Tibet / Westchina
(10.06.2013 bis 02.07.2013)

FAZIT

 

China ist nicht gleich Tibet ist nicht gleich Xinjiang. Wie stark sich diese Provinzen vom Rest Chinas unterscheiden, wird einem erst klar, wenn man drin ist. So sind auch die Erlebnisse ganz anders als bei der ersten Durchreise im Osten des Landes. Die Geschichte der Unterdrückung von ganzen Volksgruppen wird einem sehr lebhaft klar und Mao erhält hier sein hässliches Gesicht. Die massive Polizei und Armee-Präsenz helfen auch noch den Letzten auf die Sprünge, die es bis dahin nicht gemerkt haben: Die Zentralregierung sagt, wo's lang geht. Widerstand ist zwecklos.

Die Landschaft ist umwerfend schön und macht uns ehrfürchtig, das was von der Tibetischen Kultur übrig geblieben ist sehr eindrücklich. Ein tiefer Glaube an den hiesigen Buddhismus, der jeden Schritt im alltäglichen Leben mitbestimmt und beeinflusst. Es herrscht ein tiefer Friede und Einheit mit der Umgebung, in der die Tibeter leben.

Im Gegensatz zur ersten Chinareise bleibt uns aber der persönliche Kontakt mit den Einwohnern, den Tibetern, erschwert, aus welchen Gründen das auch so sein mag. Das bleibt als Wermutstropfen von dieser einmaligen Reiserfahrung zurück.

 

10.06.2013

Zhangmu
(2200m)

Das lange warten hat nun endlich ein Ende und heute ist der entscheidende Tag: Wir wollen die Grenze in den Tibet überfahren! Im ersten Anlauf vor einem Jahr gelang es nicht - die Grenze wurde bereits im Juni für Touristen dicht gemacht. Das ist jetzt der zweite und letzte Versuch und wir arbeiten seit drei Monaten darauf hin, die nötigen Permissions zu erhalten.

Wir fahren vom "Last Resort" los und steuern die letzten 12 km der Strasse an die Grenze an. Man sieht, dass dies keine stark frequentierte Strasse für Fracht oder Personenverkehr ist. Sie wird zur Grenze hin immer schlechter, oftmals schon verschüttet von Schlamm- oder Gerölllawinen. Tatopani ist die Grenzstadt, die schon bald in Sicht kommt und schon kommt rechterhand das Immigration Office, wo wir unsere Pässe abstempeln lassen müssen. Unser Visum für Nepal läuft heute aus. Nach dem Aushändigen der Visumskopie für China werden wir abgemeldet und fahren mit dem Auto ins abgesperrte Gebiet des Zolls. Auch da läuft alles reibungslos und in 15 Minuten ist alles erledigt, wir wären bereit für die Ausreise. Nur von China kommt ein SMS, wir sollen noch warten, sie seien noch mit Dokumenten beschäftigt. Wir lassen unseren Wagen also im Zoll stehen, gehen nochmals zurück ins Dorf nach Nepal, warten ab und trinken Tee. (Anmerkung der Redaktion: Das ist übrigens nicht normal, dass man ohne gültiges Visa wieder zurück ein Land geht).

Endstation in Tatopani: Nur noch wenige Meter und wir sind aus Nepal raus

Aber vorerst mal abwarten und Tee trinken, bis uns der China
Guide mit weiteren Anweisungen anruft

Nachdem der Tee ausgetrunken ist, sind noch keine News gekommen und trotzdem fahren wir aus dem Zoll und parkieren uns im Niemandsland vor die Friendship Bridge. Die verbindet die beiden Länder über einen Fluss. Wenn wir nur schon über die Brücke fahren, verlieren wir wegen der Zeitverschiebung zweieinviertel Stunden. Das ist schon fast wie bei "MOMO" - je langsamer man fährt, desto schneller geht die Zeit vorüber. Diese Zeitumstellung ist das absurdeste, was man sich vorstellen kann: 2,25 Stunden über eine Landesgrenze hinweg, das ist schon krass.

Das Warten auf der Brücke zwischen Nepal und China - so nah ist das Ziel und doch noch so fern

Wir richten uns auf Warten ein und arbeiten noch etwas am Blog. Viele Lastenträgerinnen und - träger überqueren die Grenze ohne gross Dokumente zu zeigen. Offenbar haben China und Nepal freien Grenzverkehr. Kurz vor ein Uhr kommt dann eine SMS mit der Meldung, Pemba, unser Guide, sei unterwegs um uns abzuholen. Freudig starten wir den Motor und in der Mitte der Brücke werden wir zurück geschickt. China hat jetzt Mittagspause. Um drei dann werden wir aufgefordert, die Brücke zu überqueren - der Fahrer im Auto, die Beifahrerin zu Fuss. Der Grenzbeamte auf der Brücke versucht verzweifelt den Visumskleber im Pass zu finden - aber wir haben keinen. Unser Gruppenvisum ist ein simples A4 Papier und das finden wir beide sehr beunruhigend. Wir schaffens nun aber doch rüber und werden dort in die Immigration gebracht. Kurzer Passcheck, Gesichtskontrolle, Stempel und durch sind wir. Danach kommt der Wagen an die Reihe und wird zuerst durch die Dekontaminationszone gefahren (da wird so ein Desinfektionsmittel versprüht) um danach inspiziert zu werden. Die Grenzbeamtin mit weisser Bluse will die Motorennummer kontrollieren doch als sie realisiert, wo sich die befindet, winkt sie ab. Das Fahrzeugheck soll geöffnet werden, kurz auf den Kühlschrank klopfen und gut isses. Schon kurze Zeit später steht der Wagen auf der anderen Seite des Schlagbaums.

Wir erfahren dann auch noch etwas mehr über die Verzögerung: Am Morgen, als die zwei Guides und der Frachtspezialist, der die Verzollung macht, an die Grenze kommen um uns abzuholen heisst es barsch, dass keine Selbstfahrer, geschweige denn fremde Fahrzeuge über die Grenze kommen dürfen. Wir können uns vorstellen, wie die drei bleich geworden sind nach all der Arbeit die sie geleistet haben. Es braucht fast zwei Stunden, bis alles geklärt ist und die Bewilligungen von Peking das Verbot aushebeln.
Auch eine weitere, seit Anfang Juni geforderte Permission die wir nicht haben ist nach einigen Telefonaten gegenstandslos.

Wir sind so nah an die Grenze gekommen und hätten es beinahe doch nicht geschafft: Das ist Tibet. Doch wir sind drin, zumindest über die Grenze.

Gleich nach der Grenze werden wir gebeten, doch noch ein paar Kisten Mangos ins Customs Office mitzuführen - was wir dann auch machen. Seltsam, aber warum nicht. Und dann beginnt das Städtchen Zhangmu und eine nicht mehr endend wollende Kolonne geparkter Landcruiser - alles Fahrzege für die 4x4 Touren, die durch den Tibet führen. Aber wenigstens gibt es nicht viele Fahrzeuge wie unseres: Im 2013 sind es keine 10 ausländische Fahrzeuge gewesen, die diese Grenze überquert haben. Das wurde im Buch mit allen Carnet Einträgen ersichtlich. Wir sind die ersten Schweizer, sonst nur Deutsche. Und es werden kaum noch viel mehr werden.

Mangotransport für die Chinesische Armee - das würden wir nach
den nächsten 23 Tagen in China nicht mehr machen...

Die ganze Stadt ist vollgeparkt mit Landcruisern für Touren - das hier sind nur
wenige davon

Der Nachtplatz ist mitten in der Stadt am Strassenrand - Welcome to China! Das hatten wir doch schon einmal. Aber 50 Dollar für ein Hotelzimmer? Muss nicht sein. Wir machen einen kleinen Bummel durch die verstopfte Strasse und versuchen eine SIM Karte zu kaufen. Keine Chance, da muss unser Guide her. Wir sind durstig und bestellen uns in einem Restaurant eine grosse Vegi-Suppe. Endlich wieder mit Chop-Sticks essen. Endlich wieder Chinesische Küche. Ein gutes Gefühl.
In der Zwischenzeit organisieren unsere Guides die "Alien" Permissions und regeln unseren Mount Everest Ausflug. Beim Nachtessen werden dann noch einige Formalitäten, Wünsche und Erwartungen an die Reise diskutiert und wir sind gespannt, wie es wird. Der Guide der Agentur, der uns von Anfang an begleiten sollte, wird uns in drei Tagen beim Autocheck und danach in Lhasa wieder sehen. Wir werden sie dann an der Tibetischen Grenze wieder aufnehmen und den anderen Guide, einen Tibeter, dort absetzen. Er wird uns auf dem ganzen Weg in der Tibetischen Provinz begleiten. Kompliziert, kostet uns aber nicht mehr und so soll es uns recht sein - er arbeitet schon seit 13 Jahren mit Touren auf unserer Strecke und kennt sich sicher gut aus. Lonely Planet Tibet ist übrigens illegal hier und sonst noch ein paar so Sachen. Es ist alles einfach etwas anders, das muss man akzeptieren.

Wir werden sehen, erstmals aber müssen wir die Nacht am Strassenrand gut überstehen.

 

11.06.2013

Tingri
(4187m)

Von den Lorris geweckt machen wir uns reisefertig und der Guide kommt pünktlich, so können wir losfahren. Ab jetzt sind 2800 Höhenmeter zu bewältigen. Wir kommen schon bald an den ersten Checkpoint und da werden wieder alle Dokumente geprüft. Viele Kurven und nur ein paar Kilometer später kommt der nächste Checkpoint. Auch hier werden alle Dokumente geprüft. Und dann endlich können wir uns für eine längere Zeit in die Höhe schrauben. Die Strassen sind erstklassig und so geht's zügig voran, die Zivilisation verschwindet rasch aus den Augen.

Da hinten liegt Nepal, es entschwindet rasch unseren Blicken

Nach sechs Monaten im Linksverkehr ist die Umgewöhnung an die "richtige" Strassenseite doch etwas holprig. Solange es Verkehr hat, weiss man, wo man hingehört. Doch Verkehr hat es hier kaum und so ertappen wir uns doch vereinzelt, alten Gewohnheiten nachgegeben zu haben. Die Umstellung auf den "normalen" Verkehr fällt uns sichtlich schwerer als auf der "falschen" Seite zu fahren.

Irgendwann kommt eine kleine Siedlung mit Tankstelle und da wollen wir aufdieseln. Der Diesel kostet seit langem erstmals wieder mehr als Benzin - und auch sonst mehr. Aber um diesen zu kriegen müssen wir wieder den Pass vorlegen... einer der Neugierigen öffnet die Fahrertür, hüpft in den Recaro Sitz und winkt uns "byebye"! Ihm gefällt es offensichtlich da drin und er lässt sich alles erklären. Lesson learned: Halt wieder wirklich immer die Türen dicht machen. Und danach kommt schon wieder ein Checkpoint...
Anders als im Osten Chinas wird das hier zu unserem Alltag werden.

Weiter gehts, höher und höher hinauf. Das Wetter ist perfekt und kaum ein Wölkchen ist am Himmel zu sehen, die Sicht kristallklar. Bei rund 4000m verlassen wir die bewachsene Gegend und kommen in karge aber nicht weniger reizvolle Hochebenen. Wir haben eine unheimliche Fernsicht und sehen die weissen Spitzen der 8'000er. Es ist sureal.

Wir kommen dem Tibet immer näher: Gebetsfahnen überall

Wir erklimmen den ersten 5'000er und lassen die Baumgrenze weit zurück

Von 2200m direkt auf 5055m Höhe - eine erstmals unglaubliche Zahl, welche
aber in den kommenden Tagen zum Alltag wird

Der Wagen macht flott mit, nur werden die Abgase immer dunkler - obschon die Leistung noch da ist, hat er doch arg mit der dünnen Luft zu kämpfen. Wir kommen ca. zwei Stunden später auf dem höchsten Punkt der heutigen Etappe an - auf 5055m (gem. offiziellen Angaben). Uns geht es gut, nur das Atmen ist etwas anstrengender. Auch so hoch oben haben wir nicht das Gefühl, so hoch oben zu sein. Es ist eine riesige Fläche, die sich vor uns auftut und rundherum geht's noch höher hinauf.

Wir haben uns nach unangenehmen Nebenwirkungen entschieden, die prophilaktische Einnahme des Medikaments DIAMOX gegen die Höhenkrankheitssymptome abzusetzen. Es ist sowieso kein Garant dafür, dass es einen nicht erwischt. Es kann höchstens die Symptome lindern, die gefährlichen aber nicht eliminieren. Die Hände sind uns eingeschlafen oder von tausenden Ameisen durchkrochen worden. Alternativ dazu essen wir nun viel Knoblauchsuppe (Ingwer wäre auch gut), trinken wie die Kühe und pinkeln danach wieder endlos. Ebenfalls müssen wir uns gegenseitig darauf hinweisen, tief einzuatmen und nicht nur flach wie immer. Bisher geht es uns gut und unsere letzte Erfahrung auf dieser Höhe hat uns gezeigt, dass wir uns an die Höhe bis ca. 5'000 Meter gewöhnen können und das wird wohl auch jetzt so funktionieren.

Wir gleiten dann wieder gemütlich auf 4'100 m herunter, wo wir schon um 13:00 Uhr Feierabend machen. Es gibt leckeres Mittagessen und einen gemütlichen Nachmittag beim Autoschrauben. Die Tachowelle muss wieder angeschlossen werden (die Jungs der Garage in Kathmandu haben sie unbeabsichtigt herausgezogen) und wir tauschen auch gleich den Bremszylinder wieder mit dem bisherigen aus - der überzeugt einfach doch noch mehr. Das ganze System nochmals entlüften und fertig sind wir.

Old Tingri - ein verschlafenes aber hübsches Nest

Mal sehen, was die Nacht auf 4100m mit sich bringen wird...

Strom gibt's in dem Dorf den ganzen Nachmittag nicht und somit fällt auch der Kauf der SIM Karte flach. Ohne Strom kein Comupter und somit keine Registrierung. Ein kurzer Rundgang durch's Dorf lässt uns schon bald erschöpft umkehren - Atmen fällt schon schwerer auf dieser Höhe - und die Sonne brennt uns gnadenlos auf die Birne...

Nachtessen ist wieder köstlich und wir machen gleich danach Feieabend, zumindest nur noch kurz Blog schreiben, bevor es ins Bett geht.

Der erste Eindruck ist überwältigend. Und bereits haben wir die Spitze des Mount Everest gesehen, die Nordwand strahlt uns glänzend weiss an. Hoffen wir, dass die Aklimatisierung klappt und dann stehen uns unvergessliche Tage bevor.

 

12.06.2013

Mount Everest
Base Camp
(5200m)

Tashizon
(4386m)

Die Nacht verläuft unerwartet gut für die Tatsache, dass wir von 2200m vom letzten Nachtplatz auf 4100m gestiegen sind. Damit hatten wir das letzte Mal vor 7 Monaten erheblich Mühe, diesmal wachen wir gut erholt und ohne den "Hangover" auf. Nur unser Feueranzünder mag nicht mehr Arbeiten, die Luft ist ihm zu dünn. Für den Kaffeekocher borgen wir uns aber einen geeigneten Anzünder, denn auf den Kaffee können wir nicht verzichten.

Um 9 Uhr fahren wir los und kommen nach 6 km ans Gate, wo man die Eintrittstickets für das Mount Everest Base Camp oder vielmehr Tent Camp kauft. Das Fahrzeug bezahlt pro Rad 100 Yuan, pro Person bezahlen wir 180 Yuan (natürlich auch für Guide) uns so leppert sich das auf 940 Yuan oder etwas um die 150 USD. Viel Geld für ein bisschen Berg, aber es ist ja nicht irgendein Berg, es ist mit über 8800m der höchste der Welt.

Wir kommen aber nicht weit, gerade mal durch das Gate und rechts ran: Wir haben einen Nagel aufgelesen und der steckt im hinteren rechten Rad. Wir bemerkten schon gestern einen schleichenden Druckverlust an unserem "TireMoni", konnten es uns aber nicht erklären. Jetzt wissen wir es wenigstens.
Das ist Pneu Nummer 3 mit einem Loch. Der Guide sagt schon, wir sollten zurück ins Dorf gehen, aber wir sehen das einwenig anders. Nagel raus, Ahle rein, Wurm rein, Pumpen und nach 15 Minuten fahren wir weiter ohne das Rad vom Wagen zu nehmen oder ihn erst aufzubocken.

Die Piste lässt uns frohlocken - uns stehen 90 km Schotter- und Sandpisten durch herrliche Berglandschaften bevor. Wir folgen den Anweisungen des Guides und beginnen nach einiger Zeit die Stirn in Falten zu legen: Unser Navi sagt uns, dass er falsch liegen muss. Er verneint und wir fahren weiter. Irgendwann insistieren wir, er soll sich erkundigen. Siehe da, wir müssen umkehren. Danach sagt er nichts mehr zum Weg - wir finden ihn ohne Probleme selber. Die Landschaft lässt sich nur schwer beschreiben, die dünne Luft und das gute Wetter lassen die Berge aber unheimlich klar erscheinen. Traumhaft! Es erinnert einwenig an die Mongolei: Holperige Piste, karge Landschaften und keine Menschenseele.

Klare, dünne Bergluft und eine traumhafte Piste in Richtung Mt. Everest

Wie wir das vermissen? Wir machen einen 5'000er bevor wir den letzten Anstieg ins Tent Camp ansteuern. Und das ist nach der herrlichen Strecke zuvor eine ziemlich zermürbende Geschichte: Grobe Wellblechpiste!! Egal wie schnell man drüber fährt, es ist unerträglich. Was uns aber vorantreibt ist die immer grösser werdende Ansicht des Mount Qomolangma, wie der Mount Everest hier heisst.
Praktisch wolkenlos strahlt uns die vereiste Nordwand an.

Heute erstmals wieder über 5'000m

Sogar den Yaks werden Gebetsfahnen angeheftet, es soll Glück bringen

Und hier ist er, der Berg der Berge: Der Mount Qomolangma, alias Mt. Everest!

Nach 15km und 2 Checkpoints lenken wir den Wagen auf den Parkplatz eines Restaurants und verpflegen uns dort, bevor wir uns das Tent Camp auf über 5000m antun. Das Tent Camp ist ein grosser Platz mit Zelt-Gasthäusern, Souvenirshops und einem Haufen gelangweilter Verkäufer, die herumhängen. Hierher kommen die meisten Ausflügler zur Übernachtung und von hier aus gelangt man mit einem Shuttle Bus ins Base Camp, 4km weiter.

Gemütliches Restaurant auf rund 5000m...

... mit einer Aussicht, wie das nur wenige auf der Welt bieten können:
Ist es wirklich das höchste Restaurant der Welt auf 5'000m?

Das Tent-Camp oder die Touristenfalle... hier hat sogar die China-Post ein
eigenes Zelt (zweites von links)

Ja, mit den nötigen Permissions kann man also mit dem eigenen Auto bis 4km ans Base Camp des Mount Everest auf 5200m fahren - wir sehen neben unzähligen Landcruisern auch einen VW Passat da oben. Im Moment ist Low Season. Im März und September kommt jeweils noch mehr Leben auf den Berg, dann wird nämlich das Camp belebt. Jetzt gerade ist es zu gefährlich, den Berg zu besteigen, so finden wir ausser ein paar Schreinen und vielen Gebetsfahnen eigentlich nichts Spektakuläres vor.

Und das - tja, das ist eben das Base-Camp. Von Kletterbegeisterten und Zeltlager
keine Spur - Saison ist im März und September.

Und damit man es glaubt: Wir waren hier

Die Armee ist da oben auch präsent, ist es eigentlich die Landesgrenze zu Nepal. Wird werden etwas barsch angewiesen, keine Fotos mit Fahnen von unserem Land zu machen, keine militärischen Einrichtungen zu fotografieren (5 Zelte) und dergleichen. Vor ein paar Jahren verbrannten hier ein paar Touristen die Chinesische Fahne und das Live über Satellit. Das kam in der Weltpresse und seither ist alles noch strenger bewacht.

Wir haben genug vom Berg gesehen und entscheiden uns dagegen, in der Zeltstadt zu übernachten. Es ist erstens überhaupt nicht hübsch dort und zweitens müssen wir keine Belastungstests an unserem Organismus durchführen. Von 2200 auf 4200 und dann auf 5000 - in so kurzer Zeit so hoch aufsteigen kann ungesund sein und wir vernichten daher lieber noch ein paar Höhenmeter, bevor wir uns für die Nacht einrichten. Wir folgen jetzt der Hauptfahrroute und die ist Wellblechpiste vom Feinsten - und jetzt kommen die neuen Gäste mit ihren 4x4 Touren in halsbrecherischem Tempo dahergejagt. Das zusammen mit dem Druck der Höhe ist eine Tortur. Die Strecke ist auch doppelt so lang, wie der Guide uns angegeben hat und schlussendlich will er uns direkt an der zentralen Kreuzung eines Dorfes vor dem Hotel parkieren. Dass wir hier kein Auge zutun können, versteht er dann schon und er organisiert uns einen schmutzigen, mit Müll übersäten Hinterhof, wo wir wenigstens ungestört schlafen können.

Kurze Erfrischung mit Qomolangma Quellwasser und dann geht's
weiter, in tiefere Lagen

Es ist absurd wie bei der letzten Chinadurchfahrt: In keinem anderen Land müssen wir soviele Kompromisse bezüglich Nachtplätzen eingehen wie in China, nur weil einem ein Guide aufgezwungen wird. Er mag ja wertvoll sein tagsüber, aber für die Nacht ist er eine echte Hypothek.

13.06.2013

Shigatse (3950m)

Ob sich hier wohl schon jemals jemand über die Daseinsberechtigung der Hunde Gedanken gemacht hat? Was diese Wesen treibt, nachts stundenlang nonstop zu bellen? Und nicht nur einer, nein alle im Dorf? Es war eine schreckliche Nacht und wir sind froh, das unser Gaskocher trotz der Höhe schnell den Kaffee liefert. Allerdings muss man zuerst einen Feueranzünder haben, der auf dieser Höhe zündet...

Pem, unser Guide, hat bereits den Traktor zur Seite geschoben, der unser Gate verstellt. Es warten Wellblechpiste und Naturstrassen auf uns und es geht unmittelbar los mit dem Anstieg auf den 5200 Meter hohen Pass - 99 Spitzkehren sinds hoch und runter, um genau zu sein. Es ist eine der schönsten Natur-Passstrassen, die wir bisher erlebt haben und je höher man gelangt, desto besser wird die Sicht auf vier 8'000er. Der Himmel ist wolkenlos und die Sicht sehr klar - ungewöhnlich gut meint unser Guide nur. Andere Gäste warten teilweise eine Woche oder länger, um diesen Berg wolkenlos zu sehen. Wir verabschieden uns auf dem höchsten Punkt vom Mount Everest und werden dabei leider um Geld angebettelt. Schade, das gab es auf unserer ganzen Chinaetappe im Oktober nicht.

Ruinen vor ausgeschwemmten Felsformationen

Eine endlose Serpentinenstrasse: 99 Mal machen wir auf diesem Pass eine Spitzkehre

Fantastisches Panorama mit vier 8'000ern!

Freundliche Begegnung, auch wenn die Worte fehlen - "Money?"

Omo wäscht weisser - Gebetsfahnen sind überall aufgespannt

Für einmal keine Vierbeiner auf der Strasse - im Hintergrund der Mt. Everest

Auf der Hauptstrasse angekommen geht es dann wieder flotter vorwärts - bis zum ersten Checkpoint. Wie stehen an der Grenze zum Bezirk Shigatse, welcher einer der am strengsten kontrollierten Gebiete zu sein scheint. Wo Checkpoint drauf steht ist Checkpoint drin. Es muss sich jeder registrieren, fast schon wie an einer Landesgrenze. Der Formularkrieg für Pem nimmt seinen Lauf. Der Offizier will wirklich alle Bewilligungen im Original sehen und prüft diese genauestens. Es dauert vielleicht 15 Minuten, bis wir weiterfahren können. Schon kurz darauf kommt der nächste Ort - wo Pem uns wieder irgendwie registrieren muss. Und dann beim Verlassen des Ortes schon wieder ein Checkpoint... Bis am Ende des Tages kommen so 6 Checkpoints zusammen.

Wir lernen nun auch die Bedeutung Pem's Worte zu verstehen - Speedcheck Distance. Das funktioniert so: Erstmals muss Pem wieder mit Führerschein, Fahrzeugausweis und weiss der Kuckuck noch was alles zum Zelt am Strassenrand gehen, und dann kommt er mit einem Zettel zurück. Wir dürfen nicht vor 15:34 Uhr beim nächsten Checkpoint ankommen, sonst kriegen wir eine Busse. Geschwindigkeitsvorgabe 40km/h auf einer Strecke von 66km! Wir lachen noch bei den ersten Autos, die uns im Schritttempo entgegenkommen oder am Strassenrand warten, weil sie zu früh unterwegs sind. Das vergeht uns aber schnell. Es ist echt ätzend in diesem Schneckentempo auf einer einwandfrei geteerten Strasse durch die Gegend zu kriechen, wo man normal 90km/h fahren könnte. Pem erklärt, dass es hier sehr viele Unfälle gab und man es so gelöst hat. Schlau, überholen uns doch alle mit unvermindert hoher Geschwindigkeit, nur um am Ende die Zeit abzuwarten. Wir haben drei Zeitslots auf 70km über einen 5'000er Pass, 66 und 55km auf ebenen Strecken. Damit ist auch unsere Zeitplanung total daneben - wer plant schon mit einem 40km/h Schnitt?! Wenigstens hat man genug Zeit, die wunderschöne Landschaft zu betrachten. Der Zeitcheck wird übrigens mit dem iPhone gemacht.

So sieht ein Speed-Distance Ticket aus: Kennzeichen, Ankunftszeit frühestens 12:25 Uhr

Es ist unfassbar: Wir fahren heute während 300km praktisch die ganze Zeit auf über 4000 Meter Höhe und überqueren zwei je rund 5200 Meter hohe Pässe. Tibet, das Dach der Welt? Wer's nicht glaubt soll es sich selber anschauen!

Unterwegs: Von hier sind es auf der G318 genau 5000km nach Shanghai

Passhöhe wie überall mit Gebetsfahnen dekoriert

In Shigatse angelangt müssen wir uns noch bei der PSB (Polizei) registrieren lassen, dass wir in der Stadt sind. Wir finden ein Hostel und takeln dort den Wagen ab - alle Ausrüstungsgegenstände ausserhalb des Fahrzeugs verschwinden im Hotelzimmer (Sandbleche, Reifen, Kisten, Sonnenstoren, etc.) - morgen steht Fahrzeugkontrolle und Gesundheitscheck an, damit wir Kennzeichen, definitive Versicherung und Führerschein erhalten. Wir haben etwas Übergewicht gemäss Fahrzeugausweis, daher diese sonderbare Aktion. Alles andere lassen wir mal auf uns zukommen. Das wird sicher ein spannender Tag - und hoffentlich zicken sie nicht, sodass wir bald unsere Dokumente bekommen und wir legal weiter fahren können.

Wie immer, wenn wir ein Zimmer nehmen vermissen wir schon bald unser "Zuhause", welches auf dem Parkplatz steht, sind doch jedes Mal erhebliche Ärgernisse anzutreffen. Die Matratze ist de Facto ein Holzbrett und vor der Dusche pilzelt der Boden im Umkreis von einem halben Meter. Welche Bugs im Bettzeug stecken wollen wir gar nicht erst wissen. Wenigstens müssen wir uns so um den Dreck keine Sorgen machen, den wir mit unserem Equipment hier abladen.

 

14.06.2013

Shigatse
(3950m)

 

Ein wichtiger Tag steht bevor: Heute müssen wir Führerschein und Kennzeichen fürs Auto lösen. Zuerst muss der Wagen gewaschen werden. In einem Carwash wird innerhalb von 30 Minuten der Glanz der Karrosserie wiederhergestellt und natürlich zahlen wir statt 20 deren 30 Yuan, weil unser Wagen sehr dreckig gewesen sei. Oder wir haben einfach nur den üblichen Touristenzuschlag bezahlt, obwohl wir alle mitangefasst haben.

Alles aussen montierte Material entfernt und firsch gereinigt: Der
Landcruiser wartet auf die Chinesische Zulassungs-Inspektion

Das steht hier in jedem Innenhof herum: Solar-Power Kocher

Pünktlich stehen wir auf dem Parkplatz der Polizei und finden uns im "Strassenverkehrsamt" von Shigatse ein. Unsere Guides haben alles im Griff und wir werden zügig durchgeschleust. Einen Sehtest müssen wir machen, die Grösse angeben und dann gehen wir ins nächste Büro, wo wir ein verkürztes Freigabeverfarhen bekommen - uns bleibt der Theorietest erspart.

Das Kennzeichen wird nur ausgestellt, wenn das Fahrzeug geprüft wurde. Das lässt sich nicht anders regeln und so gehen wir dann zum Fahrzeugtest. Wir haben Glück und können uns etwas vordrängeln, so ist die Warteschlange der Fahrzeuge erträglich. In einer grossen Halle sind zwei Spuren mit modernen Prüfmitteln ausgestattet, so dass man mit dem Wagen in Kürze Licht, Gewicht und Bremsen testen kann. Der Experte fährt den Wagen selber und bis auf die Bremse der Hinterachse ist er zufrieden. "Red Cross?" "Yes, yes!", unser Guide. Das Schweizerkreuz ist wieder einmal missverstanden worden, aber es schafft Goodwill - schlussendlich lässt sich das regeln und die letzte Unterschrift bekommen wir am Strassenrand auf dem Rückweg zum Strassenverkehrsamt. Dort wissen die Beamten bereits vom Testergebnis und arbeiten an dem Kennzeichen. Wir haben mächtig Glück, dass alles so reibungslos klappt. Es ist Freitag, kurz vor der Mittagspause und wir kriegen all die nötigen Dokumente geregelt.
Der Dank gilt hier unseren Guides, die alles optimal vorbereitet haben und vorallem die richtigen Leute kennen. Es hätte für uns auch ganz anders ablaufen können... erst jetzt können wir wirklich sagen:

Wir sind drin!

Wir freuen uns auf einen freien Nachmittag mit Seightseeing, während die Guides sich um die letzten Dinge und die Re-Registrierung beim PSB kümmern - wir haben jetzt ja ein neues Kennzeichen.

Das Tashilhunpo Monastery ist eigentlich eine kleine Stadt für sich und nimmt eine Fläche von rund 70'000qm ein. Die goldenen Dächer der Panchen Lama Gräbstätten leuchten vor der Bergflanke, welche überspannt ist mit unzähligen Gebetsfahnen. Es ist neben dem Potala Palace in Lhasa eine der wichtigsten Religiösen Zentren im Tibet. In den vielen Gassen kann man sich herrlich vertun und immer wieder in kleine Innehnöfe gucken, wo sich das Leben der Mönche abspielt. Die Jampa Kapelle ist dann die richtige Überraschung: Sie wurde für den 26m hohen Buddha erstellt, welcher mit 300kg Gold beschichtet ist. Sehr beeindruckend, wie diese riesige Statue mit echten Stoffen eingekleidet ist - und natürlich der erleuchtete Blick. Der grosse Innenhof und die 500 Jahre alte Versammlungshalle, beides Kernelemente der Anlage, sind ebenfalls bewundernswert.

Leider bleibt es uns in diesen und vielen weiteren Tempeln während der Tibettour verwehrt, im Innern der Anlagen zu fotografieren.

Der Innenhof, Ort für festliche Anlässe

Eine der vielen Gassen der Kloster-Anlage

Ohne Worte

Bis ins letzte Detail verziert: Goldene Dächer


Nach 2 Stunden Besichtigungs-Schlendern sind wir geschafft von der heftigen Sonneneinstrahlung und natürlich der Höhe - Ein Timeout im Hotel ist nötig, um den letzten Kraftakt des Tages zu vollbringen: All das zuvor vom Fahrzeug entfernte Material muss aus dem Zimmer wieder an und aufs Fahrzeug montiert werden. Auf dem Weg zum Hotel beobachten wir überall kleine Gruppen von Männern und Frauen, die den salzigen Milchtee (Yak-Milch) schlürfen.

Nachtessen gibts nach Tibetischer Art: Wir fangen mit einem süssen Milchtee an (lecker), erhalten dann Spezialitäten und schliessen das Essen mit dem salzigen Milchtee ab (etwas gewöhnungsbedürftig, riecht halt nach Yak, sei aber gut für gestresste Lippen, sehr fettig).

Nachtessen mit vielerlei Leckereien und Spring, unserem Nicht-Tibet-Guide

Hier vielleicht einen kleinen Einschub bezüglich der Guides - warum wir zwei haben: Spring ist die Frau, die alles erst möglich macht, und auch die letzte Reise durch China im Oktober organisierte.
Ihre Agentur holt die ganzen Bewilligungen ein (Peking, Zentralregierung: 5 Amtsbewilligungen, Xinjiang Provinz 7 Amtsbewilligungen, Tibet Provinz 6 Amtsbewilligungen, Zollagent, Fahrbewilligungen, etc.) und eigentlich hätte sie uns alleine begleiten sollen. Aber wie so oft ändern für die Provinz Tibet die Regulierungen sehr schnell: Im Juni erst hat die Provinzregierung des Tibets beschlossen, nur noch lokale Guides zuzulassen und damit kommt Pem, unser Tibetischer Guide ins Spiel. Während rund 18 Tagen ist er unser Guide und mit seinen 13 Jahren Erfahrung ist das sicher von Vorteil für uns - und eben Spring, unser offizieller Tourguide ist an strategisch wichtigen Punkten (Grenzübergang, Shigatse, Lhasa) dabei und übernimmt uns wieder an der Provinzgrenze Tibet. Sie reist aber in der Zeit individuell, sodass wir nur eine Person im Auto mitführen müssen. Dies lässt vielleicht erahnen, wie komplex eine Tibetreise mit eigenem Fahrzeug ist und wie viel dabei schiefgehen kann und der Traum platzt - weitere Details haben wir eben bei diesem Nachtessen erfahren. Wir sind nun erst recht froh, im Tibet zu sein - und natürlich über unser KMU mit mittlerweile 2 Angestellten.

 

15.06.2013

Lhasa
(3650m)

Die Fahrstrecke von Shigatse nach Lhasa ist ca. 280km, unter normalen Umständen bei diesen Strassen ein gemütlicher Ausritt von 4-5 Stunden. Nur hier mit der Speed-Check Distanz dauert es viel länger. Aber diesmal bauen wir die Mittagsrast in die längere der beiden Etappen und so können wir normale Geschwindigkeit fahren und kommen nicht zu früh an. Eine Wohltat!

Die Speed-Check Strecken sind eigentlich gedacht, die Sicherheit zu erhöhen und den Lastwagen-, Bus- oder Tourenfahrern eine Pause aufzuzwingen. Das hilft offenbar nicht, rammt doch ein Laster unser Heck als wir vor dem Checkpoint darauf warten, die nächste Zeitkarte zu bekommen. Wir sind gerade sehr froh, haben wir Abstand zum Vordermann gehalten und die Türe seit unserer Rückfahrkollision in Nepal nicht ausgebeult. Das wäre jetzt vergebens gewesen, mit der Masse des Lasters hat es den Reserveradträger wieder an die Türe gedrückt und diese etwas weiter eingedellt. Da aber sonst nichts weiter passiert ist und der Schaden eh schon vorher existierte, belassen wir's bei ein paar deutlichen Zeichen und ziehen davon, bevor die mittlerweile versammelte Checkpoint Crew noch ihr eigenes Kapital daraus schlagen will.

Rempler von hinten - Gut war die Delle schon drin bevor der Laster
uns am Checkpoint von hinten gerammt hat... So ein Dummkopf,
ausgerechnet am Polizeicheckpoint zu pennen!

Für die Langeweile zwischendurch: Potala Palace Stickmuster - mit "Nationalflagge" ganz oben drauf.

Unsere Fahrt wird begleitet durch die lange Baustelle der neuen Eisenbahnstrecke, welche eine Verlängerung der höchsten Eisenbahn der Welt bis nach Shigatse wird. Ist diese Strecke erst einmal fertig, wird der Touristenfluss zum Mount Everest anschwellen, da man viel bequemer und ohne die lästigen Checkpoints auskommen kann.

Die Ankunft in Lhasa entzaubert die etwas idealisierte Vorstellung der Tibetanischen Hauptstadt und der Potala Palace, das bekannteste Objekt in dieser Stadt, ragt etwas abstrakt aus einer modernen Stadt, wie sie halt für China üblich ist.

Kurz vor Lhasa - die Idylle

Natürlich gestaltet sich die Nachtplatzsuche schwierig, zumal die Vorschläge von unseerm Guide auf wenig Freude unsererseits stösst. Sicherer Innenhof, WiFi und einigermassen preiswert - wir lassen den Wagen nicht über Nacht am Strassenrand stehen oder parken ihn weiter weg in Parkhäusern. Dementsprechend ungedulgig wird unser Guide, als wir nach dem vierten Ansatz einfach keine gescheite Lösung haben. Für uns normaler Alltag ist das für den Guide, der normalerweise Reisegruppen mit festem Tourenplan und Unterkünften begleitet, zu kompliziert. Wir entscheiden uns müde von der Fahrerei halbherzig für eine Lösung, bereuen es aber schon beim ersten Toilettengang - die Toilette ist ungepflegt und funktioniert nicht. Das nächste Zimmer, welches wir anschauen zeigt das gleiche Muster. Und das dritte auch.

Man glaubt es kaum: Wenn man reklamiert, das die Toilette
Ver...pinkelt ist, dann kommt die Putzfrau und desinfiziert das so

Wir ziehen ohne Guide los - er musste nach Hause (?!) - um eine bessere Lösung zu finden. Das dauert zwar eine Weile, da nicht jedes Hotel die Bewilligung hat, Touristen zu beherrbergen, aber wir finden am Schluss doch was deutlich Besseres: das Yak Hotel. Wir checken mit dem üblichen Papierkram hier ein (Permissions, Pässe, Visa, etc.) und freuen uns auf ein gutes Nachtessen im Restaurant gleich nebenan.
Ein Stadtrundgang kann man hier auch abends ohne grosse Sorgen machen, Sicherheit ist kein Problem. Die Präsenz von Polizei und Armee ist unübersehbar.

 

16.06.2013

Lhasa

Barkhor Platz
Jokhang Tempel

Norbulingka Palast

Wieder ohne Guide ziehen wir los, die Stadt zu erkunden. Der Barkhorplatz und der Jokhang Tempel sind nur 5 Minuten von uns entfernt und sind das religiöse Herz der Stadt. Um Zugang in die Altstadt zu bekommen, muss man durch einen Security Check und die Polizei ist hier äusserst zahlreich vertreten. Sie ist noch weitgehend im ursprünglichen Stil erhalten und fasziniert durch die typischen Gebäude. Viel spanneder sind aber die Menschen, die alle in die gleiche Richtung durch die Gassen pilgern - alle mit Gebetsketten oder Gebetstrommeln ausgerüstet, Gebete oder Mantras murmelnd. Sie umkreisen im grossen Bogen den Jokhang Tempel. Die Polizei hält provokativ dagegen: Sie patroullieren in entgegen gesetzter Richtung.

Pilger auf der Kora: Sie wandern im Uhrzeigersinn um den Jokhang Tempel

An jedem der vier Ecken stehen Gebetssäulen und Öfen, wo
Kräuter verbrannt werden - der Rauch riecht vergleichbar wie Weihrauch

Bauen in Lhasa, viel wird von Hand gemalt

Betende vor dem Jokhang Tempel

Die dreistöckige Tempelanlage ist die wichtigste in ganz Tibet und demenstprechend zahlreich sind Pilgerer. Im dunklen Innern, mit von Weihrauch und vergorener Yakmilch geschwängerter Luft, kann man viele kleine Kapellen anschauen und verschiedenste Ehrerbietungs- und Gebets-Rituale der Tibeter beobachten. Uns wird auch trotz Ausführungen unseres Reiseführers immer verschlossen bleiben, wie wichtig die einzelnen Figuren und Relikte für die Gläubigen sind. Aber wir sind fasziniert von der Intensität der individuellen Rituale. Wir sind aber auch wieder froh, draussen wieder frische Luft zu atmen - wenn die ohnehin schon dünne Luft noch so intensiv mit Rauch versehen ist, dann kriegt man tatsächlich Mühe beim Atmen.

Die Gassen der Altstadt laden zum Schlendern ein und zu Essen gibt's überall. Dabei wird aber auch immer deutlicher ersichtlich, wie stark China das Herz Tibets beeinflusst und vereinnahmt. Nur schon die Überwachungskameras, Armee und Polizeipräsenz lassen erahnen, wie stark der Druck der Zentralregierung auf die lokale Bevölkerung sein muss. Wir sind jedenfalls froh, können wir uns so frei bewegen, denn das ist bestimmt nicht immer so.

Nach einer kurzen Lunchpause steht noch der Norbulingka Palace auf dem Programm. Das ist eine Ansammlung von Palästen in einer grossen Parkanlage, geschaffen von den Dalai Lamas. Der siebte Dalai Lama baute hier die erste Sommerresidenz in 1755 und seither haben alle Nachfolger die Anlage erweitert oder umgebaut. Sie sind jeweils im Sommer vom Potala Palast in die ein paar Kilometer entfernte Sommerresidenz umgezogen. Die Bäume spenden angenehmen Schatten, ist die Sonne so hoch oben doch sehr aggressiv.

Der Palast des 14. und aktuellen Dalai Lamas in der Norbulingka Anlage:
Es ist noch alles so eingerichtet, wie wenn er darin leben würde...

Auch nur schon das Wandern durch die Gassen der Altstadt oder die Parkanlage ist wortwörtlich atemberaubend. Wir müssen regelmässig tief einatmen um genug Sauerstoff zu inhalieren und sind oft ausser Atem. Wenigstens reduzieren sich die Beschwerden nur noch darauf und das Kopfweh ist weitgehend verflogen.

Laundry-Services sind hier unglaublich teuer: Ein T-Shirt kostet umgerechnet mehr als 2 Dollar?! Damit haben wir andernorts in China 1 kg Wäsche gewaschen bekommen. So schwer es fällt aber da bevorzugen wir die Handwäsche.

 

17.06.2013

Lhasa

Potala Palace

Der Potala Palace ist das zentrale Ereignis des heutigen Tages. Mächtig ragt das imposante Gebäude auf einem Felsen gebaut aus der Stadt heraus. Es ist das ehemalige Glaubens- und Regierungszentrum des Tibets gewesen. Der fünfte Dalai Lama begann mit dem Bau der Anlage und der aktuelle und vierzehnte ging von da aus ins Exil und kann seither nicht mehr zurück (er lebt jetzt in Indien). Die ersten vier waren in Shigatse und anderen Orten zu finden. Jeder der Dalai Lamas hat den Palast um ein paar Kapellen und persönliche Räumlichkeiten erweitert.

Der Potala Palace: Das Religiöse und Politische Machtzentrum des früheren Tibets

Um ein Ticket zu bekommen muss man zwei bis drei Tage im Voraus ein Zeitslot vereinbaren. Danach wird man ebenfalls in Zeitslots durch die imposante Anlage geführt - es gibt angeblich 1'000 Zimmer und nur rund 20 davon sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Wir haben übrigens Glück: Im nächsten Jahr soll der Palast für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich sein, um ihn für spätere Generationen besser erhalten zu können. Wahrlich keine dumme Idee, drängen sich jeden Tag 2'000 Besucher durch die engen Gänge und herrlichen Räumlichkeiten.

Im Detail gibt es sehr viel zu bestaunen, was seit dem 7. Jh. hier entstanden ist. Aber nur etwas soll hier besondere Erwähnung finden: Die Grabstätten! Viele der Dalai Lamas sind im 13. und obersten Stockwerk des Palastes beigesetzt worden und zwar in massivsten Stupas. Tonnen von Gold und Silber wurden dafür verwendet - noch kostbarer sind aber die unzähligen Edelsteine, die sie von innen und aussen schmücken. Die grösste, der fünfte Dalai Lama ruht darin, ist 12.6m hoch und es wurden 3700kg Gold dafür verwendet. Schwierig zu beschreiben, wenn man es nicht selber betrachten kann - es ist auf jeden Fall ein unglaublich spannendes Besuchsobjekt. Wir haben Neues und Unerwartetes über das Leben und und Wirken der Dalai Lamas erfahren.

Eingangspforte zu den 13 Stockwerken des Palastes

Türknauf, wie man ihn immer wieder antrifft

Anstoss für Ärger von vielen Tibetern ist die rote Flagge auf der Turmspitze des Potalas - die Nationalflagge. Sie wird an vielen Gebäuden gehisst, an jeder erdenklichen Stelle. China nimmt deutlich Einfluss auf das Geschehen und ein ehemaliger See vor dem Potala wurde zubetoniert und mittten auf dem kahlen Platz weht - die Nationalflagge.

Hier soll mal ein See gewesen sein, bevor er für ein Chinesisches Monument zugepflastert wurde

Gläubige pilgern auch hier im Uhrzeigersinn um den Palast herum, wo hunderte von Gebetsrollen täglich durch vorbeigehende Pilgern in Schwung gehalten werden. Die Hingabe, mit welcher diese Prozessession von den Menschen zelebriert wird ist eindrücklich und wir könnten noch lange zusehen.

Alltagsbild: Tibeter haben immer die Gebetskette (Mala, 108 Perlen aus Nüssen, Knochen, Horn
oder Holz) und sehr oft die Gebetstrommel mit dabei

Auf der Kora um den Potala Palace - es müssen hunderte von Gebetstrommeln sein,
die dem Weg entlang aufgebaut sind

Doch haben wir noch ein Meeting mit unserer Reiseagentur und dem Guide. Am Vortag sind Spannungen aufgetreten, welche für uns als Kunden inakzeptabel sind und wir bekommen einen anderen Guide vorgestellt. Obschon er uns nur noch 8 Tage begleiten wird, kann diese Zeit erheblich unseren Gesamteindruck beeinflussen. Optionen haben wir ohne grosse zeitliche Verzögerung keine und so lassen wir es auf uns zukommen. Der Neue heisst Rinchen.

Beim Nachtessen lernen wir etwas über die Fehleranalysetechnik von Mitarbeitern des Elektrizitätswerks. Da es bei uns im Restaurant grad mal wieder keinen Strom hat, kommen diese zum Einsatz. Sie nehmen lange Stangen und schlagen damit auf die Stromleitungen, die zur Trafostation führen. Es funkt heftig und das Licht flackert im Restaurant. Noch ein paar Mal mehr draufschlagen und der Strom ist wieder konstant vorhanden. Problem gelöst, der Trupp zieht wieder weiter.

Wir sind manchmal etwas überrascht von unserer Wirkung auf chinesische Touristen: Ein Mädchen war so glücklich darüber, dass wir uns mit ihr unterhalten haben, dass sie uns extra ein kleines Geschenk kauft. Sie übereicht es uns am Abend, gerade als wir vom Nachtessen zurückkehren und sie kann ihre Freude kaum beherrschen.

 

18.06.2013

Gyantse
(3970m)

Yamdrok-Tso

 

Der neue Guide kommt pünktlich und wir können uns irgendwie aus dem verstellten Innenhof des Hotels heraus manövrieren. Erstes Tagesziel und kleiner Testlauf für den Guide: LSD Öl für das hintere Differenzial finden. In Nepal hatten wir kein Glück, so versuchen wir es hier.

In einem grossen Innenhof, welcher rundherum abgegrenzt wird durch Kleingaragen, stellen wir den Wagen ab und gehen zu Fuss von Ölhändler zu Ölhändler. In dieser Strasse finden wir nur eine einzige Flasche mit dem richtigen Öl, Rinchen, unser Guide findet aber 230 Yuan zu teuer. Also weiter. Irgend ein geschäftstüchtiger Ölhändler zieht für uns los und kommt bald zurück - mit demselben Öl nur für 300 Yuan. Er lässt ihn stehen - alles Muslime, die sind immer viel zu teuer, so sein Kommentar. Wir gehen weiter und finden einen Händler, der uns die Flasche für 200 Yuan gibt. Zurück beim Auto finden wir auch noch einen Garagisten, der uns das Öl wechselt und ein mobiler Einsatzwagen (Fahrrad) mit Fettpresse fettet auch noch gleich alle Schmiernippel. Zufrieden mit dem Ergebnis kann es nun weitergehen. Wer also eine "Kai Xiu Bu" (Schnellreparatur) braucht, ist hier goldrichtig. Auf diesem Platz werden ganze Autos lackiert, und es wird alles Erdenkliche daran herum geschraubt.

Nachträglicher Ölwechsel wird zum Unterhaltungsevent für Anwesende. Immerhin,
einer erledigt wenigstens die Arbeit

Das Service-Mobil für den Fett-Menschen: Der Mann radelt auf dem Werkplatz
umher und fettet, wo immer danach gefragt wird - für 3 CHF.

Komplett-Neulackierung eines Fahrzeugs unter freiem Himmel,
wo vorbeifahrende Autos Staub aufwirbeln...

Der Tank ist fast leer und so stellen wir uns an eine leere Tankstelle. Einfach nur Tankstutzen einführen und füllen? Weit gefehlt: Wir müssen uns wieder mit Pass und Führerschein registrieren, bevor wir dann mit dem Beleg zur Tankwartin gehen. Erst jetzt fliesst der Saft! Warum das ganze? Letztes Jahr hätten sich viele Menschen mit Benzin übergossen und angezündet und seither muss man sich erst registrieren, bevor man Sprit kriegt. Eine verrückte Welt! Durch Tunnels fährt man hier übrigens OHNE Licht aber dafür MIT Warnblinkanlage. Spannend, nur wenig sinnvoll.

Die erste Speedcheck Strecke steht an und da wir unterwegs abbiegen, ist die Zeitvorgabe für uns nicht relevant - aber Achtung! Sie haben auch mobile Kontrollen und die erkennen wir zu spät. Mit 60 statt mit 40km/h brettern wir (wie üblich) durch ein Dorf und werden kurze Zeit später angehalten. Gleich stehen rund acht Beamte um unseren Wagen und der Guide macht sich mit ein paar flotten Sprüchen zum zweiten Mal verdient für heute. Kurze Zeit später winken sie uns grinsend weiter...

Um zu einem der vier heiligen Seen, dem Yamdrok-Tso zu gelangen müssen wir über einen 4700 Meter hohen Pass fahren. Oben angelangt eröffnet sich ein unglaubliches Panorama: Ein tiefblauer See setzt sich vor den grünen Bergen ab und macht dem satten blau des Himmels ernsthafte Konkurrenz. Die Wolken hängen wie an Silch aufgehängt über den Gipfeln von schneebedeckten Siebentausendern und werfen ihre Schatten auf das darunter liegende Land. Ein grandioser Anblick! Hier darf nicht gefischt oder gebaut werden, damit kein Leben vernichtet wird. Die Chinesen bauen aber trotz der religiösen Bedeutung ein Kraftwerk dahin und der Seespiegel sinkt seither. Ein Stein mit einer Inschrift lockt für ein Erinnerungsfoto - das aber gemäss separatem Schild fünf Yuan kosten soll. Dieses zu fotografieren ist aber gratis.

Der Yamdrok See, einer der heiligen vier Seen in Tibet. Die Farben hier sind echt...

Um den grossen Stein zu fotografieren muss man 5 Yuan
bezahlen - aber das kleine Schild darf man ja umsonst...

Mittagessen gibts in einem kleinen Restaurant und wir beginnen standesgemäss mit dem süssen Yakmilchtee. Dann gibts eine zügig geschärfte Nudelsuppe mit Yakfleisch und los gehts mit Geschlürf. Die Toilette ist übrigens auch berauschend: Man stellt sich hinter das Haus und geniesst bei seinem Geschäftchen die grandiose Aussicht auf den See. Vor dem Haus spielt eine Gruppe von Reisenden mit Karten, mit Muscheln oder Steinen. Die Sammlung von Bierdosen ist schon beachtlich gross.

Gemütliches Gasthaus nach tibetischer Art

Nangartse wäre eigentlich die Stadt, wo der Nachthalt geplant ist. Graue Wolken sind aufgezogen und wir entscheiden uns, das Campieren zu verschieben und stattdessen durch das milde Unwetter hindurch über einen weiteren 5'000er zur nächsten und hübscheren Stadt zu fahren. Auf der Passhöhe angekommen ragt rechts von der Strasse der Nachen Kangsang (7614m) mit einem prächtigen Gletscher auf. Unser Guide führt uns in ein kleines Zelt aus Yakwolle, in welchem Nomaden wohnen. Das Zelt ist kleiner als unser Auto und es ist alles, was sie neben ihrem Vieh besitzen. Viel einfacher geht es kaum aber sie scheinen zufrieden damit zu sein.

Gletscher im Graupelschauer

Da wir wieder auf einer Speedcheck Strecke sind, wollen wir es gemütlich nehmen. Der auf einer Baustellenumfahrung steckengebliebene Truck löst aber das Timing Problem, da er den Verkehr in beide Richtungen blockiert. Seine Räder drehen durch und bei jedem Versuch weg zu kommen, rutscht der Auflieger weiter seitlich von der Strasse ab. Das Interesse ist gross, den Lastzug flott zu kriegen und so ziehen alle Männer an einem Seil beim Versuch, ihn voran zu bringen. Aber selbst 20 erwachsene Männer können nichts ändern. In der Zwischenzeit haben aber doch ein paar genervte Fahrer den Versuch gewagt, durch die Baustelle hindurch zu fahren und kaum hat es der erste geschafft, bricht das Chaos aus und jeder will gleichzeitig durch. Der Baustellenarbeiter, der verzeweifelt versucht den Verkehr zu stoppen sieht ziemlich verloren aus... Witzges Detail: Ein Polizeiwagen fährt an die Kolonne wartender Fahrzeuge - zieht sich aber kurz danach nach ganz hinten zurück. Dein Freund und Helfer...

Truck blockiert ausgerechnet eine Baustellenumfahrung!
Er schafft die Steigung nicht

Wir kommen in Gyantse an und finden auf Anhieb ein ruhiges Plätzchen für die Nacht. Wir müssen ohne Guide Nachtessen gehen - die Schaukelei im Fahrzeugheck hat ihm ein bisschen zugesetzt.

 

19.06.2013

Lahtse
(4065m)

Gyantses Besuchermagnet ist ein schönes Kloster mit einer 36m hohen Chörte (Stupa), genannt Kumbum. Kumbum steht für 100'000 Bilder und ist nicht untertrieben. Die Stupa ist die bedeutendste dieser Art in Tibet, beherrbergt sie auf 6 Stockwerken 108 kleine Kapellen mit hunderten von Statuen und eben tausenden von Malereien darin. Farbenprächtig hat wohl jede der 108 Kapellen seine Bedeutung, das überfordert aber unser Wissen über den Buddhismus bei weitem.

Daneben steht die Assembly Hall, der Ort wo sich die Mönche zum Gebet treffen und wir beobachten gespannt, wie sie die Trommeln, Zimbeln und Glocken einbringen oder Yakbutter in ein Gefäss träuffeln.
Danach ist "Zahltag" und jeder der Mönche bekommt seinen Anteil aus den gesammelten Spendengeldern, irgendwie müssen ja auch all die modernen Mobiltelefone bezahlt werden. Hinter der Assembly Hall findet man wie üblich grosse Buddha Statuen, hier ausnahmsweise mal aus Holz. In einer Seitenhalle sind Wandgemälde mit Szenen von Beerdigungen, den sogenanten "Sky Burials".

Kumbum mit 108 Kapellen auf 6 Stockwerken...

... wobei man nur ins Erste davon gelangt, wenn man an den
vier grimmigen Wächtern vorbei kommt

Viele Buddhas mit viel Farbe und bunten Stoffen dekoriert,...

... sitzen hier und erzählen ihre Geschichte

Man hat vielleicht schon davon gehört, wie im Tibet menschliche Körper der Natur wieder zurück gegeben werden aber erst wenn man hier ist, beginnt man zu verstehen: Es ist in der Tat so, dass die Körper verstorbener auf eine Bergspitze getragen werden um sie dort in kleinere Teile zerlegt, teilweise mit Mehl vermengt den Raubvögeln zu offerieren. Eine Alternative dazu ist ein ähnliches Vorgehen aber dass die Körperteile den Fischen in einem Fluss dargeboten werden. Kranke Körper werden aber verbrannt, um die Tiere nicht zu belasten und nur die Körper von Lamas oder hohen Geistlichen werden mumifiziert und in Stupas für die ewige Ruhe eingebettet. Im Tibetischen Glauben hat die Seele den Körper bereits verlassen und somit ist dies eher ein Akt der "Entsorgung" oder vielmehr der Anbetung der Raubvögel welcher auch weniger mit Tauer verbunden ist.

Es lohnt sich, die Altstadt von Gyantse zu besuchen. In den Gassen sind vor den Häusern immer Kühe (mit viel zu kurzen Beinen und viel zu langen Hufen) oder Schafe angebunden, Hunden dösen überall faul in den Tag hinein und die wenigen Menschen die unterwegs sind beschaffen sich Wasser vom Brunnen. Hoch über der Altstadt thront das Fort, welches aber nur eine leere Ruine ist. Wir gehen noch auf einen süssen Yakmilchtee in ein Teehaus und dort ist gerade eine Gruppe älterer Menschen versammelt. Sie beobachten dort gebannt das Gebet eines Geistlichen im TV. Danach wird auf einem andern Kanal gerapt und wir staunen nicht schlecht, als einer der drei Musiker ein rotes T-Shirt mit dem weissen Kreuz darauf trägt. Es seien Exiltibeter, die die Schweiz sehr gerne mögen.

Altstadt von Gyantse mit der Festung hoch oben auf der Anhöhe

Wieder gibt es eine Speedcheck Strecke zu schleichen und wir nehmen uns unterwegs noch Zeit, eine mit Wasserkraft betriebene Mühle für Korn zu besuchen. Als wir denken, die verbliebene Strecke kann nun mit normaler Geschwindigkeit befahren werden staunen wir nicht schlecht, als der Checkpoint 10km früher kommt als uns der Guide sagt. Strafe wäre 100 Yuan pro Minute zu früh (wenn man dem Glauben schenken darf), wir sind aber gerade auf die Minute pünktlich und entgehen der nächsten Busse.

Mit Wasserkraft betriebener Mühlstein

"Dose" für Schnupftaback aus Knochen, Leder und einem Holzzapfen

Der Weg führt über Shigatse auf die Ost-West-Achse, welche nun für die nächsten 2800 km unser Zuhause wird. Natürlich müssen wir wieder durch dieselben zwei Speedcheck Strecken wie auf dem Weg nach Lhasa aber irgendwie geht auch das vorüber.

 

20.06.2013

Saga
(4466m)

Mit einem frisch aufgefüllten Tank nehmen wir die erste Speedcheck Strecke in Angriff - doch man staune, heute dürfen wir so schnell fahren wie wir wollen... das ist ja schön, soll aber einer verstehen.
So zieht die immer karger werdende Landschaft an uns vorbei, bis die letzten Bäume und Reisfelder für die nächsten paar Tage ausser Sicht sind. Wir bewegen uns bis auf Weiteres zwischen 4000 und etwas über 5000 Meter über Meer - heute sind es zwei 5'000er Pässe. Wieder führt uns die Strasse an einem herrlich blau schimmernden See entlang und die Idylle wird nur von den Kolonnen daherrasender Officials gestört. Man erinnere sich an unseren ersten Besuch in China - das hat uns schon dort gestört. Sie kommen zumeist mit einem Polizeifahrzeug in der Front mit übersetzter Geschwindigkeit und Pannenblinkern angerast. Wenigstens haben sie Geschmack und fahren fast ausschliesslicht Toyota Landcruiser oder Prado.

Berge, soweit das Auge reicht - hier aufgenommen auf knapp 5'000m

Weit weg von den letzten Bäumen öffnet sich das Reich der Nomaden. In den endlosen Ebenen und Tälern gibt es gutes Weideland für ihre Yakherden und so stehen überall die schwarzen Zelte. Häusersiedlungen nehmen deutlich ab und die, die da noch anzutreffen sind kommen ziemlich planmässig daher - alle genau gleich, schön in Reih und Glied, mit der "Nationalflagge" oben drauf. Ob da wohl der Versuch von der Regierung gemacht wird, Nomanden sesshaft zu machen?

Nomaden in der Einsamkeit der Hochebenen und -täler

Die Reise ist lang und so muss man sich irgendwie unterhalten. Da passt es doch gerade, dass die Meilensteine am Strassenrand sich langsam gegen Kilometer 2013 und immer tiefer bewegen. So machen wir eine kleine Zeitreise, nachdem wir den 2013er würdig abfotografiert haben. Was passierte in jedem der Jahre, die an uns in Form eines Meilensteins vorbeigleiten? Das kann noch ganz spannend - leider aber auch frustrierend sein: Was war doch noch gleich, als wir sechs Jahre alt waren?

Meilenstein 2013 der G219 - noch 2013 km bis Yecheng

4600 Meter über Meer, eine leichte Steigung und der Turbomotor zieht im 4. Gang noch immer den Wagen mit 60km/h nach oben - wir sind so froh, haben wir diesen Motortausch noch gemacht. Nicht auszudenken, was unser alter Saugermotor in dieser Höhe aber auch all den anderen Ländern für eine Qual gewesen wäre. Er raucht zwar ein bisschen mehr oder hustet zuweilen auf über 5'000m, der Leistungsabfall ist aber minimal. Es erstaunt wenig, dass auch hier Landcruiser das einzige wirkliche Fortbewegungsmitteln sind. Bis vor 5 Jahren bestand ein Grossteil der Flotte noch aus Modellen wie unserem, in China dürfen aber Fahrzeuge nicht älter als 20 Jahre sein sonst werden die Steuern unverhältnismässig hoch und daher ist NICHTS mehr von diesen zuverlässigen Lasteseln zu sehen - nur der gute Ruf ist geblieben. Das zeigen die anerkennenden Blicke der Driver.

Kurz vor Saga, einem Städtchen ohne Sehenswürdigkeiten, müssen wir durch einen Militär- und einen Polizeicheckpoint. Es waren heute insgesamt wieder 5! Der Polizeicheckpoint hat aber doch was gutes: Die Speedcheck Strecke ab hier gilt bereits - wir fahren aber erst morgen los und so können wir dann fahren so schnell wir wollen...

Nachdem ein Pick-Up gerade vier richtige Fässer mit Diesel vollbetankt hat kommen wir endlich an die Reihe um nicht morgen früh tanken zu müssen. Erstmals seit langem müssen wir wieder wirklich planen, wo betankt werden soll. Es gibt sehr lange Abschnitte, wo keine Petrol-Station steht - aber ein gut gefüllter Haupttank reicht im Nachhinein problemlos aus.

Nach der langen Zeit in der Höhe sind wir gespannt, was die höchste Nacht auf unserer bisherigen Reise mit sich bringt. 4500m - lassen wir uns überraschen.

 

21.06.2013

Chiu
(4588m)

Lake Manasarovar

07:00 Uhr ist Abfahrt, 500km auf 4'500 bis 5'200 m stehen bevor - eine anstrengende Tagesetappe. Die Dämmerung setzt gerade erst ein und unser Guide ist sichtlich angestrengt, so früh einen guten Eindruck zu machen. Kaum losgefahren geht's schon hoch auf 4'800 m und die Sonne beginnt die Bergspitzen mit ihrem warmen Licht zu überziehen. Auch wenn es unfreundlich ist so früh aufzustehen, die Natur bedankt sich mit atemberaubenden Bildern bei uns. Spiegelglatte Seen bilden die Berge oder Yaks kopfüber ab und je weiter wir fahren, desto tiefer sinkt das Licht in die Ebene. Ein unvergessliches Erlebnis.

Morgendämmerung entlang der G219

Ein typisches Dorf entlang der Strasse

Heute gibt's kein Speedlimit zu beachten, die Strasse ist praktisch neu und Verkehr hat es für die ersten Stunden überhaupt keinen. Die aufgehende Sonne im Rücken cruisern wir stundenlang mit der Idealgeschwindigkeit von 80-90km/h über Hochebenen, entlang von Flüssen, vorbei an Seen, durch verschlafene Dörfer, über sanfte Anhöhen (genannt Pässe, 4'800-5'200m). Was uns einfach vom Hocker haut ist die unglaubliche Weite, die sich rund um uns ausbreitet und das auf dieser Höhe! Der ganze Tag ist einfach nur hammerstarke Landschaft!

In Zhongba machen wir einen Pit-Stop und füllen den Tank wieder auf, ausnahmsweise auch den Zusatztank. Gemäss Guide kommen auf rund 600km keine Petrolstations mehr. Wir zweifeln an dieser Aussage, da es jeder Logik wiederspricht. Wo eine neue Strasse ist, kommt mehr Verkehr und all die Touren-Landcruiser fahren auch nur mit einem normalen Tank durch die Gegend. Aber es kostet uns wenig den Ärger zu umgehen, wenn er recht haben sollte... Wir werden recht behalten. Es gibt mehrere Tankstellen, wie erwartet. Never mind, so können wir wenigstens mal wieder prüfen, ob der Zusatztank noch dicht ist.

Rollt man gemütlich von einem Pass herunter, eröffnet sich einem um Baryang ein faszinierender Anblick, den wir nur in der Mongolei ähnlich erlebt haben: Sanddünen, Seen und weisse Schneeberge sind auf ein Bild zu kriegen. Aber ehrlich, das hier toppt unser Mongolei Erlebnis. Es sind die Berge des Kanti- und Gautam Himal, die firsch gezuckert den Hintergrund darstellen, davor eine grossflächig und saftig grüne Sumpf- und Seelandschaft. Zuvorderst kommen beachtliche Sanddünen, die gemäss Guide aus Afrika hierher geweht worden sind. Superlativ!
Entlang der Strasse liegen immer mehr Grosstierkadaver - ein Zeichen für das harte Klima (oder auch Stosstangen) dieser Gegend.

Sand, Seelandschaft und weisse Zipfel im Hintergrund - nur in der Mongolei haben wir
ähnliche malerische Bilder aufnehmen können

Sprachlos!

!

Aber um der Freude einen Dämpfer zu versetzen kommt nach 300km um die Mittagszeit ein Checkpoint in Sicht und die machen eben - Mittagspause. Die Fahrzeuge stauen sich und müssen warten, bis die Beamten gespeist haben. Es sind Busse und 4x4 voll mit Reisenden aus Singapur, Indien, China, Russland - und eben wir aus der Schweiz. Gastfreundschaft à la Chinoise. Ein unterbeschäftigter Beamter steuert uns an und beginnt rumzulabern, dass etwas mit unserem Kennzeichen nicht stimmt. Es steht Shigatse, Lhasa und dann die Provinz Xinjiang drauf. Er findet aber Ali nicht darauf, welches auf halber Strecke zwischen Shigatse und eben der Provinz Xinjiang liegt. Schlaumeier Beamte müsste aber auch im Bilde sein, dass von Shigatse aus keine andere Strasse als die G219 in die besagte Provinz führt, sein heiss geliebtes Ali aber vermutlich einfach zu unbedeutend ist, auf dem temporären Kennzeichen aufgeführt zu werden. Vielleicht gingen die Beamten der zuständigen Behörde auch davon aus, dass die Beamten unterwegs nicht so dumme Fragen stellen?! Wir werden die Wahrheit nicht erfahren. Wir machen uns in der Zwischenzeit eine Instant-Nudelsuppe, unterhalten uns mit ein paar der Reisenden aus Singapur, schlagen Zeit tot, bis wir als letzte der Mittagskolonne dann doch noch weiter kommen. Ein bemerkenswertes Beispiel für nutzloses Beamtentum und zunnötige Bürokratie.

Danach geht es in einem sanften Anstieg über Kilometer hinweg auf 5'200 m und wir lassen den Turbo kräftig schnaufen und den Auspuff rauchen. Keine Anzeichen von Müdigkeit bei Mensch und Maschine rollen wir über die Kuppe und in die nächste Geländekammer - wo sich ein stahlblau schimmernder See zeigt. Das ist ein gutes Zeichen, ist dieser See der Vorbote des Lake Manasarovar, dem zweiten der vier heiligen Seen.

Schon von weitem stahlt uns der Manasarovar Lake mit seinem klaren blauen Wasser an. Er liegt auf 4588m und hat eine Fläche von 485qkm. Auch sieht man bereits den Mount Kailash mit seinen weissen Bergflanken. Bevor wir uns am Ufer für den Abend einrichten besuchen wir noch das winzige Kloster, das auf einem Felsen darüber thront. Während wir die herrliche Aussicht rundherum geniessen, können wir wieder die Lunge fluten. Selbst kleine Anstiege bringen uns arg aus der Puste. Der Mönch, der hier lebt, hat ein beneidenswertes Klo... auf einer kleinen Anhöhe daneben ist sowas wie ein Tempel, welcher mit unzähligen Gebetssteinen, sogenannte Mani-Steine, dekoriert ist. Jeder der Steine hat ein Mantra oder ein ganzes Gebet darauf eingemeisselt. "Om Mani Padme Hum" - Heil dem Juwel im Lotus.

Riesenarbeit!

Kleine Tempelanlage auf dem Hügel oberhalb Chiu - in alle Steine sind Mantras oder
Gebete eingemeisselt, von Gläubigen hier deponiert um Wünsche in Erfüllung gehen zu lassen.
Im Hintergrund der Mount Kailash, der heilige Berg

Vom Berg des winzigen Klosters auf rund 4600m fotografiert: Weisse Berggipfel,
der heilige Manasarovar See und die Steppenlandschaft drum herum

Foto in die andere Richtung: Das Monastery Chiu von einem Mönchen bewohnt...

... der jeden Tag die wohl schönste Toilette benutzen darf, die wir
bisher gesehen haben

Chiu selbst besteht eigentlich nur aus Guesthouses mit Plumpsklo vor der Tür und keinem Wasser. Der Ort ist bevorzugt von Indern besucht und wir sind froh, hausen die alle woanders. Wir stehen vor dem Guesthouse, wo alle Fahrer sich einquartiert haben. Der See ist bei Gläubigen bekannt dafür, dass er die darin badenden Seelen von Missgunst, Ärger, Neid und Trägheit befreit. Der Lonely Planet fügt nur trocken an, dass man das Wasser besser filtert, bevor man es trinkt. Die Sünden von 100 Lebenszeiten können sonst ganz zügig Drang nach einer Toilette auslösen.
Die Inder, welche den See als Manifestation Brahmas sehen, pilgern schon seit 1700 Jahren hierher und baden sich darin. Die Tibeter bevorzugen den Marsch darum herum, Kora genannt. Der See gerade daneben wird übrigens als böse bezeichnet und trotzdem sind beide miteinander verbunden. Ying&Yang.

Im gemütlichen Restaurant des Guesthouses richten wir uns für's Blog schreiben ein, kommen aber nicht weit: Wir vertiefen uns in ein langes Gespräch mit zwei Amerikanern, Eric und Charles. Das Gespräch gleitet von unserer Reise über unsere berufliche Zukunft schlussendlich zum Thema Wiedergeburt und den Buddhismus. Charles erwähnt dabei, dass der See für viele Menschen einen Wendepunkt darstellt. Vielleicht auch für uns?

 

22.06.2013

Darchen
(4670m)

Mount Kailash

Da Darchen nur eine knappe Autostunde entfernt liegt nehmen wir's gemütlich - die zweite Nacht auf 4600m hat seine Spuren hinterlassen. Schlafen auf der Höhe ist sicher nicht das erholsamste. Aber es gibt Hot Springs in 300 Meter Entfernung und wir gehen pünktlich zur Öffnungszeit dahin. Wir sind alleine und kriegen unseren Zuber, welcher sehr hygienisch mit einem feinen Plastikbeutel ausgekleidet ist. Das herrlich warme Wasser ist ein Genuss nach 4 Tagen ohne Dusche!

Für die Einheimischen gibt's die Hotspring umsonst, dafür geniesst
man als Tourist drinnen mehr Privatsphäre

So reist eine Indische Pilgergruppe: Das ist nur der Versorgungslastwagen - wir wissen nicht,
wieviele andere Trucks noch dazu gehören...

Gemütliches Innenleben des Guesthouses, wohlig warm mit Kuhdung
und Ziegenkot geheizt

Der Mount Kailash (6714m, Tibetisch: Kang Rinpoche, "Precious Jewel of Snow") ist mit seinem permanent weissen Gipfel ein Pilgermekka. In der Vergangenheit wurde er zwar wegen der Abgeschiedenheit wenig besucht, mit einem Flugplatz in der Nähe und perfekten Strassen fluten nun aber die mehrheitlich Indischen Touristen hierher um sich mit der Kora (in drei Tagen um den Berg wandern, 52km) die Seele zu reinigen. Der Berg wird in der Mythologie als Mount Meru bezeichnet und wurde früher im Himalaya angesiedelt. Man fand aber heraus, dass es sich um einen anderen, eben den Mount Kailash handelt.

Mount Kailash, so wie wir ihn am liebsten sehen. Doch der Schnee liegt ungewöhnlich
weit in die Niederungen (knapp 5000m) und so ist die Kora, die 3 tägige Pilgerwanderung nicht
möglich - Pech für die unzähligen Pilgerer, die nur deswegen hergekommen sind

Der Berg ist imposant und sein Gipfel hat vier Seiten welche in je eine Himmelsrichtung zeigen. Der Berg ist einer der vermutlich Heiligsten, die es gibt. Selbst Reinhold Messner und andere Bergsteiger stoppten geplante Besteigungen, als sie deren Bedeutung realisierten. So war vermutlich noch niemand auf der Spitze um herauszufinden, ob da wirklich die Götter hausen. Nach alter Tradition entspringen vier Flüsse dem Berg, jeder von einer Seite. Alle werden später in grosse heilige Flüsse münden, der Südliche (Karnali) zum Beispiel in den Ganges oder der Nördliche ist der Indus. Allerdings ist keine der Quellen näher als 100km beim Berg...

Das Dorf Darchen ist nicht der Rede Wert - ein ungepflegtes Dreckloch, dass nur aufs Geld der Touristen aus ist. Wer wie wir - und im Moment alle anderen Pilger - hier übernachtet macht das kaum, weil es besonders schön ist hier. Es ist der Ausgangspunkt für die Wanderroute, welche im Moment aber eben wegen zuviel Schnee nicht begehbar ist. So schlafen die Inder hier und wir dürfen morgen weiter fahren.

Und das ist, wie wir den Mount Kailash am liebsten vergessen würden: Ein ungepflegtes,
Dreckloch (entschuldigung) das nur aufs Geld der Touristen aus ist. Don't go there!

Und das ist der zweite Grund, wieso wir Darchen vergessen wollen: Die Horden
von Indischen Touristen hinterlassen unverkennbare Spuren - dieser Stille Ort
war keine 15 Minuten zuvor sauber geputzt und abgeschlossen.

 

23./24.06.2013

Tsaparang
(3653m)

Die Temperaturen sind in der Nacht gegen null Grad gesunken und der Motor bekundet mit viel Rauch, dass er noch unwillig ist zu starten. So geht es auch uns. Die dritte Nacht auf über 4500m war noch nicht das, was wir erholsam nennen. Die dünne Luft ist aber nicht der einzige Grund. Die krankhaft bellenden Hunde stören mehr. Wir müssen uns noch bei der lokalen Polizeistelle abmelden und die beiden Beamten schlafen noch (09:15 Uhr). Verpennt und in Finken fertigen sie die Papiere ab.

Dieser arme Polizist schiebt 365 Tage Dienst ohne auch nur mit der Wimper zu zucken - die
stehen in den unwegsamsten Gebieten. Nicht mal hier lassen sie einem in Ruhe...

Das nächste Ziel ist das ehemalige Herz des Landes, Zhada. Man erreicht es über eine - ja schon wieder - atemberaubend schöne Strasse. Zuerst folgen wir rund 100km der G219, dann halten wir uns gegen Süden und erklimmen einen 5180m hohen Pass - es sind ja eigentlich nur rund 600 Höhenmeter zu gewinnen, da die G219 hier schon auf 4600m liegt. Dahinter beginnt das Staunen: In der Ferne sieht man bereits den langen Bergkettenzug des Indischen Himalgebirges, davor sind die Berge bunt in allen Farben.

Nein, nicht nachkoloriert

Die Passstrasse ist (leider!) keine zwei Jahre alt und somit perfekt. In der ersten Talsohle ist ein Sumpfgebiet mit salzhaltigem Wasser - was wieder ein ganz neues Landschaftsbild ergibt. Wieviel Spass diese Route wohl vor ein paar Jahren gemacht hat mit all den Flussquerungen und Pisten? Man sieht noch die alten Narben in der Landschaft und es juckt in den Fingern, auf die alte aber leider nicht mehr durchgehend befahrbare Piste zu lenken.

Der zweite 5'000er trennt uns noch von einer absolut grandiosen Aussicht in das, was vor tausenden vor Jahren ein Meer war. Das Sutley Valley bietet eine riesige Landschaft von erodierten Felsengebilden, welche sich vor den weiss gezuckerten Berspitzen des Himalgebirges abheben. Die Strasse windet sich immer tiefer in diese fantastische Steinlandschaft herunter, bis man schlussendlich in den Tälern dazwischen herumkurvt. Wir fahren erstmals seit Tagen wieder unter die die 4'000er Grenze und freuen uns über den zunehmenden Sauerstoffgehalt - obschon in homeopatischer Menge.

Einer der faszinierendsten Anblicke unserer Tibetreise - leider vermag das Foto
die Eindrücke nicht ansatzweise wiederzugeben

Das war vor langer,...

... langer Zeit alles unter Wasser

Gleich kommt der Marlboro Reiter und zündet sich eine Zigarette an

Nach den letzten 1'000km ist die 5'000er Grenze für uns so normal geworden, dass sich mittlerweile das Mount Everest Base Camp etwas relativiert hat. Schon faszinierend, wie hier alle Masstäbe neu geeicht werden.

Irgendwann kommen wir mal wieder an einen Checkpoint und der Officer geht ins Büro, nur um seine Pumpgun umzuschnallen. Keine Ahnung wofür, aber schlussendlich scheint er uns doch freundlich gesinnt. Wir kommen in dem stark von China geprägten Zhada an und nehmen erstmal einen süssen Milchtee und eine Nudelsuppe zu uns - kräftig im Geschmack, sehr scharf und mit erstaunlich gutem Fleisch drin.

Nach der Registrierung bei der Polizei fahren wir noch 18km weiter in das scheinbar ausgestorbene Nest Tsaparang. Ärgerlich für uns - es gibt offenbar nur ein Guesthouse, welches Ausländer beherrbergen darf und mit schlafen im Auto ist nichts. Jeden Abend komme die Polizei und mache Kontrollen, das würde nur Ärger geben. Tsaparang ist nur noch rund 50km von der Indischen Grenze entfernt, was einen Teil der restriktiven Massnahmen der Polizei erklären kann. Aber so restlos verstehen können wir das trotzdem nicht.

Das Guesthouse ist aber gemütlich und einladend und wie üblich kostet die Dusche extra - 15 Yuan oder rund 2.5 USD. Die Toilette, ein Plumpsklo im Obergeschoss, ist hübsch dekoriert mit Brennholz und darüber ist der blaue Himmel. Wie so oft in China gibt's zwei Löcher, man muss also eine Konversation nicht für das kleine Geschäftchen unterbrechen und kann gemütlich auf der Toilette weiter plaudern.
Das Guesthouse ist im typischen Baustil mit einer nach Süden orientierten Fensterfront gebaut, wo der Aufenthaltsraum ist. Davor gibt es einem kleinen, von Mauern umschlossenen Innenhof. Im Innern sind die üblichen Bänke und Tische anzutreffen und alles ist schön farbig bemalt.

Gemütliche Stube im Wintergarten

Der Innenhof vor dem Guesthouse

Das Licht geht nicht mehr und der "Elektriker" sucht nach der Fehlerquelle - trial and error - bis es mächtig irgendwo an der Decke funkt, und das Kabel durchschmort und schlussendlich zu brennen beginnt. Er nimmt es gelassen, ersetzt das verschmorte Teil und sucht weiter, bis alles wieder funktioniert.

Zwei kanadische Girls quartieren sich auch im einzigen Guesthouse ein, welches in diesem Dorf für Ausländer zugelassen ist. Sie reisen in einer Gruppe mit Chinesen, sind sie doch auch hier geboren und sprechen fliessend Chinesisch. Für den kanadischen Pass mussten sie aber den Chinesischen abgeben und daher sind sie eben "Ausländer", wie wir das sind. Sie müssen ebenfalls mit Guide reisen und wenn dieser am Checkpoint sagt, er hätte zwei Ausländer im Auto sind die Beamten jedesmal überfordert: Welche denn? Sobald identifiziert, lassen sich die Gedanken des Beamten eindeutig erraten: Verräter!

 

24.06.2014

Guge Kingdom

Der Palast und die Festung des Guge Kingdoms, einst das Zentrum Tibets, steht wie ein grosser Termitenhügel vor uns. Der Sommerpalast und die Mandala ganz oben auf dem Felsmassiv wird durch den darunter, im Fels eingearbeiteten Winterpalast ergänzt. Weiter unten am Fusse des Felses, in kombinierter Bauweise von Felshöhlen und gemauerten Gebäuden sind die Überreste der Behausungen der Mönche, Bediensteten und Armeeangehörigen zu finden. Zu unterst kommen die drei intakten, aber schwer beschädigten Kapellen - die Kulturrevolution Mao's in den 70er Jahren hat ganze Arbeit geleistet.

Die 350 Jahre alten Wandbemalungen wurden arg geschändet, alle Buddhastatuen zerstört und Wertsachen entwendet. Körperteile der Statuen sind im Moment aufgestapelt auf Haufen, die hoffentlich einer Rekonstruktion in Zukunft unterzogen werden. Gerade eben wird damit begonnen, die Wandbemalungen zu reiningen und wo möglich zu restaurieren. Ebenfalls sind die Ruinen teilweise gesichert worden, um in Zukunft ebenfalls rekonstruiert zu werden. Die Überreste der Zerstörung zu sehen stimmt uns traurig und lassen uns nur erahnen, was die Kulturrevolution auch heute noch für schwerwiegende Auswirkungen hat.

Guge Kingdom - die Ruine gleicht einem überdimensionalen Termitenhügel und
ist äusserst reizvoll zu erforschen - nur die Kletterei ist sehr anstrengend

Immer wieder findet die "kulturelle Revolution" Erwähnung. Wie der Plan Mao Zedongs aussah wird uns immer klarer und die Ruinen sind Zeugen der Auswirkungen: Aus einem Machtkonflikt entstanden, kam die Revolution Mao's, welche China im Kern erschütterte, 1966 in Lhasa an. Die rote Garde übernahm die Macht. Die "4 olds" mussten ausgemerzt werden, um die Entwicklung des Landes voran zu bringen: Altes Denken, alte Kultur, alte Gewohnheiten und alte Gebräuche. Das sei der Schlüssel zum neuen sozialistischen Paradies. Im Laufe der Umsetzung wurden praktisch alle religiösen Monumente im Tibet zerstört und Dalai Lama zum Parasiten und Verräter erklärt. Erst nach Maos Tod 1976 wurden die Folgen erkannt und Gegenmassnahmen durch die chinesische Regierung eingeleitet. Der Panchen Lama, welcher 10 Jahre in Haft war, wurde freigelassen - er hatte offensichtlich weniger Glück als der Dalai Lama, welcher noch rechtzeitig flüchten konnte. Spätere Abklärungen durch Abgesandte des Dalai Lamas zogen eine erschütternde Billanz: 100'000 Tibeter waren in Arbeitslagern interniert, 1.2 Mio Tibeter (1/6 der Tibetischen Bevölkerung) kamen ums Leben, 6254 Klöster wurden zerstört. (Quelle: Lonely Planet)
Die Auswirkungen halten bis in die heutige Zeit an, wie das Leben des 14. Dalai Lamas im Exil es erahnen lässt.

Dieser Tempel ist in Renovation - die Spuren der Kulturrevolution
sind unübersehbar und sollen soweit möglich aufgearbeitet werden.
Der abgetrennte Kopf eines Buddhas schaut dem Besucher entgegen

Im Winterpalast begegnet uns eine bunt gemischte Truppe mit Tibeter und Indern, von denen wir erfahren, dass sie allesamt in England leben. Einer der aufgestellten Herren fragt uns nach der Herkunft und auf unsere Antwort entgegnet er, dass er in der Schweiz gearbeitet hat. Wir fragen nach und erfahren, dass er in Winterthur gelebt hat und der "Chairman of the Board" der Tibet Foundation in der Schweiz ist - ein abgesandter Dalai Lamas also.

Mr. Phuntsog Wangyal, Chairman of the Board der Tibet-Foundation

Die Geschichte des Forts geht weit in die Vergangenheit zurück und hat Tibet massgeblich beeinflusst. Insbesondere eine Persönlichkeit wird erwähnt, die die Schrift Tibets basierend auf dem Sanskrit hier ins Leben gerufen hat - zuvor gab es keine Schriftsprache im Tibet. Die Nähe zu Indien und dessen Einfluss auf die tibetische Religion und Schriftsprache hat hier also seine Wurzeln.

Diese Ruinenstadt ist in eine unglaubliche Landschaft eingebettet und wirkt so noch viel stärker. Der Ausblick auf das Sutley-Valley ist einmalig. Nur schade gibt es kaum Zeugnisse vom ehemaligen Glanz und dem Leben in dieser riesigen Festung. Die leeren Höhlen und über einander gebauten Behausungen sind natürlich spannend zu erforschen. Doch ist Vorsicht angebracht da keinerlei Sicherungsmassnahmen die Hobby Indiana Jones davon abhält, jede versteckte Nische zu finden. Andernorts wäre die Mehrheit der Anlage nicht für Besucher zugänglich, um sie erst einer sorgfältigen Restaurierung und Sicherung zu unterziehen. Vermutlich kommt das auch bald hier.

Von der Spitze des Hügels aufgenommen: Herrliche Aussicht

Wir beobachten, wie junge - sehr junge Arbeiterinnen und Arbeiter in mühseligster Art und Weise Steine brechen, sie in die Höhlen tragen um Stützmauern oder Drainagen damit zu bauen. Alles wird auf dem Rücken getragen, gemeisselt wird mit einem geschliffenen Armierungseisen und einem Stein. Wir bewundern, wie sie dabei singen oder pfeiffen. Sie leisten eine wichtige Arbeit für zukünftige Generationen.

Ziemlich fertig von der Anstrengung gibt es einen Mittagsschlaf - seit Monaten der erste überhaupt.
Die starke Sonne und die Kraxelei sind eine echte körperliche Anstrengung in einer Höhe von knapp
4000 m. Aber die Erfahrung ist jeden einzelnen Schweisstropfen wert.

Die Lieblingsmahlzeit unseres Guides ist Tsampa. Zum Frühstück oder zum Mittagessen - das super einfache Gericht ist Tradition hier. Man nehme Gerstenmehl, ein wenig heisses Wasser und vermengt das zu Klumpen. Fertig ist es. Je nach Bedarf kann man es mit Zucker süssen, mit Butter im Geschmack verfeinern oder auch geriebenen Käse beimischen. Man sieht die Leute aber auch einfach das Mehl mit dem süssen Milchtee oder dem Buttertee mischen. Es ist lecker und nahrhaft und die Zutaten sind völlig unkompliziert im Rucksack zu transportieren.

Unsere Nachmittagssiesta wird durch den Besuch einer Polizistin unterbrochen: "I'm a Policewoman, working for PSB". Sie will alle unsere Dokumente prüfen und den Wagen sehen. Schon komisch, wofür man sich bei "PSB" bei Ankunft hier im Bezirk registrieren muss und die forsche Dame stampft da ins Guesthouse, als ob wir was verbrochen hätten. Anruf in der Zentrale bitte und überprüfen, ob da zwei Schweizer Touris mit eigenem Auto gemeldet sind und gut isses, oder? Ob wir es wohl illegal durch alle
Checkpoints bis hierher geschafft hätten?


25.06.2013

Shiquanhe (Ali)
(4197m)

Das Thöling Kloster in Zhada ist ein kleiner Frühstückshappen, bevor wir die bisher höchste Bergetappe in Angriff nehmen. Das Kloster war noch bis 1966 normal in Betrieb, als die Kulturrevolution ein weiteres Opfer forderte. Die Buddhas wurden zerstört, die Wandmalereien aber Gott sei Dank verschont. Die stammen je nachdem aus dem 13-14 oder 15-16 Jh. und wurden stellenweise mit Hilfe aus der Schweiz gereinigt. Dieses wie weitere 108 Klöster wurde im 10 Jh. von Rinchen Zangpo initialisiert - er war der Mann, der aus dem Sanskript Studium in Indien die Tibetische Schrift entwickelt und eingeführt hat. Heute brennen auch von uns zwei Butterkerzen, um unseren Familien daheim Glück zu bringen.

Die atemberaubende Ostroute haben wir gesehen, nun wollen wir auf der Westroute weiter in Richtung Ali fahren. Nur die Westroute ist Naturstrasse und unser Guide macht sich Sorgen, ob wir sie finden und ob sie gut genug sei. Wir überzeugen ihn, dass wir das schon schaffen und zweigen ab auf die Kiespiste.
Nur schon anhand der topografischen Karte lässt sich abschätzen, wo wir durchfahren müssen und der GPS-Cursor gibt uns recht - auch hier ist die Navigation ziemlich logisch. Die Strasse ist einwandfrei und die ersten 2 Stunden sehen wir nur gerade ein einziges Fahrzeug unterwegs. Ansonsten kurven wir einfach durch den "Erdwald", über riesige Hochebenen und zweigen schlussendlich auf die Passstrasse ab. Die Strasse ist in einwandfreiem Zustand und wir haben zwei herrliche Aussichtspunkte auf über 5'300 m! Dann geht's über Serpentinen und manchmal auch mit Abkürzungen dazwischen wieder runter auf die G219. Kurz bevor wir einbiegen fahren wir an einem Werkhof vorbei mit einem Maschinenpark, der jeden Bauunternehmer in der Schweiz neidisch machen müsste - Brandneue, topmoderne Maschinen und alles in doppelt und dreifacher Ausführung. Kein Wunder sieht die Naturstrasse aus wie geschleckt.

Durch den Erdwald zurück...

... ziehen prächtige Felslandschaften an uns vorbei

Endlose und einsame Naturstrasse

Kurz vor Ali müssen wir noch eine kurze Pinkelpause einschalten und vergessen doch prompt beim Weiterfahren unseren Guide, der erst nach uns ausgestiegen ist und etwas entfernt sein Geschäftchen erledigt. Wir lachen bei der Erkenntnis und wenden, um ihn wieder aufzulesen.

Die Stadt ist ein typisch Chinesischer Ort und wird von Armee und Polizei dominiert. Im Auto übernachten geht nicht und schlussendlich enden wir im Post Hotel. Da treffen wir auf Spring, die uns ab hier wieder übernimmt und der Tibetanische Guide die Heimreise antreten wird. Widerwillig muss er mit uns noch zum PSB, er ist bezahlt für den Tag, so soll er doch auch unsere Registrierung erledigen. Er findet das Polizeibüro nicht und einmal mehr erleben wir, wie in anderen Ländern Menschen doch etwas verloren wirken, wenn sie was finden müssen. Sie fragen erst viel zu spät, dann die falschen Leute und stellen falsche Fragen. Wir verlieren 90 Minuten unseres Feierabends, bis wir wieder im Hotel sind.

Einer der Pässe auf dem Weg nach Ali mit den überall verteilten Plastik-Aufpassern

Mit Spring gehen wir noch für die nächsten Tage einkaufen, da Verpflegung unterwegs aus den eigenen Reserven erforderlich ist. Keine Restaurants, kaum Dörfer liegen an der Strasse. Im Printshop können sie keine Folie drucken (unsere Reiseroute ist veraltet) und verregnet werden wir auch noch. Zeit, ins Hotel zurück zu gehen. Dort treffen wir auf zwei Touristen aus Polen, die wie wir mit ihrem eigenen Auto in entgegen gesetzter Richtung unterwegs sind. Das Thema für den Abend ist gegeben und die äusserst unpersönliche und zu frühe Verabschiedung unseres Guides ist schnell vergessen - er wollte einfach nur noch heim und das merkte man seinem Service an.

Kleines Beispiel: Wir servieren unseren Guides ja eigentlich immer konkrete Lösungsansätze, sie müssens dann nur noch regeln. Wir brauchen Wasser, seit Nepal konnten wir kein Trinkwasser mehr bunkern. Im Post Hotel sehen wir einen Waterpoint mit genau den 20-Liter Flaschen, die wir aus den übrigen Ländern kennen. Es steht eine Telefonnummer und ein Preis drauf. Wir bitten unseren Guide, die Receptionistin zu fragen, ob sie wisse, woher die Flaschen kommen. Sein Reaktion nach einem Gespräch an der Reception: Nein, er hätte nicht gefragt. Die wüssten es eh nicht. Sache für ihn erledigt.
Spring, geht das anders an: Sie geht geradewegs auf die Receptionistin zu, die wählt ohne zu zögern die Nummer des Lieferanten, es wird kurz verhandelt und um 22:30 Uhr kommt der kleine Transporter mit vier Flaschen, welche in wenigen Minuten im Tank landen. Wir bezahlen weniger als 10 Franken für 80 Liter aufbereitetes Trinkwasser. Das reicht wieder für zwei bis drei Wochen. So funktioniert "Service".

 

26.06.2013

Domar
(4477m)

Los geht's mit Spring im Auto, dem Guide, mit welchem wir eigentlich die ganze Reise machen wollten. Sie hat unsere erste Durchfahrt und nun auch diese organisiert und wir freuen uns auf die verbleibenden Tage mit ihr im Auto.

Pech nur, dass die Tankstelle eine Computerpanne hat und wir eine halbe Stunde warten müssen, bis wir endlich Diesel bekommen. Für die nächsten drei Tage ist die Versorgung mit Diesel weniger zuverlässig, also immer auftanken, wenn sich was anbietet. Nach 6km kommt der letzte Speedcheck Checkpoint unserer Reise, wir haben 90km nach frühestens 1h10min zu erreichen - die Zeit konnte Spring verhandeln - warum schafften das unsere beiden männlichen Guides nicht? Völlig entspannt also. Überhaupt ist es ein ganz anderes Gefühl mit ihr im Heck: Sie ist bei der Sache und wenn wir unterwegs sind liest sie oder lernt für ein Examen. Die beiden Männer haben entweder gepennt oder vor sich hingeträumt und waren kaum zu vernehmen.

Die 90km sind auch gleich die letzten auf Asphalt für die nächsten 300km. Road under construction: Dies ist noch das Überbleibsel der vermutlich längsten Baustelle der Welt, welche dieses oder nächstes Jahr abgeschlossen werden soll. Es waren über 2000km Strasse zu bauen - in dieser Höhe und bei den herrschenden Wetterlagen, teilweise in Permafrost-Böden, kein einfaches Unterfangen. Nun ist Lhasa durchgehend bis in die Provinz Xinjiang mit guten Strassen verbunden. Das Ergebnis ist aber bemerkenswert - vom Bauen verstehen die Chinesen was und wenn sie etwas anpacken, dann hat das auch Hand und Fuss. Ein Busfahrer, der Spring in 24h von Lhasa nach Ali gebracht hat sagt, dass dieselbe Strecke bei Idealbedingungen (keine Panne, Erdrutsch, etc.) in bestenfalls 4, normalerweise in 7 Tagen zu schaffen war. Fortschritt ist, wenn man vorwärts kommt.

Wir müssen nun allerdings wieder den Umleitungen folgen, eine äusserst staubige und schaukelnde Angelegenheit. Dass man das aber nicht falsch versteht: Es kommt Offroad-Feeling auf wie in der Mongolei! Die ganze Talsohle ist überzogen mit Ausweichrouten von der Ausweichroute... Jiiihaa! Und wieder haben wir trockenes Wetter und hinterlassen eine riesige Staubwolke. Wie das wohl bei Regen ausschaut?
Landschaftliche Highlights sind der Pangong Lake, der dritte der 4 heiligen Seen, und ein über 50km langer Salzsee. Und natürlich sind die dunklen Regenwolken hinter uns besonders hübsch, weil sie eben hinter uns liegen - sie haben aber eine Nacht lang Zeit uns zu überholen. Wir sind sehr einsam unterwegs und kreuzen nur dann und wann ein Fahrzeug. 140km Vibrationen sind für heute aber genug.

Die Umfahrungspiste bringt uns direkt ans Ufer des Pangong Sees

Pferde gehören zum Landschaftsbild

Ein Unwetter hinter uns macht die Szenerie noch spannender

Ein über 50km langer Salzsee

Ein grenzenloser Fahrspass

Der Nachtplatz ist eine ziemlich üble Absteige aber das Beste, was es hier im Dorf gibt. Es ist auch das Zuhause von vielen Baufachleuten, die die Strasse hier bauen. Am Anfang schauen sie uns nur aus der Distanz an, mit Spring als Übersetzerin kommen sie aber in Schwung und wollen mehr von uns wissen. Sie selber ziehen seit Jahren der Baustelle nach, obwohl sie daheim Frau und Kinder haben. Stolz zeigen sie uns Fotos von ihnen und ihrer Familien und unter anderem auch von einer Höhle, wo sie viele Kristalle gefunden haben. Sie kommen mit ihren Funden aus den Baracken und zeigen sie uns - und schlussendlich schenken sie sie uns. Offenbar meditiert in dieser Höhle ein bedeutender Mönch, so sind die Steine besondere Glücksbringer (und nun fahren wir also Steine durch die Landschaft...!)

Nach einem ausgiebigen Fotoshooting werden wir noch zu Tee in eine der Wohnbaracken eingeladen und Liao zeigt uns auf seinem Computer noch mehr Fotos von seiner Hochzeit, seinem 5 Monate altem Kind und ein paar Filmausschnitte, die er besonders mag. Wir verstehen uns zwar von der Sprache her nicht, die Unterhaltung ist aber trotzdem sehr witzig. Er und sein Zimmergenosse leben auf vielleicht knapp 15 unbeheizten Quatratmeter und teilen eine wirklich üble Toilette mit allen anderen Gästen. Sie sind Bauingenieure - ihnen geht es noch den Umständen entsprechend gut. Die normalen Arbeiter müssen sich mit Zelten oder unter Fahrzeugen zum Schlafen legen. Das ist ihr Leben für die G219!

Motorbikes sind bunt dekoriert, hier ein stolzer Besitzer
eines solchen Exemplars


27.06.2013

Xiadulla
(4700m)

Wieder stehen nahezu 400 km an, die ersten 130 davon auf Umfahrungspisten der Baustelle. Die Glieder noch nicht ganz warm beginnt es sogleich zu schütteln und selbst langsam fahren bringt keine Milderung. Da wird jeder asphaltierte Abschnitt zur Wellness-Zone. Der Staub liegt zentimeterdick auf der Piste und wird zu einer dichten Wolke hinter einem aufgewirbelt. Mit Glück bläst der Wind das Zeug weg, ansonsten heisst es Luken dicht machen. Wir werden uns den ganzen Tag auf 5000 +/-300 Höhenmeter bewegen, über 100km davon auf über 5000m. Die Landschaft ist karg und wir treffen primär auf Bauarbeiter/innen, Yaks, Schaf- und Gazellenherden. Heute erleben wir das höchste Mittagessen auf 5350m und es zieht ziemlich kalt über die Hügelkuppen, sodass wir uns ins Fahrzeug verkriechen.

Gut sehen wir den Schnee wie immer aus angenehmer Distanz

Das ist keine Spiegelung, es sind wirklich zwei dieser Blacktail Gazellen, die uns so fragend angucken

Eine Herde von Gazellen...

... zieht gemächlich über die Hochebene

Wieder mal ein stattlicher Yak-Bulle

Da es leicht regnet und der Boden von vorherigen Regengüssen feucht ist, passiert, was passieren musste: Wir schlammen uns einmal ein. Kein Drama aber es wäre zu vermeiden gewesen. Die Vorderachse sinkt wiederstandslos in die gallertartige Erdmasse und an Traktion ist nicht mehr zu denken. Aber wir haben Glück und ein Bus lädt gerade Arbeiter aus, die im Vorbeigehen Hand anlegen und den Wagen in kurzer Zeit wieder aus dem Matsch befreien. Auf über 5000m nur schon eine Schaufel zu halten ist anstrengend, geschweige denn Matsch unter den Achsen hervorhieven. Danke ihr unbekannten Helfer, das war sehr liebenswert! (PS: Fabias Lösungsansatz war, dass wir den Schaufelbagger anfordern, damit die Schaufel sauber bleibt...!)

Einmal eingematscht - aber Helfer sind schnell zur Stelle und eine atemraubende Bergung auf
nahezu 5000m bleibt uns erspart!

Danach bessert sich die Strasse zunehmend und wir fahren durch endlose Hochebenen, einmal über 100km praktisch nur geradeaus. Wir sind unverkennbar immer tiefer im

NICHTS!

Es ist eine riesige Salzwüste auf Permafrostboden, soweit unser Guide das uns erklärt. Wie das wohl war ohne diese piekfeine Rennpiste, wo wir mit knapp 100km/h durch die Ebene brausen können? Das war wohl eine Geduld und Ausdauerprobe.

Irgendwo unterwegs haben wir die Grenze zur Provinz Xinjiang überschritten und den Tibet verlassen. Es gibt dafür offensichtlich keinen besonderen Checkpoint. Uns soll es recht sein - wir realisieren aber erst später, dass wir durch ein kritisches Gebiet fahren: Diese Zone ist ein von China verwaltetes Gebiet, auf welches aber auch Indien Anspruch erhebt. Gerade eben gab es wieder deutlich Spannungen zwischen den beiden Ländern, da es keine gültige Grenzlinie gibt, an welche sie sich halten wollen.
Gut sind sich die beiden Grossmächte auf diplomatischem Weg entgegen gekommen, um ein neues Abkommen und damit vorderhand Ruhe zu besiegeln - bloss vorderhand, weil auch bis jetzt noch keine verbindliche Grenzlinie vereinbart wurde.

Da erstaunt auch die hohe Armeepräsenz nicht und besonders die vielen Kampfpanzer, die hier das Gelände umpflügen. Wir kommen kurz darauf im Dorf an, wo unser Nachtplatz auf uns wartet. Das Dorf ist eigentlich eher ein riesiger Armeestützpunkt - da müssen wir wenigstens nicht mit Kriminalität rechnen... Haben wir uns gerade gestern über die Toiletten beklagt? Ehrlich gesagt, das hier toppt alles andere. Ein paar Planken, die zu brechen drohen und einen einfachen Bretterverschlag drumherum.

Wir verewigen uns auf der Wand des Guesthoueses (wer hat hier wohl geschrieben: Never ever come back to G219? Das muss wohl einer der vielen Radfahrer gewesen sein, der bereits hier sein Abenteuer zutiefst bereut hat! Es sind von hier noch rund 2700 km bis Lhasa - und unzählige Höhenmeter!) und verschieben danach unseren Wagen weg von den Häusern - überall knattern Notstromaggreagate als reguläre Stromlieferanten bis tief in die Nacht hinein.

So sieht es hinter den Häusern an der Hauptstrasse aus: Notdürftige Plumpsklos, Abfall, etc.
Schön, dürfen wir bald weiter fahren.

Brauch des Hauses: Jeder Reisende kann sich irgendwo verewigen - sei's auf
dem Bildschirm des Fernsehers oder wie bei uns über bestehende Signaturen

 

28.06.2013

Yecheng
(1540m)

Gut, dass wir weiterkommen. Dieser Nachtplatz gehört auf die Streichliste. Der Besitzer des Guesthouses will noch ein Foto von uns allen, bevor er uns eine gute Reise wünscht. Er merkt noch so nebenbei an, dass wir unterwegs noch 20km schlechte Strassen hätten... wenn es denn sein muss?!

Der Gastgeber war ja zwar freundlich, aber sein Guesthouse
würde eine kleine Auffrischung benötigen...

Der Streckenabschnitt kommt rasch und es sind die üblich unangenehmen Ausweichrouten um im Bau befindliche Brücken oder ganze Strassenabschnitte herum. Schrittempo bis 30km/h - mehr geht nicht. Wir bedauern die Truckfahrer, die dies als Begleiterscheinung für ihren Beruf akzeptieren müssen. Der krasseste Streckenabschnitt ist aber eine Ausweichroute für einen Serpentinenabschnitt - der schnurgerade den Berg hinauf geht. Wir rollen im ersten Gang Standgas und mit Bremse den steilen Weg herunter, wie die das mit ihren voll bepackten Vierachsern bergauf schaffen ringt uns Bewunderung ab - aber sicher beneiden wir sie nicht darum.

Einer der wildesten Passstrassen, die uns bisher begegnet ist

Ein Checkpoint steht an, dies scheint aber wieder ein harziger zu werden. Es stehen bereits zwei Laster da und der Guide meint, wir sollen uns vor die stellen. Die Offiziere haben gerade ein Meeting, so ist der Posten geschlossen. Das bewaffnete Wachpersonal weist uns aber streng zurück, wir haben wohl an der falschen Linie gestoppt. Es muss alles seine Ordnung haben, so fahren wir 20m zurück und gut isses. Warten ist angesagt. Die Wachablösung kommt, die alte Wache zieht ab. Dann müssen wir plötzlich mit allen Dokumenten in den Inspektion Room und es wird ellenlang damit rumgenestelt. Ein fehlender Kopierer wird durch eine Digitalfotokamera ersetzt und wir fühlen uns wieder einmal richtig willkommen in diesem Land - lediglich zur Kontrolle des Passbildes schaut uns der Beamte an. Ein freundliches "Nihao" oder "Welcome to Xinjiang" oder ein simples "Hello" mit einem Lächeln im Gesicht würde uns schon als Beweis der Gastfreundschaft ausreichen. Es ist nicht DASS wir so oft kontrolliert werden sondern einfach nur das WIE. Wir sind Gäste in diesem Land aber die Menschlichkeit ist bei vielen dieser Beamten aberzogen worden, so scheint es. "Have a nice day" sagen wir beim Verlassen des Postens und sind wieder einmal dankbar für die freie westliche Welt, in der wir leben dürfen. Und damit sind wir auch definitiv in der Provinz Xinjiang eingereist.

Wir winden uns durch tiefe Schluchten und sind froh, ist nicht ganz Tibet so gewesen - die weiten Ebenen sind weniger erdrückend und erlauben Fernsicht. Um die nächste Kurve werden die Achsen eines Unfall-Fahreugs erkennbar: Ein voll beladener Kipper ist mit zu hoher Geschwindigkeit auf eine Kurve zugefahren und alles Bremsen hat nichts mehr genützt, um ihn vor der mindestens zweifachen Seitenrolle zu verschonen. Das Fahrzeug liegt schon länger hier, die Opfer sind geborgen. Aber zu denken gibt das schon - diese Strasse ist sehr gefährlich.

Mehrfachüberschlag um die Längsachse, das gab bestimmt gute Stilnoten. Nur um den
Fahrer muss man sich ernsthafte Sorgen machen...

Kaum wähnen wir uns auf normalen Höhenlagen um 2500m - das erste Mal seit rund 17 Tagen - geht's schon wieder bergauf auf den nächsten und letzten Pass. Dieser ist aber besonders übel. Es gibt auf der ganzen Strecke keine Kandelaber, Pfosten oder ähnliches, welche Fahrzeuge auffangen könnten. Sie windet sich einer sehr steilen, rund 700 Meter hohen Bergflanke entlang und ist an vielen Stellen vom Absacken bedroht oder hat sich bereits abgesenkt. An einigen Stellen ist nur noch die bergseitige Spur vorhanden, der Rest ist den Abhang hinunter. Mit diesem Pass überwinden wir auch die Kulturgrenze und wir sind in der Provinz der Uiguren angekommen. Wer hätte übrigens gedacht, dass sich Kamelherden in einer Höhe von 3600 und in engen Schluchten aufhalten?

Das ist zunächst ein ziemlicher Kulturschock - vom Tibetischen Hochlandvolk kommt man innert kurzer Zeit direkt in einem Basar eines Wüstenvolks an. Von kühlen Bergtemperaturen sind wir plötzlich wieder im Sommer der Wüstenebene angekommen. Vom Buddhismus wechseln wir zum Islam. Von menschenleeren Gegenden bewegen wir uns plötzlich wieder auf bevölkerten Strassen. Nur die Präsenz der Polizei und Armee bleibt unvermindert deutlich.

In Yecheng angekommen suchen wir erstmals den Meilenstein "0" der G219. Daraus wurde aber ein unübersehbarer Torbogen über die Strasse, wie sich gleich darauf herausstellt. Damit haben wir mehr als 2300km auf dieser Strasse zurückgelegt. Wir suchen aber noch den originalen Stein und biegen dabei in die Strasse nach Osten ab - und fahren in eine massive Polizeisperre. Unser Fahrzeug verdient besondere "Beachtung" und so warten wir, bis der verantwortliche Vorgesetzte eintrifft, um unsere Papiere zu prüfen.*)


G219, km 0: Wir haben mehr als 2300km auf dieser Strasse zurück gelegt


Jetzt kommt auch heraus, dass es in "Turpan" einen Zwischenfall gab... Zwischenfall? Der einzige offizielle Bericht z.B. im Tagesanzeiger vom 26. Juni beschreibt, dass ein Mob mit Messern bewaffnet einen Polizeiposten, eine Baustelle und sonst noch einen Ort angreifen und 17 Menschen erstechen, bevor die Polizei das Feuer eröffnet und wiederum 10 Angreifer tötet. Wir hören aber auch davon, dass es in Hotan und Urumqi "Vorfälle" gab. Hotan passieren wir eigentlich morgen... Die Polizei rät uns, wir sollen "careful" sein. Mit einer Han-Chinesin in einem so auffälligen Auto wie unserem durch diese Gebiete zu fahren scheint uns wenig weise, solange wir keine genaueren Informationen bekommen. Auch die CH-Botschaft weiss uns wenig mehr zu raten, als den lokalen Behörden Folge zu leisten.

Was ist der Hintergrund? Xinjiang ist die zweite autonome Provinz in China und etwa zu vergleichen mit dem Tibet, was die Sicherheitslage anbelangt. Die Uiguren bewohnen hauptsächlich dieses Gebiet und sie sind Muslime. Dass dies zu Spannungen mit der Zentralregierung in Bejiing führen muss, liegt auf der Hand. Ähnlich ist also hier auch die Repression der Regierung und das führte im 2009 zu einer blutigen Auseinandersetzung, wobei nach offiziellen Angaben um die 200 Menschen ums Leben kamen und die Provinz als Folge davon dicht gemacht wurde. Das war am 5. Juli - es ist also zu befürchten, dass die Spannungen zum Jahrestag hin zunehmen werden. Wir wollen keine unfreiwilligen Zeugen dieses Jahrestages werden und entscheiden uns, die Takla Makan Region auszulassen und direkt Kashgar anzusteuern, um danach 3 Tage früher das Land zu verlassen.

Nach mehreren Tagen versuchen wir noch immer vergeblich Frankatur für unsere Postkarten zu finden. Da, wo wir die Karten gekauft haben gabs keine Frankatur. Das letzte offizielle Post Office hatte genau einen Bogen 1 Yuan Marken - wir brauchen 6 Yuan pro Karte. Hoffnungslos also. Hier gehen wir wieder in ein Post Office und werden darüber aufgeklärt, dass dies kein Post Office für internationale Post ist... ?!

*) Suffisantes Detail aus einer Begegnung mit der Polizei: "Rüischa", heisst Schweiz, ist unsere Antwort woher wir kommen. Der Polizist strahlt ob der Antwort, schlägt die Haken ein und grüsst: "Heil Hitler" und grinst. Ufff! Wie reagiert man da angemessen drauf?


29.06.2013

Kashgar
(1330m)

Obschon am Morgen die Welt immer etwas anders ausschaut sind die Fakten von gestern dieselben und wir bleiben beim Entscheid, unsere Route zu kürzen und nach Kashgar zu fahren. Das sind 250km auf der Autobahn und wir kommen in eine grosse Stadt, die ehemals eine der wichtigsten Städte der Seidenstrasse war. Es ist ein Sammelpunkt verschiedener Kulturen und der Grossteil der Bevölkerung sind Uiguren. Etwas matt von der Reiserei der letzten Tage gibt es einen ruhigen Nachmittag auf dem Hotelparkplatz.

Mittagessen gibt's gute Uigurische Küche: Mutton Steak, "Polo" (Reis, Karotten, Kartoffeln und etwas Fleisch) sowie Gemüse. Abendessen ist dann wieder Chinesisch auf dem Programm und wir entdecken, wie man Kartoffeln in Dessertklasse zubereiten kann: Süsskartoffel in caramelisiertem Zucker! Verzehren muss man dies, solange es warm ist (aber Achtung, kann sehr heiss sein) ansonsten es gelutscht werden muss - bringt man es denn vom Teller weg. Der Fisch am Stück ist ebenfalls eine Wonne, das Rennen macht aber eindeutig die neueste Entdeckung der chinesischen Küche!

Endlich wieder Brot an jeder Strassenecke!

Auf dem Heimweg erleben wir eine kleine Machtdemonstration à la Chinoise: rund 20 Armeelaster mit jeweils ca. 30-40 Soldaten gefolgt von rund 15 Schützenpanzer legen den Abendverkehr für eine Weile lahm und wir sind uns sicher, was damit den Anwesenden gezeigt werden soll. Ein Zusammenhang mit den Geschehnissen etwas weiter östlich im Land ist natürlich reine Spekulation.

Shashlick direkt aus dem Tandor-Ofen: Sorgfältig wird jeder Handgriff
kurz in kaltem Wasser abgeschreckt, bevor der Spiess zum Servieren auf den Teller gelegt wird

 

30.06.2013

Kashgar

Karakorum Highway

Da die Takla Makan Wüste wegfällt haben wir noch etwas Zeit, einen kleinen Ausflug entlang dem Karakorum Highway zu machen. Spring hat gestern die Permissions organisiert und so fahren wir los, in Richtung Pakistan. Rund 200km entfernt von Kashgar liegt der beliebte Karakuli See, in welchem man bei gutem Wetter das klare Spiegelbild der Schneeberge sehen kann. Wir schlängeln uns durch ein zunehmend enger werdendes Tal, wobei links und rechts die Berge sehr hoch aufragen (7'000er). Die Strasse ist offensichtlich gefährlich, diverse Fahrzeugwracks säumen den Weg. Es hat einen Checkpoint unterwegs, wo wir unsere Dokumente vorweisen müssen. Dann können die Passagiere zu Fuss weiter und der Fahrer führt das Fahrzeug über den Checkpoint. Der Beamte weist den Fahrer an auszusteigen, die Türen zu öffnen und zurück zu treten. Er weiss aber offensichtlich nicht so genau, wonach er in unserem Auto suchen soll und nach ein paar unmotivierten Zupfern am Sitzkissen winkt er auch den Wagen durch.

Der Karakorum Highway wird wohl in ein paar Jahren eine schnicke Autobahn sein, welche an mehreren Staudämmen vorbei in die Höhe führt und die Verbindung an die Pakistanische Küste darstellen wird. Die Staudämme sind auf jeden Fall schon mal am Entstehen und verschlucken Häuser und die alte Strasse Schritt für Schritt. Und die Pläne für eine ganzjährlich befahrbare, vierspurige Strasse sind offenbar in trockenen Tüchern.

Das Wetter ist uns diesmal nicht hold und das Spiegelbild verrät uns nicht, wer der schönste Berg im ganzen Land ist. Dafür gibts leckeres Brot, welches wir am Morgen direkt aus dem Tandor-Ofen kaufen konnten. Wir freuen uns darauf, dieses Brot nun wieder öfters zu essen. Das gibt es überall in den Stan-Ländern. Diverse Reiter kommen vorbei und bieten uns "Horsriding" an oder Schmuck, den sie uns verkaufen möchten. Wir lehnen dankend ab und fahren nach der Mittagsrast zurück - gibt es hier tatsächlich Radarkontrollen? Wir werden geblitzt... mal sehen, ob wir eine Busse kriegen. Beim Checkpoint jedenfalls reagiert niemand entsprechend, so kriegen wir sie vielleicht von der Zürcher Kantonspolizei zugestellt? Die soll ja sehr kooperativ sein in solchen Fällen.
Wir haben genug Zeit, uns das auszumalen während wir 50 Armeelaster beladen mit Ziegelsteinen abwarten müssen.

Karakuli Lake mit weissen Bergspitzen im Hintergrund, leider...

...aber macht das Wetter heute nicht so richtig mit und es bleibt bei einer
kurzen Mittagspause am See, bevor wir nach Kashgar zurück kehren.

Unterwegs fährt man an mindestens so prächtigen Seen vorbei, ...

... diesmal aber von der Sonne begleitet

Im Hotel angekommen steht gerade die versammelte Belegschaft stramm... es sind an die 50! Schön in Reih und Glied wie's sich hier gehört wird auf etwas gewartet (wissen nicht was) und dann geht's in geordneter Einerkolonne zurück ins Hotel. Das ist China: Selbst Putzfrauen stehen wie Armeeangehörige stramm beim Antrittsverlesen und warten die Aufgabenverteilung ab. Wenn sie doch nur beim Putzen der Zimmer so akribisch wären!

Erstaunliches aus der Welt des Überirdischen: Wir Skypen heute mit der Familie und dabei stellt sich heraus, dass der drei jährige Neffe vor drei Tagen aufgewacht ist und ohne Grund "Nihao" gesagt hat. Das wiederholt er den ganzen Tag immer wieder. Und am Abend sagt er seiner Mama, dass er jetzt gerne dahin gehen würde, wo Fabia ist... Woher weiss der Knirps, wie man in China "Hallo" sagt und warum will er ganau dahin, wo wir sind, nach China?!

 

01.07.2013

Kashgar

 

Das Qinibagh Royal Hotel ist wohl eines der Besseren am Platz. Kürzlich wurde ein 5-Sterne Turm erröffnet und im alten Haus kann man die bisherigen Zimmer mieten, einfach günstiger. Sie sind aber in die Jahre gekommen, das ist unverkennbar. Im neuen Gebäude glänzt und glitzert alles, so wie man es von westlichen Hotels der besseren Klasse kennt. Aber Vorsicht: Die Software ist anders programmiert!
Kundendienst, Freundlichkeit aber auch die Toilette in der Lobby sind alles andere als glänzend. Wir wollten uns ja ein Zimmer leisten (nicht die 5-Sterne Version) um waschen, duschen und ein paar andere Kleinigkeiten zu erledigen. Aber dass die so ein bretterhartes Bett haben findet man eben erst vor dem ins Bett gehen heraus... die Nacht ist dementsprechend wenig erholsam und einmal mehr haben wir einfach mehr an unserem eigenen Schlafzimmer im Auto. Wir checken wieder aus und ziehen auf den Parkplatz um.

Und dann kommt das Frühstück - ein Trauerspiel sondergleichen. Da gerade ein grosser Kongress ist wird das Buffet gestürmt und für den Kaffee mussten wir dreimal anstehen - jedes Mal, wenn ein neuer Krug (!) kam, fehlten die Tassen. Wenn man nach etwas fragt versteht das natürlich keiner. Das Baguette ist staubtrocken, der Toast lampig... ein Trauerspiel für umgerechnet 7 USD! Aufregen lohnt sich nicht - eben, die Software hat halt so seine Macken.

Kashgar erlebte seine Blüte zu Zeiten der Seidenstrasse und ist seither eine wichtige Handelsstadt. Die Bevölkerung ist wie in der ganzen Provinz Xinjiang überwiegend muslimisch und setzt sich aus Uiguren, Kirgisen, Kasachen und anderen Turk-Völkern zusammen. Dazwischen leben natürlich die wie immer fleissig geschäftenden Han-Chinesen. Ein Meltingpot von verschiedenen Kulturen also.

Die alte Strasse ist daher geprägt von muslimischen Geschäften, einer grossen Moschee (darin und davor beten bis zu 6000 Gläubige) und man würde nicht erraten, dass man hier in China ist. Wir setzen uns in ein Teehaus im ersten Stock, bestellen Tee und frisches Brot als zweites Frühstück.
Vis-à-vis wird im Akkord Brot gebacken. Einerseits das typische und äusserst leckere Fladenbrot, sie backen aber auch die mit Schafsfleisch gefüllten Brötchen in ihren Tandor-Öfen. Das Fleisch wird von einem am Baum hängenden, geschlachteten Schafskörper abgeschnitten, in Stücke gehackt und in die Teigknollen eingebettet. Wir werden das später noch probieren.

Zubereitung von Fleischsuppen

Shashlik auf kunstvollen Öfen zubereitet

In den vielen Handwerksgeschäften entlang der Strasse stellt ein Kupferschmid kunstvolle Krüge und Becher her, ein anderer biegt Holz für die grossen Aufsätze um Dumplings zu dämpfen. Ein Laden bietet seit 5 Generationen selbst hergestellte Musikinstrumente (wunderschöne Saiteninstrumente), ein anderer bietet kunstvolle Messer aller Art an (wenn wir dabei bloss nicht an den Zwischenfall in Turpan denken müssten, bei welchem 17 Menschen vermutlich mit genau solchen Messern erstochen wurden) und Messerschleifer lassen mit Schleifscheiben funken sprühen... dazwischen sind Schuhmacher, Schneider, Hutmacher, ...und immer wieder Foodstände.

Hier findet bestimmt jeder eine passende Kopfbedeckung

Herstellung von verschiedensten Musikinstrumenten

Biegen von Holz für Einsätze zum Dämpfen von Dumplings o.ä.

Messerschleifer schärfen auch Shashlik-Spiesse

Wie Frau hier die Devisen aufbewahrt...

Die spannendste Beobachtung ist aber, wie überall Fleisch zum Verkauf angeboten wird - frisch auf der Strasse geschächtet. Dabei wird vor dem Ansetzen des Messer kurz gebetet und erst dann wird die Kehle des Schafs aufgeschnitten. So blutet es rasch aus und kaum zuckt es nicht mehr, wird die Haut um einen Fuss abgetrennt und - wir trauen unseren Augen nicht - der Metzger bläst dort mit dem Mund in kräftigen Stössen Luft zwischen die Haut und das Muskelfleisch, bis das arme Ding aussieht wie ein Luftballon. So lässt es sich später besser häuten... sehr beeindruckend!

Ziemlich ungewöhnlich für uns: Schafe werden direkt auf der Strasse geschächtet,
gehäutet und umgehend zerlegt. Pikantes Detail: Der Metzger bläst dem toten Schaf
Luft zwischen die Haut und die Muskulatur, sodass er es besser häuten kann

Um das Thema Post nochmals aufzugreifen: Die nächste grosse Poststelle hat einen Schalter, der mit "International" angeschrieben ist. Hurra! Wir können die Karten doch noch lossenden! Aber dem ist nicht so, auch hier gibt es keine Frankatur (4.5Yuan, 6 Yuan für ein Couvert ins Ausland), sie müssen zuerst von der Hauptpost neue Bögen bestellen. Aber wenigstens kümmert sich die freundliche Dame um unsere Postkarten: Wir bezahlen die Frankatur im Voraus und lassen die Karten da, sie wird dann den Rest erledigen, sobald die Marken eingetroffen sind... wann das wohl sein wird?

Zweites Ausflugsziel ist die alte Stadt. Das ist das letzte bisschen Kashgar, wie es früher ausgesehen hat. Noch immer leben Menschen in diesen Häusern, viele jedoch ziehen aus und überlassen sie der Verwitterung. Das geht bei diesen Gebäuden sehr schnell, sind viele noch aus Lehmziegel gebaut.
Zudem hat sich offenbar das Klima geändert und vermehrter Regen beschleunigt diesen Prozess.
Einer der Anwohner zeigt uns sein Häuschen von Innen und wir sind erstaunt, wie hübsch die Räume gestaltet sind. Die Häuser von Uiguren sind von Aussen in der Regel wenig ansprechend, innen drin wird aber mit Stuckatur, bunter Farbe und Liebe zum Detail dekoriert.

Töpfer bei seiner hingebungsvollen Arbeit

Mädchen am Strassenrand: Besonders zu beachten sind die
mit Schminke verbundenen Augenbrauen, ein Schönheitsideal

So sieht ein beachtlicher Teil der Altstadt aus: Es zerfällt langsam aber sicher
alles. Schön sieht man die Stukaturen, welche im Innern vieler Häuser anzutreffen sind.
Von aussen sehen Häuser von Uiguren eher lieblos aus, aber im Innern
sind es oft kleine Paläste.

Im Vorbeifahren erhaschen wir auch noch einen Blick auf die Statues Mao's - und auf dem Platz vis-à-vis davon ein Heer von voll ausgerüsteten Soldaten. Sie demonstrieren Bereitschaft... Überhaupt ist die Präsenz von Armee und Polizei erschreckend hoch. Sie sind alle in Kampfmontur und mit Gewehren ausgestattet. Don't mess with those guys!

Da Spring, unser Guide uns morgen verlässt (wir erhalten Guide Nr. 4) lädt sie uns zum Nachtessen ins Altun Orda Restaurant ein, ein typisch uigurisches Lokal. Das Essen ist sehr gut, auch wenn wie immer beim Schaft viel Fett mit in die Speisen gegeben wird - für westliche Touristen halt nicht gerade die klassische Vorstellung von Fleisch.

Auf der Strasse werden wir heute wie schon zweimal zuvor spontan angefragt, woher wir seien und was wir hier machen. Alle drei Mal waren es Pakistani, die hier an einem grossen Reisekongress teilnehmen. Alle drei waren ausgesprochen freundlich und herzlich, so dass wir uns fast schämen müssen zu sagen, dass wir auf unserer Reise Pakistan auslassen . Alle bedauern das natürlich sehr und man sieht ihnen an, dass es sie traurig stimmt, dass ihr Land so ein schlechtes Image besitzt. Einer traut sich erst gar nicht zu sagen, dass er aus Pakistan kommt... das bestätigt eigentlich nur all das, was uns alle anderen Reisenden von ihren Erlebnissen auf der Durchreise durch dieses Land berichteten - sehr gastfreundliche und zuvorkommende Menschen die darunter leiden, was wenige Extremisten ihnen antun.

Zur Feier des auf unbestimmte Zeit letzten Tages in China gönnen wir uns ein Bier in der Hotel Lounge. Abgesehen davon, das die Serviceangestellte kein Wort Englisch spricht, ist sie sehr ruppig. Sie scheint zu verstehen was wir wollen und auf die Frage, was das Bier denn kostet nimmt sie kurzerhand den Schlüssel und kratzt den Betrag von 15 Yuan in die lackierte Tischoberfläche. Uns stockt der Atem vor Verblüffung, der Preis ist wenigstens nicht mehr verhandelbar.

So serviert man in diesem 5-Sterne Hotel in der Lounge ein Bier:
Zwei Kaffeetassen und der Preis (15 Yuan) wird direkt ins Tischblatt geritzt.

02.07.2013

Ausreise

Der Guide, der uns zur Grenze bringen wird, kommt pünktlich und wir brechen auf. Einmal richtig volltanken und rund 65km später kommt der erste und wichtigste Checkpoint für Immigration und Customs Control. Wir stehen auf dem Vorplatz des Zollgebäudes und warten neben zwei Bussen auf die Abfertigung. Umlagert von Goldzahntigern und sonstigen Schaulustigen warten wir auf die nächsten Anweisungen. Dann ist es soweit und ein Beamter mit weissem Hemd kommt und will den Wagen inspizieren. Prima, der will sicher nicht schmutzig werden und das heisst, es gibt eine kurze Inspektion. Tatsächlich will er sich nicht über den Motor beugen um die Motornummer abzulesen und geht zum Heck. Auch da ein kurzer, unsicherer Blick hinein und er entscheidet dann, dass es ok ist. Keine 5 Minuten hat es gedauert und der Job ist erledigt.

Dann kommt Immigration Control. Ähnlich wie bei einem Flughafen checken wir den Pass an einem Automaten ein und erhalten des Exit-Formular fix-fertig ausgefüllt, bereit zur Unterschrift. Das heisst nur eines, das Papier ist aufgebraucht für den zweiten. Jetzt kommt das Wichtigste: Der Austritts-Stempel.
Wir haben kein Visum und keinen Eintrittstempel im Pass und sind gespannt, wie der Zöllner reagiert. Promt sucht er nach dem Sticker im Pass und findet nur 2 alte, ungültige Visa. Fragezeichen! Wir deuten auf das Papier, dass daneben liegt. Aha! Er stempelt es ab und somit ist tatsächlich kein Nachweis von dieser Reise in unserem Pass zu finden. Wir erhalten die Pässe zurück, können das Fahrzeug durch die Schleuse führen und die Weiterreise antreten - nur wir haben weder im Pass einen Nachweis der Ausreise noch das Visum im Sack, welches an der Immigration Control verbleiben muss. Wir sind gespannt, wieviele uns unterwegs danach fragen werden...

Der Checkpoint Nummer zwei kommt 25km später. Der Passagier geht mit dem Guide durch die Schleuse, wo die Pässe und das Visum kontrolliert werden. Der Guide muss die Sachlage erklären, wir kommen aber durch.

Der Checkpoint Nummer drei kommt rund 100km später. Die Strasse ist verbarrikadiert und ein Beamter kommt daher und prüft die Pässe. Er sucht nach dem Visum - vergeblich. Er will eine Erklärung und der Guide liefert diese. Nur das reicht dem Beamten nicht. Er ruft den ersten Checkpoint an, um sich zu erkundigen. Das klärt seine Bedenken und er wünscht uns auf Englisch eine gute Weiterreise und lächtelt dabei freundlich - eine ungewöhnliche Erscheinung, darum die Erwähnung.

Der Checkpoint Nummer vier kommt 5km später, auf dem höchsten Punkt des Torugart Passes. Das Gate ist verschlossen, kein Beamter in Sichtweite. Der Guide geht auf die Suche nach Grenzbeamten und kommt nach ein paar Minuten zurück mit einem gemütlich daher schlendernden Trupp von Militaristen.
Dieselbe Diskussion bezüglich dem Visum beginnt. Aber offenbar geben sie sich nach einer Weile mit den Erklärungen des Guides zufrieden und öffnen das Gate. Der Guide verabschiedet sich, wir legen den ersten Gang ein und sind in der FREIHEIT!

Da oben liegt der Torugart Pass und damit die Chinesische Grenze - wir haben
sie hinter uns und somit den letzten von vermutlich rund 40 Checkpoints überstanden

Und dabei gewinnen wir erst noch zwei Stunden durch die Zeitverschiebung - in China gilt eigentlich überall die Peking-Zeit. Nur weil Xinjiang und der Tibet sich gerne etwas davon abheben gibt es auch eine inoffizielle lokale Zeit, die zwei Stunden hinter der Peking-Zeit liegt. Nach Xinjiang "Local Time" reisen wir ohne Zeitwechsel in Kirgistan ein. Aber eben, nach Peking-Zeit gewinnen wir zwei Stunden. Wie sich das Leben mit Local- und Peking-Zeit managen lässt scheint uns kompliziert aber jedem das Seine...