Türkei
(31.08.- 04.09.2013)

31.08.2013

Einreise

Sumela Monastery

 

Wieder heisst es volltanken, bevor wir die Grenze überschreiten denn der Dieselpreis hier in Georgien ist deutlich tiefer als in der Türkei (1.32 CHF vs. knapp 2.00 CHF) - nach dem Iran schmerzen die 130 Liter für rund 180 CHF! Im Supermarkt werfen wir noch mit unseren letzten Lari um uns und dann stehen wir schon an der Grenze. Für die Ausreise können wir bequem im Auto sitzen bleiben und abgesehen von der Warterei dauert der effektive Akt nur wenige Minuten.

Alle wollen in genau nur eine Fahrspur um an den einzigen geöffneten Schalter zu gelangen...

Die Einreise in die Türkei hingegen ist wieder ein Müsterchen für sich. 5 Abfertigungsspuren von Georgien her kommend verdichten sich auf eine in die Türkei. Es wird gedrängelt, überholt und gezwängt was das Zeug hält. Auf gleicher Höhe mit uns drängelt eine iranische Familie und wir unterhalten uns durch die Fenster. Sie freuen sich, dass es uns im Iran gefallen hat und reichen eine Monsterpackung Bisquits aus Esfahan durchs Fenster... und wie schön es ist, dass weder Mutter noch Tochter mit Kopfbedeckung im Auto sitzen. Spaghettiträger Shirt und offenes, langes Haar... Die Prozedur dauert eigentlich auch hier nicht so lange, aber die fehlende Dispziplin und die Menge der Wartenden verlängert das nur unnötig.

Durch und drin, nun nur noch die Vignette organisieren und dann ab in Richtung Westen. Wir sollen an einen PTT Schalter gehen, dort könne man diese erwerben. Dieser ist wegen Samstag geschlossen und man bringt uns zu einem Hotel, wo Gäste auf der Terrasse übersetzen können. Offenbar braucht es diese nur in der Gegend um Istanbul für die Autobahnen, das hier ist aber ein Freeway, also kostenlos.
Wie es der Zufall will geraten wir gerade an einen der Hauptakteure von "Benim Için Üzülme", einer Türkischen TV-Soap, die hier abgedreht wird. Es geht um die Türkische Version von Romeo und Julia, Romeo ein Laze, Julia eine Kurdin - eine Kombination die aus traditionellen Gründen gar nicht geht. Sie drehen nun schon die zweite Staffel ab. Er ist nur der Bruder Romeos und wird so die Soap also heil überleben.

Zufällig haben wir einen der Hauptdarsteller der türkischen Romeo und Julia
Soap kennen gelernt: Caglar Ertugrul, der zweite von rechts.

Die Schnellstrasse folgt der Küstenlinie und man hat immer einen herrlichen Blick auf's Schwarze Meer. Parallel zum Strand schwimmen Delphine und springen über die Wasseroberfläche. Und uferseitig ist jede freie Fläche mit Teeplantagen bedeckt. Ansonsten ist es aber ein wenig aufregentes Stück und es ist angenehm, zügig voran zu kommen. Wir staunen über einen Türken, der allen Ernstes uns von unserem Mittagsplatz hupend wegscheuchen will, ohne einen für uns ersichtlichen Grund. Wir bleiben also und er wartet neben uns mit seinem Auto. Kaum sind wir weg, verstehen wir warum er genau da hinwollte, wo wir waren: Er stellt seinen Wagen schräg an den kleinen Hügel, sodass er mit einem Schlauch Bezin aus dem Tank abpumpen und vermutlich verkaufen kann. Einmal mehr sind wir sprachlos.

Es gibt genau nur einen Sightseeing-Visit heute und den statten wir dem Monastery Sumela ab, welches hoch oben in einer Felswand angelegt wurde. Die enge und steile Strasse da hoch lässt stellenweise kein Kreuzen zu und analog den Iranern muss jeder bis ganz oben fahren (wir auch...). Das Monastery ist schön restauriert und die kleine Kapelle, die in den Fels gehauen ist, reichlich mit schönen Malereien verziert. Die Geschichte davon geht über 1100 Jahre zurück und in 1923 verliess die griechisch orthodoxe Gemeinschaft den Ort. Leider ist das Wetter grau, so kann man dieses Bauwerk in den Felsen nicht von weitem fotografieren.

Das Sumela Monastery ist unter einem Felsvorsprung gebaut worden...

... und zeigt einige bemerkenswerten Malereien auf. Leider haben
die mit der Zeit schon sehr gelitten. Sehr schöner Fleck dieses Monastery

Der Strasse entlang sind effektiv Campingplätze angeschrieben! Das gab es seit der Ukraine nicht mehr.
So können wir wenigstens die letzte schlechte Nacht etwas wett machen und ruhig schlafen. Aber die Feststellung des Tages ist: Wir sind ganz nah am Euro-Raum und die Preise sind sprungartig gestiegen. Ein Kaffee kostet nun doch schon wieder 2.50 CHF, also mehr als das doppelte als in Georgien zuvor. Und man findet hier Geschäftsfilialen von Carrefour, Migros (!), BP, Shell, etc. Und bei Kreditkarten bekommen nicht alle gleich grosse Augen sondern man nimmt sie entgegen und wickelt die Transaktion ab. Das erleichtert Tanken genauso wie bezahlen von Essen und Unterkunft und kostet wesentlich weniger, als wenn man Geld bezieht oder wechseln muss.


Migros...?!


01.09.2013

Merzifon

 

Der Nieselregen hält an und für einmal müssen wir ohne Sonne auf den Weg. Das Wetter ist unfreundlich und die Küstenstrasse grau, kaum Leute auf der Strasse, geschweige denn am Meer. Immerhin ist es so einfacher, die lange Strecke zurück zu legen, die wir uns vorgenommen haben.

Die direkt an die Küste grenzenden Gebirgszüge sind bekannt für die guten Haselnusserzeugnisse und die Schokolade muss keinen Vergleich mit der Schweizer Schokolade scheuen. Soweit das Auge reicht stechen Minarette in den Himmel und viele grosse Wohnhäuser säumen die Küstenstrasse. Diese zieht eine künstliche Grenze zwischen der Bebauung und dem Meer. Am Ufer in den unzähligen kleinen, künstlichen und von grossen Wellenbrechern abgegrenzten Buchten haben die Fischer ihre Boote oder Werften ihre Werkstätten. Viele der Boote sind noch aus Holz und so wird gezimmert, was das Zeug hält.

Sehr gute Schokolade mit feinsten Haselnüssen aus dieser Region

Die Küste gehört den Fischerbooten...

... oder Werften

Nach Ordu kürzt der Freeway eine kleine Halbinsel ab, die aber einen Abstecher lohnt. Da gibt es den offenbar schönsten Strand am Schwarzen Meer. Tatsächlich gibt es schön feinen Sand, der aber durch den Regen pampig und der Beach natürlich menschenleer ist. Tja, Timing is everything! Diesmal hat es wohl nicht geklappt.

Der Caka-Beach soll der schönste des schwarzen Meeres sein... mag wohl
sein, vermutlich aber nicht bei Regen

Dafür wirkt die kleine Jason Kapelle ein paar Kilometer weiter viel dramatischer bei stürmischer See, nur Fischer, die vor dem Fischen da beten sollen, sahen wir keine. Ein paar hundert Meter vor dem Ufer sind aber die Fischfarmen, allzu gefährlich ist es sowieso nicht, da hinaus zu fahren - wenn man es bei diesem Wetter überhaupt muss.

Die See ist im Aufruhr und starker Wind treibt die Wellen aufs Ufer


Wir ersparen uns die kurvige Kustenstrasse, die ab Samsun in zunehmend schlechterem Zustand sein soll. Wir haben noch mehr als 1100km bis Istanbul und wollen lieber dort die knappe Zeit einsetzen. Die Strassen sind ein Traum und es gibt viele Raststätten und Hotels unterwegs, man kann also kurz vor dem Sonnenuntergang und ohne gross suchen zu müssen einen sicheren Nachtplatz finden. Unser Rastplatz ist wohl nicht der ruhigste, erfüllt aber seinen Zweck. Es gibt WiFi und gutes Nachtessen, was will man mehr.


02.09.2013

Bosporus

Istanbul

 

 

 

Kaum auf der Strasse kommen die ersten Schilder mit der Kilometerangabe "Istanbul 600km" - Kilometerfressen macht wenig Spass, muss aber vereinzelt sein. Bei schöner Landschaft und guten Strassen kommt man zwar rasch voran, doch der Autopilot schaltet sich zu und man gleitet gemächlich dem Ziel entgegen. Irgendwann kommt man immer an. Die Raststätten unterwegs bieten auch wenig "Wow-Effekte" aber ein erstauntes Lächeln zaubert es uns schon auf's Gesicht, als wir beim Mittagessen den Wagen gewaschen bekommen, ohne nachzufragen.
Klar, nicht umsonst: Das Mittagessen ist teuer und wenig schmackhaft, die Differenz zum effektiven Wert kommt von Seife und Wasser. Aber immerhin, jeder Wagen fährt firsch gewaschen von der Raststätte los. Und startet man den Motor kommt der freundliche Helfer auch gleich angerannt und erbittet sich sein Trinkgeld...

Scheinbar muss man hier für Autobahnen eine Vignette aufkleben, aber hier geht das System nicht,
bei der nächsten Tanke kriegt man es aber. 36 Lira kostet es und schon haben wir einen Sticker mehr auf der Scheibe.

Die Ankunft in der 13 Mio Metropole Istanbul ist mit gemischten Gefühlen verbunden. Abgesehen davon, das schon 100km vor der Stadt der Verkehr sehr dicht wird und die grüne Landschaft durch die graue Schwerindustrie abgelöst wird, ist ein weiteres Abschied nehmen auf unserer Reise, ein Abschluss. Der Bosporus, der das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbindet, trennt Istanul und die Kontinente Asien und Europa. Wir verlassen jetzt also Asien, welches wir im Juli 2012 irgendwo zwischen Russland und Kasachstan erreicht und seither bereist haben. Wir können uns nichts mehr vormachen, unsere Asienreise geht zu Ende.

Die Brücke über den Bosporus: Wir kommen auf dem europäischen Kontinent an

Die Brücke über den Bosporus verbindet aber auch die zwei Teile der Türkei und der Stadt Istanbul. Leider verpassen wir in Europa bereits die erste Abzweigung und enden im Verkehrschaos dieser Stadt. Wenigstens ist der Verkehr relativ angenehem und wir haben einen Zielort auf dem Navi, sonst wäre das wohl jetzt der Zeitpunkt sich richtig zu ärgern. Aus einem Auto neben uns werden wir gefragt, woher wir kommen und als kleines Willkommensgeschenk erhalten wir einen Seifenspender mit Anti-Bakterieller Seife durchs Fenster gereicht, bevor es grün wird und sich unsere Wege wieder trennen.

Wir finden den geheimnissvollen Parkplatz direkt unter der blauen Moschee, schön ruhig und eben, ideal für einen Nachtplatz. Die Parkwächter kennen den Wert dieser ruhigen Nische und kassieren kräftig ab. Aber nach sovielen Kilometern hat man keine Lust auf langes Suchen in der Stadt. Beim Nachtessen um die Ecke finden wir auch gleich den Haken an diesem Standplatz: Der Imam wird uns in der Nacht viel zu unsanft aus dem Schlaf reissen - wir sind gespannt, wie oft. (5x am Tag wird dieselbe Botschaft ausgerufen, nur die in der Nacht erhält sie einen Satz mehr: "Worship is better than sleep")

Die "blaue Moschee" bei Nacht...

... erhält diesen Übernamen wegen den vorwiegend blauen Mosaiksteinen,
die das Innere dominieren. Richtig heisst sie Sultan-Ahmed-Moschee

Der Nachtrundgang in unserem Quartier ist eindrücklich da natürlich alle Monumente schön illuminiert sind. Die Blaue Moschee und die Hagia Sophia Moschee sind besonders attraktiv und auch das Innere zumindest der blauen Moschee sehr schön. Die vielen Mosaikarbeiten und die riesige Kuppel sind sehr beeindruckend. Aber auch auf den Strassen ist alles herausgeputzt und die Restaurants und Kaffees werben sehr aktiv um Kundschaft - es ist unverkennbar, Istanbul ist auch touristisch ein Wendepunkt für uns. Die Stadt ist eine besonders attraktive Destination für Kurzurlauber, Reisegruppen oder auch Einheimische. Es hat tausende davon hier und wir sind irgendwo dazwischen unterwegs.

Chancenlos, das richtig auszusprechen...

Es lohnt sich, dieselben Monumente auch bei Tageslicht nochmals zu besuchen obschon wir auch diesmal einen Bogen um die Hagia Sophia machen - anstehen für ein Ticket vielleicht, aber sicher nicht 40 Minuten. Vielleicht später nochmal. Der Topkapi Palast ist jeweils am Dienstag geschlossen, Pech gehabt. Dafür gibt es aber noch viele Moscheen, Basare und Gassen, die man sich angucken kann.

Die blaue Moschee...

... steht auf Sichtdistanz zur ...

... Hagia Sophia Moschee und beide sind wunderschöne Bauten

Das ehemalige Konstantinopel verdient mit seiner uralten Geschichte einen ausgedehnteren Besuch, der sich nicht nur auf die wesentlichsten Bauwerke beschränkt. Aber wir sind nicht auf Städtereisen eingerichtet und ehrlich gesagt ist es uns nach allem, was wir bisher gesehen haben etwas zu touristisch. Oder anders formuliert: Es ist ein ziemlicher Kulturschock für uns und wir hoffen, in Griechenland noch ein paar weniger hektische Orte zu finden. Morgen soll es weitergehen.

Des Türken Spezialität: Kebab! Eine Lage Fleisch, eine Lage Fett...

Wenn schon die Touristen kaum an diesen Souvenirs interessiert
sind, so haben wenigstens die Katzen ihre Freude daran

War da gerade kürzlich was vonwegen Protesten mit schweren Auseinandersetzungen? Das Hotelleriegewerbe war auf einen Schlag mit einer riesigen Welle von Annullationen konfrontiert und die Häuser standen leer. Dabei waren Unruhen auf der anderen Seite des Bosporus und in unserer Gegend war kein Anzeichen von Ärger auszumachen - einmal mehr haben die Medien ziemlich Wirkung gezeigt...

In den Tagen unserer Reise wird grad auf ganz hoher Ebene diskutiert, wie die Syrien-Krise bewältigt werden kann. Tatsächlich erwägt die USA, das Nachbarland der Türkei anzugreifen unter dem Vorwand, die von der Regierung überschrittene rote Linie (mutmasslicher Giftgaseinsatz) zu bestrafen und Einhalt zu gebieten. Der Weltpolizist USA ist auch bereit, den Einsatz alleine zu starten, da der Britische Freund und die Europäische Union die Unterstützung (noch) nicht zusagen wollen. Da ein solcher Einsatz praktisch nur von Türkischem Boden aus durchgeführt werden kann, wäre dieses Land also plötzlich in einen Krieg involviert. Da der Syrische und Türkische Präsident nicht gerade gute Freunde sind verstärkt das die Spannungen. Mit grosser Sorge dürfte auch die Reaktion des Irans erwartet werden, ein treuer Partner Syriens. Was die wahren Hintergründe dieser Kriegspläne der USA sind bleibt wohl für die nächsten 50 Jahre geheim gehalten, aber ist es denkbar, dass die USA so auf einem Umweg doch noch gute Gründe erhält, den Iran wie angedroht anzugreifen? Mit dem Wechsel des Iranischen Präsidenten ist ihnen ja ein wichtiges Argument abhanden gekommen. Wir beobachten als Reisende in diesen Ländern die Medien und fragen uns, wieviel Schaden und Opfer dieses Kriegsansinnen bringen und vor allem wer davon betroffen sein wird. Es bleibt zu hoffen, dass die UN-Abgesandten doch keine schlüssigen Beweise für den Giftgaseinsatz liefern und damit das Hauptargument entschärft wird, den Krieg zu starten. Es bleibt zu hoffen, dass der Friedensnobelbreisträger Obama alle anderen Mittel vorher ausschöpft, um einen neuen Kriegsschauplatz mit einem möglicherweise fatalen Flächenbrand in der Islamischen Welt verhindern zu können. Oder, dass der Kongress nicht überzeugt werden kann, ihm den Persilschein auszustellen. Wir sind auf jeden Fall froh, ist der Kongress noch in Urlaub, so können wir unbehelligt aus der Türkei ausreisen.

Diesmal zu Gast im Sultans Royal Hotel, ein sehr gepflegtes Plätzchen
im Zentrum der Sehenswürdigkeiten

Die letzten 200km zur Grenze sind ereignislos und lediglich das Mautsystem lässt uns etwas rätseln. Es ist vollautomatisch und bucht Gebühren entweder direkt vom Bankkonto der Fahrzeugbesitzer (OGS, Einheimische) oder von einem Prepaid-Guthaben (HGS, übrige) ab. Bei uns blinkt es bei der letzten Durchhfahrt und eine Sirene erklingt - ob das ein gutes Zeichen ist? Niemand reagiert drauf, so setzen wir die Reise an die Grenze fort.

Die letzten Lira setzen wir in Lebensmittel um und sind gespannt, was uns die Grenze bringen wird. 10 Minuten dauerts und wir sind durch - es ist einfach und sehr entspannt.

Bleibt nur noch Güle Güle zu sagen, auf Wiedersehen und wird hoffen für die Bevölkerung des Landes auf Frieden.

Das war's dann auch mit den vielen ü's