Mongolei Teil 1 (Ölgii, Gobi Wüste)
(14.08. bis 01.09.2012)

 
 

Nachfolgend Teil 1:
Route vom Grenzübertritt in Ölgii durch die Gobi Wüste im Süden bis nach Ulaan Baatar

Hier zu Teil 2:
Route von Ulaan Baatar zum White Lake, nach Terelj und die Ausreise im Süden

Vorspann

Wir haben den grössten Teil der Fahrstrecken mit unseren Globexplorer Freunden Nicky und Roy zurückgelegt. Daher sieht man oft ihren weissen 4x4 vor uns. Es ist wenig ratsam, sowas ganz alleine zu machen, zumindest als Anfänger. Zu einfach kann einem das Land, das Wetter oder die matschige Mischung davon einen Strich durch die Rechnung machen. Es ist zu erwähnen, dass wir bis auf einen einzigen Fahrtag trockene Witterung angetroffen haben, was unsere Reise wesentlich vereinfachte. Regen wird hier zum Feind Nummer eins. Gleich nach Pannen und Unfällen...

Danke Nicky, dass wir Eure Fotos einstreuen dürfen und so unser Erlebnis mehr Farbe und Details bekommt.

Los geht's ins aufregendste Offroadabenteuer!

 

13.08.2012

Grenzposten
Tashanta / Tsagaannu

Wir nächtigen vor dem Gate des russischen Grenzpostens, weil wir zu spät gekommen sind. 18:00 Uhr machen die Pforten dicht. Wir bleiben aber nicht allein, wenige andere Fahrzeuge gesellen sich im Laufe des Abends und der Nacht zu uns. Und um 02:00 Uhr klopft doch so ein Idiot an unsere Scheiben, nachdem er mit seiner Kiste um uns herum gekurvt ist. Ob wir Zigaretten hätten? Ärger, nein! Aber wenigstens zieht er danach Leine.

Da wir Zeit haben und die ersten 10'000km abgeraspelt sind, machen wir mal eine Trockenübung: Karkassenwechsel und Räder rotieren. Aber die Mission können wir nicht vollständig erfüllen. Bis lange nach Eindunkeln mühen wir uns mit unseren neuen Werkzeugen ab, bis es schliesslich klappt. Also eben fast klappt. Die Karkasse zu wechseln ist ohne Übung etwas anstrengend und sah im Kurs viel einfacher aus. Aber der Reifen dichtet nicht sauber zur Felge ab und mit unserem Kompressor und Druckspeicher kommen wir an die Grenzen. Aber lieber hier diese Erfahrung machen, als sonst wo es die Umstände erfordern könnten. Wir suchen morgen eine Werkstatt auf und die lösen das im Handumdrehen.

Dann spielt uns unser High-Lift, der Wagenheber, einen Streich. Das Auto ist hoch aufgebockt und der verflixte Bolzen fürs absenken klemmt. Wie kriegen wir die Kiste nun wieder auf den Boden?! Mist!
Hämmern nützt nichts, Schmieren nicht, und bei jedem Versuch rastet der Wagenheber eine Stufe höher ein. Klick! Ob wir das wohl erstmals daheim hätten üben sollen? Dann, ohne zu wissen warum, klappts und erstmals schlägt der Verlängerungshebel um sich und verteilt einen veritablen Kinnhaken. Wir werden kaum enge Freunde!

Schmerzliche Trockenübung: Karkassenwechsel und Wagenhebertest.
Ergebnis: Nicht erfüllt!

14.08.2012

Ölgii

N48°58.110'
E089°53.973'

Vor dem Zoll staut sich nun doch schon eine ordentliche Fahrzeugkolonne auf. In einem Skoda Fabia der Mongol-Rallye schlafen sich die vier englischen Alkoholleichen aus, dahinter koloniert sich eine niederländische Reisegruppe mit ihren Offroadern auf. Sie scheinen aber wenig kollegial drauf zu sein und als sie von uns erfahren, dass die Immigration rund 300m zurück vor der Grenze liegt, hechtet einer
nach dem Anderen zurück in seinen Wagen und sputet dahin. Wir machen das gemütlich zu Fuss und um 9 Uhr betreten wir dann als erste den Immigration Container - freundlicherweise lassen uns die Holländer den Vortritt, weil wir ja doch offensichtlich die ersten waren.

Die Abwicklung geht rasch und schon wollen wir das Office verlassen, da zieht der Beamte ziemlich schüchtern einen Zettel mit kraxeliger Schrift unter dem Tische hervor.
Da steht was von einem Dollar drauf, den er von uns will. Die Überraschung gelingt ihm, wir sind erstmals etwas irritiert und lachen dann spontan über diesen Bakschisch-Versuch, der eigentlich schon richtig liebenswert daher kommt. Er zieht den Zettel ebenso schüchtern zurück und das war es auch schon.
Auf dem Gang hinaus lassen wir dann die wartende Gruppe von Ausreisewilligen lachend wissen, was wir erlebt haben und an dem Tag wir der arme Beamte wohl kaum Kasse machen.

Die Ausreise ist unkompliziert und nur die üblichen russischen Deklarationsformulare sind auszufüllen. Und dann gehts los, ins Niemandsland, wo ein ca. 20km breiter Landstreifen die Grenzposten voneinander trennt.

Ein erster Vorgeschmack: 20km Niemandsland vor dem mongolischen Grenzposten.

An einem kleinen Schalter vor der Grenze müssen wir irgend ein Ticket lösen, man weiss nicht wofür, dann rollt man durch ein Desinfektionsbecken - wozu das gut sein soll? Vor uns öffnet sich ein belebter Betonplatz. Da sind eine Menge Mongol-Rallye Fahrzeugen abgestellt und die Besatzung campiert überall. Die definitive Einfuhr dieser Fahrzeuge dauert jeweils gut 2 Tage. Das erklärt die Campsite. Das betrifft uns aber nicht, da wir unseren Wagen ja nur temporär einführen.

Trotzdem geraten wir in Schwierigkeiten oder vielmehr geraten wir zwischen die Fronten zweier Beamten im Kompetenzstreit. Während der Fahrer im Gebäude Immigration und Fahrzeugdeklaration mit einem der Beamten regelt, inspiziert der andere bereits das Fahrzeug und winkt es durch. Eine Totsünde, die er da begeht. Es gibt mächtig Zoff und Kader muss einschreiten und den Sachverhalt regeln. Wir verlieren durch dieses Intermezzo rund 2 Stunden aber was solls, wir haben genug Zeit. In der Zeit bleibt uns Gelegenheit, all die kuriosen Rallye-Fahrzeuge zu bewundern. Von einem Honda-Roller bis zur komplett ausgerüsteten rollenden Zahnarztpraxis findet sich hier alles - und der Nissan Micra von unseren Reisegefährten aus Kasachstan ist auch dabei.

Campsite auf dem Zollgelände - zumeist Fahrzeuge der Mongol-Rallye

Endlich durch den Zoll fahren wir ins Dorf Tsagaannuur - WIR SIND DA! Der Mythos Mongolei liegt nun vor uns. Doch kaum legen wir wieder den ersten Gang ein, werden wir gestoppt. Aha: Road Tax. Klar. Und Versicherung, na sicher. Aber es scheint ihnen ernst zu sein und wir bezahlen 67$ für zwei Monate Versicherung und 8$ Road Tax. Wir schmunzeln über die Versicherungstabelle, die sie uns zum Beweis vorlegen und scherzen mit den Leuten. Dann können wir noch ein paar Tögrög wechseln, damit wir nicht ganz ohne Cash unterwegs sind.

Welcome to Mongolia!

Wir fühlen uns irgendwie noch etwas gehemmt. Keine Strassen. Nur Pisten. Viele Pisten nebeneinander. Als ordentlicher Schweizer kann man da die Strukturlosigkeit schon etwas bemängeln... aber man gewöhnt sich schnell daran.

Nach ein paar Kilometer schlagen wir uns ins Grüne und machen eine Rast. Es gibt Wurst, Käse, Brot und Kaffee. Es geht nicht lange und wir kriegen Besuch. Hoch zu Ross kommen zwei Hirten zu uns und beäugen uns neugierig. Sie setzen sich hinter dem Auto ins Gras und beobachten uns stumm. Wir lassen sie an unserem Festmahl teilhaben und sie geniessen die Häppchen offensichtlich. Auch den Kaffee. Und dann wollen sie sich revanchieren und einer der beiden holt einen der berüchtigten Hartkäse hervor - unverpackt aus seiner Hosentasche. Da müssen wir jetzt durch - wir probieren je ein Stück aber selbst als Käseliebhaber kann man der Versuchung widerstehen, mehr zu naschen. Ziemlich streng im Geschmack. Und pickelhart. Als wir den Käse zurückgeben wollen insistiert der Vorbesitzer, dass wir ihn behalten und wir nehmen das Geschenk dankbar an.

Zwei Hirten statten uns einen kleinen Besuch ab

Weite grüne Landschaft und das Pistenwirrwarr liegt vor uns, wir saugen die ersten Eindrücke auf. Schon komisch, dass man soviel darüber hört und dann plötzlich da steht. Ab hier beginnt unsere Reise, zuvor waren wir nur im Transit. Sechs Wochen Mongolei, unvorstellbar, wie sich das anfühlt.

Auf dem Weg nach Ölgii... herrlich!

Wir fahren vorbei an einem kleinen Städtchen, welches von grossen Wasserlachen umgeben ist. Der Regen kann nicht lange zurück liegen. Kinder kommen rufend auf uns zu - aber mit der Absicht Geschenke von uns zu erhalten. Das hält uns von einem Abstecher ab und weiter geht's in Richtung Ölgii. Nach einer ersten steilen Hügelkuppe laden wir noch einen Fußgänger ein. Was der hier draussen sucht und wie er dahin kommt wissen wir nicht, aber er will offensichtlich in dieselbe Richtung. Schweigsam oder mit Zeichensprache fahren wir das letzte Stück - erstaunlicherweise auf einer Teerstrasse.

Ölgii ist der Ausgangspunkt für alle Abenteuerhungrigen und so treffen wir hier die Holländer wieder, eine Gruppe Italiener auf dem Weg zur Grenze und auch Nicky und Roy. Das Timing hat also geklappt und so können wir zu viert losziehen.

Besammlungsort für Overlander in Ölgii

Die Zeit ist knapp und wir besorgen Geld (Kreditkarten funktionieren nur teilweise), eine SIM Karte (ganz einfach an jeder Strassenecke erhältlich) und Lebensmittel (Kartoffeln, Milch, Bier, Caramel Popcorn, Brot): So luxuriös sollte es die kommenden zwei Wochen nicht mehr sein.

Danach fahren wir mit dem Holländer-Tross im Konvoi zum Campingplatz ausserhalb von Ölgii, wo wir als erstes unser Home-Delivery Package aus der Schweiz an Nicky und Roy übergeben. Nach fünf Monaten unterwegs scheinen sich schon erste Entzugserscheinungen zu manifestieren.

So sieht man nach 5 Monaten Reise aus, wenn einem mal wieder
die Lieblingsprodukte aus der Schweiz in die Hand kommen

Der Anführer der Reisegruppe - es sind über 10 Fahrzeuge aus Holland - zeigt uns einen Trick, wie wir das mit unserer Karkasse nun richten können und auch die von ihnen gewählte Reiseroute. In der Gruppe stimmen sie dennoch darüber ab, ob wir uns ihnen anschliessen dürfen. Zu Recht befinden sie, es seien so schon zuviele Fahrzeuge. Wir werden morgen also erstmals eine Routenplanung machen - dafür hat es bisher noch nicht gereicht.

Später stossen noch Mac und Fran mit dem Nissan Micra zu uns und wir haben einen gemütlichen Abend und viel zu erzählen - es wird leider der letzte gemeinsame Abend. Der Micra würde unsere Route nicht packen.

Happy Camper, unser erster Nachtplatz in der Mongolei

 

15.08.2013

südlich Tolbo

N48°19.008'
E090°23.170'

Heute gilt es ernst: Wir müssen uns für eine Route entscheiden. Wir wollen südlich durch die Gobi und von da nach Ulaan Baatar gelangen. So die Arbeitshypothese. Wir haben einzelne Routenpunkte von den Holländern und von einem anderen Reisenden, einen Lonely Planet und Reiseknowhow-Karten. Das muss wohl ausreichen.

Ein letzter Versuch noch, ob wir unser Garmin-Navi wieder zum Leben erwecken können. Seit wir gestern einen Datenupload versucht haben lässt uns der Bildschirm komplett im Dunkeln. Kein Wank! Und wenn wir irgendwo auf dieser Reise dieses Garmin bräuchten, dann doch in der Mongolei?! Black-Screen und alle Reset-Tricks schlagen fehl. Nicht das geringste Lebenszeichen. So bleiben uns also Papierkarten und iPad zum Navigieren. Gut hat das Globexplorerfahrzeug sowohl ein funktionierendes Garmin als auch einen Computer mit GPS, so wird es nicht ganz so mühsam. Aber man bezahlt 600 CHF für so ein Navi, hat es kaum ein paar Wochen und es lässt einem im entscheidenden Moment im Stich.

Good bye to Fran and Mac - unsere Mongol Rallye Freunde

In der Stadt wird noch mehr Geld, Food, Wasser und Treibstoff gebunkert sowie ein Ladegerät für unser Uralt-Handy gekauft. Das bekommt man hier in jedem der vielen kleinen Mobile-Shops. Dann geht es los und wir steuern einer Piste entlang, wirbeln Staub hinter uns auf, fahren ins Ungewisse. Nur um kurze Zeit später von zwei Deuxchevaux überholt zu werden. Gibts denn sowas? Was machen denn die hier mit diesem Spielzeug?!

Zwei Enten in der Mongolei - wer hätte das gedacht? Und nein, wir finden sie später nicht
irgendwo als Wracks am Strassenrand stehen... Respekt!

Über eine Hügelkuppe fahrend erkennen wir in der Ferne das dunkelblaue Wasser des Tolbo Nuur, die Farben wirken surreal, die Wolken hängen wie überall hier in diesem Land wie Wattebausche am Himmel.

Der Tolbo Nuur, kurz bevor unser TireMoni die Schönheit des Anblicks stört...

Unsere Freude wird durch einen eindringlichen Warnton unseres TireMoni gestört. Wir haben dramatischen Druckverlust im Reifen vorne rechts. Sehr gut, warum nicht auch gleich am zweiten Tag den ersten Plattfuss? Aber immerhin sind wir gut darauf vorbereitet. Nur was war es? Zu schnell gefahren? Zu hoher Reifendruck? Oder einfach ein zu scharfer Stein? Vermutlich etwas von allem. Die Stelle ist schnell gefunden, es ist ein gut 2cm langer Schnitt im Profil woraus die Luft entweicht. Nichts zu machen, Ersatzrad drauf und so wissen wir, was unser erster Job morgen Vormittag sein wird. Karkasse runter von der Felge, Flick von innen anbringen, Karkasse auf die Felge und dann mal schauen, wie gut wir beim Reifenreparaturkurs aufgepasst haben...

Als ob wir das jeden Tag machen würden, mit Highlift anheben, Rad wechseln
und das wars schon. Der vermutlich erste richtige Plattfuss an einem Auto in unserem Leben...

Inzwischen sind auch noch Schaulustige quer übers Feld zu uns gekommen, aber offenbar überzeugen wir mit unserer Arbeitsweise. Es gibt nichts mehr zu tun oder zu schauen und so ziehen sie wieder ab. Jetzt bloss keinen zweiten Platten mehr, unser intaktes Reserverad ist nun "verbraucht".

Die ersten Wildpferde in der Mongolei

Ha! Eine Brücke!

Eine kleine Jurtensiedlung mit sumpfigem Grasland davor

What a wonderful world!

Wie weiter?

Wir kommen gut voran und sehen unsere ersten Wildpferde, Jaks und weitere kleine Jurtensiedlungen. Ansonsten nichts als Einsamkeit und verzweigte Pisten. Der erste Nachtplatz ist irgendwo im Nirgendwo. Wir stellen uns nah nebeneinander, so können wir uns vielleicht etwas besser vor dem frischen und ziemlich starken Wind schützen. Dinner time, wir haben den ersten Tag hier gut überstanden.

Der Wind ist kühl und ziemlich stark, da hilft nur zusammenrücken...

Nichts als ein paar Hügel und Strommasten.

 

16.08.2013

südlich Deluun

N47°47.061'
E090°46.542'

 

 

Reifenreparatur, ganz schön anstrengend.

Mit einer gewissen Vorfreude machen wir uns ans Werk, den Reifen zu reparieren - das macht man ja nicht alle Tage oder höchstens mal beim Fahrrad. Benötigte Werkzeuge sind TirePliers, Reifenmontier-hebel, Reparaturpatches, Spezialzement, Innerliner (Vulkanisierflüssigkeit), Liquidbuffer, Schaber und Roller. Und es braucht Zeit.

Die TirePliers (youtube video, es sieht aber einfacher aus, als es ist) challengen uns wieder und auch zusammen mit Roy brauchen wir erstmal einen Moment, bis die Karkasse von der Felge runter rutscht. Mit vereinten Kräften und den Reifenmontierhebeln zwingen wir sie dann ganz von der Felge weg. Mit dem Schaber muss nun rund um die Stelle richtig gut aufgeraut und eine gute Schicht Gummi abgekratzt werden. Mit Liquidbuffer wird die Stelle entfettet und weiter aufgeraut. Dann kommt der Zement drauf und nach gutem Antrocknen mit chirurgischer Hygiene der Patch. Kräftig anrollen, mit Innerliner grosszügig abdecken und versiegeln. Ob es hält? Wir werden es viel später erfahren.

Die Reise kann weitergehen. Wir fahren durch weite Ebenen mit wechselnden Farbtönen. Fahren auf diesen Pisten macht Spass, man kann sich aus fünf bis zehn parallelen Pisten eine aussuchen und nach Lust und Laune oder Zustand wechseln. Auf einer kleinen Anhöhe halten wir kurz inne und betrachten die spektakuläre Aussicht.

Hier kann man wirklich fahren, wo man Lust hat. Hat man von diesem Berggipfel wohl eine gute Aussicht? Mal sehen, fahren wir doch einfach mal hoch! Es braucht dafür keine Piste, keine Wegweiser, keine Fahrverbotstafel... das ist schon ziemlich cool!

Mal grün, mal braun mal rot - die Farben wechseln immer wieder

Spektakuläre Aussicht von einer Hügelkuppe...

... über das Pistenwirrwarr - herrlich!

Abstecher auf einen Berggipfel mit endloser Rundumsicht

Wir erreichen Deluun, ein kleines verschlafenes Nest. Ob es hier eine Tankstelle gibt? Beruhigend zu wissen, dass wir bisher in jedem kleinen Dorf so etwas wie eine Tankstelle entdecken konnten. Treibstoff scheint also besser verfügbar zu sein als befürchtet - auch Diesel. Das war bis vor ein paar Jahren noch ein grösseres Problem, was wir von der Vorbereitung noch in Erinnerung haben.

Deluun, ein kleines Nest unterwegs. Hier ist ein Tankstop angesagt.

Wir sind uns bezüglich der Pistenwahl nicht ganz sicher und erkundigen uns vor Ort nach dem Weg. Es ist kein Problem jemanden zu finden, der versucht zu helfen. Mit Sprache ist nichts zu machen, unsere Karte hilft auch nicht weiter und nur Papier und Kulli hilft, uns den Weg zu erklären... ist doch ganz einfach, oder?

Wir überqueren einen kleinen Fluss über eine Brücke und fahren um die beschriebene Felsnase herum, so glauben wir zumindest die Erklärung interpretieren zu müssen. Nun müssten wir nur noch die Ebene überqueren und dann erwischen wir das richtige Tal - aber das wird schwierig wie wir bald merken. Die ganze Ebene ist mindestens knietief unter Wasser. Irgendwo da draussen sind drei Bauern im Sumpf am Arbeiten. Wir waten mit unseren Fahrzeugen dem Rand des Feuchtgebiets entlang und versuchen einen Durchgang zu finden, sonst blüht uns ein grösserer Umweg, zurück um die Ebene herum. Nach 20 vergeblichen Minuten geben wir auf, das Risiko sich hier so richtig übel einzuschlammen ist zu gross. Während wir uns entschliessen, aus der Sumpfzone heraus und festen Grund anzusteuern schwenkt Roy seinen Wagen aus unserer Spur in die entgegengesetzte Richtung, gerade hinein. Das Ergebnis lässt nicht lang auf sich warten und wir können im Rückspiegel zuschauen, wie sich der Wagen innert Kürze bis aufs Chassis in den Sumpf absenkt. Aus die Maus, kein Vorwärtskommen mehr.

Nun ist Vorsicht geboten, wir haben weder Differentialsperren noch Mud-Terrainreifen und somit ist die Gefahr, dass wir uns bei einer Bergungsaktion auch festsetzen erheblich. Das wäre dann ärgerlich. Hand anlegen hilft nicht, der Wagen sitzt fest. Also erstmal Reifendruck auf 1 bar reduzieren, zu Fuss einen sicheren Weg hinter Gandalf, den weissen Landcruiser rekognoszieren und einen sicheren Standplatz für die Windenaktion evaluieren. Mittlerweile sind die Bauern dazu gestossen, zu witzig finden sie, was den Touristen da wieder passiert ist. Als wir dann lässig das Stahlseil aus der Winde ausrollen, den Haken am Heck einklinken und per Fernbedienung der Misere ein Ende machen sind sie begeistert. Nun ja, wir auch.

Wo geht's lang?

Hier lang...! Alles klar?

Die ganze Ebene ist Sumpfgebiet! Kein Durchkommen, ...

... das führt zu unserer ersten Bergungsaktion mit Seilwinde. Die drei
Jungs waren begeistert von unserem Lösungsansatz
(und das Stahlseil war danach im Eimer - Manipulationsfehler)

Es ist schon bald Dämmerung angesagt und so suchen wir einen Rastplatz, kochen was Leckeres und zum Dessert gibt es Astronauten-Schokomousse. Es windet ziemlich stark und es wird anständig kühl.
Hinter uns zieht ein Unwetter vorbei - und wären wir nicht stecken geblieben, hätte uns dieses vielleicht sogar eingeholt. So hat alles seine guten Seiten: Wir haben die erste Windenbergung hinter uns und werden erst noch nicht verregnet.


Highlight nach einem harten Arbeitstag:
Schokomousse aus dem Beutel

 

17.08.2013

nördlich Duut

N47°48.899'
E91°37.346'

 

Von einer kleinen Anhöhe aus sieht man über den oberen Teil der Ebene - und den schmalsten Teil des Feuchtgebiets, welches wir queren müssen. Das sieht aber unbedenklich aus und ist gut zu queren. Wir habens geschafft und können nun auf das kleine Tal zusteuern, welches uns Duut bringen sollte - nur was bedeutet wohl eine gestrichelte Linie auf unserer Landkarte? Wir werden es früh genug erfahren.

Die Piste führt entlang der Ebene, durch ein herrlich farbiges Tal hoch auf einen über 3000 Meter hohen Pass. Über karge Hochlandschaften und weitere Bergkuppen bewegen wir uns auf Duut zu, campieren aber ein gutes Stück davor und backen Brot, essen genüsslich und verziehen uns danach im Auto, welches uns Schutz vor dem kühlen Wind bietet.


Ein Nachtplatz, wie wir noch viele erleben werden - in the middle of nowhere!

Hier ist das Sumpfgebiet am schmalsten und gut zu queren

Es gibt ein paar Flussläufe zu queren...

... und das lässt natürlich des Offroadliebhabers Herzen höher schlagen

Säuberlich aufgereihte Tierschädel auf der Dachkante einer Stallung...

... dieses Bauern. Er lädt uns auf einen Tee in sein
bescheidenes aber gemütlichen Heim ein. Das Jagdgewehr
liegt neben dem Hauseingang am Boden

Und hier mit seinen Helfern beim Gras schneiden - der Jeep
ist bis unters Verdeck mit Gras vollgestopft

Kamele beim Chillen - ein schönes Tal, welches sich am Fusse des
Khok Skerkh Schutzgebietes entlang windet. Fantastische Farben
der Felswände und ein tief blauer Fluss ziehen uns in seinen Bann

Die Talsohle führt uns immer höher und schlussendlich auf einen über 3000m hohen Pass.
Das Leben ist hier ziemlich unwirtlich...

Nichts -

ausser eine tolle Aussicht und unglaubliche Stille!

 

18.08.2013

Zereg

46°33.871'
93°19.044'

 

Fährt man in südlicher Richtung aus Duut zieht sich eine Piste gerade in Richtung der Berge, die wir überqueren müssen. Und sie zieht sich wirklich fadengerade auf die vor uns liegende Kuppe - wir machen noch unsere Witze bis wir realisieren, dass das unsere Piste sein wird. Nach der langen Ebene zeichnet sich das immer konkreter ab - aber vorher müssen wir uns noch über die Müllhalde in der sonst so makellosen Landschaft ärgern. Leider hat auch hier der Mensch keine Lösung für Plastik und sonstigen modernen Abfall parat, das Problem hatte er als Nomade nicht. Es gab schlicht nur Material, die die Natur her gab und sie wieder zu sich nahm.

Was wie eine Hügelkuppe vor uns aussieht wächst sich je näher man kommt desto mehr zu einem ausgewachsenen Berg heran und die Piste geht wirklich der Falllinie entlang den Berghang hoch. Vom 4 Gang mit 80 km/h schaltet man sukzessive runter, wechselt dann in die Untersetzung und kraxelt letztendlich im 1. Gang steil den Berg hoch. Crazy! Aber logisch: Die Mongolen machen keine halben Sachen - und keine Umwege wenn es die Natur nicht verunmöglicht. Die Zitterpartie kommt aber erst am Schluss, vor dem Erreichen des Kamms müssen wir in bedenklicher Schräglage den Abhang traversieren. Der Popometer schlägt persistent Alarm, wir bleiben aber auf allen vier Rädern. Wahnsinn.

Alles geradeaus...

... schnurgerade den Berghang hoch. Es sei angemerkt, dass wir hier in Untersetzung
und im 1. Gang fahren, so steil geht es hoch

Oben angekommen geht es auf der anderen Seite über eine gewundene
Piste wieder tief in ein Tal herunter

Nach dem steilen und aufregenden Anstieg geht es über eine gewundene Piste wieder tief in ein Tal hinunter und unten angekommen stellen wir fest, dass wir wieder über einen Berg kraxeln und dahinter wieder herunterkriechen müssten. Und das ist eigentlich nicht unbedingt so berauschend - und vorallem ein grosser Umweg nach Mankhan. Aber da ist ein Fluss, der Khovd Seknhar Gol, der unseren Weg kreuzt und gemäss Karte in Richtung Mankhan fliesst. Ob wir wohl eine Abkürzung nehmen sollen...? Die Topografie auf der Landkarte zeigt, dass er durch ein kleines, sehr enges Tal fliesst. Danach öffnet sich dieses zunehmend und mündet in eine grosse Ebene. Und wir sehen flach gedrücktes Gras von einem Auto, welches in diese Richtung fuhr, oder von da kam. Ist es logisch nach mongolischen Massstäben? Ja! Also dann los, einen Versuch ist es wert.

Allerdings, das Tal bieten Platz für den Fluss und entweder links oder rechts davon für ein Auto. Ob das eine gute Idee ist? Wir beginnen mit den ersten Flussdurchfahrten und suchen uns einen Weg, bis uns eine mongolische Familie auf dem Motorrad begegnet. Was machen die auf diesem abgelegenen Fleckchen Erde?! Sie geben uns soweit wir verstehen zu verstehen, dass es mit unseren Autos schon möglich sein sollte. Und wenn man eine Jurte in dieses verlassene Tal stellen kann, muss es doch auch einen Weg geben. Logisch. Und so arbeiten wir uns voran, teilweise über Geröllhalden, immer wieder durchs Flussbett um die Seite zu wechseln oder auch im Fluss, weil links und rechts davon kein Platz für ein Fahrzeug ist. Für einige Zeit begleitet uns die mongolische Familie und beobachtet uns, dann kehren sie um.

Wo geht's hier lang? Beim Traversieren dieser Geröllhalde ist Massarbeit gefragt

Unzählige Male müssen wir den Fluss traversieren, teilweise auch ein Stück darin
fahren, weil einfach auf dem Ufer kein Platz für ein Fahrzeug existiert

Die Familie bestätigt unsere Vermutung, dass wir auf diesem Weg nach Mankhan
gelangen können - oder reden wir uns nur ein, das so zu verstehen?

Wieder mal keinen Platz mehr auf dieser Seite...

Links und rechts ragen die Felswände hoch auf, eine beeindruckende Kulisse!

Links Geröllfeld, rechts steil abfallender Berghang bis ans Flussufer - so bleibt
nur der Weg im Flussbett übrig

Vier Stunden, unzählige Flussüberquerungen und einige Adrenalinauschüttungen später weitet sich der Canyon zunehmend aus und wir erreichen die Ebene. Da soll noch jemand sagen, Navigation in der Mongolei sei schwierig...! Dankbar, dass uns in dieser Abgeschiedenheit keine Panne einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, fahren wir mit hoher Geschwindigkeit über die unglaubliche Weite dieser Ebene, wo sich Himmel und Erde nur in der Ferne verbinden.

Geschafft, unsere Vermutung hat sich bestätigt und wir erreichen nach
rund 4 Stunden im Canyon die Ebene vor Mankhan

In Mankhan versuchen wir Lebensmittel zu finden und sind eigentlich ziemlich erfolgreich: Gurken, Tomaten, Eier, Butter, Brötli, Bier, Cookies, Bonbons... Die Dörfer sind alle ziemlich ähnlich aufgebaut, viele der Häuser haben auch kleine Läden mit überwiegend gleichem Sortiment. Tonnenweise Süssigkeiten, was Richtiges zum Beissen braucht aber Geduld. Hier findet man Tomaten, im nächsten Laden, einen Kohl oder Gurken, dort einen Liter Milch - man grast also alle Läden ab, bis man Proviant zusammen hat. Leider treffen wir oft auf sturzbetrunkene Männer, die zwar harmlos aber trotzdem irritierend sind. Die Frauen schmeissen hier das Leben. Kein schönes Bild, was die ehemals so stolzen Nomaden und Hirten in der "Zivilisation" abgeben. Aber was kann man hier schon machen? Das Land gibt nicht viel her, womit sich für alle anständig Geld verdienen liesse.

Beim Verlassen des Dorfes werden wir von den Ausläufern eines Sandsturmes eingeholt und auch wenn das nur ein "milder" Sturm zu sein scheint, man sieht stellenweise keine 10 Meter weit. Im Schritttempo bewegen wir uns vorwärts und finden die Piste, die auf der Karte eingezeichnet ist. Der Tssagaan Nuur kommt in Sicht und wir wissen nun mit Sicherheit, dass wir sie verpasst haben. Feierabend, der Tag war erlebnisreich genug. Wir schlagen uns in die Steppe und verpflegen uns im Auto. Der Wind ist immer noch stark und sehr frisch.

Wir kreuzen in Mankhan eine der wenigen Teerstrassen, die nach China führt. Hier holt uns
der Ausläufer eines Sandsturms ein... das lässt uns erahnen, wie sich ein richtig derber Sturm
hier anfühlen könnte.

Es klart langsam auf über der Steppe im Gebiet des Tsagaan Nuur Sees.

What a beauitful journey!

 

19.08.2013

Dünen des Dorgon Nuur (See)

N47°40.267'
E093°36.525'

 

Am Morgen sind wir umgeben von weidenden Pferden. Der Himmel ist wieder klar wie jeden Tag zuvor.
Auf dem Weg ins Dorf Zerleg halten wir bei einer Familie, die am Pistenrand steht. Ihr Sohn muss in die Schule und offenbar können sie es zeitlich nicht schaffen, ihn da abzuliefern. So trennt sich dieser zögerlich von seiner Familie und klettert bei uns ins Fahrzeugheck. Er bekommt aber sichtlich Spass - bis ihn eine Bodenwelle heftig herumwirft und der arme Kerl seinen Kopf stösst. Sorry, haben nicht daran gedacht, wie es sich im Fahrzeugheck auf so einer Piste anfühlt. Wir liefern ihn im Dorf ab und ernten neugierige Blicke. Ein Vater kommt mit seinem kleinen Jungen im Arm heran und zeigt uns seinen kleinen Knaben. Nach ein paar freundlichen Gesten verabschieden wir uns und fahren weiter.

Wilde Zwiebeln, soweit das Auge reicht - der Duft der platt gefahrenen
Pflanzen begleitet uns über eine lange Strecke

Da wir gestern die Piste verpasst haben, fahren wir nun im Bogen südlich um den Bumbat Khairkhan Uul mit 3464m Höhe herum. Die Bergspitze ist weiss. Und weiter südlich zieht gerade eine einzelne Regenwolke mit einem dichten Schleier darunter in unsere Richtung. In einer langgezogenen Linkskurve über ein topfebenes Steppengebiet halten wir auf das Südufer des Dorgon Nuur zu. Hier in der Gegend müsste es eine Population von Takhis (Przewalski's Pferd) geben, die äusserst robusten aber leider stark in seinen Beständen gefährdete Pferderasse ist bekannt auch aus den Zeiten Tschingis Khans Feldzügen. Wir treffen aber nur normale Pferde, Füchse und Gazellen auf der Flucht von uns an. Die Gazellen überholen uns in zügiger Fahrt mit atemberaubender Geschwindigkeit!

Die ganze Ebene schimmert in einem leichten Blauton, den Blüten von Wildzwiebeln. Sie überdecken den Boden so weit das Auge reicht. Während der Fahrt riecht es intensiv nach den platt gefahrenen Blüten.

Free your mind!

Am Horizont zeichnet sich das Blau des Sees ab und wir halten direkt darauf zu, bis wir auf das Ufer stossen. Wir stellen uns auf ein trockenes Kiesbett und saugen diesen Anblick auf. Nach dem Lunch geht es weiter zum südlichen Ende des Sees und halten bei einem Ovo oder einer religiösen Stätte an. Wahrscheinlich als gerechte Strafe dafür, dass wir keinen Stein aufgelegt haben, endet der Bubentraum einem Sandstrand entlang zu fahren darin, im Sand stecken zu bleiben. Er war zuwenig tragfähig.
Pech war, dass Roy beim Wenden seines Wagens in denselben Sand gerät und sich auch eingräbt. Fazit: Wir stehen rund 300m voneinander entfernt und müssen unsere Fahrzeuge jeweils alleine bergen. Wir verfolgen den Ansatz, dass ein stark reduzierter Reifendruck und das Freischaufeln der Achsen ausreichen muss, Roy nimmt stattdessen die Sandbleche. Beides klappt und wir sind bald wieder flott.

Der Dorgon Nuur mit dem dahinter liegenden Meer von Sanddünen

Eine religiöse Stätte am Südufer des Sees...

... und die Strafe dafür, wenn man kein Steinchen auflegt:
Festgefahren im Ufersand in Sichtweite der Stätte!

Wieder flott, cruisen wir auf das Dünenmeer vor uns zu

Auf der gegenüberliegenden Seite des Sees beginnen die Dünenfelder der Wüste, auf die wir uns schon lange freuten. Der Sand ist rötlich und fein und die Dünen ziehen sich bis an den Horizont weiter. Wir drehen ein paar Runden im Sand, oft hat man die Freiheit ja nicht im Leben, auf so herrlichem Terrain zu fahren. Dann ist es Zeit für ein gemütliches Feierabendbier, den Sonnenuntergang hinter den mit Schnee bedeckten Bergspitzen und das letzte Fondue an Bord Gandalfs, das Nicky und Roy extra für uns aufgespart haben. Polo Hofer und seine Schmetterbänd sind mit von der Partie.

Endlich SAND!

Feierabend!

Diesen Sonnenuntergang können wir nicht vorenthalten

Swiss Fondue and Polo Hofer - what else?

Die Nacht verspricht ruhig zu werden, ist aber irgendwie ziemlich unheimlich - in der Ferne sind Motorengeräusche zu hören und auch Scheinwerfer sind zu erkennen. Sie scheinen sehr nah, ob man unseren Spuren gefolgt ist? Es wirkt alles ziemlich surreal und der Schlaf mindestens einer Person leidet arg darunter. Aber schlussendlich bleibt alles ruhig auf dem Rastplatz und niemand belästigt uns. Auch wenn wir nicht viel über die Nächte in der bisherigen Reise geschrieben haben, es ist so ruhig, da hört man sogar das Blut in den Adern pulsieren. Glücklich ist, wer mit Oropax schläft und die Wachsamkeit anderen überlassen kann...

 

20.08.2013

südlich Bayan

N46°53.361'
E095°06.556'

Bei Morgenlicht sieht die Bergkulisse noch krasser aus - weisser
Schnee, blauer See und brauner Sand. Danke Nicky für diese unglaubliche Aufnahme!

Having fun in the sand

Der Sand trägt hervorragend und lediglich eine Düne testet unser fahrerisches Können

Steppe mit regelmässig ändernden Kulissen und Farben

Gemütlicher Nachtplatz in den Hügeln kurz nach Bayan

 

21.08.2013

Altai

N45°49.115'
E092°15.497'

Am Morgen aufzuwachen und in dieser Landschaft aus dem Auto zu krabbeln ist schon einzigartig. Das übliche Müesli zum Frühstück, einen kräftigen Espresso und der Tag kann beginnen. Stimmt nicht, zuerst noch ein stilles Örtchen fürs Geschäftchen finden. Dann kann es losgehen.

Über Steppen, geschwungene Hügellandschaften und viel Einöde kommen wir in die Nähe von Altai, allerdings nicht ohne vorher noch an einer Wasserstelle unseren Tank zu füllen. Ein Fehler, wie wir später merken. Das Wasser hat erst beim zweiten Probieren einen subtilen Kuhstall-Beigeschmack entwickelt und das wird sich über lange Zeit in unserem Tank festsetzen. Wilde aber durstige Pferde versammeln sich dabei um uns und nur die Mutigsten beginnen aus dem Trog zu trinken, während wir diesen mit wenig Wasser füllen.

Immer wieder trifft man auf die Ovo's, die Steinhaufen, die mit Gaben und kleinen Geschenken die lokalen Geister gut stimmen soll. Man finden von Krücken über leere Wodkaflaschen alles. Üblicherweise geht man dreimal im Uhrzeigersinn darum herum und legt dann seine Gabe auf den Haufen, auch wenn dies zumeist nur ein weiterer Stein ist.

Einer der berühmten Ovo's

Wasser bunkern. Wir finden aber erst später heraus, dass das Wasser
geschmacklich nicht von erlesener Qualität ist

Altai ist die erste grössere Stadt und zugleich auch die letzte für eine gute Weile. Es gibt hier ein paar Internetcafés, ein paar Shops und Unterkünfte. Die Stadt ist Anlaufstelle für viele Reisende, oft enden auch Mongol-Rallye Fahrzeuge hier ihr Martyrium, geben den Geist auf. Eine der Werkstätten ist bekannt dafür, solchen traurigen Blechgestalten letztes Leben einzuhauchen. Sie machen auch vor zerschlagenen Ölwannen keinen Halt, und zimmern was zusammen.

Wieder mal ist unser Stabilisator der Frontachse ausgeschlagen und wir basteln in der Garage was zusammen, um ihn wieder zu montieren. Neben uns wird an einem Kleinbus geschraubt, die Passagiere müssen solange warten. In der Garage steht der kleine Honda-Roller der Mongol Rallye - der arme Besitzer musste schlussendlich doch noch aufgeben.

Auf der Strasse ins Städtchen begegnen wir verschiedenen Reisenden auf Motorrädern und 4x4, was immer spannende Gespräche ergibt. Zwischendurch übermitteln wir noch letzte Dokumente für die China-Agentur und beziehen ein Hotel - die Lust auf eine warme Dusche überwiegt die exorbitanten Kosten von 25CHF für eine Nacht und ein Zimmer. Die Dusche ist lebensgefährlich, die Kabel hängen teilweise unisoliert an der Wand aber der Boiler funktioniert. Schon nicht schlecht, so eine warme Dusche.

Buspassagiere müssen warten, bis die Kiste wieder flott ist.

Im gleichen Hotel steigt ein Engländer ab. Es ist Julian Seal, der mit seinem neuen Discovery eine spezielle Mission verfolgt: Er reist mit dem Olympischen Fussball des britischen Teams durch die Welt und besucht Schulen, macht auf die verbindende und Frieden stiftende Wirkung des Sports aufmerksam, er trägt den Spirit um die Welt. Ein aussergwöhlicher Mensch, ganz alleine mit seinem Auto auf dieser Tour. Mit Sports Trek zieht er nicht nur uns in seinen Bann.

In einem der wenigen Restaurants treffen wir uns zum Nachtessen und haben schlussendlich Gesellschaft von gegen 10 Reisenden aus aller Welt, die in alle Richtungen weiterreisen werden. Es wird viel gelacht und wertvolle Informationen machen die Runde. Es gibt Gulasch mit reichlich Fleisch drin.

Julian Seal mit dem Olympischen Fussball von 2012 auf Welttournee

 

22.08.2013

nähe Biger

N45°40.123'
E097°25.079'

 

 

Beim genaueren Überprüfen unseres Wagens haben wir festgestellt, dass vorne beidseitig die Montagepunkte der Stossdämpfer eine Fraktur aufweisen, die früher oder später zum Versagen führen kann. Gut haben wir es gesehen und können es in der Garage schweissen lassen. Die Auflagefläche der Dämpfer wird mit dicken und grossen Unterlagscheiben, die aufgeschweisst werden, verstärkt. Das hält ewig. Damit und frischem Lebensmittelvorrat (Milch, Gemüse, Brot, Cookies, Sweets, Bier, Pommes Chips, Erdnüssli, Eier) können wir mit gutem Gewissen die Weiterreise durch die Wüste in Angrifff nehmen.

Beidseitige Verstärkung der Montagepunkte für die
Stossdämpfer - beide sind eingerissen

Meeting @ Garage

Huckepack, die übliche Transportmethode

Nachtplatz Nähe Biger


23.08.2012

bei Böön Tsagaan Nuur

N45°21.816'
E099#12.369'

Auf der Suche nach den Vulkanformationen gelangt man über eine grosse, trockene Ebene an den Böön Tsagaan Nuur. Viele Tiergerippe lassen darauf schliessen, wie hart das Klima für die Lebewesen hier sein muss. Irgendwie verpassen wir nach der Umrundung des Sees eine Piste. Das gestehen wir uns ziemlich spät ein und zurück fahren, darauf hat keiner von uns Lust. Also machen wir das wie immer: Nächstes Ziel auf dem direkten Weg ansteuern, ungeachtet der Tatsache, dass wir hier wohl das eine oder andere Hindernis bezwingen müssen. Nicht dass wir schneller gewesen wären auf diesem Weg, aber wir finden die gesuchte Piste und stellen uns irgendwo in die Hügellandschaft für einen frühen Feierabend.

Scheinbar harmlose Bachläufe können wegen dem sandigen...

... Boden schon mal einen Griff zur Schaufel fordern

Auf dem Nachtplatz eingerichtet finden wir rein zufällig heraus, dass unser Hubdach von der Schüttlerei Schaden genommen hat. Zwei vertikale Schweissnähte sind von der Dachrinne bis zur Oberseite komplett aufgerissen... die Untersuchung lässt keinen anderen Schluss als einen konstruktives Fehler zu.

Da unser Horn wohl hornt, damit aber nicht mehr aufhören kann bis die Luft raus ist, ist auch hier mal ein bisschen Werkeln angesagt. Nach einer Totalzerlegung des Ventils steht fest: Ein kleiner Stein ist über die Druckluft-Zuleitung ins Ventil gelangt und so kann dieses nicht mehr luftdicht schliessen. Stein weg, Problem weg. Den Schaden am Dach verdauend sitzen wir hinter dem Auto in unseren Stühlen und wie so oft schweift der Blick automatisch über das Fahrzeug und was für eine Überraschung: Die Montageschraube des rechten Stossdämpfers ist schlicht und einfach weg! Mannmannmann, jetzt reicht es dann aber für heute. Eher zufällig, haben wir genau diese Schraube als Ersatzteil an Bord, so ist das Problem auch rasch behoben. Und wenn wir schon dabei sind, dann reparieren wir auch gleich noch die Stablampe und füllen Kühlerflüssigkeit nach.

Eine schlechte Tagesbillanz: Einmal verfahren, die Vulkanformationen nicht gefunden und dann haufenweise kleine Schäden am Fahrzeug.

24.08.2012

Bajangobi

N44°44.089'
E100°25.726'

 

 

Durch Flussläufe, über ausgedehnte Ebenen und vorbei am knapp 4000m hohen Ikh Bogd Uhl, dessen Abhänge vom Wasser mit tiefen Furchen versehen sind, gelangen wir nach Bajangobi - das heisst fast. Hier gab es vor kurzem ein heftiges Unwetter und die Brücke über den Fluss ist weit in die Ebene herunter gespült worden, der Fluss an dieser Stelle unpassierbar. So heisst es also dem Flusslauf entlang Talwärts fahren, bis sich eine Stelle anbietet. Ein Mongole auf seinem Motorrad sieht uns und scheint zu wissen, wo wir übersetzen können und so folgen wir dem wild ausschlagenden Motorrad.

Hier lernen wir, dass nicht immer Verlass ist auf die Ortskundigkeit der Einheimischen. Der Motorradfahrer scheint selber nicht so genau zu wissen, wo der Fluss am besten zu queren ist. Er scheitert beim Versuch, mit seinem Motorrad an der Stelle durch zu fahren, wo er uns durchlotsen will. Wir schieben ihn aus dem Dreck und finden wenig weiter oben eine Stelle, die klappen könnte. Zu Fuss hält der Boden problemlos, also könnte es mit dem Auto auch klappen. Der Versuch schlägt fehl, kaum im Flusslauf sinkt der Wagen unaufhaltsam ein. Da gibt's nur eins: Schleppgurt hervornehmen und rückwärts heraus ziehen. Der Mongole schaut erstmals zu, dann holt ihn wohl das schlechte Gewissen ein und er verschwindet. Der nächste Versuch ein Stück weiter dem Fluss entlang klappt dann aber und wir suchen in Bajangobi nach Nahrungsmitteln: Mit Brot, Chips, Bier, Erdnüssen, Nudeln, Zwiebeln und Knoblauch ist die Suche recht erfolgreich. In den Hügeln neben dem Dorf finden wir einen gut geschützten Flecken, wo wir diskret übernachten können.

Wenn es hier mal Wasser gibt, dann zieht es tiefe Furchen in den Boden

Die kleinen Tarnkünstler geniessen aber die Trockenheit...

... die unübersehbar ist

Riverbed cruise

Kurze Pause

Nach einer gut gemeinten Einweisung eines Einheimischen festgefahren ...

... gibt es nur den Weg zurück

So unscheinbare Flüsschen können tückisch sein - und für eine ungewollte Erfrischung sorgen

 

25.08.2012

Gurvansaikhan National Park

N43°51.164'
E100°56.759'

Irgendwie will uns an diesem Tag die Navigation nicht so gut gelingen oder die eingezeichneten Pisten sind wirklich woanders. Wir könnten wetten, dass Bajanlig rund 30km nördlicher liegen müsste als auf der Karte eingezeichnet. Aber was soll's, wir kommen trotzdem voran. Nach diesem Dorf steht die für uns schwierigste Etappe bevor, soweit wir das einschätzen können. Wir wollen über ein Bergmassiv in Richtung Süden halten und das nächste auf der Karte eingezeichnete Dorf mindestens gechätzte 250km entfernt. Dazwischen ist nichts. Hinzu kommt, dass uns die Tögrög ausgehen und wir erst im nächsten grösseren Städtchen wieder US-Dollar in Lokalwährung wechseln können. Also ist gut abzuwägen, wieviel wir in unseren Tank investieren wollen. Wie weit wohl die nächste Zapfsäule entfernt ist, die auch Diesel im Angebot hat? Wir wissen es nicht. Wir tanken Treibstoff für rund 400km und haben nur noch wenig Cash.

Dann geht es los und wie sich erst einiges später herausstellt auch wieder in die falsche Richtung. Wir verpassen eine Piste und winden uns über einen Flusslauf in das vor uns liegende Gebirge hoch. Dann erkennen wir, dass zwischen uns und der Piste eine unüberwindbare Bergflanke liegt und wir um rund 12km daneben liegen. Aber auch hier gibt es bestimmt einen Weg vorwärts, ohne umkehren zu müssen und so fahren wir auf gut Glück weiter. Es gibt vereinzelt Jurten unterwegs und wir fragen bei jeder Gelegenheit nach, ob man hier in Richtung "Gurvantes" oder "Sewrej" fahren kann. Grundsätzlich wohl schon, nur zeigen uns die hilfsbereiten Nomaden in verschiedenste Richtungen. Es ist wohl mit unserer Aussprache der Namen etwas schwierig...

Es bietet sich für uns aber eine einmalige Gelegenheit, Eindrücke aus dem Leben dieser Menschen zu gewinnen, die wirklich komplett abgelegen ihr Leben leben. Die einen bauen gerade Jurten auf, verarbeiten Milch zu Käse, fabrizieren Jurtenwände oder schauen gerade zu ihren Herden. Die Kinder krabbeln umher und verziehen sich anfangs vor den Fremdlingen, zeigen aber später doch Neugier.

Nach ein paar "Sackgassen" findet sich aber nach mehreren Stunden doch noch eine Passage über das Gebirge und nun müssen wir nur noch die Piste finden, die irgendwo 30 bis 40km südlich vor uns liegen sollte. Da kommt uns entgegen, dass die Passage ein trockenes Flussbett war, welches genau in Richtung Süden fliesst. Wir sind nun doch etwas erleichtert und die Nerven beruhigen sich wieder, so komplett im Ungewissen zu fahren ist etwas aufreibend.

Hier durchschneidet ein trockenes Flussbett die Felsformation und wir können so den
höchsten Punkt des Gebirgszugs überwinden

In the middle of nowhere - dieser scheinbar tote Mongole macht keinen Wank,
als wir uns ihm nähern. Ob er wohl Hilfe braucht? Selbst als wir direkt neben ihm
halten zuckt er mit keiner Wimper. Auch als wir neben stehen und ihn rütteln
dauert es einen Moment, bis er ein Lebenszeichen von sich gibt. Uff, der Kerl ist
sturzbetrunken und schläft hier draussen seinen Rausch aus... viel Spass!

Einfach gegen Süden halten ...

... entlang dem Flusslauf an erstaunlichen Landschaften vorbei ...

... ohne Piste...

... nur nach Himmelsrichtung fahrend.

Bei Regen wäre dies wohl ...

... eine unüberwindbare Route gewesen.

Wir haben wegen dem Umweg nur rund die Hälfte der Strecke geschafft, welche wir uns vorgenommen haben. Aber schlussendlich war es wieder ziemlich abenteuerlich und wir haben die Piste am Ende doch noch erwischt. Man könnte unsere Route ja fast eine Abkürzung nennen...

Für den letzten Kick des Tages vermeldet Roy Probleme mit seiner Fahrzeugelektrik. Offenbar sind die Fahrbatterien nicht richtig geladen worden und in dieser Einöde Probleme mit den Starterbatterien zu bekommen wäre sicher weniger praktisch. Aber nach einigem Suchen findet er das Problem und kann es beheben. Entwarnung also, der Abend ist zumindest diesbezüglich gerettet.

 

26.08.2012

Khongoryn Els

N43°47.570'
E102°02.201'

Eine dunkle Wolke hängt über uns, und wir müssen weg von hier. Wenn es jetzt zu regnen beginnt werden wir nicht weit kommen. Der Boden ist lehmig und mit einem heftigen Regenguss wird das eine Schlammschlacht sondergleichen. Die Piste ist tatsächlich vom Wasser früherer Regenfälle tief ausgewaschen - gut bleibt es nur bei den wenigen Regentropfen auf der Windschutzscheibe.
Es gibt noch immer kaum Jurten unterwegs und wir erkundigen uns mehr aus Interesse am Kontakt bei den Bewohnern dieser Abgeschiedenheit. Es sind noch immer rund 100km Luftlinie zu schaffen. Auch heute schaffen wir es nicht, eine auf der Karte eingezeichnete Piste zu finden und so stellt sich wieder ein Berg zwischen uns und die gesuchte Route. Nicht aufgeben, hier MUSS es doch einen anderen Weg geben. Wir halten die Trucker an, die gerade Sprengstoff für Minen transportieren. Ein reges Gespräch entsteht, doch die Antwort befriedigt nicht in unserem Sinne. Es gibt keinen Weg.

Wir versuchen es auf eigene Faust, den Berg auf dieser Seite zu umfahren und enden in einer groben Geröllhalde, die letzten Spuren verlieren sich vor uns, ein Vorwärtskommen undenkbar. Scheinbar undenkbar. Ein Mongole kommt wieder mit einem Motorrad daher und gibt uns zu verstehen, dass es sehr wohl in diese Richtung geht. Sie tauchen immer da auf, wo man sie gerade am nötigsten braucht.
Es wird der härteste Trial mit extremer Verschränkung und Seitenneigung, der Motorradfahrer fährt immer flink voran und wartet geduldig auf uns. Nach rund zwei Stunden in der Untersetzung und Schritttempo gabelt sich der Weg und er will von uns wissen, ob "schwierig" oder "einfach". Wir entscheiden uns für "einfach", wollen wir heute doch noch im Khongoryn Els, dem Dünenmeer angekommen. Einfach ist aber nicht unbedingt schnell...

Wir erreichen die Ausläufer der Sandwüste und vor uns breitet sich ein fantastisches Panorama aus: Der Khongoryn Els mit bis zu 300m hohen Sanddünen. Wir ziehen unsere Spur in den unberührten Sand und stellen uns nach einer kleinen Spasstour hinter ein paar vor dem Wind schützende Büsche.

Das war Offroad Erlebnis pur!!

Die ersten Eindrücke des Khongoryn Els, der grössten ...

... zusammenhängenden Sandfläche ...

... der Gobi Wüste

Wie so oft windet es stark und so bieten ein paar kleine Büsche etwas Schutz

 

27.08.2012

Südlich Sevrei

N43°34.026'
E102°12.694'

 

 

 

Inmitten des Khongoryn Els aufzuwachen, Kaffee zu brauen und sich auf die Fahrt im Sand zu freuen ist einmalig, sicher einer der Höhepunkte auf dieser Reise! Wir wollen auf die höchste Düne wandern, um dahin zu gelangen sind aber viele Dünen und Hügel zu überwinden. Erstmals etwas zögerlich suchen wir eine geeignete Stelle, tiefer ins Dünenfeld zu gelangen und mit der wenigen Sanderfahrung, die wir mitbringen haben wir schon etwas Bammel. Aber ist man einmal unterwegs, ist zaudern der Anfang der Graberei. Entschlossenheit und Vertrauen sind nötig, um sich nicht gleich bei der ersten Düne Schweissflecken von der Schaufelei zu erarbeiten. Wir stossen tief in den Sand vor, bis wir den Eindruck haben, die grösste Düne auf Gehdistanz vor uns zu haben. Dann stellen wir die Geländewagen mitten im Sand ab und gehen zu Fuss weiter.

Sandfahren - how lovely!

Zur Dünenspitze ganz hinten rechts solls gehen - sofern der Sand uns trägt

Ohne Worte

Nein, wir orientieren uns doch nicht an Tierspuren!
Aber ob man es glaubt oder nicht: Hier gibt es Leben

Die Kletterei über die Dünenkämme sieht einfacher aus, als sie sich anfühlt. Es ist ziemlich anstrengend aber belohnt mit einer grossartigen Aussicht über das ganze Dünenmeer. Um sicher zu gehen, dass wir unsere Autos wieder finden haben wir im Sand ein paar Spuren hinterlassen... hoch über uns kreist ein riesiger Adler und wir könnten durchaus zu seinem Beuteschema passen - in der Mongolei jagt dieser Räuber ohne zu zögern Wölfe.

Zwei Schritte vor, einer zurück - eine schweisstreibende...

... aber lohnenswerte Aktion!

"Follow me home" Zeichen im Sand führen uns zurück zu
unseren im Sandmeer geparkten Fahrzeugen

Sevrej liegt südlich der Dünen und sollte eine Tankstelle sowie hoffentlich auch eine Bank zum Wechseln von US-Dollar haben. Über Lautsprecher wird hier laufend Musik gespielt, was etwas komisch wirkt nach all der Stille und Abgeschiedenheit der letzten Tage. Aber so werden Neuigkeiten verbreitet, quasi ein öffentliches Radio. Wir können uns noch ein paar Lebensmittel erstehen und verlassen das Dorf um ein paar hundert Meter ausserhalb unseren Nachtplatz hinter Felsen zu suchen.

Sevrej, südlich vom Khongoryn Els ...

... mit einer öffentlich über Lautsprecher plärrenden Radiostation

 

28.08.2012

In Dugany Am (Schlucht)

N43°30.166'
E103°59.737'

 

 

In Bandalay finden wir einen Brunnen, wo sich auch die Einheimischen mit Wasser versorgen. Auch wir füllen hier unsere Tanks auf und waschen uns seit langem wieder einmal die Haare. So ein Brunnen ist der Treffpunkt für Mensch und Tier, die Leben spendende Flüssigkeit zieht alle hier hin.

Wir suchen den Einstieg in den Dugany Am, eine anfangs sehr enge Schlucht, die sich dann zunehmend in ein weiteres Tal öffnet. Wir verpassen die "Abzweigung" und müssen etwas später und zurück, diese suchen. Schlussendlich stehen wir aber auf einer Hügelkuppe und rollen den Abhang in Richtung der Schlucht hinunter. Ein kurzer Abstecher zu einer Stupa und den Ruinen eines alten Tempels und dann zwängen wir uns durch das enge Portal zwischen den Felsen hindurch in das Tal. Links und rechts ziehen sich Felswände und später saftige Abhänge in die Höhe und wir sind froh, ist der Fluss im Moment ein Rinnsal, sonst wäre die Passage in dieses abgeschiedene Tal unmöglich befahrbar. Wo Wasser ist kann auch gewaschen werden und so halten unsere Autos als Wäscheständer hin.

In Bandalay gibt es eine Trinkwasserquelle, Treffpunkt für Mensch und Tier

Am Schild zu erkennen ist die Tatsache, dass es hier mehr Touristen gibt ...

$

... aber immer noch primär Tierherden anzutreffen sind

Diese Nomaden haben sich direkt neben einer Tempelruine
niedergelassen - mit Solarstrom und Sat-TV bestens ausgerüstet

Der Eingang zur Dugany Am (Dugany Schlucht) führt in einem Flussbett ...

... durch eine ...

... enge Felsöffnung ...

... in das ...

... geheimnisvolle Tal

Nachtplatz: Heute ist Wäsche waschen angesagt

 

29.08.2012

Dalandzadgad

N43°34.468'
E104°25.621'

 

 

Für einmal führt uns der Ansatz der Logik in eine Sackgasse - die Piste ist auf der Karte nur noch andeutungsweise eingezeichnet und ein kleines Stück in den Yolyn Am (Yolyn Schlucht) fehlt. Nicht nur auf der Karte, auch in der Realität - wir landen vor einer Jurte. Dort ist man über unser Aufkreuzen erstaunt aber die Rückmeldung ist klar, hier geht es nicht mehr weiter. Wir verlieren aber nur ein paar Kilometer und sind rasch wieder am Ausgangspunkt von heute Morgen. Da führt auch gleich die Piste aus dem Tal heraus. Und dann stehen wir plötzlich vor einem ziemlich steil geneigten Wegstück, das sich nicht umfahren lässt. Wieder schlägt der Popometer klar aus aber gut macht er dies immer lange bevor der Wagen wirklich zu kippen droht.

Morgenstund in der Dugany Schlucht

Sackgasse, hier geht es wirklich nicht mehr weiter als bis zur Jurte

Besorgnis erregende Schräglage - gut ist der Boden trocken und hart

Vor der Yolyn Am Schlucht stellen wir unsere Autos ab und treffen erstmals wieder andere Touristen mit Mietfahrzeugen und Drivern. Es steht auch noch ein schwerer MAN-Truck mit Wohnkabine da... Die Schlucht soll bis im Juli noch mit blauem Eis zu bestaunen sein, so tief und von der Sonne geschützt ist sie. Aber Ende August ist davon nichts mehr zu sehen, trotzdem lohnt sich der Besuch dieses engen Canyons.

Ein Ovo steht mitten in der Jolyn Schlucht

Nun sind es nur noch ein paar Kilometer, bis wir die erste grosse Stadt seit der Grenze erreichen. Dalandzadgad ist ein Zungenbrecher für westliche Zungen. Es ist ein wichtiger Handelsplatz und hat sogar sowas wie Supermärkte zu bieten. Wir finden viele Leckereien - die Dusche im Hotel schenken wir uns aber, da gerade die ganze Region, wo die Hotels zu finden sind, ohne Strom auskommen müssen. Und nur um in einem Bett zu schlafen müssen wir kein Hotel buchen. Wir dürfen uns aber hinter eines der Hotels stellen, wo wir gut geschützt übernachten können.

Wir leisten uns ein feines Beef- und Vegi Curry im Hotelrestaurant und unterhalten uns dabei mit einem jungen Schweizer Paar, welches mit "ÖV" unterwegs ist. Ehrlich, man kommt so vielleicht näher an die Bevölkerung heran aber wir ziehen unsere Mobilehomes diesem gefährlichen Erlebnis vor.

Frischfleisch gefällig?

 

30.08.2012

Bayanzag (Flamming Cliffs)

N44°10.466'
E103°41.816'

 

 

Wir geniessen nochmals den Luxus von Lebensmittelgeschäften und finden sogar Prinzenrollen - ein wahrer Schatz! An der Tankstelle kann man sogar mit Visa-Card bezahlen und so müssen wir unsere wertvollen Bargeldreserven nicht auslegen.

Aber hier geht es erstmals in der Mongolei wieder alleine weiter. Nicky und Roy müssen schneller nach Ulaan Baatar und wollen die Hauptpiste nehmen, wir entscheiden uns für die Hinterlandroute mit ein paar Sehenswürdigkeiten unterwegs. So ist Navigation lediglich mit der Papierkarte und den GPS-Koordinaten aus dem iPad angesagt - das wird doch wohl auch zu schaffen sein. Aber während wir in einem langgezogenen Bogen in Richtung Norden über die Pisten fliegen, lesen wir zur Sicherheit nochmal im Navigationshandbuch nach wie man GPS Koordinaten umrechnet und in die Papierkarte einzeichnet. Immer wieder teilen sich die Pisten und verlaufen in andere Richtungen. Es ist schon sehr ungewohnt ein bis zwei Stunden nur mit der groben Himmelsrichtung und immer neuen Entscheidungen zu fahren, welche der Pisten wir weiter folgen sollen.


Wir finden also schlussendlich die Flaming Cliffs. Nur schade ist die Sonne durch Wolken verdunkelt, so gleissen die Farben weniger kräftig als man das auf Bildern sonst sehen kann. Die Gegend hier ist international bekannt für die Dinosaurierfunde, welche in Ulaan Baatar ausgestellt sind. Die ausgewaschenen Sandsteinformationen sehen schön aus und man kann sie gut zu Fuss erkunden. Die Aussicht lohnt sich auf jeden Fall - auch wenn das Wetter am Horizont ziemlich ungemütlich ausschaut.
Auf dem Parkplatz werden wir von einer Gruppe Franzosen ins Gespräch verwickelt, die unsere Reiseart bewundern - sie reisen in Landcruisern mit Driver und Guide und können sich nicht vorstellen, dass man sowas auch auf eigene Faust macht.

Ganz in der Nähe davon liegen ein paar Jurtencamps, wir suchen einen Nachtplatz vor dem Bayanzag Tourist Camp - da versprechen wir uns ein gutes Nachtessen. Es windet sehr stark und da ist es gemütlicher, den Sturm im Schutze eines Schildkrötenpanzers abzuwarten - das Restaurant ist einer Schildkröte nachempfunden. Das Menu: Geschnetzeltes Fleisch an Sauce mit Reis und Kartoffel-Chips für touristische 10 CHF. Aber gut ist es trotzdem.

 

31.08.2012

südlich von Tsogtchandman

N45°44.862'
E104°24.828'

 

 

Das Wirtepaar kommt extra noch aus dem Haus um uns zu verabschieden. Sie interessieren sich für unser Auto, trauen sich aber kaum näher zu treten bis wir sie dazu einladen. Offensichtlich freuen sie sich über unseren Besuch und es spielt nicht einmal eine Rolle, dass wir im Auto übernachtet haben.

Das Wirtepaar des Bayanzag Tourist Camps vor der hübschen Schildkröte

Durch sandigen Boden geht es in Richtung Norden vorbei am Saxaul Wald, einer auf Sandstein angesiedelten Baumgruppe, bis wir auf einer grossen Ebene auf morastigen Boden stossen.
Die Spuren vor uns verheissen nichts gutes und wir versuchen das Gebiet in östlicher Richtung zu umfahren und fühlen uns bestätigt, als uns die französische Touristengruppe auf derselben Route überholt. Es dauert nicht lange bis wir sie wieder einholen - sie sind gerade daran einen platten Reifen zu wechseln. Es sind genug Fahrzeuge dabei, so müssen wir keine Hilfe anbieten. Ok, Schadenfreude tut selten gut (und das wird sich bestätigen) aber irgendwie müssen wir schon schmunzeln. Schnell fahren kann jeder...

Saxaul Wald von Bayanzag (Quelle: Flickr, Amarbat Pashka)

Nun realisieren wir auch, dass wir unbewusst das Dünenfeld Moltzog Els umfahren haben, was uns nun doch etwas reut. Ein klein bisschen im Sandhaufen spielen wäre doch noch hübsch gewesen. Von hinten nähert sich ein Fahrzeug mit sehr hoher Geschwindigkeit und fordert uns zum anhalten auf - es ist eines der Fahrzeuge der Franzosen, dass den Anschluss an die Gruppe verloren hat. Wir sagen dem Driver, wo er seinen Kollegen beim Radwechsel helfen kann.

Ein kurzer Zwischenstopp ist nötig, irgendwas am Fahrzeug klappert. Und siehe da, einer der beiden Zusatzscheinwerfer hängt nur noch am Kabel - zum Glück zwischen Kühlergrill und Bullbar. Die Halterung ist komplett durchgebrochen. Auch beim zweiten Scheinwerfer zeigt sich schon der Ansatz eines Vibrationsrisses, er wird aber noch bis Ulaan Baatar halten. Hoffentlich.

Scheinwerfer gebrochen...

Schnell ist der Scheinwerfer geborgen und wir fahren weiter über die Ebene, bis wir in der Ferne ein anderes Pannenfahrzeug, einen Kleinbus entdecken. Wir halten darauf zu und sehen, dass die zwei Männer gerade ein plattes Vorderrad wechseln wollen. Sie haben keinen Wagenheber dabei, so kommt unser Highlift zum Einsatz. Kurzerhand biegt einer der beiden Mongolen den Kühler mit einem Brecheisen so zurecht, dass man unser Hebegerät ansetzen kann. Sie ersetzen das Vorderrad mit dem äusseren des hinteren Zwillingsrads und kaum aufgesetzt, kippt der Wagen wegen einer Windböe seitlich vom Hebewerkzeug - zum Glück auf das mit nur einer Mutter grob fixierte Vorderrad. Glück gehabt. Sie ziehen alles fest und wollen so weiter und wollen mit dem ebenfalls halb platten Hinterreifen weiter ins nächste Dorf Saikhan-Ovoo fahren, um da zu pumpen. Sie staunen nicht schlecht, als wir unseren Kompressor anwerfen und den Reifen auch gleich voll aufpumpen können.

Platter Vorderreifen, jedoch keinen Wagenheber an Bord.

Auf dem Weg nach Saikhan-Ovoo liegt noch das Ongiin Khiid Kloster, das einst eines der grössten Kloster im ganzen Land war. Wo über tausend Mönche lebten sind heute praktisch nur noch Ruinen anzutreffen. Lediglich ein paar kleine Gebäude und ein Tempel wurden nach der grossen Zerstörung durch die Russen 1939 wieder aufgerichtet, worin heute wieder ein paar Mönche hausen.

Ongiin Khiid Ruinen vor Saikhan Ovoo

Eigentlich war geplant, in Saikhan Ovoo ein paar Lebensmittel zu besorgen doch heute scheint wirklich der Pannentag zu sein. Wir kommen von einem Rundgang durch das Dorf zurück, als uns ein Mongole unter unser Auto zeigend erwartet. Da liegt unter dem Zusatztank eine Diesellache, für die wir offensichtlich verantwortlich sind. Dumm nur, dass wir den erst in Dalandzadgad aufgetankt und seither nicht angebraucht haben. Es sind 150l Diesel drin, die nun langsam aber sicher durch eine Fraktur einer Schweissnaht auszulaufen drohen. Und das mitten im Dorf.

Auf der Suche nach einer Tankstelle, wo wir das wertvolle Nass ablassen könnten kommt uns - der kleine Bus wieder entgegen. Den Zwillingsreifen haben sie zwischenzeitlich ersetzt und die beiden Mongolen lachen freundlich, als sie uns wieder sehen. Doch wollen sie keinen Diesel von uns abnehmen. Wohin damit?! Sie helfen uns einen Abnehmer zu suchen und der lokale Motorradhändler erklärt sich bereit, den Diesel zum halben Preis abzukaufen. Sie wollen schon mit einem normalen Schlauch ansaugen, da gebieten wir Einhalt. Warum Diesel schlucken, wenn wir eine einfache Schüttelpumpe für diesen Fall mitführen? Alle lachen über das kuriose Ding, bis schliesslich der Diesel in den herbeigebrachten Kanister strömt. Wir können 130 Liter bergen, der Rest ging wohl unterwegs verloren. Obschon beim Zwischenstopp im Kloster vor rund 30km sicher keine Diesellache unter dem Fahrzeug war. Wenigstens geht nicht der ganze Tankinhalt in den Boden.

Der Zusatztank leckt - so muss der Diesel mittels Schüttelpumpe
abgepumpt und über die Gasse vertickt werden

15km südlich von Tsogtchandman stellen wir uns zwischen die sanften und zunehmend grüner werdenden Hügel und kochen im windgeschützten Inneren des Wagens - der Wind ist die einzige unangenehme Begleiterscheinung auf dieser Tour. Rundherum ist wieder absolut nichts. Diese Exponiertheit ist schon etwas beängstigend. Die Nacht stört nur ein anständig lauter und grosser Vogel, der auf unserem Dach herumkraxelt und dazu noch sein Kotbällchen über die Schräge unteres Solarpanels kullern lässt. In der absoluten Stille hier draussen, wecken einem selbst diese Geräusche...

Dinner for two während der Wind an unserem Fahrzeug rupft

 

01.09.-10.09.2012

Ulaan Baatar

Oasis Guesthouse

Die Einsamkeit des Nachtplatzes beschert wieder ein herrliches Aufstehen in der unberührten Steppe. Über Erdenedalai soll es nun langsam nach Ulaan Bataar zugehen. Von der flachen Wüsten- und Steppenlandschaft gelangen wir in eine hügelig bis bergige Gegend und spüren erst auf den letzten 50km eine Zunahme der Bevölkerungsdichte. Die traumhafte Landschaft, die unglaubliche Ruhe und Einsamkeit werden im krassen Gegensatz zu der pulsierenden Stadt Ulaan Baatar stehen. Wir wollen das nicht. Es gefällt uns so gut hier in der Abgeschiedenheit, dass der blosse Gedanke an die Hektik und den Lärm der Grosstadt ernsthaft auf die Stimmung drückt. Aber nach drei Wochen der perfekten Idylle muss es sein.

 

Einfahrt in Erdenedalai, wo wir das Kloster Gimpil Dardschaalan steht

Kloster Gimpil Dardschaalan (Quelle: Wikipedia)

Zwischen uns und der Hauptstadt treibt eine graue Regenwolke sein Unwesen und wir entscheiden uns, ohne Halt bis nach UB zu fahren. In dem Geniesel und Matsch müssen wir nicht unbedingt campieren. Was Regen mit diesen sonst trockenen Pisten anstellen kann, lassen uns die nächsten 100km erahnen. Obschon es nur ein Regenguss deutlich vor unserer Durchreise war fahren wir durch grosse Schlammlöcher und die Fahrzeugspuren werden zu Schlammtracks. Irgendwie ja cool mit so einem 4x4 aber mit anhaltenden Regenfällen kann dieses Land zur echten Nerven- und Kraftprobe werden. Uns reicht dieser Vorgeschmack und wir sind froh, als das Guesthouse auf unseren Anruf reagiert und uns eines der legendären Wienerschnitzel mit Pommes und Preiselbeerkonfitüre bei Ankunft in Aussicht stellt.
Vom Hunger getrieben ziehen wir die letzten 100km zügig durch und staunen über die Ankunft in der Grosstadt, wo Pisten bis weit in die Häuser führen bis breite Asphaltstrassen den Verkehr zu "strukturieren" versuchen. Nach so langer Zeit komplett ohne Verkehr muss man sich ziemlich zusammen nehmen, um in der unglaublichen Dränglerei überhaupt noch vorwärts kommen zu können. Hier gilt jeder gegen jeden!

Kleiner Vorgeschmack, wie die Mongolei bei Regen ausschauen könnte. Einmal
mehr sind wir äusserst dankbar für den Wettersegen, der uns zuteil wird!

 

 

Hier zu Teil 2:
Route von Ulaan Baatar zum White Lake, nach Terelj und die Ausreise im Süden