bei 165 im Vergleich zu 2700 ZAR pro Nacht darf ja schon eine gewisse Exklusivität zugestanden werden. Zudem liegt die Campsite ca. 7km von der Lodge entfernt, da geht man auch nicht einfach mal mit dem Tuch über die Schulter geworfen zum Pool.

Prima Pool in der Lodge von Rostock Ritz. Ganz für uns alleine.

Der Pool ist wohl einer der schönsten die wir je benutzen durften, leicht erhöht mit fantastischem Weitblick über die Wüstenlandschaft. Es luftet angenehm kühl und die rund 32 Grad im Schatten sind herrlich - vor einem Jahr seinen es 45° gewesen, in Sesriem sogar 50°! Ein Bijou - gut für uns sind wir alleine. Wir bekommen noch eine Tankladung Frischwasser und holpern dann zur Campsite. Ziemlich
cool, in the middle of no-where und ganz allein. Nur das Parken ist weniger einfach als mit unserem Toyota - die Betten im Dach sind in Längsrichtung, die "Notschlafstelle" ist quer zum Fahrzeug und der Kopf rechts. Bis da der Wagen eben genug und auch noch im Wind steht (den man nicht kennt) ist Präzisionsarbeit...

Campsite - auch diese ganz für uns alleine.

Es hat wieder Sand für unseren Sohn zum Spielen, kleine Wüstenmäuse zum Beobachten, einen Sonnenuntergang für die Eltern, absolute Stille und ein unglaubliches Sternenpanorama für eine ruhige Nacht. Einfach klasse!

 

Namib Wüste im Vollbrand! Die Abendsonne taucht das ganze Land in magisches Rot.

 

13.12.2017

Walvis Bay

Entgegen dem ursprünglichen Plan beschliessen wir keine zweite Nacht hier zu verbringen - die Sonne ist mörderisch und Schatten gibt es keinen. Zudem müssen wir unseren Jungen immer im Auge behalten denn unter jedem Stein den er wenden will könnte ein Skorpion sitzen. So richtig entspannt ist das dann nicht.

Trotzdem geniessen wir den Morgen in dieser wunderbaren Landschaft bis der Schattenwurf des Fahrzeugs sich langsam aber sicher unter dem Auto verkriecht und es unerträglich heiss wird. Ein besonderes Highlight ist die Dusche: Ein Holzfeuer erhitzt einen Wasserbehälter direkt über der Flamme und so gibt es nach ca. 15 - 20 Minuten ein angenehm warmes Wasser. Aus der Duschkabine geniesst
man trotz geschlossener Tür - sie ist reicht nur bis auf Höhe der Brust - die Aussicht über das Tal. Das ist echt unschlagbar! Das nächste Ziel ist Walvis Bay.

"Licking Toilets" - Kopfkino beginnt ...

Der Donkey, ein Feuerchen unter einem Boiler und nach 20min kann man angenehm Duschen.

Die Strecke ist eigentlich verhältnismässig kurz, ca. 200km sind zu bewältigen. Aber die Strasse hat es in sich. Grössere Streckenabschnitte sind Wellblechpiste und über den Gaub Pass hämmert die Strasse durch die Federn was das Zeug hält. Hier ist dann auch Schluss mit schlafen für unseren Sohn. Wir sind froh kann er noch nicht sprechen, sein Gesichtsausdruck lässt aber die eine oder andere Vermutung zu.

Landschaftlich ist diese Strecke sehr abwechslungsreich und die Fauna und Flora sieht immer wieder anders aus - bis sie eigentlich komplett verschwindet. Die letzten 80km ist Wüste, wie man es sich vorstellt. Was nicht heissen soll, dass es unattraktiv ist. Man gleitet mit 70-100km/h über die Pisten, lässt das Fahrwerk die Arbeit machen und geniesst die Eindrücke. Der letzte Drittel ist dann auch richtig trockene, karge Sandwüste - die Namibwüste.

Einer kleiner Pass unterwegs (Karpfenkliff - ohne Gewähr. Aber
wenn es miese Strasse ist, dann ist es da)

Über eine Anhöhe kommt man in die nächste Ebene, welche von einem Band
von Bäumen durchzogen ist.

Die Klimaanlage läuft mit allem was das nachteiliges mit sich bringt. Trockene Luft, kalte Luft... das kann ja nicht gesund sein. Die Überraschung ist dann gross als bei einer Pinkelpause herrlich kühle 21°C herrschen - das war echt witzig. Somit AC OFF.

Und dann kommt einem doch tatsächlich noch ein Radfahrer mit all seinem Tourengepäck entgegen. Weiss man nicht wie stark der Wille sein muss für so eine Übung würde man diesen Athleten für verrückt halten müssen. Wir haben für diese Passage rund 3h gebraucht - wie lange der wohl für dieselbe Strecke brauchen wird? Eindrücklich oder doch einfach nur verrückt?

Walvis Bay ist endlich da, nach den Sanddünen begrüsst einem erstmals eine hübsche grosse Shopping-Mal. Wir finden den Camping (Lagoon Chalets & Camping) ohne Probleme und freuen uns über einen sicheren Nachtplatz. Hier gibt es einen grossen Spielplatz und genau das hat sich unser Sohn verdient. Er ist dann auch so müde vom Herumtollen, dass er doch fast noch die erste Begegnung mit dem Ozean und den Flamingos verschlafen hätte. Zum Glück aber nur fast. Die Vögel mit den Steckenbeinen waren dann schon faszinierend für ihn. Man sollte sich die Küste hier aber nicht unbedingt wie Miami-Beach vorstellen. Obwohl Hauptreisezeit für Namibianer fühlt es sich für uns aber eher ruhig an.

Mit ihren schlaksigen Beinen stampfen die Flamingos Krustentiere aus dem Sand.

Wohl etwas misstrauisch...

Endlich ein Spielplatz!

Von hier aus könnte man rund 40km südlich halten... da muss es eine schöne Bucht mit vielen Vögeln geben. Die Strecke klingt vielversprechend: "Nur für erfahrene Sandfahrer" - entweder dem Beach entlang oder durch das Dünenfeld. Hach, das juckt. Aber wir haben wohl zu wenig Zeit und ohne zweites Fahrzeug könnte das rasch ein ziemlich anstrengendes Erlebnis werden, so lassen wir auch auf Rücksicht auf unser Kind den Nervenkitzel sein und nehmens gemütlich.

Der Camping verfügt über ein gutes Restaurant, so bestellen wir ein gutes Stück Fleisch. Wir warten eine geschlagene Stunde darauf und nur dank dem Spielplatz und dem unglaublich liebenswerten Pächter, ein echter Kindernarr, verzeihen wir der Küche. Es ist auch sehr gut, könnte Rang drei der Fleischküche sein.
Also nicht entmutigen lassen!

14./15.12.2017

Swakopmund

Nur 30km Teerstrasse stehen an. Ein kurzer Ritt nach Swakopmund. So schmücken wir den Weg aus damit unser Sohn länger im Auto schlafen kann. Beim Verlassen von Walvis Bay fahren wir wieder an den Flamingo und einer kleinen Truppe von Pelikanen vorbei. Wir kurven durch einige Wohnquartiere mit teilweise recht eigenartiger Architektur, hin zur Verbindungsstrasse gegen Norden. Aber definitiv, hier zu wohnen scheint angebracht zu sein.

Auch Pelikane sind hier anzutreffen.


Das spezielle der Namib ist, dass der Pacific Ocean mehr oder weniger direkt auf den Sand der Wüste trifft, nur unterbrochen durch die Strasse. Links also die Brandung des Ozeans, rechts ordentlich hohe Sanddünen, die sich weit ins Landesinnere ziehen. Der Streifen Land zwischen Fahrbahn und Ufer wird fleissig bebaut und vermutlich ist in ein paar Jahren die ganze Strecke zwischen Swakopmund und Walvis Bay zugepflastert - mit allen Infrastrukturproblemen (z.B. Wasserversorgung), die das mit sich bringt.

Biegt man von der Teerstrasse ab erreicht man nach 200m das Ufer
des rauhen pazifischen Ozeans.

Schaut man in die andere Richtung erheben sich die Dünen der Namibwüste, die
sich noch weit bis ins Landesinnere ziehen.

Ein Checkpoint kontrolliert unsere Fahrzeugpapiere da der Toyota in Südafrika zugelassen ist, das geht aber nur zwei Minuten. Immer wieder kann man zum Meer abzweigen, im Sand zu fahren wie all die Einheimischen juckt. Aber die Befürchtung das Gesicht vor eben denen zu verlieren wenn man sich nach den ersten 10 Meter einsandet siegt dann über die Unvernunft und wir fahren weiter nach Norden. Weite Zonen sind geschützt vor dem Befahren mit jeglichen Fahrzeugen - das um die Brutgebiete der gefährdeten Damara Seeschwalbe zu sichern. Aber wo es nicht geschützt ist, da tummeln sich Dünensurfer, Kiteschirmflieger und Quadfahrer. Übrigens die Küste ist kein Badeparadies. Das Wasser ist sehr frisch und die Strände reizen mehr für 4x4 Spass als Sonnenbaden.

In Swakopmund werden wir im Camping "Alte Brücke" erwartet. Wahrscheinlich der einzige Camping in Namibia der einen grünen Rasen als Stellfläche anbietet - nebst einer eigenen Duschkabine und Grillstelle. Eine kurze Erkundungsfahrt bringt uns an einen Hafen und da gibt es herrliche Calamares, Fish & Chips. Und Burger. Es ist eine fahrende Küche in einem gelben Bus und die verstehen ihr Handwerk. Die Menge von Gästen lässt klar diesen Schluss zu.

Glamping (Glamurous Camping)- anders lässt sich das nicht beschreiben: Eigenes Dusch- und
WC Häuschen grüner Rasen. Extraklasse und einmalig in Namibia. Bestimmt!

In dieser Stand fühlt man sich wie zu Kolonialzeiten der Deutschen - der Baustil ist sehr hübsch, die Häuser bestens gepflegt, vieles in Deutsch angeschrieben (Café Anton, nicht verpassen), die Coiffeuse spricht perfektes Deutsch, die Strassen sauber... und es hat sogar einen Weihnachtsmarkt! Und für alle die, die diese austauschbaren Christkindlmärkte gesehen haben, der hier ist wirklich anders. Auch statt bei -5°C im Menschenstrom gedrängt an den Ständen vorbeigeschoben zu werden kann man hier bei doch überraschend tiefen 16°C durch die Stände schlendern.

Ein Pier in den rauhen pazifischen Ozean hinaus...

... und in die andere Richtung geht's zum Christkindlmarkt.

Knusper, knusper Knäuschen, ...

Eines muss hier doch einmal noch angemerkt werden: Das Land ist grundsätzlich sehr sauber, Swakopmund vielleicht noch mehr aber generell sind die Strassen ordentlich gepflegt und man sieht kaum Müll herumliegen. Es fällt einem eigentlich wenig auf, weil man es sich ja so gewohnt ist.
Aber auf das Thema angesprochen fällt es dann doch sehr deutlich auf.

Danach folgt die Einkaufstour: Super Spar, Cmot (weils so schön ist), Kleidergeschäft (man finde einen langärmeliges shirt für ein 18monatiges Kind, Trockenwürste kaufen, Kaffee Anton (Confiserie wie daheim), SIM Guthaben kaufen (20 NAD, davon 6-7 noch Tax = Restguthaben ca. 1 CHF)... Und zu guter Letzt noch Coiffure für Mama und Sohn sowie einen Bart-Trimm für Papa.

Ein Campsite-Nachbar hat noch auf eine besondere Werkstatt hingewiesen und uns auch gleich dahin gebracht: Ein Shop für Lederwaren (African Leather Creation CC, 22 Rakotoka Street)! Von Zebrafellen über allerlei handgefertigte Souvenirs bis hin zu einer grossen Auswahl von Schuhen, die gleich im anschliessenden Gebäude hergestellt werden. Die Zebrafell-Schuhe sehen besonderes cool aus, nur ob das an der Grenze so gern gesehen ist? Das Experiment lassen wir bleiben. Aber die Kudu-Schuhe für Kinder sind so süss dass wir gerade drei Paar mit aufsteigender Grösse kaufen.
Auch die kurze Besichtigung der Schuhwerkstatt ist spannend. Natürlich wird alles von Hand zugeschnitten, genäht, geklebt... like in old times.

Kuduleder nach Schablone zuschneiden...

... nähen...

...und schon ist zu erkennen, was das werden soll.

Etwas Klebe drauf...

... und so sieht das fertige Stück aus. Fancy!

Abendessen gibt's im Restaurant "The Tug", einem grossen Fischkutter nachempfundenen Restaurant mit sehr guter Fischküche. Catch of the day war ... ein Fisch, eine Flasche Wein mit unseren deutschen Reisegefährten und viel Action dank unserem Sohn - ein gelungener Abend. Kein Wunder ist das "the place to be" im Weihnachtsurlaub. Der einzige Ort, wo wirklich alles ausgebucht und selbst Restaurants im Voraus reserviert werden sollten.

 

16.12.2017

Cape Cross

 

Wichtigste Aufgabe für heute: Wäsche abholen und durchzählen. Wollen doch keine warmen Pullover hier lassen. Gemütlich frühstücken und dann ist noch etwas Fun für die kleinen - und grossen Kinder angesagt. Für die Kleinen gibt's eine riesige Indoor-Spielanlage (mit 50m langen Rutschen, Pools mit bunten Bällen, Karussells, etc. Für die Grossen die grosse Outdooranlage mit ein paar hundert Quadratkilometer Sand. Ideal für Quads. 90 Minuten und einen heftigen Sonnenbrand auf dem Handrücken später sind gross und klein erschöpft.

Riesiger Indoor Spielplatz - Spass bis zum Umfallen!

So ein Quad ist schon etwas wendiger auf Sand, echt vergnügliche Sache. Und dann noch die "Abfahrt" mit dem "Sandboard" - man sollte das Vergnügen einfach nicht laut herausbrüllen sonst schluckt man Sand. Man legt sich bäuchlings aufs Brett und fegt die Düne herunter.

Traumhaftes Panorama (Grossformat)

Man nehme dünne Holzplatte, lege sich bäuchlings drauf und gleite eine steile Düne herunter.
So macht man "Sandboarding" auf die pragmatische Art.

Danach ist fertig lustig und wir fahren in Richtung Mond - zumindest lässt uns die Landschaft so fühlen. Ein grauer Himmel, trostlose Wüste, Minen in der Ferne. Wir sind unterwegs nach Cape Cross, viel weiter kommt man ohne Permit nicht mehr. Die gleichnamige Lodge mit dem Campingplatz davor
ist das Einzige, was es hier gibt. Überall sind mächtige Knochen drapiert - der Schädel eines Blauwals sowie ein paar Wirbelkörper der Wirbelsäule sind an der Wand aufgehängt. Oder stützen sie vielleicht das Gebäude? Durchaus vorstellbar. Eindrückliche Dimensionen - selbsterklärend, wir sind an der Skelleton Coast. Hier wurden früher die Wale ausgenommen und der Strand muss mit unzähligen Skeletten übersät gewesen sein. Offenbar hatten auch so einige Seefahrer Pech gehabt und den
Kahn in den Sand gesetzt. Davon zeugen weiter nördlich diverse Wracks. Wie dumm nur, man überlebt und muss erstmal noch ein paar hundert Kilometer Sandwüste hinter sich bringen für das nächste kühle Bier. Geht in die Kategorie "Bad Hair Day".

Ein Schädel und Wirbelkörper eines Blauwals...

Eigentliches Ausflugsziel für uns: Das Reservat für Seehunde. Tausende davon und genau in den letzten zwei Wochen kamen all die Jungen zur Welt. Ebenfalls tausende. Mit dem Auto fährt man Richtung der Kolonie und wundert sich über die schwarzen Fellbündel überall unterwegs. Das sind die ersten Kadaver die von Kojoten oder anderen Jägern zum Verzehr weggeschleppt wurden. Und an der Küste treffen wir auf ein Massaker - ehrlich gesagt etwas unvorbereitet. Wir haben noch nie so viele Kadaver auf einem Haufen gesehen. Wenn die Mütter ins Wasser gehen um zu futtern finden viele ihrer Kids nicht mehr, die Kleinen werden in der Zwischenzeit von den scheinbar plumpen Männchen platt gewalzt oder ganz einfach so Beute der Jäger aus der Luft oder am Boden. Sehr viele Jungtiere fallen der Natur hier zum Opfer - aber das ist normal und muss so sein. Aber dafür sind dann die Zärtlichkeiten zwischen Mama und Kind umso schöner, wenn sich dann doch welche wieder finden. Das mag dann doch auch noch vom heftigen Gestank ablenken. Sehr heftig! Gut bläst der Wind vom Camp weg.

What's up?


Family reunion...

... und glückliches Familienleben!

Aber es unschwer zu erraten, dass bei derart vielen Jungtieren viele ihre Mutter
nicht mehr finden oder sonst zu einer leichten Beute werden.

Das wiederum ist ein "gefundenes Fressen" für alle Arten von Jägern. Die Möwe labt
sich gerade an Eingeweiden... ein gnadenloses Massaker!

Ausflugsziel für alle anderen? Hm, den Unmengen von Angelruten nach zu urteilen muss man hier fischen. Was sonst könnte man hier auch machen? Ein Strandtuch zwischen all den Kadavern die das Meer anspült auszubreiten ist wenig prickelnd. Viele kommen mit mehreren 90l Kühlschränken auf dem Pickup und Fischen was der Pazifik hergibt. Und das ist reichhaltig. Oder war zumindest mal. Offenbar sind die Chinesischen Fangflotten deutlich erfolgreicher und leeren das Meer, die Population ist erheblich dezimiert. Neue Fanggesetze limitieren zumindest vom Land aus die Fänge erheblich. Trotzdem, es scheint sich zu lohnen und Spass zu machen - und wirklich JEDER Offroader hat ein oder mehrere Racks für Angelruten, oder sogar einen eigenen Trailer dafür. Passionate!

Seht her: Ein eigener Trailer für die Angelruten und Zubehör - man staune!


17.12.2017

Spitzkoppe

Auch wenn eine Dusche generell überbewertet wird - schön ist es halt trotzdem wenn man eine bekommt. Danach geht doch einfach vieles besser von der Hand.

Eine Begegnung mit einem Motorradreisenden stellt sich als eine spannendes Treffen heraus - er hatte nur trockene Kelloggs dabei, sonst nichts und da luden wir ihn auf eine Tasse Kaffee, Schale mit Milch zu seinen Kellogs und einem Stuhl ein. Schlussendlich sassen wir 2 Stunden mit ihm da und haben uns über Reisen, Beruf und die Robben unterhalten. Er ist Procurement Consultant und arbeitet im Moment für Glaxo - und daher gab es auch ein durchaus fachlich interessantes Gespräch.
Zum Reisen hatte er zwei gute Faustregeln, die denke ich auch aus unserer Erfahrung Sinn machen:

1. Gehe auf die Leute zu und ergreife die Initiative. Solange Du der bist, der den Kontakt aufbaut ist die Wahrscheinlichkeit klein, dass der andere was Böses im Schilde führen kann.

2. Wenn Frauen und Kinder auf der Strasse sind, ist es generell eher sicher

Der Weg führt uns wieder rund 50 km auf der gleichen Strasse zurück, wir machen aber noch einen kleinen Abstecher an die Küste um zu sehen, wo die denn alle Angeln. Tatsächlich, der ganze Beach ist gleichmässig besetzt mit Offroadfahrzeugen und deren Besitzer, die die Angeln auswerfen. Es ist übrigens ein Phänomen hier, dass ALLE Trucks mindestens vier Angelruten senkrecht vor dem Kühler in speziellen Halterungen stecken haben. Und die Ruten sind keine Teleskopruten sondern 3-5m lang. Gut gibt es hier keine Leitungen oder Strassenampeln...

Selbst ein popeliger Suzuki fährt mit Bullbar und Fishing Rod Racks herum.
Allerdings nicht unpraktisch die 4-5m langen Ruten zu transportieren.

Es juckt eine Strandfahrt zu wagen, aber mit der hecklastigen Kiste ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, sich tief fest zu setzen und das würde einfach zu viel Zeit kosten. Also wenden und zurück auf die Hauptpiste.

Fishers Paradise - oder vielleicht auch ein bisschen Offroaders Paradise?
Hier gehen sie also alle hin mit ihrem Fishing-Gear!

In Henties Bay, dem Ausgangspunkt für viele der Fischer betanken wir unseren Hilux randvoll und direkt daneben hat es einen Coffeeshop. Nichts wie hin und gleich Mittagspause machen, so schaffen wir den Rhythmus unseres Sohnes einigermassen. Während wir so dasitzen fällt vorallem eines auf: Servicepersonal, Tankwarte, WC-Reinigungscrew, Car-Wash People und Shopangestellte sind dunkelhäutig, die schönen Trucks die betankt, gewaschen und gewienert werden sowie die Gäste im Restaurant sind weiss. Auch das Fischen ist primär Sache der Weissen. Auch die ärmsten Menschen am Strassenrand oder in den Blechverschlägen sind ausnahmslos schwarz. Es ist offensichtlich, dass das Gefälle sehr gross ist und daher auch die neueste Entwicklung in Südafrika, offene Stellen primär mit Schwarzen besetzen zu müssen ein Zeichen dafür sind, dass die Spannungen gross sind.

Pit-Stop in Henties Bay. Nach Betanken des Hilux muss noch diese einladende
Werbung auf Korrektheit überprüft werden. Kaffee war sehr gut!

Und TAB, die namibische Cola wurde vom Vorkoster mit
skeptischen Blick geprüft mit Prädikat "empfehlenswert" ausgezeichnet.

Im rechten Winkel stechen wir jetzt ins Landesinnere, der Wärme entgegen. Schnell sind die 18° C über 30° C gewichen und die Sonne brät wieder gnadenlos vom Himmel. Die Piste nimmt uns hart dran, besonders unseren Kleinen der eigentlich überreif für einen Mittagsschlaf wäre. Aber wenn selbst anhalten nicht die nötige Ruhe bringt, dann wird es die Zeit richten - und sie tat es dann auch. 15min später ist er in seinem Traumland und wir in unserem. Eine wie immer sehr karge aber schöne Landschaft zieht an uns vorbei, die Spitzkoppen ragen langsam aber sicher aus der Ebene heraus und damit rückt auch das Ziel des Tages näher.

Finally, Spitzkoppe in Sicht!

Genau hinschauen - ATW (gelbes Kamel) war auch schon hier.

Das Camp ist prima! Die Plätze sind rund um den Fuss des Berges angesiedelt und weit voneinander entfernt. Zudem sind nur eine Hand voll Fahrzeuge da, also wieder einmal ein Plätzchen nach unserem Geschmack. Feuerholz gibt's zu kaufen, eine Feuerstelle ist vorhanden und so brutzeln wir uns was Hübsches über dem Feuer. Das wohlverdiente neue Spielzeug für unseren Sohn, ein geschnitztes Zebra ist schon nach kurzer Zeit um ein Ohr und drei Beine ärmer, da helfen auch Pflaster nur bedingt. Das Holz ist einfach wenig robust. Oder nicht so robust wie das Feuerholz, welches eine hervorragende Glut ergibt und nur langsam verbrennt.

Basic Cooking.

"Home is where your car is parked"

Campsite à la Spitzkoppe. Nächster besetzter Platz 10min Fahrzeit. Dusche dito.



Die Abendsonne taucht das Land in Feuer bevor es dunkel wird, ein prächtiges Schauspiel!

18.12.2017

Brandberg

White Lady Lodge

Eine ruhige Nacht und zumindest etwas Schatten am morgen durch die Felsen. Ein Guide wird uns heute uralte Wandmalereien zeigen und sonst noch ein paar Inputs zur Umgebung liefern. Er lebt sein ganzes Leben hier, war noch nie in Windhoek und ist mehr als zufrieden damit. So zumindest die offizielle Version. Wir wünschen uns die Kurzfassung da es sonst zu anstrengend - und langweilig für unseren Sohn wird.
Die Wandmalereien sind gut versteckt und zeugen von einer lange vergangenen Zeit, als sich die Stämme auf diesem Weg noch Nachrichten hinterliessen. Die Malereien gehen bis 4000 Jahre zurück, die letzten sind 200 Jahre alt. Die damaligen Ureinwohner sind ziemlich weit herum gekommen - darauf lässt zumindest das Bild eines Oktopusses schliessen.

Bis zu 4000 Jahre alte Felsmalereien, unten die bekannte Darstellung einer Schlange.

Auf der Piste sind plötzlich Pfotenabdrücke zu erkennen, der Grösse nach von einem Leoparden. Sie sind frisch - und Luftlinie weniger als ein Kilometer von unserem Nachtplatz entfernt. Nahe dran und doch nicht gesehen. Dafür entdecken wir ein im Baum aufgehängtes Kadaver - da hat der Leopard seinen Lunchpacket deponiert. Nur dort ist sein Fang von anderen Räubern einigermassen sicher.

Das Lunchpacket eines Leoparden - so sichert er sich sein Futter vor anderen Räubern

Spitzkoppe besteht aus imposanten und attraktiven Felsformationen und ist natürlich auch zum campieren prima. Am Gate des Parkes kann man viele Souvenirs kaufen, die gemäss Aussagen der Kassiererin alle im Dorf hergestellt werden. Sieht nicht nach Made in China aus - aber da kann man sich nie wirklich sicher sein. Das geschnitzte Zebra hat schon nach wenigen Stunden drei Beine und beide Ohren verloren, für Spielzeug also ungeeignet.

Der bekannte Steinbogen, durch den man Abends die Sonne untergehen sehen kann...

... und knall bunte Echsen, die tagsüber eine magische Ausstrahlung haben.

Ab hier werden die Strassen zunehmend schlechter, die Vibrationen sind nerv tötend. Aber zumindest trifft man unterwegs auf Begradiger, die gerade die Stassen planieren. Die Crew steht wie üblich überzählig und tatenlos da - und gibt uns zu verstehen, dass sie Streichhölzer brauchen. Trauen oder nicht trauen nach alldem was wir gelesen haben? Wir entscheiden uns für die Arbeiter und gegen all die Warnungen, halten an und holen aus dem Heck ein Sachet mit Streichhölzern. Eines hätte für die Zigarette gereicht und die Zigarette brennt sogleich, freundliches Dankeschön und weiter gehts.

Wo die fahren sind gute Pisten nicht weit. Damit werden Wellblech Pisten eingeebnet.
Oft stehen sie aber kaputt herum und nützen niemandem.

Die White Lady Lodge ist ein Bijou - zwei kleine Pools, grünes Gras, schattige Terrasse - und hier lernen wir Rock-Shandy kennen. Das ist Angostura (bitterer Geschmack) mit Sprite und lautem Wasser gemischt. Geht als Limonade durch obschon alkoholhaltig aber ungemein lekker. Wir lernen hier eine kleine Familie aus Windhoek kennen und haben dank den kleinen Kindern rasch Gemeinsamkeiten gefunden. Wir werden auch zum Nachtessen bei ihrem Zelt eingeladen und dürfen Springbok probieren. Da gibt's aber auch wirklich nichts daran auszusetzen. Sehr gutes Fleisch. Hoffentlich finden das die Löwen nicht auch so appetitlich - an der Reception wurden wir informiert eine Sippe könnte in der Nähe sein. Am Freitag vor unserer Ankunft seien sie in der Nähe der Reception gesichtet worden. Und natürlich gäbe es hier wilde Elefanten. Wir sollen bei Dunkelheit einfach nicht zu weit vom Fahrzeug weg gehen.
Anmerkung: Hier gibt es keinen Wildzaun - entspannt fühlt sich anders an.

Ganz sicher kein Fleisch von Massentierhaltung.

Idylle pur - was wohl hinter den Büschen lauert?

19.12.2017

Brandberg

White Lady Lodge

 

Die Nacht war sehr ruhig und weder Elefanten noch Löwen im Camp. Das sieht man sehr gut da jeden Tag der Sand feinsäuberlich mit Rechen ausgeglichen wird. Da fällt jede Spur auf. Nach dem Frühstück gehen wir mit unseren neuen Reisegefährten auf eine Pirschfahrt, ein ausgetrocknetes Flussbett folgend. Schon nach kurzer Zeit stehen aber Schlammlöcher im Weg und wir entscheiden uns für Umkehr
und ausweichroute da im hohen Buschgras weiss der Teufel was liegen kann wenn wir uns einsumpfen und die Fahrzeuge bergen müssten. Im Hinterland sind überall Ruinen noch aus deutscher Kolonialzeit zu sehen. Wir stossen weiter oben wieder ins Flussbett vor treffen tatsächlich auf eine Elefantensippe, die gerade am Ufer Siesta macht. Wir halten in ca. 50m Distanz an und beobachten die Tiere. Das ist kein Reservat oder Nationalpark, die Elefanten sind wirklich wild. Die machen richtig Eindruck. Leider haben sie sich so nahe an die Route gestellt, die uns seitlich aus dem Tal herausführen sollte, dass wir umdrehen müssen.

Es braucht nicht viel um zufrieden zu sein: Ein Spot wie dieser,...

... 4x4, Pisten und ...

... was für's Auge ...

... und EINE HERDE FREIER, WILDER DESERT ELEPHANTS!

Da ist sowas nur noch das Sahnehäubchen oben drauf.

Auf dem Rückweg wählen wir ein forsches Tempo, was uns später einen Kotschutzlappen kostet und eine mühsame Innenreinigung der Wohnkabine mit sich bringt. Leider ist die Hecktüre einfach so aufgesprungen und das Innere des Fahrzeugs war komplett eingesandet. Gut ist uns nichts herausgefallen. Komische Geräusche haben wir dem losen Kotschutzlappen zugewiesen, was sich später als einen gefährlichen Irrtum herausstellen sollte.

Heute Nachmittag ist Weihnachtsfest für die Angestellten und die Bar geschlossen. Es wird ausgelassen gefeiert, getanzt - und Bier getrunken. Die 60l Ration für den Abend ist rasch weg und das zeigt bei der Wärme auch seine Wirkung. Jeder Mitarbeiter bekommt ein Geschenk und wird beklatscht. Wir lassen uns aus der Distanz von der Freude anstecken und das Weihnachtslied klang fast so, als ob er von einem Gospelchor vorgetragen würde. Schön zu erleben, auch wenn es nicht unser Fest ist.

Das Nachtessen besteht aus einem "Poiki" (Potie), eine Topf der 3-5 Stunden über dem Feuer kocht u nd nebst viel Fleisch einfach beinhaltet, was noch so übrig ist in der Küche. Es ist ein ausgesprochen schmackhafter Eintopf. Und sehr gemütlich bei unseren Gastgebern. Damit wir nicht im Dunkeln durch das Camp streunen müssen und ggf. irgendwelchem Getier in den Weg kommen haben wir uns neben das Zelt der Familie hingestellt.

20.12.2017

Mowani Mountain Camp

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Familie packen wir unsere sieben Sachen und fahren zur Lobby. Da müssen wir noch um Werkzeuge bitten um den Kotschutzlappen zu entfernen und den fehlenden Bolzen zur Türsicherung zu montieren. Für Reifenwechsel ist der Wagen ausgerüstet, dann ist aber schnell Ende Feuer wenn es um Werkzeug geht. Der Werkzeugbeutel, der uns auf der Asienreise so viele Reparaturen ermöglichte lag schon im Gepäck, bis dann die Waage Übergepäck anzeigte...

Neugieriger Zaungast


Danach füllen wir den Wassertank und fahren los. Unser Navi führt uns über einen kaum befahrenen Treck, durch ein Flussbett, vorbei an spannenden Felsgebilden und weitere frische Elefantenspuren. Leider hören wir trotz demontiertem Kotschutzlappen ein unangenehmes Schlagen bei gröberen Unebenheiten und so ist Tempo reduzieren angesagt. Jetzt hier bloss keinen Show Stopper, das wäre unangenehm.

Aussteigen wollen wir in der Gegend lieber noch nicht, zu viele Büsche verdecken die Sicht aber eine spätere kurze Unterbodenkontrolle lässt noch nicht erkennen, was das Problem ist. So nehmen wir es ausgesprochen gemütlich und fahren besonders vorsichtig über die rumplige Piste.

Auch die 110km haben uns 3 Stunden Zeit gekostet, waren aber wieder ein besonderer Leckerbissen. In der Lodge angekommen erfahren wir am Gate, dass sich auch hier ein Löwe herumtreibt, er wurde nur wenige Kilometer vom Camp gesichtet. Prima, schon wieder keine entspannte Nacht...

Kein Toyota.

Die Bäume sind einfach komplett weiss und die Rinde fühlt sich an wie Wachs.

Echte Horsepower! Ok, Maultierpower klingt einfach langweilig.


Eine genauere Suche nach dem Defekt am Auto bringt eine so simple wie auch unangenehme Erkenntnis: Die Schraube der untere Fixation des Stossdämpfers/der Spiralfeder ist schlicht und einfach absent. Das heisst der linke Querlenker war nicht mehr mit der Federung verbunden. Kein Wunder hat das so gescheppert. Die "Maps 4 Africa" zeigt in der Nähe eine Werkstatt und wir finden sie auch auf dem Navi. Also nichts wie hin - auf dem Weg versuchen wir "Bushlore", den Vermieter zu erreichen aber alle drei Nummern klingeln ins Leere. Dann machen wir es wie immer auf unsere Art.

Die Werkstatt ist ca. 15km vom Camp entfernt, eigentlich ein Glücksfall. Wir fahren auf einen Hof voller Unimog-Skelette und werden auch sofort von einer Gruppe von Mechaniker umringt. Ob das eine gute Idee war? Und automatisch sagt einer, Motorhaube öffnen... wohl ein Reflex. Ein Fingerzeig in die Richtung der fehlenden Schraube reicht und es herrscht emsiges Getreibe. Brecheisen, Schraubenzieher - oder vielleicht doch erstmal das Fahrwerk entlasten und den Wagen anheben? Ruckizucki finden sie eine geeignete Schraube, setzen diese ein und sichern sie sogar gekonnt mit einer Kontermutter. Zwar alles kein Toyota Material aber uns egal, Hauptsache es geht weiter. Und dann kommt die bange Frage, was das kostet.

"Any price you wan't, I can't charge you for that. That was nothing" - er kriegt aber trotzdem ordentlich was für den Hotfix. Letztendlich können wir jetzt wieder unbesorgt weiter fahren.

Der Bolzen der die Stossdämpfer mit dem Querlenker verbindet ist einfach weg.

Da steht ein Toyota - mal sehen was die machen können.

Nein, nicht Motorhaube öffnen. Bolzen fehlt wo anders. Irgendwie ein vertrauter Anblick.

15 Minuten nach Ankunft rollen wir vom Hof uns machen noch gleich einen Abstecher zu den "Burned Mountains" und den "Orgelpfeifen". Vulkanische Aktivitäten haben den ganzen Kalk im Gestein verbrannt und daher ist alles schwarz - nur leider sind die Lichtverhältnisse etwas ungünstig und der Kontrast ist weniger spannend als erwartet. Die Orgelpfeifen allerdings sind echt ein Hingucker und machen den Abstecher doch noch lohnenswert. Der von uns aufgescheuchte Strauss setzte dem noch das Sahnehäubchen auf - sein Gallopp und Speed waren beeindruckend als er vor uns über die Strasse raste.

Orgelpfeifen Felsen bei den "burned mountains" - ein Resultat von vulkanischer Aktivität.

Happy End. Jetzt muss noch der Löwe wo anders Futter suchen.

Dann hoffen wir mal, dass dem Löwen eine Esel über den Weg läuft der in satt und träge macht.

 

21.12.2017

Grootberg Pass

Hoada Camp

Das mit dem Anfeuern des "Donkies", so heissen die Warmwasseröfen hier, klappt nicht. Eine einzige Seite einer Zeitung ist nicht genug für einen ungeübten um dieses schwere, dichte Holz zu entflammen. Aber kalt ist das Wasser sowieso nicht.

Bis auf's Anfeuern - eindeutig Glamping! Jeder Platz hat sein eigenes
Örtchen zwischen den Felsen. Klasse!

Am Gate werden wir noch von einer Angestellten der Lodge um eine Mitfahrgelegenheit gebeten. Viele können sich hier kein Auto oder dergleichen leisten, so sind sie auf die Hilfsbereitschaft der Mobilen angewiesen. Bei der nächsten Hauptstrasse liegt schon ein Haufen Gepäck anderer Reisenden am Strassenrand, da kann ich sie absetzen. Geduld gehört hier in jedes Handgepäck.

Die Fahrt ins nächste Camp ist soweit Ereignislos - ausser der Grootberg Pass und das Tal, welches er von der nächsten Ebene trennt. Die Piste ist zwar gerade mal wieder etwas anstrengend aber dafür entschädigt uns die Landschaft mit viel Grün und attraktiven Felsformationen. Man könnte sich hier gut einen Indiana Jones Movie vorstellen. Auf der Passhöhe zweigt eine hübsche 4x4 Strecke ab, die zur Grootberg Lodge führt. Der Ausblick muss atemberaubend sein.

Grüner als man denkt - ...

... fehlen nur noch Indiana Jones!

Wir fahren aber nochmals 20km zur Campsite. Wir haben diese nicht reserviert und bei der Ankunft runzelt die Frau im Büro die Stirn, sie seien ausgebucht. Wie immer findet sich aber eine Lösung, und sei es nur, dass gerade jemand gecancelt hat.

Die Campsite ist eingezäunt und zwischen Felsen in einer Ebene gelegen. Auf einer kleinen Anhöhe ist ein Mini-Pool in die Felsen eingebaut, eine Sunset-Bar und eine kleine Terrasse um die Sonnenuntergänge geniessen zu können. Der Stellplatz hat eigenes WC und Dusche, alles mit Donkie befeuert - hier wird das aber vom Staff gemacht, es besteht also Hoffnung für heisses Wasser.

SWEET!

Eine der schönsten Sites bisher, unbestritten.

Die Nacht bricht wie immer spektakulär herein.


22.12.2017

Etosha Park

Dolomite Camp

Die Nacht war perfekt ruhig - ein Zaun ist schon keine schlechte Sache. Nun stehen noch rund 60km an bis Kamanjab und damit dem letzten grösseren Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten vor dem Etosha Park. Die Strasse macht sowenig Freude wie am Vortag.

In Kamanjab treffen wir auf eine grosse Menschenmasse - es ist Weihnachtszeit und ab morgen sind die Läden dicht. Da wird von Lodges, Einheimischen und Reisenden gebunkert. Nur so richtig wohl wird einem nicht beim Anblick dieser Menschenmasse. Das Auto hier stehen lassen? Zuerst volltanken und dabei die Menschen beobachten. Zwei Polizeifahrzeuge kreuzen durch die Menge, das ist schon mal gut.
Der Tankwart meint auch, "no Problem". Er bringt mich vorbei an ihrem reicht dekorierten Weihnachtsbaum (Reifenstapel, bunt bemalt in namibischen Farben) in eine ein Quadratmeter grosse Kammer, das Büro, und tippt den Betrag in das Kreditkartengerät. Bisher also überall ohne Probleme mit
Visa Card bezahlt.

Eine Begegnung der besonderen Art: Während wir betanken läuft quer durch die Menschenmenge eine Himba-Frau. Leider haben wir kein Foto davon aber die Frau stammt von einem Urvolk und kommt barbusig und mit der klassischen Bekleidung daher. Ein komischer Kontrast und trotzdem wird kaum Notiz davon genommen.

Wir halten uns an unsere Regel: Wenn nicht wirklich versteckt oder bewacht, dann mitten im Kuchen parkieren. Zwei freundlich und aufmerksame Typen wollen sich um unser Auto kümmern, uns soll's recht sein.

Der Shop ist prima ausgerüstet und wir finden sogar die "Quetschies", die unser Sohn je nach Laune so gut mag. Die (weissen) Ladenbesitzer stehen äusserst aufmerksam im Laden um keine Unregelmässigkeiten zu zu lassen. Bei so vielen Leuten im Geschäft sicher kein einfaches Unterfangen.
Alles eingetütet, Auto noch da und unversehrt - und dann kommen die zwei "Bewacher" und zeigen uns ihre hübsch geschnitzten Makani-Nüsse mit dem Namen von uns eingeritzt. Das erklärt, warum sie nach unseren Namen gefragt haben. Geschickt - da kann man ja fast nicht nein sagen. Hoffnungslos überzahlt aber schöne Erinnerung.

An der Kreuzung noch der letzte Checkpoint der Polizei mit der sinnhaften Frage, wie denn die Strasse war ("behind us not so good, before us much better") und ob wir das Lich eingeschaltet hätten ("Yes, of course!"). Und schon gleiten wir beseelt von der Ruhe von asphaltierten Strassen vorbei an riesigen Termitenbauten zum Park.

Finally - whe're there!

Registrierung (rechtes Schalter) und Bezahlen der Fees (linkes Gebäude) und gleich noch eine Karte mit allen Tieren und Details des Parks kaufen. Die wird sich als sehr nützlich erweisen, um all die Spezies zu erkennen. Es geht los, rund 60km bis zu den Dolomite Lodges. Wir bewegen uns nun innerhalb der äune des Etosha Nationalsparks, die rund 22'900 Quadrat Kilometer Land umzäunt. Jetzt sind wir in einem richtig grossen Zoo, nur sind wir jetzt ein Teil davon. Und wir sind nicht die Stärksten hier.
Die Regeln sind so einfach wie auch nötig: Nie aussteigen, nur auf den markierten Pisten fahrend, etc. - Nichteinhaltung kann zum Verzehr durch die hiesigen Prädatoren führen. Die Pisten sind aber gut, wenn auch holprig und schon kurze Zeit später entdeckt man die ersten Tiere. Allerdings müssen wir zuerst an einem Binden-Rennvogel vorbei, der mitten auf der Strasse wie versteinert dasteht. Selbst als wir knapp 50cm an ihm vorbei rollen zuckt er mit keiner Feder. Woher der wohl seinen Namen hat?

Steppenzebra

Kuhantilope

Giraffe

Kudu Antilopen

Gnus

Rotschopf Trappe

Wir sind zufrieden mit der ersten Sichtung: Steppenzebras und die Hartmanns Bergzebras (ja, es gibt verschiedene!), Giraffen, Kuhantliopen, viele Springböcke, Steenbok (Steinbock, jedoch wenig gemeinsam mit unserem Bündner Steinbock), Damara Dik-Dik, Oryx, Streifengnu, Riesentrappe... und vermutlich haben wir zweimal so viele Spezies simpel und einfach übersehen. Tiere, die nicht gesehen werden wollen, werden nicht gesehen.

Die Dolomite Lodge ist auf einer Hügelkuppe angesiedelt, steht mitten im Wildpark und hat keine Zäune. Man wird mit einem Caddy abgeholt und auch ins Häuschen gebracht. Das Häuschen besteht eigentlich nur aus Zeltwänden und einer atemberaubenden Aussicht auf die Ebene unter uns. Ein Pool und eine hübsche Lounge sind direkt neben der Reception angelegt. Und die rund 20 Häuschen sind über die lange Hügelkuppe verteilt - das letzte mit direktem Blick und in ungemütlicher Nähe zu einem der Wasserlöcher. Das Nachtessen (Zwiebelsuppe, Impala-Steak mit Beilagen) ist ok aber wenig prickelnd und da Kleinkind müde und Mama und Papa kaum Hunger haben wegen leichten Magenverstimmungen wird es vorzeitig abgebrochen. Sundowner auf der eigenen Terrasse, was für eine Aussicht! Was bringt die Nacht?

Sundowner mit Ausblick auf 22'000 Quadratkilometer Naturreservat!

Ein ausnahmsweise laut schreiendes Kleinkind, dass sich nicht beruhigen lässt. Und je länger es schreit, desto unwohler fühlt sich der Papa. Viel auffälliger könnten wir nicht Wildtiere auf uns aufmerksam machen. Und ausgerechnet als der Kleine sich beruhigt beginnen ums Haus herum Steine zu klappern.
Mucksmäuschenstill warten wir ab, was passiert und schlagen noch schnell in der Zimmerinformation nach, was bei einem Notfall zu tun wäre: Die Sirene verwenden (welche denn? Wir wissen von nichts.) oder eine der gelisteten Nummern anrufen... also ob da noch jemand abnehmen würde? Bei der Dämmerung wird dann klar, dass eine Bande von Affen die Steine anheben und darunter nach Getier suchen. Die haben uns also echt einen Schrecken eingejagt. Spätestens beim Anruf in die Reception wird klar, dass auch anrufen über das Telefon im Zimmer nicht geklappt hätte - es ging schlicht und einfach nicht.

Es drängt sich der Gedanke auf, dass sollte hier mal etwas schief gehen, das so richtig schief gehen wird. Machen wir sonst selten - aber von dieser Lodge raten wir ab. Überteuert und bezüglich Sicherheit ein Fragezeichen.

 

23.12.2017

Etosha

Olifantsrus Camping

Die Morgensonne streift so langsam über die Hügelkuppe und beleuchtet die Tiere in der Ebene, die gerade in Richtung Wasserloch steuern. Ein wunderschöner Anblick!

Wir klappern wieder alle Wasserlöcher ab, die zugänglich sind und treffen auch dazwischen reichlich Tiere an. Im Wesentlichen keine neuen Spezies, aber sie Posen gut und lassen uns reichlich Zeit für Fotos. Eine Giraffe trinken zu sehen ist eben schon was besonderes. Und die Tiere sind dabei extrem wachsam und vorsichtig. Vor den Schakalen brauchen sie sich nicht zu fürchten, aber es gibt genug andere Gefahren, die ihnen während sie in dieser verletzlichen Haltung dastehen schaden können.

Eine Impala Antilope

Der kleine Springbock, wunderschön und macht seinem Namen alle Ehre.

Der Oryx - einfach ein schönes Tier!

Soll ich oder soll ich nicht? Die Giraffe hat uns 10 Minuten reglos beobachtet bis
sie sich traute zu trinken.

Das Olifantsrus Camp sieht ein wenig aus wie eine Festung. Gut und robust eingezäunt ist sie der sichere Hafen für alle Reisenden. Die Gates werden bei Sonnenaufgang geöffnet, beim Untergang geschlossen. Wer dann nicht drin ist, bekommt Ärger. Das Wasserloch ist einzigartig! Es formt sich künstlich um einen Beobachtungsturm, den man über eine Brücke vom Camp aus erreichen kann. Grandios, wie nahe man dabei an die Tiere kommt. Wir werden hier einen Elefanten beobachten, sonst sind aber gerade keine Tiere anwesend. Das Rhinozeros werden wir verpassen, es hält sich nicht an einen Fahrplan und kommt im Laufe des Nachmittags anstatt am Abend wie die letzten Tage zuvor.

Wäsche waschen, Siesta (es ist wieder gegen 40°C warm), das übliche Programm. Tiere sind weiterhin keine zu sehen. Bis spät in den Abend nicht. Wir sind schon beim Abwaschen des Geschirrs als uns ein Park-Ranger anspricht und nach einem guten Jack fragt. Da hätte jemand einen Unfall gehabt und sie können den Wagen nicht bergen.
Es stellt sich heraus, dass zwei junge Franzosen (20 und 23 Jahre alt) 500m vor dem bereits geschlossenen Gate einen ungekonnten Drift produziert und danach den Wagen auf den Rückspiegel gelegt haben. Wir haben einen Hi-Lift, prima geeignet für eine solche Mission. Nur können sie ihn nicht bedienen. Also gibt's nur eins: Auf den Ranger Pickup aufsitzen und aus dem Gate hinaus in die Dunkelheit fahren, um zu helfen den Wagen zu bergen. Der Wagen steht schon wieder auf allen 4 Rädern, die 2 Reifen auf der rechten Seite sind aber von der Felge abgedrückt worden und die Felgen haben sich tief in den sandigen Boden eingedrückt. Nicht ganz so einfach.

Der Ranger versteht mein Unbehagen bezüglich den Gefahren, in 500m zu einem Wasserloch im Dunkeln ohne Schutz ein Auto zu bergen. "No Problem", er mache den Job schon seit 18 Jahren. Immerhin lebt er doch, so scheint er was davon zu verstehen. Ein automatisches Gewehr haben sie aber doch dabei. Die Bergung ist schwierig und schweisstreibend, plötzlich wird es hektisch: Ein grosser, schwarzer Skorpion krabbelt keine 2m von der Stelle durch den Sand wo wir gerade buddeln. Ein Stich wäre beim schwarzen Skorpion zwar kein tödlicher, sicher aber lange anhaltend schmerzhafter. Und gleich darauf krabbelt auch noch eine Spinne so gross wie eine ausgestreckte Hand dahin - das werden die einzigen Opfer des Unfalls sein. Die ganze Aktion hat gute 60 min gedauert und es war ein gutes Gefühl wieder im Pick-up auf der Rückbank zu sitzen und in Richtung Gate zu fahren.

Foto am Tag danach: Eleganter Drift, einmal um die Achse und parallel
zur Fahrbahn auf die Seite gelegt. Zu schnell gefahren, ganz einfach.

Das Fahrzeug war schlecht ausgerüstet und die Insassen nicht für so einen Fall vorbereitet. Sie haben sich auch nicht an die Zeitvorgaben gehalten, die hier gelten und waren auch zu schnell unterwegs.
Das hätte 60km weiter draussen passieren können und dann wäre es eine sehr unangenehme Nacht geworden für die Zwei. Kein Mobilempfang. Kein SatPhone. Keine Fahrzeuge mehr unterwegs, die Hilfe hätten holen können. In der Wildnis ohne Schutz - und nicht auszudenken, wie dramatisch die Situation wäre bei Verletzungen. Es war halt ein günstiges Angebot und Bekannte aus Namibia hätten gesagt, ein SatPhone brauche man nicht. Egal was einem andere sagen, letztendlich ist doch jeder selber verantwortlich für sich selbst und fehlt die Erfahrung, so sollte man es sich nicht so einfach machen.
Das war nahe an einem fatalen Unfall.

 

24.12.2017

Etosha

Okaukuejo

Eine Tortur die Strecke die bevorsteht. Mit allem Respekt aber selbst innerhalb Namibia ist das die mit Abstand längste und schlechtest unterhaltene Strecke. Auf 60-80km werden wir durch die Wellblechpiste übel durchgeschüttelt. Sehnlich warten wir, bis ein erster eingezäunter Rastplatz auftaucht um uns etwas zu beruhigen. Schade nur riecht es nach Hydrauliköl und nachdem wir ein paar Tage zuvor einen Bolzen der Radaufhängung verloren haben, jetzt sind beide Stossdämpfer im Eimer. Das heisst noch langsamer fahren.

Oben staubig, unten alles vom Öl des Stossdämpfers vollgesaut. Beidseitig. Erstaunlich.

Das ist wohl ein Stück weit exemplarisch wie hier die Dinge gehen: Die Parkgebühren steigen aber die Unterhaltsarbeiten für den vermutlich wichtigsten Publikumsmagneten in Namibia bleiben stehen. Kommt man in Okaukuejo an sieht man zuallererst eine sauber aufkollonierte Gruppe von sicher 10 Bulldozern - die aber offenbar seit langem unbenutzt da stehen.

Wir sehen nicht zuletzt durch die erforderliche Konzentration und dem zunehmenden Ärger kaum Tiere, die rund 140km sind aber trotzdem landschaftlich sehr attraktiv und abwechslungsreich. Man muss hier vielleicht auch noch anmerken, dass wir nicht die typischen "Game Driver" sind, die bei Sonnenaufgang lospreschen und bei Sonnenuntergang zurück kommen um möglichst viel zu entdecken. Unser kleinster Passagier hat eine limitierte Sitzbeständigkeit und schläft auch nicht beliebig lange im Auto. Daher sind wir sicher nicht zu der besten Tageszeit unterwegs und können auch nicht an Wasserlöchern auf die Tiere warten.

Immer wieder erstaunliche Farben, sattes Grün vor klarem Blau.

Der "Sekretär" ist eine gefährdete Spezies, der auf Grund seiner besonderen Körper-
merkmale eine "Monospezifische" Art zugeteilt ist. Weder Trappe, Kranich - am Ehesten
den Greifvögeln zugeordnet.

Die Riesentrappe kann mit bis zu 1.3m Grösse und 15-19kg Gewicht zu den schwersten
flugfähigen Vögeln gehören. Sie gehört in die Familie der Kraniche.

Okaukuejo erscheint einem fast wie eine kleine Stadt. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es hier in der Hauptreisezeit aussieht. Die Campsite ist eher weniger attraktiv mangels Schatten spendenden Bäumen. Dafür sind wir direkt am Wildzaun und sehen die daher pilgernden Tiere. Als Ausgangspunkt für "Game Driving" aber sicher ideal.

Wir leisten uns zu Weihnachten ein BBQ Dinner, so richtig festliche Stimmung kommt aber nur bei unserem Sohn auf. Der spielt freudig und hingebungsvoll mit seinem Weihnachtsgeschenk, einem DUPLO Bagger.

... da ist sonst wenig, was an Weihnachten erinnert.

Das Highlight des Tages ist sicher ein langes Schauspiel von 3-5 Nashörnern, die sich am Wasserloch einfinden. Nachdem wir uns auf der "Zuschauertribüne" eingefunden haben passiert erstmals gar nichts. Beinahe wären wir zurück zum Auto, als sich ein grosser dunkler Schatten erkennen lässt. Das erste Rhinozeros. Von da an haben sich die Tiere sicher 2 Stunden teilweise nur einen Steinwurf entfernt von uns mit Wasserversorgt und sich sozialisiert. Sehr eindrückliche Kreaturen, kaum zu glauben dass es Wilderer gibt, die nur wegen dem Horn solche Kreaturen erschiessen.

Wie ein Hauptgewinn: Während zwei Stunden kommen und gehen Nashörner, bis zu drei...

... auf's Mal. Sehr eindrückliche Kreaturen!

Und dann mitten in der Nacht, als ob sie vor unserem Auto stehen würden - heftiges Löwengebrüll!! Die Tiere müssen in unmittelbarer Nähe gewesen sein, so klar konnte man sogar das Atmen hören. Gut zu wissen, dass da noch ein Zaun steht. Das Gebrüll gibt klar durch, wer hier der Boss ist. Und es geht unter die Haut. Die Nächte davor haben sie offenbar auch noch gejagt - muss schauerlich sein, es nur zu hören.

25.12.2017

Okaukuejo

Ein Camp-Nachbar bestätigt meine erste Diagnose: Die Dichtungen der Stossdämpfer sind beschädigt und auf beiden Seiten ist eine erhebliche Menge der Dämpferflüssigkeit ausgelaufen. Somit sind die ausser Gefecht gesetzt und die Front fährt nur noch auf den Federbeinen.

Fühlt sich an wie einer dieser amerikanischen Show-Cars, die hüpfen können. An eine längere Ausfahrt ist nicht mehr zu denken. Wir kommunizieren mit Bushlore, dem Vermieter und er wird uns einen Ersatzwagen senden. Er sagt, das Problem sei bekannt bei Toyota und seit Mitte 2016 noch nicht behoben. Sie hätten teilweise alle 30'000km oder noch deutlich weniger km-Leistung Probleme mit den Stossdämpfern. Im Nachhinein werden wir erfahren, dass dieser Wagen schon 2x die Stossdämpfer wechseln musste und nach unserem Ausfall nun auch noch ein Teil der Motoraufhängung in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Wir machen trotzdem einen kurzen Ausflug und haben auch hier nicht besonders viel "Game"-Glück. Ein Elefant aus der Ferne und über 20 Giraffen sowie sehr viele der Gazellen, Zebras und dergleichen. Zwei Stunden später sind wir wieder auf dem Campingplatz und richten uns für eine Siesta ein als uns eine Nachbarin darauf aufmerksam macht, dass gerade ein grosser Elefant dem Zaun entlang zum Wasserloch schlendert. Prächtig, vor lauter beschäftigt sein diesen Riesen fast verpasst. Somit entfällt die Siesta und ein Besuch am Wasserloch steht an. Das ist ein prächtiges Tier, stampft gemächlich dem Wasserloch entgegen und braucht sich vor nichts zu fürchten - ausser vielleicht einem Nashorn. Er spritzt sich ausgiebig mit Wasser ab und stellt sich später noch ganz ins Wasserloch. Die anderen Tiere halten respektvoll Distanz, ausser ein paar Enten. Eine Herde Springböcke reiht sich am Ufer auf, dann kommt eine Herde von Zebras. Der graue Riese zieht majestätisch von Dannen und gerade dann tauchen am Horizont noch zwei Giraffen auf, da lohnt es sich zu warten.

Leider fehlt hier der Grössenvergleich - es ist ein riesiges Tier, dass da gemächlich an uns...

... vorbei zum Wasserloch schlendert. Er lässt sich - und somit uns - viel Zeit beim "Frischmachen".

Und dann noch die Giraffen, die sich hier in Ruhe etwas Wasser gönnen.

Sehr schönes Wasserloch, direkt vor der Campsite. Vollformat hier.

Das war Glück, so viele Tiere aus nächster Nähe in aller Ruhe beobachten zu können. Derweil hat eine Windhose unser Camp etwas umgebaut und die Markise arg verbogen. Ein paar aufmerksame Nachbarn konnten gerade noch ein paar Ausrüstungsgegenstände bergen, bevor sie über den ganzen Platz verteilt wurden.

Mit Bushlore vereinbaren wir einen Ersatzwagen für morgen 08:00 Uhr zu bekommen - das ist ärgerlich, müssen wir die fein säuberlich verteilten Gegenstände von uns 4 Tage vor Abgabe noch einmal umpacken. Nun muss ein Rock-Shandy her, bevor wir zu packen beginnen. Auf dem Weg zur Bar gehen wir noch am Wasserloch vorbei und genau dann tauchen zwei weitere Elefanten auf. Also nochmals die Kamera holen und dafür nehme ich eine Abkürzung.

Plötzlich zwickt was in meine Wade und umgehendes Nachschauen zeigt keinerlei Getier - insbesondere keine Schlange oder ein Skorpion. Die Fotos sind dann erstmals nicht mehr so wichtig, jetzt muss die Krankenstation einen Blick darauf werfen. Eine Schlange ist unwahrscheinlich, es gibt keine 4 Einstichstellen die Sinn ergeben. Ein Skorpion kommt nicht so hoch hinauf und der Stich ist ein Punkt. Also können die beiden Tiere hoffentlich ausgegrenzt werden. Das Lazaret ist kein Ort für einen ernsten Zwischenfall - schon gar nicht an Weihnachten. Die wichtigsten Leute sind weg. Ein Pfleger kümmert sich um mich und verabreicht mir eine Spritze. Wenn ich schon an der Wade keinen Schmerz spüre, dann tut mir jetzt der Hintern weh. Und dann überkommt mich eine lähmende Müdigkeit.

Der Rock-Shandy kann nur halb genossen werden, zu fest steckt der Schrecken in den Knochen. Hier gibt es sehr gefährliche Schlangen oder auch Skorpione. Es wird sich herausstellen, dass es ein Fehlalarm war ohne jedoch zu wissen, was gezwickt hat. Es war aber auch eine Warnung, dass ein Moment der Unachtsamkeit durchaus schwere Konsequenzen haben kann.

Unsere Nachbarn sind gerade dabei, den Offroad Trailer für die morgige Abreise flott zu machen. Diese Trailer sind hier sehr üblich und unglaublich praktisch. Alles zusammengepackt sind die Anhänger kompakt und gut geeignet auch für Offroadfahrten. Entfaltet man diese jedoch, kommen Zelte, Küchen und halbe Wohnlandschaften zum Vorschein. Einmal mehr lernen wir, dass bei jedem Handgriff Vorsicht geboten ist: Unter dem Blachenboden befindet sich ein ordentlicher Skorpion. Die Kinder haben eine UV Lampe hervorgeholt und damit leuchtet er wie prächtig.

Im Vergleich dazu: Der Hintergrund ist ein Fussball. Die Tiere leuchten mit UV-Licht,
das macht sie aber nicht weniger furchteinflössend. Eine Begegnung von unserem Sohn
mit einem Skorpion ist eine unserer grösseren Sorgen...

 

26.12.2016

Frans Indigo Lodge

 

Bushlore hat alle Erwartungen übertroffen - das Austauschfahrzeug steht schon deutlich vor dem vereinbarten Zeitpunkt (08:00) Uhr auf Platz. Die hälfte der Familie schläft noch. Schicken wir uns in die Tatsache, dass wir nun umladen müssen. Ist schon erstaunlich, wie rasch man sich in so einem Auto ausbreiten kann. Aber der Service ist klasse und nach gegenseitiger Betankung rast der Driver wieder zurück nach Windhoek.

Ein letzter Blick auf ein paar Tiere beim Verlassen des Parks und schon stehen wir wieder am Gate. Und übrigens nehmen sie es hier ziemlich genau mit dem "Ausführen" von Landwirtschaftlichen Produkten und Fleisch. Wir müssen unsere Eier und eine Wurst abgeben aber was soll's, irgend jemand anders freut sich nun darüber.

Die Frans Indongo Lodge ist ein Bijou, schöner und besser gepflegt als die "Dolomite" Lodge. Und erstaunlicherweise auch noch spürbar günstiger. Und dann noch ein Empfang auf Schweizerdeutsch an der Reception... !

29.12.2017

Ausreise

Windhoek