China
(25.09.2012 bis 30.10.2012)

25.09.2012
Welcome to
China

Der Kontrast von der Mongolei gegenüber China nur 5 km entfernt ist sagenhaft. Wo auf mongolischer Seite noch in der Stadt die Dirtroads beginnen, schäbige Russen-Jeeps stinkend rumrattern und die Häuser bröckeln, ist auf der chinesischen Seite eine moderne Skyline, gepflegte Strassen, neueste Karrossen, fast ausschliesslich Elektroscooter, Shoppingcenter und geschäftiges Treiben anzutreffen. Und kleine Toyota-Shops, in welchen Original-Ersatzteile einfach so herumliegen, die man in Ulaanbaatar nicht mal bei der Hauptservicestelle bekommen konnte. Wenn wir das gewusst hätten!!

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China Border Control - sieht nicht nur von aussen so hübsch aus.

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Im Besitz des chinesischen Führerausweises und Kennzeichens

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Unser chinesisches Kennzeichen!

Hier gibt es Märkte mit Gemüse und Früchten, Gewürzen und anderen Lebensmitteln, von denen man in der Mongolei nur träumen konnte. Schnell einen Flachmann mit Reiswein (68% vol.) gekauft, den getrockneten Stierpenis liessen wir aber im Regal. Unsere Reisebegleiterin (Guide) lud uns zum Lunch
ein - es war einfach herrlich, wieder mit Stäbchen chinesische Leckereien zu essen.

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Herrlich nach der öden Speisekarte in der Mongolei...

Die erste Nacht auf chinesischem Boden war wenig romantisch in einem Hinterhof eines noblen Hotels. Schön windgeschützt, aber der nahe Bahnhof mit hornenden Zügen, eine laute Maschine direkt nebenan, emsiges Treiben der Hotelangestellten und zwischendurch mal kräftiges Rotzen... welcome to China!

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Erenhot by night!

26.09.2012
On the road again!

Solange wir noch keine Antwort vom Zollamt haben, bleibt unser Auto blockiert und wir nutzten die Zeit für eine kleine Reinigungsaktion. 6 Wochen Mongolei hinterlassen viel Staub in allen Ritzen. Wir hatten viel Besuch vom neugierigen Hotelpersonal, aber die Verständigung ist nur dank Point-it Übersetzungs-handbuch möglich. Wir sind hier ziemliche Aliens mit diesem Gefährt und den komischen Nasen.

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Ob ihm wohl bewusst war, worauf er sitzt, bevor er es
(unbeabsichtig) kaputt gesessen hat? Unsere Toilette!

Ein besonderes Erlebnis war die Hingabe, mit welcher ein chinesischer Arbeiter den Gulli leerte. Singend kam er auf seinem Motorino angetuckert, legte sorgsam Karton drumherum aus, damit nicht alles verschmutzt wird, ordnet die Tonnen optimal an und legt den Lappen bereit, um sich die Hände abzuwischen. Dann legte er los, bis dass die Tonnen gut gefüllt waren.
Dedication! Auch wenn es kein schöner Job ist, auch der kann ordentlich und mit Leidenschaft erledigt werden. Darum hat es China zu etwas gebracht, weil einjeder hier etwas bewirken will und sich dafür einsetzt. Das verdient Respekt und unsere volle Aufmerksamkeit. Wir hoffen bloss, dass er nie eine Vollbremsung mit den offenen Tonnen machen muss.

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Kurz vor Mittag dann grünes Licht - die Zollabfertigung ist abgeschlossen und wir dürfen das Auto in China ungehindert bewegen (solange wir uns an die Route halten...!). Das alles hat weniger als 24 Stunden gedauert. Sehr erstaunlich. Nun müssen wir nur noch unseren Guide und ihr Gepäck irgendwo in den Wagen packen und los gehts. Durch die Stadt raus gen Süden - und weg vom nahenden Unwetter.

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Die ersten Kilometer waren unspektatkulär, bis auf das Feld, wo dutzende Dinosaurier den Raum für sich in Anspruch genommen haben. Keine Ahnung warum, aber hier wimmelt es von Dinos. Strassenschilder sind alle bilingue, aber für uns halt immer noch wenig informativ. Definitiv schwierig sich nur daran zu orientieren. Aber gut gibts Karten... Und dann gehts los mit Mautstationen. Man ist ja vorgewarnt, aber auf 150km gleich schon mal drei Stationen ist etwas hart. Irgendwo unterwegs ist dann ein Übernachtungsplatz gefragt und wegen starkem Wind haben wir uns für dieses hübsche Guesthouse entschieden, welches uns innerhalb der Grundstückmauern guten Windschutz bot - vor allem für den Guide in seinem Wurfzelt angenehm. Zum Apéro dann noch eine lokale Spezialität, eine Hühnerfüsse, und dann aber doch wieder traditionelle Pasta (die müssen weg, bevor Foodstock für Chinaküche Platz findet).

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Hier sind einfach überall Dinos!

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Alles zweisprachig! Mongolisch und Chinesisch.
Hilft uns aber trotzdem nicht weiter...

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Ein kleiner Snack!

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Guesthouse in China...

27.09.2012
Ankunft in Beijing

Wir verliessen das traurige Dorf früh um die letzten 600km nach Beijing in Angriff zu nehmen. Traurig deshalb, weil vor wenigen Jahren noch alles bewohnt war und nun fast alle in die Stadt gezogen sind. Der Grossteil der Häuser ist am Zerfallen und nur in wenigen brannte noch Licht.

Unser Guide, Safina, hat sich mittlerweile in unserem Wagen eingerichtet und sich schon sehr hilfreich erwiesen. Man hört ja vieles über Guides, aber mit Ihr sind wir, soweit wir das schon beurteilen können, sehr zufrieden.

Safina unser Guide wird uns während der ganzen Reise in China begleiten

Die Strassen sind gut bis hervorragend und eine Wohltat. Man kommt mal endlich wieder vorwärts - bis zum nächsten Zahlposten für die Maut. Insgesamt rund 20 CHF bezahlten wir an Maut. Das Leben pulsiert hier überall und in den Dörfern und Städten wuseln die Leute emsig umehr. Es wird überall massiv gebaut und Landwirtschaft ist plötzlich überall präsent. Polizei übrigens auch.

Das Land setzt auf neue Technologien, und so sind überall mächtige Windfarmen anzutreffen, auf vielen Häusern sind Sonnenkollektoren für's Warmwasser anzutreffen und sogar die Strassenbeleuchtung ist mit jeweils einem Windrad und Solarpanels ausgestattet.

Strassenbeleuchtung à la Chine!

Die Strassenschilder sind spannend, wenn auch meistens schwierig zu verstehen. Glücklicherweise haben die Chinesen für ihre Analphabeten aber praktische Lösungsansätze entwickelt, die auch wir verstehen können. Müdigkeit oder Alkohol am Steuer sind offenbar ein Problem. Ebenfalls überhitzte Bremsen oder Bremsversagen. Auch hierfür haben sie praktische Antworten parat. Schwimmbäder für überhitzte Räder und Kiesrampen für disfunktionale Bremsen.

Unser Mittagessen nahmen wir in einem kleinen Restaurant ein. Da sieht man sonst nie Touristen, entsprechend war das Interesse gross. Überhaupt, die Reaktion der Menschen hier auf unser Gefährt und uns ist ziemlich unterhaltsam. Viele zücken Handykamera oder bestaunen uns ganz offensichtlich. Aber alle reagieren mit freundlichen Gesichtern und Gesten. Und wenn man sie nach dem Weg fragt, so erhält man das übliche Bild: 2 Personen mit einer 180 anderen Aussage.

Lunch in Kleinrestaurant. Die Dumplings waren super!

Auf gehts, nächstes Etappenziel ist Beijing! Auf der Express Road gehts in die Metropole - mit 80 bis 100km/h. Was daran "express" sein soll?! Dafür ist's teurer. Unterwegs fahren wir erstmals an der chinesischen Mauer vorbei. Imposant thront sie auf dem Kamm des Bergmassivs, welches wir durchqueren.

Wir nähern uns dem Stadtzentrum und sind gespannt, was uns bezüglich Verkehr erwartet. Nachdem wir aber Ulaanbaatar überstanden haben, wird dies auch machbar sein. Und so war es auch - der Verkehr ist wie zu erwarten diszipliniert und Polizisten werden plötzlich wieder respektiert. Die Rotlichter werden ernstgenommen und eine Fahrspur wird auch von einem Fahrzeug und nicht drei nebeneinander benutzt. Fussgänger, Fahrräder und Elektroscooter kommen zwar von allen Seiten her, aber auch da gibts gewisse Gesetzmässigkeiten die funktionieren. Mit iPad Navigation fahren wir also trotz mächtig viel Verkehr relativ entspannt dem Hotel entgegen.
Kurz einen Abstecher zum Platz des himmlischen Friedens und schon sind wir am Ziel.

Eines sei hier noch angemerkt: Die Chinesen kennen, glauben wir, keine Autos mehr, die mehr als 5 bis 10 Jahre auf dem Buckel haben. So waren wir definitiv ein Hingucker und Objekt der Neugier - im Kolonnenverkehr wurden wir von hinten bis vorne abgecheckt und manch einer vergass dabei aufzuschliessen... Aktuelle Streitigkeiten mit Japan hin oder her, unser Toyota wird wohl nicht so schnell das Ziel von Aggressionen werden.


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Feierabendverkehr in Beijing. Viel Verkehr, aber auch viel Disziplin.

Das Hotel Qianmen Jianguo ist eher luxuriös und entsprechend witzig war es, mit unserem Oldie da aufzukreuzen. Der Parkwächter bekam beinahe eine Herzattacke, als er uns zwischen den Nobelkarrossen parken sah!

Welcome back Beijing! 5 Monate sind vergangen und diesmal sind es statt 9 Flugstunden rund 16'500km Fahrkilometer gewesen.

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Nicht gerade das typische Overlander-Inn, aber symbolträchtig für uns.

Kurzes Nachtessen vis-à-vis und gleich noch ins hausinterne Li Yuan (Operatic) Theater, eine Darbietung klassischer chinesischer Opernkunst geniessen - das hat sich gerade zufällig so ergeben. Dramaturgie, Kostüme und Gesang waren hochwertig, können aber für westliches Empfinden auch etwas anstrengend wirken.

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Klassisches Oper im Qianmen Hotel.

28.09.2012
Beijing visit

Nach einigem Hin- und Her mit dem Parkwächter, haben wir nun den Wagen weg vom offenen Parkplatz in den gesicherten Hinterhof verschoben und dort definitiv für die nächsten Tage eingemottet. Prima Sache, denn da kann er auch für die Tage in Shanghai bleiben.

Dann gings zu Fuss in den Park der himmlischen Tempel. Leider waren wir etwas spät dran, da die üblichen Aktivitäten der Anwohner eher in den frühen Morgenstunden statt finden. Tanzkurse, Badminton, Singen, Rollschuhfahren, Gymnastik oder einfach nur gemeinsam Stricken, Philosophieren oder Karten spielen. Damit hält sich die überwiegend ältere Generation fit und sucht die Gesellschaft anderer. Besonders faszinierend sind Kaligraphien am Boden mit Wasser. Vergängliche Botschaften kunstvoll und geduldig über dutzende Meter hingepinselt. Jeder macht hier, wobei er sich wohl fühlt und mag es noch so skurril oder unbeholfen aussehen.
Von allen Tempeln ist sicher die "Hall of Prayer for Good Harvest" am Eindrücklichsten.

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"Hall of Prayer for Good Harvest", Kaligraphie mit Wasser und Take-away-Deko

Da der Nationalfeiertag bevorsteht, ist alles ordentlich geschmückt mit bunten Blumen und Lampions. Das Mittagessen war ein besonders glücklicher Treffer, da nur schon die Zubereitung sehenswert war. Hauchdünner Fladen auf rotierender Kochplatte ausbreiten, erst mit Ei und danach mit Sojasauce und Kräutern bestreichen, fritiertes Krabbenfleisch drauf, falten und fertig. Super!

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Herrliches (nameloses?!) Fladenmenü

Durch Hutongs und mit Metro gelangten wir danach zum Lama Tempel, dem wohl sehenswertesten aller hiesigen Tempel. Kaum schreitet man durch das Eingangstor, wird es ruhig und besinnlich. Noch immer pflegen Geistliche hier zu leben und wir konnten einem gemeinsamen Gebet beiwohnen. Schwierig vorzustellen, wie das Leben hier als Mönch ist und uns würden nur schon beim Dauer-Schneidersitz die Beine absterben. Aber die Ausgeglichenheit, die sie ausstrahlen, ist schon bewundernswert. Highlight ist die 18 Meter hohe Maitreya Buddha Statue aus einem Stück Holz.

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Lama-Tempel und Gebetszeremonie

Zu den Hutongs: Das sind ganz verwinkelte, mit kleinsten Gassen durchzogene Wohnsiedlungen. Die Häuschen sind nur wenige Quadratmeter gross und die Leute leben und arbeiten zugleich darin. Es kommt schon vor, dass man morgens um 9 Uhr in eine Wäscherei herein geht und darin die Grossmutter neben der Waschmaschine noch am Schlafen ist. Es gibt in den Hutongs wirklich ALLES zu haben und sie funktionieren wie ein kleiner Mikro-Kosmos. Gassenküche neben Tante-Emma Laden, Copy Shop neben Kleidergeschäft, Werkstätte neben ... u.s.w. Es gibt in den Häusern keine Toiletten oder Duschen, folglich nutzen alle Anwohner die öffentlichen Toiletten, welche man alle paar Meter antrifft. So sind diese erstauntlich sauber und häufig frequentiert. Das erklärt auch die überraschend hohe Dichte an Pyjama Shops: Da die Anwohner zu jeder Tages- und Nachtzeit zu den Klos pilgern, sieht man auch jederzeit Leute in Pyjamas rumwandern. Und man will ja auch auch nicht im letzten Fetzen gesehen werden. Das Leben findet auf der Gasse statt - und so sind diese eigentlich sehr sicher. Und, sehr zu unserer Überraschung, war es in den Hutongs sehr sauber und geruchsarm. Man kann also stundenlang durch die Gässchen streifen und die skurrilsten Dinge beobachten. Einmalig!

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Pekinger Hutongs - ein spannender und kontrastreicher Mikrokosmos.

Zwar war der Tiananmem Platz in der Nacht gesperrt, dafür durften wir von ferne gleich einen militärischen Auftakt zum Mondfest beobachten. Das Front-Gate und die Grabstätte Maos präsentierten sicht trotzdem oder eben gerade wegen den gesperrten Strassen in besonderer Schönheit.
Die "Hutong by Night" Idee war zwar Klasse, aber die Orientierung ist doch im Dunkeln wesentlich schwieriger...

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Front-Gate auf dem Qianmen Platz und die Chairman Mao Memorial Hall mit Nachtbeleuchtung


29.09.2012
Beijing visit

Weiter mit dem üblichen Toursitenprogramm in Peking: Platz des himmlischen Friedens und verbotene Stadt. Extrem viele Leute waren auf der Piste und das lag wohl daran, dass es das erste Wochenende der Feierlichkeiten zum Nationaltag war. Reich dekorierte Plätze, Gassen und offizielle Gebäude sahen schmuck aus. Die Besuchermassen wälzten sich wie üblich durch die Unterführungen und Gepäckkontrollen und der Platz ist rammelvoll. Entsprechend auch das Sicherheitsaufgebot.
Wofür waren nur all die Feuerlöscher, die an allen Ecken aufgestellt waren? Man mag gar nicht daran denken...

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Tempel der Verbotene Stadt, kaiserlicher Thron und ein 250 Tonnen
schwerer Stein mit 9 Drachen, die den Kaiser beschützen sollen.

Die Verbotene Stadt ist so gut besucht, dass wir darauf verzichteten in jeden Tempel zu gucken - das Gerammel war einfach zu derb. Aber eindrücklich waren die Anlagen alleweil - Generationen von Kaisern haben hier in hunderten von Jahren gewohnt, gelebt und das Weltgeschehen beeinflusst.

Fast am schönsten erschien uns aber die Ruhe des Jingshan Parks (vis-à-vis Nordgate) mit dem Tempel auf der Spitze des Hügels. Von da aus gewinnt man einen herrlichen Überblick über die ganze Stadt und der Park ist wesentlich weniger frequentiert. Der nachträgliche Ausflug zum Drum Tower, vorbei am idyllischen Baihai See war definitiv erholsam. Da Rikscha Fahrer offensichtlich nicht an einem Verdienst interessiert waren, sind wir dann zu Fuss zur nächsten Metrostation und haben entlang der Gulou Dongdajie so viele spannende kleine Geschäfte entdeckt, die ziemlich trendiges Zeugs im Angebot hatten. Der Maoer Hutong sah vielversprechend aus, die Extrakilometer lagen aber leider nicht mehr drin.

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Dagaoxuan Tempel mit Ausblick über die ganze Stadt, vorbei am Baihai See zum Glockenturm

Auf dem schnellsten Weg ging es zurück in den Huton an die Tieshu Xiejie Strasse (Hutong westlich von Quianmen Dajie), der Termin in Alices Teehaus steht an. Der Tee ist Balsam für den Geist und die Stühle für den Körper. Sie organisiert uns auch gleich noch die Tickets für die Kung-Fu Show, deren Besuch sich sicher lohnt. Ist zwar für Touristen in eine hübsche Story verpackt, aber gespielt von knallhart trainierten Kung-Fu Profis.

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Nichts für Weicheier - das Stahlprofil, welches sich die orangen
Kämpfer auf der Bühne über den Schädel gezogen haben, war
definitiv echt. Das Bild nach dem Selbstversuch von Fabia
ersparen wir der Öffentlichkeit...


30.09.2012
Shanghai Moonfestival

Noch schnell die Wäsche aus der Wäscherei im Hutong abholen, fertig packen und los gehts, auf nach Shanghai. Die rund 1000km ersparen wir uns und Morla und fahren mit der erst kürzlich eröffneten Hochgeschwindigkeits-Zugverbindung nach Süden. Der Bahnhof verdient in Anlehnung an den Airport eher Train-Port genannt zu werden. Top modern, alles peinlich sauber und perfekt organisiert. Der Reisekomfort lässt nichts zu wünschen übrig und die Ruhe, mit der der Zug bei 300km/h über die Schienen fliegt, lässt auch begeisterte ICE-Benutzer staunen. Und anders als in Deutschland oder der Schweiz beschleunigt der Zug gleich nach dem Bahnhof in Beijing auf 250km/h und donnert über Hochtrassen durch die Vorstadt.

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Train-Port Beijing - Chinas Hochgeschwindigkeitszug beeindruckt.

Ankunft in Shanghai nach rund 5 Stunden im ebenfalls auf Hochglanz polierten Train-Port. Mit Metro ins Zentrum war ein Kinderspiel. Nur schade war die nächstgelegene Station wegen Massenandrang geschlossen und wir machten eine Schlaufe. Spätestens beim Verlassen der Metrostation wurde uns bewusst, was "Nationalholilday" hier heisst: Die Metropole mit 23 Mio. Einwohner wird zum Ausgeh- und Flanierziel für alles, was in China genug Geld hat. Das sind ordentlich viele... und jetzt erinnern wir uns an die Warnungen unseres Touroperators und des Guides, Shanghai nicht zu besuchen. Spannend ist daran vor allem, dass es eigentlich ausser zu shoppen nichts anderes zum Anlass des Moon-Festivals oder des Nationalfeiertags gibt. Keine Ansprache, keinen Lunapark, keine Darbietungen - und kein Feuerwerk! Ausgerechnet in China, dem Erfinder von Schwarzpulver und Feuerwerk. Sonderbar... warum tut man sich dies also freiwillig an? Die Frage bleibt unbeantwortet.

Wir flüchten uns nach Zimmerbezug im Hotel direkt an der Nanjing Road in eine Seitengasse und schlagen uns dort die Bäuche an all den Gassenküchen voll. Und weil es gerade so schön war, hängten wir noch die obligate Fuss- und Ohrmassage an. 70 Minuten Fussmassage für umgerechnet rund 10 CHF (nach Upselling) sind vertretbar. Danach war dann auch der Menschenauflauf geringer. Erstaunlich war die Beobachtung, dass kaum etwas am Boden lag. Sowohl nach der Ankunft wie auch bei der späten Heimkehr. Da können sich die Zürcher bei all den Festivitäten ein gutes Vorbild daran nehmen, wie man das mit dem Müll auch machen könnte...

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Shanghai Nanjing Road vor unserem Hotel und Gassenküche mit herrlichen Nudelgerichten.

 

30.09.2012
Shanghai Nationalfeiertag

Auch hier war Touristenprogramm angesagt. Vom Hotel ging es in die Altstadt, vorbei an Pyjama tragenden Einwohnern weiter an den Insekten- und Tiermarkt. Grillen, Maden und Vögel, Schildkröten, Spinnen und andere Kröten, Fische, Katzen und Hunde... und natürlich alles, was den Viechern das Leben schön macht. Erstaunlich daran war, dass Grillen einen höheren Stellenwert als alle anderen gehandelten Lebewesen genossen. Die Zuneigung und Hingabe, mit der jede einzeln gefüttert wurde war etwas ungewohnt für uns...

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Insektenmarkt - Grillen überall, in allen Formen, Farben und Grössen!

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Fangbang Road mit Souvenir Shops

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Altes Teehaus in der Nähe der Fangbang Road auf dem Weg zum Yuyuan Garten.

Die Gegend rund ums alte Teehaus an der Fangbang Road sieht sehr ansprechend aus und der Yuyuan Garten auch - allerdings war es uns bedingt durch die Menschenmassen zu viel und wir entschieden uns gegen den Besuch. Zum Bund gelangten wir mittels Fährboot über den Huangpu River, was wir sehr unterhaltsam fanden. Die Leute rennen auf's Boot, sobald die Gates geöffnet werden - warum nur?!

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The Bund - in den letzten 20 Jahren entstand hier eine imposante Skyline. Der runde
Turm im Bau wird mit über 700m der höchste in ganz China. Dahinter das World
Financial Center mit 492m Gesamthöhe.

Im Bund angekommen, pilgerten wir mit den Massen durch die moderne Skyline, welche erst in den letzten 20 Jahren entstanden war. Unser Ziel war das World Financial Center (WFC) mit seinen 492m Gesamthöhe. Es ist gemäss zwei Quellen das Gebäude mit der höchsten Besucherplattform, welche im hundersten Stock auf 474m mit einem atemberaubenden Ausblick auf Gäste wartet. Der Glasboden ist im Vergleich zum Fernsehturm nebenan vielleicht etwas weniger heftig, aber der Besuch lohnt sich. Spannend war die Videoanimation, welche die Entwicklung von New York und Toyko im Vergleich zu Shanghai darstellte. Eindrückliche Zahlen. Und die Skyline, welche sich in NY seit 1930 und in Toyko seit 1960 entwickelte, sieht witzig aus wenn man sieht, wie in Shanghai in weniger als 20 Jahren die Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden schiessen. Und da das WFC von einem japanischen Architekten stammt, bauen sie nebenan gleich einen neuen Megatower mit chinesischem Architekten, der dann auch gleich 700+ Meter hoch wird.

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Die Kinder winken symbolträchtig die Nationalflagge.
Das World Financial Center oder auch etwas abschätzig
der Flaschenöffner genannt. Rechts davon im Bau der
neue Megatower.

Die Menschenmassen nehmen stetig zu und der Rückweg zum Hotel bietet eine neue Erfahrung: Die Polizei bildet Beamtenkordons, um die Gehrichtungen und Fahrwege zu trennen. Und das über ganze Strassenzüge. Die grünen Männchen stehen stramm und dienen als Barrieren, die blauen übernehmen das Denken, Einweisen und Zurechtweisen von Irrläufern. Bei Kreuzungen schwingen die Polizeiketten jeweils in die Richtung des Verkehrsflusses und hindern so den anderen daran, das Verkehrsaufkommen komplett zum Erliegen zu bringen. Die machen das also sicher nicht zum ersten Mal...

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Polizeikordons mit menschlichen Barrieren in grün und Denker in blau

Genug vom Trubel setzen wir uns danach in die Zirkuswelt ab und lassen uns durch atemberaubende Artistik und Akrobatik ins Staunen versetzen. Acht Motorräder rasen in einer Kugel durcheinander, da ist das menschliche Auge mit seiner Ausflösung am Ende. Es blitzt und flackert nur noch. Unglaublich aber gut für die Fahrer, dass die da drin noch den Überblick haben.

Ein Drink in der Skybar des Radissons im 37. Stock rundet den intensiven Tag ab.

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Blick aus Hotelzimmer im 18. Stock. Nanjing Road mit Radisson Sky Bar am Horizont.


02.10.2012
Shanghai

Wir versuchen dem Getümmel zu entkommen und fahren zuerst zum Jing'an Tempel. Eine wiederaufgebaute, aber deswegen nicht minder schöne Anlage. Die goldenen Dächer spiegeln mit den Glasfassaden um die Wette und geben ein herrliches Bild ab. Ein aus 15t Silber gefertigter Buddha steht in einem ausschliesslich aus burmesischem Teak gefertigten Tempel. Ein sehr harmonischer Anblick.

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Jing'an Tempel mit silbernem Buddha

Danach gings weiter, den Jade Buddha in der eigens für ihn gefertigten Tempelanlage zu besuchen. Normalerweise wird zuerst der Tempel gebaut und danach entsprechend ausgestattet, hier war es anders. Weil man in Sorge um den Weitertransport in die Berge war, entschied man sich vor 120 Jahren, den Jade-Buddha erstmals irgendwo unterzustellen. Heute ist daraus eine der beliebtesten Touristenattraktionen geworden.

Zu Fuss dann zurück durch Hutongs, vorbei an trocknender Wäsche, kleinsten Werkstätten und Läden war das nächste Ziel der "Jing'an Sculpture Park". Spannende Skulpturen aus allen Ländern der Welt irritieren die Sinne, faszinieren und begeistern durch Kreativität. Das ist definitiv eine andere Seite von
Shanghai. Von da ist es nur eine kurze Gehstrecke zum "Fakemarket", dem Tummelplatz für Raubkopiehändler. Es gibt dort alles zu haben und das zu super billigen Preisen - mehr ist es oft aber auch nicht wert. Montblanc Füller für 1 CHF. "Marken" T-Shirts für 5-10 CHF... iPhone, iPad u.s.w.
"Best price, only for you my friend!" und dann beginnt die Handelei. 250 Yuan auf 90 runter diskutieren scheint prima - ist aber leider immer noch zu hoch. Das ginge auch noch besser.

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Kunstwerke aus dem "Jing'an Sculpture Park" - das letzte heist "Ship of Good Fortune".
Der Smart ist übrigens aus Ziegelsteinen gebaut.

Ein Costa Coffeshop gab uns wieder einen kleinen Energieschub, der dann spätestens im Hotelzimmer verpufft war. Kleine Erholpause war darum angsagt, bevor dann erneut "The Bund" besichtigt wurde - diesmal aber bei Nacht! Nachtessen im Lost Heaven war sehr lecker und man ist nur wenige Schritte von der Uferpromenade des Flusses entfernt. Von da kann man gemütlich zur Bar Rouge schlendern und dort mit einem Cocktail in der Hand eine grossartige Aussicht auf die Skyline geniessen. Und zum Abschluss ins Xintiandi, ein Trendquartier mit neu gebauten Shikumen Häusern. Auch da gibts in besonders spannender Umgebung viele Bars, Cafés und Restaurants.

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Nein, keine Postkarte. So sieht man es wirklich von der Terrasse der Bar Rouge

Olzhas ist einer der Kasachen, welcher unser Bild von seinem Land bezüglich Hilfsbereitschaft massgeblich prägte. So half er uns spontan beim Übersetzen in der chinesischen Botschaft von Kasachstan und darüber hinaus beim Auffinden von Autogaragen, der Immigration Control und vielem mehr. Er studiert hier in Shanghai Raumplanung - sicher eine der besten Orte, um sowas zu studieren.
Obschon er in Kasachstan nicht daran glaubte, dass es unser Wagen bis nach China schafft, trafen wir uns hier nach knapp 2 Monaten wieder und wir konnten uns für seine Hilfe revanchieren.

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Mit Olzhas im Restaurant "Lost Heaven"

 

03.10.2012
Shanghai - Peking

Mit dem Schnellzug rasten wir am Morgen in Richtung Peking - leider ohne Frühstück. Auf dem Gate gab's nichts passendes und all die leckeren Bakery- und Coffee Shops waren eben auf dem Stockwerk, bevor die Ticket- und Passkontrolle stattfand. Pech halt.

In Peking kurz das Auto gecheckt und alles ist noch beim Alten. Jetzt ist wieder einpuffen angesagt.
Ein letzter Abstecher in den Food-Market entpuppte sich zu einer mittleren Katastrophe. Vor lauter Leuten sah man kaum die Foodstände - und was man sieht lädt nicht gerade zum Reinbeissen ein. Das war ja wie erwartet. Aber danach mit einem Taxi zurück zu fahren wurde zum Desaster. Die verlangten unmögliche Preise und danach, wenn man dann mal ein leeres Taxi gefunden hat, kennen sie trotz Erklärungen unserers Guides auf Chinesisch den Weg nicht. Das findet man dann aber erst heraus, wenn man komplett in die falsche Richtung fährt. Schlussendlich hat es uns zwei Stunden gekostet, um zu Fuss heim zu kommen... Fazit: Taxifahren während Nationalholiday sollte man sich nicht antun. Den Weg finden die Fahrer ja auch sonst nicht, aber dafür noch extra zu bezahlen passiert einem nur in genau dieser Woche.

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Gassenküchen erfüllen die Hutongs mit herrlichen Gerüchen - ausser,
wenn sich einer auf Tofu spezialisiert hat

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Sieht appetitlich aus - beim genaueren Hinschauen sind das allerdings alles kleine Vögel...

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Diese Leckereien werden primär im Süden Chinas verspeist... wir
freuen uns dabei doch gleich auf die spannenden Speisekarten im späteren
Verlauf unserer Reise!


04.10.2012
Datong

Obschon das Hotel eine grosse Anzahl ausländischer Gäste beherbergt und wirkllich nicht günstig ist, sprechen die Verkäufer am Fake-Market noch besser Englisch. Einchecken ergab, dass sie trotz dreimaligem Versuch an der Reception vor der Abreise nach Shanghai es nicht geschafft haben, die Reservation aufzufinden. Erst die Kopie des handschriftlichen Buchungsbelegs, welche wir beim dritten Anlauf anforderten, zauberte dann ein Lächeln auf deren Gesicht. Anruf beim Room Service ergab "no english". An der Reception ist Auschecken eine Staatsaktion, wenn man noch 6 Nächte Parkgebühren hinzu fügen will. Nice place but shitty staff! Nachdem wir uns also gründlich über die Unfähigkeit der gesamten Hotelbelegschaft geärgert haben, fuhren wir los nach Datong.

Da immer noch National Holidays sind, pilgerten Millionen von Chinesen zur "Great Wall"... und das im Auto, Bus oder Taxi. Dementsprechend waren die Strassen übervoll und die rund 60 km zum Badaling Sightseeing Spot dauerten rund 2 Stunden. Und der Anblick der Menschenmasse, welche sich über die Mauer wälzt, liess uns dann auf dem Parkplatz den Rückzug antreten. Das muss man sich nicht antun.
Der Abstecher kostete uns alleine knapp 30 Minuten, nur um aus dem Chaos wieder raus zu kommen.

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Great "Human" Wall...

Gut, dass die chinesischen Touristen nur bis an die Mauer fahren und so gehört uns der Expressway nach Datong - und erst noch umsonst. Während den National Holidays ist das gesamte chinesische Strassennetz von der Maut befreit. Perfekt und sehr sozial, so können sich auch alle eine weite Fahrt zur Familie leisten.

Auf der Suche nach einem kleinen Restaurant für das Mittagessen sind wir an Sonnenblumenkernen vorbei gefahren, die zum Trocknen auf der Strasse ausgebreitet waren. Kernen von Sonnenblumen und Kürbissen sowie Sojabohnen kriegt man hier überall feil geboten. Gut für den kleinen Hunger zwischendurch.

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Sonnenblumenkernen zum Trocknen ausgelegt

In Datong gab es zuerst den "Jiu Long Bi" Tempel, oder das, was davon war, zu besichtigen. Der Nine-Dragon-Screen ist mit 45x8m die grösste Drachendarstellung mit glasierten Ziegeln, die es in China noch gibt. Diese neun Drachen haben zwar Ihren eigentlichen Auftrag verfehlt, den Tempel zu bewachen (er brannte vor Jahren nieder), dafür ist ihnen jetzt aber die ungeteilte Aufmerksamkeit sicher. Es gibt nur noch diese Wand...

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Jiu Long Bi Tempel mit Nine-Dragon-Screen

Ein absolutes Muss ist aber die Tempelanlage südlich von Datong, die Yungang Caves. Diese riesige Anlage aus dem 5. Jahrhundert ist wirklich einmalig mit all den in die Felsen gearbeiteten Höhlen. Dutzende grosser Buddhas und tausende kleine Figuren zogen uns in ihren Bann. Insgesamt sollen es über 50'000 Skulpturen sein!! Die lassen sich auch aus rund 100'000 Besuchern heraus erkennen... Normalerweise sei es hier ruhig und besinnlich, was für den Genuss der Relikte sicher angemessener ist.
Hierfür sollte man sich sicher genug Zeit reservieren. Wunderschön!

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Yungang Caves - 45 Höhlen mit mehr als 50'000 Skulpturen!

Ein Freund unseres Guides, Mr. Jang, empfing uns vor Datong, geleitete uns durch die Stadt zu den 9 Dragons und danach in die Grotten. Er erkämpfte uns einen sichere Parkplatz zwischen all den Reisecars und brachte uns auch wieder zurück in die Stadt, zu unserem Nachtplatz. Das Great Palace Hotel (*****) hat einen hübschen Parkplatz, wo wir uns direkt vor dem Eingang in die imitierte Felslandschaft einparken und zur Übernachtung einrichten konnten. Unser Guide wurde von Mr. Jang zu Sonderkonditionen ins letzte verfügbare Zimmer einquartiert und danach lud er uns zu einem unglaublichen Dinner ein! Hot Pot in einem angesagten Restaurant - und wie's der Zufall wollte schenkte uns jemand seinen Wartevoucher mit Nummer 40 womit wir nur 10 Minuten statt 45 Minuten mit Voucher 56 warten mussten. Jang kümmerte sich um die Bestellung und tischte uns eine wunderbare Platte von Leckereien auf - und den lokalen Reiswein! Er sprach kein Wort Englisch, kannte uns nicht, als er uns einlud - diese Gastfreundschaft rechnen wir ihm hoch an und der Abend war einfach Klasse! Aber als wir erfuhren, dass er noch keinen englischen Namen hat, wie alle Chinesen, die mit dem Westen zu tun haben, haben wir uns nach kurzem Nachdenken für "Jason" entschieden. Wir haben noch nie zuvor jemanden getauft und wären geehrt, wenn er diesen Namen tatsächlich verwenden würde! Vielen Dank für diesen unvergesslichen Abend!!

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Mr. Jang, aka Jason!

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Übernachtung direkt vor dem Haupteingang des ***** Great Palace Hotels.

 

05.10.2012 Hunyuan - Ying-Xian - Pingyao (Ancient City)

Die Fahrt zu den "Hanging Monasteries" in der Nähe von Hunyuan führte durch nebelverhangene Landschaften. Der Besuch war kurz, da wir nicht bereit waren, den hohen Eintrittspreise für die Besichtigung zu bezahlen. Man konnte es ja auch so von ausserhalb der Besucherzone sehen. Wie sie das Kloster in die Felsen gehängt haben, ist schon aussergewöhnlich.

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Hanging Monasteries bei Hunyuan

In Ying Xian steht die höchste Holzpagode, welche ums Jahr 1050 gebaut, auch die älteste ist, die es in China noch gibt. Eindrücklich sieht sie aus, aber auch hier muss man wieder bezahlen, wollte man näher heran gehen.
Stattdessen wurde das lokale Foodangebot getestet und eine bisher offenbar nirgendwo kopierte Spezialität ist ein Gericht aus Kartoffelstärke. Offenbar hängt das Gelingen primär von der Wasserqualität ab, ansonsten es nicht so quabbelig wird oder gleich zerfällt. Das Ergebnis sieht von der Konsistenz her aus wie eine transparente, gliberige Qualle und wird kalt gegessen. Die ersten zwei, drei Bissen waren noch ganz spannend, danach ging aber nichts mehr runter. So entschieden wir uns schlussendlich für Süsskartoffeln, um den Hunger zu stillen. Die findet man an jeder Ecke hier in China.

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Älteste und höchste Holzpagode in China (Ying Xian)

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Lokale Spezialität aus Kartoffelstärke

Einmal mehr wird der Toilettengang zum Erlebnis, allerdings nicht im positiven Sinn. Dafür hat sie sogar unglaubliche 4 yuan gekostet! All das Geld wird wohl direkt in Reiswein reinvestiert.

Schlussendlich gelangten wir nach Pingyao, die "Ancient City". Umspannt von mächtigen Mauern wird der historische Stadtkern mehr oder weniger frei von Autoverkehr gehalten. Nach einigem Verhandeln konnten wir aber trotzdem reinfahren, da drinnen unser Guesthouse (De Ju Zhan, Nähe Ostgate) respektive dessen Parkplatz auf uns wartete. Fahren in den engen Gassen ist Massarbeit und in die enge Seitengasse einzuparken wurde mit dem geringen Lenkeinschlag und der Fahrzeuggrösse zum vielbestaunten Unterhaltungsblock für die Passanten. Das Guesthouse ist ein typisches Courtyard Hotel mit einem hübschen Innenhof und direkt angrenzenden Zimmern. Davon gibts in dieser Stadt sehr viele.

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Courtyard Guesthouse in Ancient City Pingyao

Die Altstadt ist wirklich ein Bijou und besonders nachts sehr attraktiv. Viele Food- und Souvenirstände laden zum Promenieren ein. Die alten Häuser sind schön hergerichtet und man kann sich hier vorstellen, wie Shanghai und all die anderen Städte vor ein paar Jahrzehnten vermutlich ausgesehen haben dürften.

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Ancient City by night! Gorgeous!

 

06.10.2012
Terracotta Armee
(Xi'an)

Für diesen Tag ist ein grosses Highlight angesagt: Die Terracotta Armee! Viel davon gehört, nun endlich mit eigenen Augen gesehen. Vorab zusammengefasst: Wahnsinn! Unser Guide hat uns wohlwissend der Wichtigkeit dieser Stätte einen lokalen Guide angeheuert, welcher uns 3 Stunden lang alles Wissenswerte vermittelte. Das lohnt sich in jedem Fall (100 yuan ~ 15CHF). Im Wesentlichen ist das wie folgt zusammen zu fassen:

Vor 2200 Jahren hat ein 14 jähriger Bub, später Kaiser, damit begonnen, sein Mausoleum zu bauen. Er beschäftigte über 38 Jahre rund 770'000 Menschen mit dem Bau einer hochkomplexen Armee (Terracotta) und allen Führungs- und Machtstrukturen inklusive unterirdischer Tempelanlagen. Er ging davon aus, dass er all das für seine Zeit nach dem irdischen Leben brauchen wird. Die ganze Anlage deckt eine Fläche von geschätzten 56 Quadratkilometer ab und wurde rein zufällig (!) von Bauern erst 1974 beim Bau eines Brunnens entdeckt. Vorher wussten nur die Erbauer davon und die wurden gleich mit der Armee lebendig beerdigt. Von den drei Entdeckern leben heute noch zwei und einen der Beiden durften wir kennen lernen.

Bis heute sind nur rund 2000 der vermutlich rund 8000 Krieger in drei Grabstätten freigelegt worden, da die Farben innerhalb Stunden nach dem Ausgraben vollständig zu verschwinden beginnen. Es gibt noch keine Technologie, dies zu verhindern, darum wurden weitere Freilegungen gestoppt. Kein Krieger gleicht dem Anderen und die Armeestruktur ist für komplexe Kriegsführung ausgelegt. Man vermutet noch einen mächtigen, unterirdischen Palast unter einer leichten Anhöhe ca. 1.5 km entfernt. Doch die Geschichten um diesen Palast sind spannender als India Jones' Geschichten! Unterirdische Flusssysteme mit Quecksilber, Zugangssperren, Fallen und Selbstzerstörungsmechanismen werden vermutet, weshalb es bis heute scheinbar unmöglich ist, die Anlage zu erforschen. Die Fundstätten zeigen technologische Meisterleistungen, welche man vor deren Fund für unmöglich hielt. Bronzearbeiten, Schweissen, Nieten, herstellen von genauen metallische Legierungen, Chrombeschichtungen von Waffen, Tonarbeiten inkl. Hochtemperaturbrennen, Farben... wirklich atemberaubend! Eine der drei riesigen Überdachungen beinhaltet noch eine praktisch vollständig begrabene Armee, die darauf wartet, irgendwann freigelegt zu werden.

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Das spannendste 3-D Puzzle der Welt - rund 2000 Krieger sind freigelegt und nur einige davon bisher auch wieder zusammengesetzt worden. 6000 sind noch nicht mal freigelegt... und das alles verdankt die Welt den drei Bauern, die den Fund 1974 machten und ihn an die Behörden meldeten. Einen der zwei noch Lebenden haben wir getroffen.

Danach gings ins Zentrum von Xi'an, leider aber mit mehrfachen Loops in der Annäherung mangels präziser Wegleitung. Und je weiter von der Küste weg, desto hektischer wird der Verkehr. Die Manöver der Fussgänger und Zwei- bis X-Radfahrer verdient wirklich Respekt für den Mut und die Verwegenheit, mit der sie sich dem Verkehrs-Buddha opfern wollen.

Wir fanden heraus, dass das Ganze ohne ausreichende Stromversorgung und dem Ausfall der Bremsservo viel mehr Spass macht, da all die roten Lampen im Cockpit wie ein Christbaum angehen und der Bremsweg ungleich länger wird. So ging auch unserem Lastwagenhorn der Schnauf aus, was sonst immer Respekt verschaffte. Wir schafften es doch noch leicht genervt auf den Nachtparkplatz und wussten schon, was in dem Fall für den Folgetag anstand. Zur Klarheit mussten wir unserem Guide nochmals verklickern, dass wir mit zwei Navigationssystemen an Board doch eigentlich eine Ziellandung schaffen müssten, sofern wir korrekte Strassenangaben erhalten würden. Dafür aber konnten wir wieder direkt vor einem Hostel innerhalb der Stadtmauern parken und sanitäre Anlagen sowie WiFi benutzen. Passt!

07.10.2012
Xi'an

Reparatur des Fahrzeugs steht an: Der Keilriemen schien nun definitiv hinüber und so wollten wir den mitgeführten Ersatz einbauen. Aber weit gefehlt, der war zu kurz! Also auf, am Sonntag in die Shopping Mall für Handwerker und bei einem der unzähligen Kleinanbieter was Passendes suchen. Den Vorgang wiederholte sich, da die erste Wahl noch immer um 5mm zu kurz war. Da die Reparatur direkt am Gehsteig erfolgte wurde uns natürlich viel Rat, jedoch kaum Tat von interessierten Passanten zu Teil.

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Erfolgreich gewechselter Keilriemen...

Xi'an (heisst Musse, gleichzusetzen mit Freizeit, Vergnügen, Spiel und Essen) ist umschlossen von einer 15km Statdmauer und auf die begaben wir uns Zwecks körperlicher Ertüchtigung. Das liess sich prima in Kombination mit Sightseeing erledigen: Tandem Ride auf der Mauerkrone! Mit Fotostopps in 100 Minuten machbar. Bei Dämmerung wird es dann richtig hübsch.

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Unsere Unterkunft vor dem Guesthouse

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Tempelanlage auf der Mauerkrone

Nachtessen sollte man am Besten hinter dem Drum Tower, im Foodmarket besorgen. Da gibts alle Sorten von Gassenküchen, wobei ein Teil davon muslimische Küche beinhaltet. Spannend, wie sich das Strassenbild ändert, je nacher man an diesen Bereich kommt. Wachtelei-Sticks, Spiesschen, Sticky-Rice, ... was immer das Herz begehrt!

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Gassenküchen mit allem, was das Herz begehrt. "There's a party" mit Türkischem Honig,
Muslimviertel und Wachteleier-Sticks. Man kann sich satt essen aber kaum satt sehen!

08.10.2012
Longde

Unser Auto schien ein perfekter Sichtschutz gegenüber Ordnungshütern zu sein und so trafen sich am Morgen die Spielbetrüger dahinter, um sich vor dem Ausschwärmen im Markt abzustimmen. Damit war es dann auch Zeit aufzustehen und den Tag in Angriff zu nehmen. In der Zwischenzeit joggten schonmal drei ältere Herren einzeln im Rückwärtsgang an uns vorbei, was schon etwas irritierend ist. Aber wo sie Recht haben, haben sie Recht: Beim Rückwärtsgehen braucht man anderen Muskeln als beim Vorwärtsgehen und so ist es ein ausgewogeneres und entspannenderes Training. Logisch.

Der Wagen sprang an also wurde bei der Reparatur nicht mehr Schaden angerichtet als repariert. Wir wollten in die grosse "Goose Pagode", etwas ausserhalb vom Zentrum. Aber schon wieder Eintritt zu bezahlen zuerst für den Park und danach noch dafür, dass man in die Pagode rein darf, war es nicht Wert. Man kann sie ja auch von aussen betrachten. Und bei dem Smog ist es auch nicht so toll zu fotografieren.

Erstmals seit der Slowakei begleitete uns Regen auf dem Weg und es war neblig. Wenig Abwechslung also auf dem Expressway und so konnten wir wenigstens im Fahren an der Webseite arbeiten. Natürlich sind jetzt wieder Mautgebühren zu entrichten und das läppert sich ganz schön. Aber die Strassen sind beste Qualität und so kommt man zügig und auch sicherer voran. Einziges Highlight war der erste visuelle Kontakt mit dem "Gelben Fluss", dem Yangtze River. Er ist zwar nicht "Gelb" sondern "Erdbraun" aber er bleibt der drittlängste der Welt, und wir werden ihn bis nahe ans Quellgebiet begleiten. Kaum zu glauben, dass dieses trübe Gewässer von so grosser Bedeutung für die chinesische Wirtschaft und Prosperität des Landes war und noch immer ist.

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Kein Schild ohne Übersetzungsfehler.... aber immer noch
besser als ganz darauf zu verzichten.

Auf dem Weg nach Lanzhou stoppten wir zur Übernachtung in Longde (Hotel Longde), einer kleinen Stadt im Nirgendwo. Da es ein staatliches Hotel ist, gibt es in der Regel höhere Sicherheitsstandards inkl. einem Parkwächter. Die Übernachtung kostete uns 5 yuan für die Parkgebühr, umgerechnet weniger als 1 CHF.

Der Abendrundgang durch die Stadt brachte uns zufällig in ein lokales Theater, wo jeder aus dem Publikum seine Künste vorzeigen durfte. Spannend zu beobachten, auch wenn man es nicht versteht. Kaum wurden wir im Publikum entdeckt ging ein anschwellendes Raunen durch die Zuschauer und alle Blicke hafteten an uns. Mehrmals versuchte der Theaterleiter uns direkt vor die Bühne zu setzen, aber wir lehnten dankend ab. Einfach so brachte er uns dann noch zwei Flaschen Wasser und freute sich mächtig über unseren Besuch. Nach der dritten Performance schlichen wir uns dann aber diskret davon. Wir beobachteten noch das allabendliche Fittnessprogram der lokalen Bevölkerung, mussten aber beim Versuch mitzutanzen aufgeben. Es klappt daheim nicht bei Aerobic, warum sollte es denn hier besser gehen? Spass machte es aber alleweil.

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Lokales Theater mit spontanen Darbietungen der Theatergäste.

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Körperliche Ertüchtigung auf öffentlichen Plätzen gehört einfach dazu.

 

09.10.2012
Xining

Der Weg von Longde nach Xining war nicht besonders spannend und diente auch nur dem Zurücklegen einer grossen Wegstrecke. Beachtlich fanden wir aber die terrassierte Hügellandschaft. Die gesamte Landschaft ist über Jahrhunderte von Menschenhand geschaffen worden, um Anbauflächen zu gewinnen und die Bodenerosion zu reduzieren. Der Fleiss dieser Menschen ist zu bewundern, mit welchem Sie ihrem Land alles abzugewinnen versuchen.

Die Expressways waren auf der ganzen Strecke herrvorragend und mit gemütlichen 100km/h liess es sich prima reisen. Nur die Baustellen, welche ohne Vorwarnung auftauchten, erforderten eine gewisse Restaufmerksamkeit. Der muslimische Bevölkerungsanteil hat stark zugenommen, was man anhand der zunehmenden Anzahl Moscheen feststellen konnte.

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Muslimischer Bevölkerungsanteil nimmt gegen Xining zu - immer
mehr Moscheen sind anzutreffen.

Lunch gab es in Lanzhou, in einem stark frequentierten Restaurant. Es gab zwar primär nur Noodles, die aber waren frisch und von Hand hergestellt. Einer fertigte den Teig, der nächste bereitete die Portionen vor, der Dritte machte aus dem Teig mit atemberaubender Handfertigkeit die Nudeln (Keine Hilfsmittel!), u.s.w.u.s.f .... Herrliches Schauspiel und natürlich wunderbar im Geschmack.

Die Ankunft in Xining war etwas schwierig da wir keine Abstellmöglichkeit im Voraus organisieren konnten. Such mal in einer chinesischen Grosstadt ein Hotel mit Parkplatz und geschlossenem Gate, wo man gratis übernachten kann. Aber es geht, nur die Geduld nicht verlieren. Im Xining Xiadu Hotel wurden wir in einem ruhigen Innenhof fündig und steuerten danach zu Fuss gleich auf den nächsten Supermarket zu. Hier gab es alles, was wir eigentlich von daheim auch kennen - alle teuren Kosmetiklinien und Kleiderlabel sind an Hochglanzdisplays erhältlich und im Lebensmittelbereich findet man, natürlich, Bircher Müsli! Endlich können wir unsere Bestände auffüllen - es ist halt immer noch unser bevorzugtes Frühstück. Brot in brauchbarer Qualität gibts jedoch nicht.

Unseren Guide hatte es mit einer Erkältung erwischt und so war Ihr Auftrag "Bettruhe". Das ermöglichte uns gleichzeitig mal wieder ein Dinner à deux. Hot Pot in einem chinesischen Restaurant bestellen ist spassig und schlussendlich stand er auch da! 10 Sorten Gemüse und Fleisch waren dabei und das irrtümlich bestellte Supplement war grad noch nötig um vollends satt zu werden. Also 100% erfüllt.
Bevor der Tischnachbar, welcher unser zuvor keines Blickes würdigte, das Lokal verliess, drückte er uns noch seine Businesskarte in die Hand. Er gab uns zu verstehen, dass wir bei Problemen doch anrufen sollen. Fraglich, wie hilfreich das wohl sein würde wenn wir uns schon mit Gestik nicht wirklich verständigen konnten. Aber freundliche Geste! Und weil der Taxifahrer, der uns heim bringen sollte, so lieb ausschaute zeigten wir ihm dann auch noch den Weg zu unserem Hotel. Fast wie in Zürich!

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Nach langer Fahrt erfolgreich bestellter Hot Pot in
chinesischem Restaurant - kleines Erfolgserlebnis.

 

10.10.2012
Qinghai Hu Lake

Neugierige Benutzer des Parkplatzes machten den morgen zu einem spannenden Happening. Immer wieder kamen neue Gesichter, wollten in das Fahrzeug blicken und nickten wohlwissend, als wir Ihnen Gestikulierend das Hubdach, das Bett, den Kocher, den Kühlschrank und die Standheizung erklärten.
Wir können leider bis heute "Schweiz" nicht in verständlicher Weise auf Chinesisch aussprechen, daher hilft nur das Point-it Büchlein. Man kennt in China diese Art von Reisen schlichtweg nicht - und die wenigsten haben sowas wie unser Auto schon je zuvor gesehen. Das ergibt immer spannende Begegnungen.

Auf dem Weg nach Daotanghe versuchten wir einen leckenden Pneumatikschlauch zu ersetzen um das Horn wieder nutzen zu können. Vier Ladenlokale später fanden wir was fast passendes und waren zufrieden mit dem Erfolg. Je weiter man aus der City rausfuhr, desto dreckiger und Ruppiger wurde die Gegend - das ist Trucker Terrain. Warum man hier in dem Staub seine Kuh ausweiden muss, haben wir nicht ganz verstanden... kaufen würden wir davon wohl eher nicht.

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Fachgerechte Zerlegung an staubiger Strasse.

Eine angenehm kurvige Strecke bringt uns auf eine Höhe von über 3400 müM ins die Stad Daotanghe, wo wir in einem kleinen Restaurant wieder Noodles assen und unsere Thermoskrüge mit Heisswasser auffüllen konnten. Ein anderer Tisch war durch Einheimische besetzt, die uns lange Zeit beobachteten. Sie gingen dann raus um unser Auto zu begutachten und kamen beratend zurück. Unser Guide musste nochmals zum Arzt für eine Dosis Glukose und da hing dieses Bild, welches das allgegenwärtige Spucken anprangerte - die Regierung macht einige "Anstands"-Offensiven, wie eben zum Beispiel die Leute davon abzubringen überall hin zu spucken.

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Don't Spit - Regierungsoffensive gegen die unschöne Spuckerei

Ab jetzt sind wir auf dem Quinghai Tibet Hochplateau und ENDLICH wieder in weniger dicht besiedelten Gebieten. Der tibetanische Einfluss wird sofort offensichtlich und zu Mantraklängen im Auto lassen wir uns vom nahenden Quinghai Hu Lake berauschen, dem grössten See Chinas. Einer der Mönche bei einer Tempelanlage interessierte sich offensichtlich für unseren Wagen und so zeigten wir ihm, womit wir herumreisen. Er war so sypatisch, da mussten wir ein Foto von ihm haben.

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Die weite, dünn besiedelte Landschaft hat uns wieder - und
hoffentlich bleibt der Schnee, wo er ist: Weit weg von uns!

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Wunderschöne Tempelanlage und Buddhastatue kurz nach Daotanghe

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Das Foto mit diesem sympatischen Mönch musste einfach sein

Auf der Höhe des Ostufers des Quinghai Hu Lakes fanden wir ein Guesthouse für unseren Guide und entschieden uns schlussendlich auch gleich dahinter unseren Nachtplatz zu beziehen. Die Familie, die diese Anlage betreibt, besitzt ein riesen Stück Land, welches vom See bis in die Berge reicht. Unvorstellbar! Alles mit Solar- und Windenergie Anlagen ausgestattet sind sie Strom-Selbstversorger - das würde man in der Gegend nicht gerade erwarten. Allerdings hat dieses Konzept auch innerhalb des Bezirks grosse Aufmerksamkeit geerntet und so sieht man auf den Bildern einen hohen Minister zu Besuch. Die Frau beglückte uns mit einer Nudelsuppe und wir genossen es sehr, in Ihrer warmen Stube einen kleinen Einblick in das Leben dieser Familie gewinnen zu können.

Dankbar waren wir auch für geheizte Stube, in welcher wir uns so vor dem ins Bett gehen noch kurz aufwärmen konnten. Die Temperaturens waren schon ordentlich tief, was allerdings bei einer Höhe von 3240 müM nicht unbedingt erstaunt. Nur schade, funktionieren Standheizungen in der Regel bis
ca. 2500müM. Darüber fehlt ihnen der Sauerstoff für die Verbrennung und warm Anziehen oder Schlafsack ist angesagt.

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Liebenswerte Gastgeber für Nachtparkplatz und Nudelsuppe vor
den Bildern des Ministerbesuchs.

 

11.10.2012
Maduo

Vom Quinghai Hu (Lake) fahren wir ein Stück zurück und halten uns dann gegen Süden, in Richtung Maduo. Die Fahrt ist begleitet von einer leichten Unsicherheit bedingt durch das Wetter. Wir müssen über einen 4500 Meter hohen Pass fahren und von der Richtung kommen dunkle Wolken. Unterwegs wird auf der gesamten Länge an einer neuen Strasse gearbeitet, was teilweise etwas verwirrlich ist. Und so kommt es, dass wir auf einem neuen Express Highway wenden müssen, weil wir falsch sind. Spielt aber keine Rolle, da sowieso auf beiden Seiten der Leitplanke Fahrzeuge in beide Richtungen fahren. In der Gegend sind die Strassenschilder übrigens 4-sprachig angeschrieben. Chinesisch, Englisch, Tibetanisch und ? wir wissen es nicht. Von wegen Sprachenvielfalt in der Schweiz, oder findet man bei uns Strassenschilder in allen 4 Landessprachen?

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4-sprachige Strassenschilder. Chinesisch, Englisch, Tibetanisch und Arabisch (?)

Die Sorgen wegen dem Wetter sind unbegründet und so überqueren wir den höchsten Punkt der Tagesetappe (4499 müM) problemlos und ohne Schnee. Kurz danach kommt Huang Zhong, ein kleines Nest im Nirgendwo. Da stoppen wir für unser Mittagessen. Die Hänge sind flächendeckend bunt dekoriert mit Gebetstüchern, die den Reisenden Glück bringen sollen. Die Toilette hingegen sieht nicht so hübsch aus und bringt bestimmt nur Ungeziefer Glück. Hier treffen wir erstmals auf den typischen Herd in der Mitte des Raumes, wo sich die Gäste drum herum bei einem Becher Tee aufwärmen. Das ist sehr gemütlich und vor allem praktisch, da es gleichzeitig als Heizung für den Raum dient.

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So reich dekorierte Berghänge wie hier in Huang Zhong (4200 müM) sind relativ selten.

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Das kleine Restaurant in Huang Zhong, in welchem wir wie üblich gute Noodles und
Dumplings essen. Typisch ist der kleine Stahlherd mit Teekrug drauf im Raum.

Der Himmel ist grau und die Landschaft erscheint deshalb ziemlich öde. Der Schnee ist aber nicht mehr fern. So sind wir auch froh, dass wir in Maduo ankommen, um einen Nachtplatz suchen zu können. Speziell daran ist, dass Maduo auf 4275 Meter über Meer liegt und somit die Nacht nicht viel Gutes verspricht. Es wird ziemlich kalt werden, ggf. schneien und auf der Höhe funktioniert weder Standheizung noch Petroleumkocher. Zudem macht uns die Höhe zu schaffen und Kopfweh begleitet uns schon seit einigen Kilometern - das wird über Nacht nicht besser werden. Drei Hotels gibts; Eines davon ist für Ausländer nicht zugelassen und das Zweite hat keine gescheite Stellfläche für's Auto und das Dritte ist ausgebucht. So beraten wir vor dem Letzteren, als Miro, ein Europäer, vorfährt. Keine 5 Minuten später lädt er uns in seine Suite ein, wo wir uns im Wohnzimmerbereich einquartieren dürfen. Da er aber das Badezimmer gerne für sich in Anspruch nehmen möchte ist die öffentliche Toilette im Quartier unser "Rückzugsort". Ein besonderes Package: 4 -Sterne Suite mit chinesischer Quartierstoilette. Aber schön an den hiesigen Toiletten ist, dass man selten alleine ist und so das Ganze ein anderes Flair bekommt.

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Der Schnee ist nah

Nachtessen nehmen wir gemeinsam in einem kleinen (dem Einzigen?) Restaurant ein und geniessen es mal wieder, eine Konversation in europäischem Englisch zu führen. Der Strom fällt regelmässig aus, aber das macht den ganzen Abend nur noch spezieller. Schweinefleisch Ribs sind wärmstens zu empfehlen! Wir nutzen auch die Gelegenheit, einige Informationen von seinem lokal ansässigen Guide zu erfragen. Insbesondere das Wetter ist ein grosser Unsicherheitsfaktor und es kann hier jederzeit schneien. Auf über 4000 Meter und bei diesen Strassen nicht gerade das, worauf wir Lust haben.

 

12.10.2012
Xiewu

Die Nacht bringt, was wir erwartet haben. Kaum Schlaf, Übelkeit und Kopfweh. Die Höhe hat uns also voll im Griff. Hätten wir das Abendmahl zuvor nicht nur bei Tee genossen, wäre das der klassische Hangover. Genauso fühlt es sich an. Wirklich! Und wir hätten nicht mal das Hotel verlassen können, um aufs Klo zu gehen. Die Pforte ist mit Ketten und Vorhängeschloss verriegelt und die Reception unbesetzt ist (Wie verlässt man im Notfall diesen Kasten, wenn auch noch die Scheiben vergittert sind?!).

Wir fühlen uns beide nicht gerade rosig und die Aussicht auf über 300km Hochgebirgsstrecke mit mehreren 4500ern und einem 4800er macht uns etwas zu schaffen. Mit Dafalgan & Aspirin bringen wir mal zumindest den Kopf etwas klarer und dann entscheiden wir uns, Sauerstoff mit auf den Weg zu nehmen. Vor uns liegen noch mindestens 4, hinter uns 2 Tage über 3000 Meter. Da schadet eine kleine Sauerstoffdusche im Gepäck sicher nicht. Allerdings klein... die Druckflaschen sind "out" hier und "in" ist der Kunstoffbeutel, so gross wie 2 Kissen! Wo sollen wir das nun wieder verstauen?! Aber seis drum, Sicherheit geht vor.

Der Besuch im Spital sei nur kurz erwähnt: Da will man nicht hin! Die Notfallschrage steht grad hinter der Materialausgabe und ist blutverklebt. Infektionsgefahr? Wir bedauern die Menschen, die auf diese Kliniken angewiesen sind, welche wie in dem Fall sicher kein "AAA" Rating besitzt. Auf dem Heimweg noch am ATM vorbei? Zwei gibts gemäss Auskunft eines Anwohners. Einer davon "out of order" und vom anderen gibts grad nur ein Loch in der Wand, wo er hingehören wird...

Wir verabschieden uns von Miro, welcher uns nur ungern in dem Zustand fahren lassen will. Danach beladen wir den Wagen und starten den Motor. Aber auch der Toyota hatte eine schlechte Nacht bei Minustemperaturen und hustet in der Höhe arg. Es braucht ein paar Minuten, bis der Motor rund läuft. Hmm...!

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Miro, unser Gastgeber in Maduo

Leichtes Schneetreiben begleitet uns und die Strassen werden zunehmend schlechter, matschig und rutschig. Da liegt mal ein Laster im Graben und dort gabs offenbar eine Frontalkollision zwischen Brummies... Achtsamkeit ist gefragt, aber der Boden ist griffig und wir kommen gut voran. Es ist einfach erstaunlich, wieviel Schwerverkehr sich über diese Pässe quälen und allen Bedingungen zum Trotz da durch fahren. Und wie die schweren Jungs hier fahren stimmt nachdenklich. Nach 100km erreichen wir die magische Zahl von 4824 Meter über Meer. Schon unglaublich hoch, höher als jeder Berg in der Schweiz. So ganz geniessen geht aber nicht, da unsere Körper noch immer mit der dünnen Luft kämpfen.

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Wo bleibt der Sonnenschein?!

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Wir haben nicht verstanden, wie man sowas schafft... die beiden
denken wohl auch gerade darüber nach.

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4824 Meter über Meer - der vermutlich höchste Pass unserer Reise.
Bei weitem aber nicht der höchste des Tibets.

Wir schaffen die 320 km und kommen ziemlich fertig in Xiewu (3850 müM) an. Gut, finden wir gleich einen Stellplatz zum Übernachten. Indbesondere das Plumpsklo verdient Erwähnung, da es eine Freiluftversion für Partner (Zweilochausführung) ist, mit Rundumblick! Schick! Da sieht man, was die Nachbarn machen und die sehen, was man selber macht! Ein Genuss vor allem bei tiefen Temperaturen.

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Partner Freiluft Panoramic View Plumsklo

Beim Gang durchs Dorf fallen wir natürlich wieder auf wie bunte Hunde und so kriegen wir Gesellschaft von diesen jungen Mönchen, die sich unheimlich über die Fotos freuten. Schöne Begegnung mit wenigen Worten. Und eindrücklich, wie diese jungen Männer ihr zumeist nicht selbst gewähltes Schicksal mit Stolz meistern. In jungen Jahren entscheiden die Eltern, ob sie ins Kloster gehen oder einen anderen Weg wählen können.

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Aufwärmen am Herd eines Restaurants in Xiewu.

Etwa 50 Kilometer südlich findet man übrigens Yushu, welches im 2010 durch ein starkes Erdbeben dem Boden gleich gemacht wurde. 20'000 Tote und viele tausend Verletzte waren das traurige Resultat. Viele Täler konnten während Wochen nicht erreicht werden, weil Bergniedergänge die Talsohlen versperrten.

Zur Höhenkrankheit: Empfehlungen gehen dahin, dass ab 3000 Meter über Meer ein erhöhtes Risiko für die Höhenkrankeit besteht, welche im schlimmsten Fall Ödeme mit Todesfolge hervorbringen kann. Also Achtung, damit ist nicht zu spassen. Eine Sauerstoffflasche im Gepäck und ggf. das Medikament Diamox regelmässig einnehmen, sollten als Prävention in Betracht gezogen werden. Auf jeden Fall aber vor der Reise genauere Informationen zu Symptomen und entsprechenden Massnahmen einholen. Und auf jeden Fall keine zu anspruchsvollen Pläne machen für die ersten 2-3 Tage auf dieser Höhe. Der Körper braucht Zeit sich anzupassen.

 

13.10.2012
Manigange

Die Nacht war ruhig und es hat zum Glück nicht gross geschneit. Wir haben den Sichuan-Tibet Highway (Nordroute) auf dem Programm und haben unterschiedliche Informationen über den Strassenzustand erhalten. Es geht gleich zügig hoch auf 4700 Meter. Oben angekommen vefliegt die Freude über die tolle Aussicht rasch, da auf der anderen Seite der Kuppe eine Eisfläche beginnt, deren Ende wir nicht genau erkennen können. Wir sehen von oben auch einen Tieflader, der stecken geblieben ist. Trotzdem müssen wir da durch, da es keine Alternativen gibt. Es geht dann aber besser als erwartet und nach ein paar hundert Meter war auch schon alles wieder eisfrei.


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Erster Pass nach Xiewu auf 4700 Meter über Meer

Es ist eine sehr einsame Gegend und zwischendurch gibt es wieder eine "staatliche" Siedlung, wo mehrere dutzend identische Häuser für die Bevölkerung aufgestellt wurden. Es stehen kaum Autos herum - was macht man in der Gegend den ganzen Tag? Womit verdient man hier seinen Unterhalt?

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Verlassene Winterlandschaft auf dem Sichuan-Tibet Highway (Nordroute)

Die Strassen werden schlechter und sind übersät mit grossen Schlaglöchern. Das kennen wir doch schon von irgendwoher. Vorbei an kleinen Siedlungen, Monasterien und Dörfern fahren wir durch die karge Landschaft. Nach all den hektischen Städten ist das erholsam ruhig.
Und ausgerechnet hier geraten wir in die erste chinesische Polizeikontrolle. Nach kurzer Prüfung des Führerscheins und des Kennzeichens wollen wir diesen Moment im Bild festhalten und das war der Auslöser zu dutzenden von Fotos in allen erdenklichen Kombinationen - mit allen erdenklichen Kameras.

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Erste Polizekontrolle in China auf knapp 4000 müM

Wie üblich wird über Mittag kurz angehalten, um irgendwo in einem kleinen Restaurant essen zu gehen. Bei 3 - 4 CHF pro Person ist das erträglich. Diese Stadt ist allerdings nicht gerade ein Bijou. Danach geht es nochmals hoch auf 4700 Meter, diesmal eine schlammige Angelegenheit. Gut bringen wir diesen Pass hinter uns, bevor Schneefall einsetzt. Zudem werden wir auf der anderen Seite von einem grandiosen Bergpanorama mit 5000ern und von Sonne erwartet. Dafür hat sich die anstrengende Fahrt schon gelohnt.

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Schon erstaunlich, wie unterschiedlich gepflegt die Dörfer jeweils erscheinen.
Hier ein eher ungepflegtes Beispiel.

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4700 müM zum Letzten. Frau Holle folgt uns auf dem Fuss.

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Die Schneewolken im Rücken präsentiert sich auf der anderen Seite
des letzten Passes ein herrliches Landschaftsbild.

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Überall Stupas, kleine Tempel, Steinplatten mit bunten Inschriften und natürlich
Gebetsbänder in alle Farben und Grössen

Manigange (3890 müM) ist ein hübsches Nest mit schönen Gebäuden und einer mieserablen Strasse. Wir suchen ein Hotel und landen auf dem Hinterhof der Polizei & Bezirksregierung. Da lässt es sich bestimmt auch gut schlafen. Wir fragen herum und finden den Platzwart, der uns die Erlaubnis erteilt. Prima, das gibt eine ruhige Nacht. Wir richten uns kurz ein und schlendern dann durch die Hauptstrasse, um was Essbares zu finden. Die Menschen hier haben eine dunkle, vom Wetter gegerbte Haut und kleiden sich traditionell. Und natürlich werden wir von allen Seiten gemustert und hie und da mit einem lauten "Hello" gegrüsst. Ein Restaurant gefunden und von einer in der nähe stehenden Frauengruppe mit dem Daumen nach oben positiv bewertet - da müssen wir also rein. Anstatt Speisekarte wird man in die Küche geführt und man kann auswählen, wovon der Koch uns eine Speise zubereiten soll. Eigentlich ein ganz gutes Konzept, das kennen wir bei uns nur aus Fernsehshows. Allerdings ist es manchmal auch besser, nur das Essen und nicht die Küche zu sehen. Die Fleischauslage war besonders ansprechend. Aber wie bisher immer schmeckte das Essen prima und es gab auch keine Folgeschäden zu beklagen.

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Häuser an der Hauptstrasse in Manigange - die Hauptstrasse ist schon
fast als Off-Road Piste zu bezeichnen.

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Selection du jour - da wollen wir unser Nachtessen einnehmen

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Selection du jour - das ist, was im Angebot steht. Man kann
auswählen, womit sie einem das Essen zubereiten sollen.

Zurück vom Abendessen begrüsst uns der Platzwart. Er freut sich über seine ungwöhnlichen Nachbarn und lädt uns in seine warme Wohnung zum Aufwärmen ein. Die Wohnung besteht aus zwei Zimmern und beherbergt ein älteres Ehepaar mit deren 24 jährigen Tochter und deren 3 jährigen Tochter. Das Entree ist auch gleich Küche, Schlafzimmer und Stube. Toilette ist ausserhalb der Wohnung. Wir nehmen beidseitig vom Holzherd auf den Betten platz und beobachten gespannt, wie eingefeuert und schlussendlich Nachtessen aufgesetzt wird. Süsskartoffeln, Wurst, Reis und alles wieder lecker und rasch zubereitet. Gut dürfen wir davon probieren, wir sind aber leider schon satt vom Restaurant. Vorab können wir noch Tsampa kosten. Man vermengt Zucker, Butter, Yakmilch und Gerstenmehl zu Klumpen und das isst man dann grad so. Simpel aber gut. Der Strom fällt alle paar Minuten aus und jedes Mal, wenn er wieder kommt, muss die zu hohe Spannung über einen Regler von Hand reduziert werden. Aber das scheint hier normal zu sein und man zündet halt einfach die Kerze an. Die Scheu vor uns hat das kleine Mädchen rasch verloren und sie geniesst die langnasigen Besucher sichtlich. Der Abend ist so einfach wie wunderschön und wir sind dankbar, dass wir einen Einblick in das Familienleben geniessen dürfen. Im Fernseher läuft übrigens ein Kampffilm und man rate, wer der Gute und wer der Böse war. China gewinnt, Japan verliert.

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Ein wertvoller Einblick in das Leben der Platzwartfamilie

 

14.10.2012
Daofu

Diese Nacht geht das Thermometer deutlich ins Minus. Am Morgen messen wir -5° Aussentemperatur aber im Auto sind es noch immer um die +7°, warm genug um ungestört zu schlafen. Allerdings gefriert das Kondenswasser von innen an den Scheiben an. Am Morgen des vierten Tages auf dieser Höhe fühlen wir uns endlich wieder fast normal. Wir haben wieder blauen Himmel und Sonnenschein und fahren durch mit Reif bedeckte Landschaften. Es ist herrlich und wir geniessen die eindrückliche Landschaft. Manchmal hat man das Gefühl, man fährt durchs Berneroberland nur spielt sich das hier einfach 2000 Meter höher ab und es ist natürlich etwas weitläufiger. Spannend übrigens, dass Bäume bis fast auf 4000 Meter über Meer anzutreffen sind.

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Landschaft mit Frühreif in der Nähe von Manigange

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Alle Berge sind höher als 5000 Meter über Meer

Zwischendurch treffen wir auf Strassenarbeiten, welche aber nicht sehr hinderlich sind. Pech für den Teerlaster, dass er sich ausgerechnet in der einzigen Dreckpassage einsumpfen musste. Wird wohl eine Weile gedauert haben, ihn da rauszukriegen. Beim Versuch diesen Laster zu überholen, kippte ein zweiter, schwerbeladener Truck beinahe um. Wir entscheiden uns wie alle Chinesen, daran vorbei zu fahren, bevor das Chaos komplett und ein Durchkommen unmöglich wird. Wir werden früh genug an einer anderen Baustelle für eine Stunde warten müssen, da dort gerade frisch geteert wird.

Bis zum Mittagessen in Ganzi ahnen wir nichts Böses und können gemütlich cruisen. Gansi selber ist ein hübsches Städtchen mit wunderschönen Häusern und belebten Gassen. Hier könnte man länger verweilen, wüsste man nicht schon jetzt, dass uns noch ziemlich üble Strassen erwarten.

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Schmucke Häuser in Ganzi

Ab Ganzi ist dann auch fertig lustig und die Baustellen beginnen wieder. Schade, man hätte sich daran gewöhnen können. Und diesmal sind die Strassen wirklich übel. Während 4-5 Stunden quälen wir uns durch Morast, Schlaglöcher, einspurige Passagen und stecken gebliebene Fahrzeuge. PW's bleiben im Morast stecken, haben einen platten Reifen oder sitzen mit dem Getriebe auf und Lastwagen stehen kreuz und quer - wenigstens so, dass man gerade noch daran vorbeifahren kann. Wir haben Mitleid für die Berufschauffeure, die sich jeden Tag diesen Irrsinn antun müssen. Nervig ist nur, wenn ein festgesessener Kleinbus den ganzen Verkehr blockiert und der Fahrer stur darauf verzichtet, mit unserer Winde geborgen zu werden. Er wurstelt lieber alleine weiter und kümmert sich nicht darum, wieviele Fahrzeuge inzwischen ungeduldig auf ein Weiterkommen warten. Das ist aber ganz typisch, denn hier denkt wirklich keiner über die Länge seiner Motorhaube hinaus. Jeder ist sich selbst der Nächste.

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Auf beiden Achsen aufgesessen - bei einer Einspurpassage
besonders praktisch, da der ganze Verkehr zum Erliegen kommt.

TeamMorla

Ergebnis von einem Tag Fahren auf der zukünftigen G7

In Daofu finden wir ein hübsches Guest- und Teahouse mit Innenhof, inkl. Waschmaschine (N 30° 58.874' E 101° 07.213'). Was will man mehr? Hier stellen wir auch fest, dass wir genau 20'000km seit unserem Start in der Schweiz zurückgelegt haben. Auch hier funktioniert von drei ATM nur gerade einer (ATM gibts hier erst seit 2012) und Bettler, die uns zuvor bemitleidenswert angegangen haben, sitzen in einer Gasse und benutzen ihr Handy.

Das Nachtessen war jedenfalls wieder ein Erlebnis und sehr gut. Auslesen der Zutaten und zuschauen, wies gemacht wird. Beim Essen werden wir von zwei Gästen mit grossen Augen angestarrt - sie bewundern unsere Körpergrösse. Und die Köchin findet unsere weisse Haut sehr schön.

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Strassenküchen sind immer ein Erlebnis, auch wenn nicht
alles immer so appetitlich ausschaut.

 

15.10.2012
Xiaojin

Die Weiterfahrt von Daofu steht unter guten Zeichen - Strahlend blauer Himmel und keine Wolke. Gut so, wir wollten uns schon bei der Reiseleitung für die paar Tage grauen Wetters beklagen.

Die Häuser in der Gegend sind sehr speziell und sehen sehr hochwertig und robust aus. Es ist immer eine Kombination aus Lehm (günstigere Lösung) oder Steingemäuer mit Fachwerk aus Holz. So arm kann die Gegend nicht sein, gemessen an der Bausubstanz. Oder es hängt damit zusammen, dass das tibetanische Volk vom Staat subventioniert wird und es so vielleicht für mehr reicht?

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Üblicher Baustil in der Gegend

Auf perfekten Strassen fahren wir durch eine wunderschöne Berglandschaft mit Bäumen, die in eine Höhe von bis zu 4000müM wachsen (!). Aber bereits schon nach wenigen Kilometern wird man wieder von irgendwelch wild blinkenden Fahrzeugkonvois überholt - es muss sich wohl wieder die Lokal-prominenz mit Polizeigeleit wichtig machen. Das trifft man hier (leider) sehr oft an. Die Landschaft ist weitläufig und wunderschön, einfach zum Geniessen. Yaks und Kühe sind zu tausenden überall am Grasen und natürlich sieht man auch überall die Gebetsfahnen und -bänder, die den Reisenden Glück bringen sollen.

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Gebetsfahnen überall

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Transport-Yak

Von der höchsten Stelle gehts dann über eine perfekte Passstrasse in die Tiefe und wir vernichten über mehrere Stunden rund 2000 Höhenmeter am Stück. Aber insbesondere die Art des Vernichtens ist zu erwähnen: Liebe Schweizer, seid froh, dass die Chinesen nicht wissen, was sie in ihrem eigenen Land für Berglandschaften haben! Das wäre sonst nicht lustig für die heimische Tourismusbranche. Aber ehrlich,
der Pass führt an einen tosenden Fluss, und den begleitet man in tiefen, engen Tälern über herrliche Strassen durch grüne Vegatation. Einfach der Hammer! Daran kann auch ein freundlich und korrekter Polizist nichts ändern, der Pass- und Fahrausweis von jedem passierenden Fahrzeug registriert. Kurz, die Passstrasse von Bamei nach Danba ist ein echter Leckerbissen. Die starken Höhenunterschiede wirken sich aber auf unsere Körper in Form von Kopfweh und Schlaffheit aus. Es ist ziemlich anstrengend.

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Aussicht von der Passstrasse (Aufnahmeort ca. 4000müM)

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Badende Mönche in der Talsole

Sehenswert ist auch das "Yak Tibetan Village", welches unterwegs steil an den Hang gebaut ist. Wunderschöne Häuser und eine tolle Aussicht auf terrassierte Felder sind der Lohn für den kurzen Abstecher. Durch die steile Rampe hoch in das Dörflein sieht man auch von oben auf die Häuser und da offenbart sich, warum die Häuser so gebaut sind...

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Multifunktionshäuser im Yak Tibetan Village

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Das Dorf ist hoch oben an einen Berghang gebaut und geniesst ...

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... eine wunderbare Aussicht! Hier muss man einen Moment verweilen.

Wie auch an den anderen Tagen zuvor, wurde unsere Reise von Baustellen gesäumt und die reissen gewaltige Narben in die Landschaft. Primär wird Infrastruktur geschaffen. Strassen und Strommasten werden überall gebaut oder saniert. Aber auch Gebäude und Tempel sind in enormer Anzahl am Entstehen. Und es wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Weiss der Geier, was all die Chinesen machen, wenn die grossen Projekte mal fertig sind. Im Moment sorgt der Bauboom hier aber für gute Beschäftigung von Männer und Frauen. Und jawohl, Frauen findet man hier ebenfalls sehr häufig auf Baustellen, hart arbeitend. Aber das Steineklopfen (das machen die Leute hier tatsächlich teilweise noch von Hand!) bleibt Männersache.

Xiaojin ist eine Kleinstadt, die an einem Berghang klebt. Sie ist zwar nicht besonders hübsch, aber doch sehr lebendig und die Leute sind wie überall emsig beschäftigt. Sie halten aber trotzdem kurz inne, um uns neugierig zu betrachten... Mitten in der Stadt bietet sich uns rasch ein Hinterhof als Nachtschlafplatz an, welcher aber auf den ersten Blick nicht so hübsch ist. Es riecht beissend nach Chilli (in der Provinz mag man es scharf), kein Wunder, wenn wir direkt unter einer Lüftung einer Küche parken. Also verschieben wir uns ein paar Meter und das Problem ist gelöst. Viele neugierige Blicke verfolgen unser Treiben und die wenigen Kommunikationsversuche scheitern kläglich, da unser Tibetanisch oder Chinesisch einfach nicht weit reicht. Wie spannend dieser Platz aber wirklich ist, fanden wir erst nach dem (scharfen) Essen heraus.

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So baut man in China Städte in engste Bergtäler (im Bild nicht Xiaojin)

Ein hier wohnender Mönch sprach uns auf Englisch an. Er unterrichtet hier Kinder in Englisch, welches er selber in Indien gelernt hat. Er sagt, es komme vielleicht einmal im Jahr vor, dass er Englisch mit Ausländern sprechen kann. Darum freut er sich sehr, dass wir praktisch unter seinem Balkon campieren. Nachdem einige Nachbarn sowie drei seiner Schützlinge hinzu gestossen sind, wir zusammen eine Zigarette geraucht haben und die wesentlichsten Informationen zu uns ausgetauscht sind, brechen wir mit ihm zu einem Stadtspaziergang auf.
Wir schlendern also mit einem tibetanischen Mönch durch dunkle Gassen, begleitet von drei Kindern, mit welchen wir zählen auf Englisch üben. Zurück im Innenhof sammeln sich dann rasch wieder Menschen um uns herum an und sobald Gelekchoephel, so der Name des Mönchs, im Heck unseres Wagens den Gästebucheintrag schreibt, nimmt die Neugier noch mehr zu. Freundliche, neugierige Menschen, die sowas wie unseren Wagen oder die Art wie wir Reisen einfach nicht kennen. Wir teilen einen kurzen Augenblick denselben Innenhof, dasselbe Plumpsklo, dasselbe Waschbecken zum Zähneputzen und kriegen so wertvolle Einblicke, wie die Menschen hier leben. Dafür nimmt man gerne in Kauf, am Morgen nicht von Vogelgezwitscher geweckt zu werden.

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Nachtrundgang in Xiaojin (Kinder in Schuluniform)

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Mönch Gelekchoephel zu Besuch in unserem Wagen, umringt von Anwohnern.

 

16.10.2012
Ya'an / Bifengxia
Panda Base

 

Ca. 40km nach Xiaojin kommt die Weggabelung, bei welcher man entweder nach Ya'an oder nach Chengdu respektive deren Panda Resort ansteuert. Wir haben uns gegen den Tourplan und dementsprechend für das Resort nahe von Ya'an entschieden. Es soll das grösste mit über 80 Pandas sein und ist auch etwas abseits gelegen, also sicher attraktiver von der Landschaft. Die Guide(s) kennen den Weg dahin nicht aus eigener Erfahrung und sind deshalb etwas unglücklich über unsere Wahl.

Aber der Kunde ist König und so erklimmen wir bereits wieder den nächsten 4000er (2000 Höhenmeter in weniger als einer Stunde). Das Panorama und die Landschaft sind wirklich ein Genuss und die Strasse lässt auch nichts zu wünschen übrig - sie sind teilweise noch keine Saison alt.

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Bunte Herbstwälder begleiten uns ...

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... bis auf fast 4000müM

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Einmal mehr über 4000 müM

Doch oben angekommen, verschlingt uns dichter Nebel und die Sicht geht später gegen null. Wir lernen aber, dass hier der erste Grosse Panda der Welt gesichtet wurde. Und, dass es schick ist sich mit "Langnasen" fotografieren zu lassen... nun sind wir auch auf dem chinesischen pendant zu Facebook, dem QQ zu finden.

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Fotoshooting mit Longnose

Natürlich ist hier jede Ähnlichkeit rein zufällig, aber irgendwie kommt einem das Design schon bekannt vor, oder?

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Nein, es ist kein Mini!

Und danach gehts einfach nur runter. Runter, und nochmals runter. Während 3-4 Stunden fahren wir von 4100müM auf knapp 550müM und eliminieren somit über 3500 Höhenmeter. Für lange Zeit sehen wir wegen dem dichten Nebel rein gar nichts und fahren sehr langsam wegen der beschränkten Sicht. Wir lernen von Chinesen: Man braucht kein Licht oder keine Nebelleuchte, wenn die Sicht weg ist, man machts hier mit Pannenblinker. Die weitere Anwendung des Pannenblinkers, der einem überall und bei jeder Gelegenheit begegnet, versuchen wir noch zu verstehen...

Danach fahren wir an herrlicher Landschaft vorbei, immer weiter ins Flachland hinunter. Die letzte Schlucht, bevor man ins offene Land hinausfährt, hat dann gerade noch das Sahnehäubchen oben aufgesetzt. Tiefgrüne und steile Wände ragen beidseitig vom Fluss herauf bis in die Wolken und die Strasse schlängelt sich der Wand entlang. Sehr eindrücklich!

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Auch den kulinarischen Tiefpunkt von China erleben wir auf dieser Strecke, obwohl die eingelegten Lungenflügel vor dem Restaurant doch recht einladend wirken. Schmuddelig ist ja nicht neu, aber irgendwie konnte uns die Borsten aus Schweineohren zupfende Wirtin nicht recht für ihr frisches Schweinefleisch und fettig glänzende Kennichnicht überzeugen. Wir überstehen das Essen zwar gut, haben das Restaurant aber auf die schwarze Liste gesetzt.

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Lunch im schmuddeligen Restaurant mit frischer Schweinelunge im Angebot

Irgendwo unterwegs ist ein grosser Steinbruch, in welchem grosse Brocken herausgesprengt und zur Weiterverarbeitung ins Tal geführt werden. Entlang der Strasse haben sich so allerlei Betriebe angesiedelt, die die Wertschöpfungskette abbilden. Von den Firmen weit oben im Tal, die grobe Quader herstellen, bis hin zu den Steinmetzen oder fertigen Boden- oder Tischplatten nahe der Stadt Lin Guan findet man alles, was es für die Steinverarbeitung braucht.

Ebenfalls findet man hier eine spezielle Art der Holzverarbeitung - wir sagen dem mal laienhaft "Wurzelveredelung". Wurzeln jeder Art und Grösse werden kunstvoll mit Figuren beschnitzt oder es werden knorrige Möbel daraus gefertigt.

Offenbar sind in der Gegend Kiwis heimisch, so stehen wieder dutzende Stände mit dem genau gleichen Produkt am Strassenrand, eben der Kiwi.

Nach Ya'an fahren wir dann noch ca. 15km nördlich zum Panda Resort und müssen dafür durch ein dicht mit Bambus bewachsenes Tal fahren, was den herrlichen Tag abrundet.


17.10.2012
Leshan
Great Buddha


Nachdem der Mitarbeiter der Panda Base am Vorabend verstanden hat, dass wir Volontiers sind, holten sie uns vom Touristenzentrum direkt an die Base, wo eben die Volontiers untergebracht werden.
Dort haben sie uns günstige und saubere Zimmer angeboten, welche wir ausnahmsweise dem Auto vorgezogen haben. Sie schickten uns aber auch nicht weg, als sie den Irrtum realisierten und so sind wir 5 Gehminuten vom Eingang zur Base entfernt und können lange vor allen anderen Touris rein.
Übrigens: Als Volontier bezahlt man dafür, dass man die Stallungen säubern darf. Guter Businesscase.

Am Morgen verschieben wir also unseren Wagen auf den Parkplatz direkt vor dem Gate zur Base und bewaffnen uns mit Kameras. Wir sind tatsächlich die ersten Gäste und können ohne Gedrängel an die Gehege heran. Der Park ist hübsch gestaltet und die Bären haben anständig Platz in ihren Gehegen.
Und da sind sie auch schon, die putzigen Tiere. Sie klettern auf Bäume, essen genüsslich ihren Bambus, raufen sich mit anderen Bären oder liegen Faul herum - und bieten so eine prächtige Show. Man fragt sich, warum eine Spezies sich genau nur auf ein einziges Futtermittel, die Bambusblätter, spezialisiert, welches sich beim Selbsttest wie Papier anfühlt. Und davon müssen sie pro Tag zwischen 25 und 40 kg essen, was bis zu 16 Stunden in Anspruch nimmt. Hinzu kommt, dass der Bambus ca. alle 25 Jahre abstirbt und so teilweise ganze Weidegründe verloren gehen können, die Tiere also neue finden müssen. Nach Darvin haben sie eigentlich keine Überlebenschancen, aber noch rund 1000 wilde Tiere leben in 5 geschützten Berggebieten.

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Knuddel Panda

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Essender Panda

Aber richtig süss ist die Babystation - da sind gerade 6 Jungtiere verschiedenen Alters zu bestaunen und das ist wirlich ein Hingucker. Die Tiere scheinen nicht mal auf ihren eigenen Beinen stehen zu können und so erstaunt es wenig, dass sie in freier Wildbahn oft das junge Kindesalter nicht überleben. Sie sind so fragil! Streicheln geht aber leider nicht - das heisst, für 1000 yuan (etwa 125CHF) kann man sich mit einem richtigen (ausgewachsenen) Panda fotografieren lassen... ob das sinnvoll ist, bleibt dahin gestellt.

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Baby Panda

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Rammel Panda

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Kletter Panda

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Findet man übrigens auch in dieser Anlage: Hübsche Spinnen.
Männchen (klein) lebt gefährlich, wenn es Weibchen (gross) um-
garnen will - so endet es zuweilen als Snack anstatt als Liebhaber.

Wir gönnen uns einen kurzen Lunch auf der Autobahnraststätte und finden es lobenswert, dass überall Heisswasser kostenlos verfügbar ist. So kann man seine Noodlesoup selber zubereiten, Tee oder halt eben Kaffee selber aufgiessen.

In Leshan angekommen, freuen wir uns auf den Besuch des "Great Buddhas", dem mit 71 Meter Höhe grössten Buddha der Welt. Der sitzt schon seit ca. 1200 Jahren unverdrossen in gleicher Haltung und guckt zufrieden auf den Fluss. Alles aus dem Stein heraus gemeisselt, besitzt er sogar ein inneres Drainagesystem - sehr beachtlich für die Zeit! Drumherum ist eine wunderschöne Parkanlage und diverse Tempel laden zum Verweilen ein.

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Der friedliche Buddha im Tempel wird wie üblich von grimmigen Wächtern bewacht

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Diese Frau hat gerade 10'000 yuan (~1250 CHF) für diese Kerze
hingeblättert - das muss ein wichtiger Wunsch sein!

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1200 Jahre alt, 71 Meter hoch, Schulterbreite 28m, Fusslänge 8m,
Ohrlänge 7m: Der grösste Buddha der Welt in Leshan

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Hier ein Versuch, das eindrückliche Format in ein Verhältnis mit Menschen zu bringen

Auch hier finden wir mitten in der Stadt direkt am Fluss einen ruhigen Hotelinnenhof, um uns für die Nacht nieder zu lassen. Die Stadt gefällt uns ganz gut und ist sehr lebendig. Ein kurzer Rundgang durch den nahen Markt muss daher noch sein, bevor wir von einem Freund unseres Guides, Mr. Hecho, zum Nachtessen eingeladen werden. Wir gehen in ein Hot-Pot Restaurant im Sushi Style, wo die Zutaten lautlos auf Förderbänder an den Gästen vorbeigleiten. Und im Anschluss werden wir gleich alle noch von einem anderen Freund des Guides, Mr. Hou, in ein edles Teehaus entführt, um dort bei Tee und Zigarette das chinesische Kartenspiel 10-2-7 kennen zu lernen.

Zugegeben, so ganz verstanden haben wirs mangels entsprechender Übersetzungsqualität nicht. Aber die Grundzüge glauben wir kapiert zu haben. Die Karten sind übrigens etwa 3 x 12 cm, eigentlich ein ganz praktisches Format.

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Before and after...

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Ausgiebiges Hot Pot Vergnügen mit Mr. Hecho

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10-2-7: Chinesisches Kartenspiel

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Mr. Hou (mit Krawatte) lädt uns zum Abschluss des Abends ins edle Teehaus ein.

18.10.2012
Leshan
Autowartung...

Wir wollen noch schnell bei der lokalen Toyotavertretung einen Besuch abstatten, um an ein neues Pully für den Antrieb der Alternatoren sowie der Vakuumpumpe für die Bermsservo zu kommen. Minimale Aussicht auf Erfolg, aber einen Versuch ist es wert. Vor der Abfahrt beobachten wir aber erst noch die vielen Senioren, die am Fluss hinter dem Hotel fischen oder einfach in gemütlichen Korbstühlen uns beobachten.

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Senioren bei der vermutlich allmorgentlichen Aktivität.

Mr. Hou schafft es nicht durch den Stadtverkehr, so fahren wir ihm entgegen. Doch auch wir werden aufgehalten und zwar durch eine Polizeikontrolle, mitten in der Stadt auf einer grossen Kreuzung. Fahrausweis und Kennzeichen zeigen und schon ist alles in Ordnung und wir dürfen weiter.

Nachdem wir uns doch noch mit Mr. Hou zusammen navigiert haben, fahren wir zu seiner Toyota Garage
(N 29° 35.469' E 103° 40.359'), welche ziemlich gross ist. Kaum angekommen, der übliche Auflauf um unser Fahrzeug. Doch die wollen uns nicht mal in den Waschstand lassen, um unser Auto abzuspritzen! Schlussendlich und nach Intervention von Mr. Hou dürfen wir dann doch rein und dem Dreck gehts an den Kragen. In der Zwischenzeit versuchen wir dann mit dem Werkstattleiter anhand einer konkreten Ersatzteilnummer, das Teil zu finden, aber auch das ist eher schwierig. Wie zu erwarten erfolglos und wenigstens haben wir einen Tipp erhalten, dass in einer anderen Garage 2km weiter möglicherweise mehr Aussicht auf Erfolg besteht.

Mr. Hou geleitet uns also auch dahin (Toyota Leshan Ànlijié, N 29° 35.269' E 103° 39.150') und auch hier ein grosser Auflauf von Leuten und viele Fragen, bis schlussendlich klar ist, worum es geht. Einer der Mitarbeiter kommt mit einem anderen Pully daher und vergewissert sich so, dass wir vom gleichen reden. Wir tun es. Dann geht die Suche los und im Gegensatz zur ersten Werkstatt, ist diese mit anderen Toyota Partnern vernetzt, decken also ganz China ab.

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Grosses Interesse an unserem "Veteranen" bei Toyota Leshan Ànlijié

Weil es schon Mittag ist, lädt uns Mr. Hou ins Xiang Shi Gu (N 29° 35.433' E 103° 39.090') ein, ein über 100 Jahre altes Restaurant, dessen Spezialität Innereien ist. Lebern, Kutteln und andere Speisen wurden aufgetischt, die wirklich sehr gut waren. Früher war das ein Ort, an dem die ärmeren Leute assen, weil das wertvolle Fleisch nur die Wohlhabenden zu bezahlen vermochten. Heute ist es auch in vermögenderer Schicht wieder angesagt, Innereien zu essen. Sehr gute Location, sehr gut (aber scharf) zubereitete Speisen!

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Leckere Innereien mit Mr. Hou

Zurück in der Garage dann die Antwort wie erwartet: Kein Ersatzteil in ganz China. Hier hingegen fängt der Spass erst richtig an, denn man schlägt uns Lösungen vor. Was man nicht findet lässt man kopieren - wozu sonst sind wir in China?! Ein junger Mechaniker kleidet den Wagen mit Schutzmatten und Schutzbezügen für Sitz, Steuerrad und Schaltknüppel aus und fährt in die Werkstatt. Dabei meint er, der Wagen könnte altershalber sein Vater sein.

Da kommt auch schon der Manager dieser Garage und versichert uns, dass sie uns, so gut es ihnen möglich ist, helfen wollen. Entsprechend klare Anweisungen gibt er auch seinen Angestellten für die Schweizer Kunden bestmögliche Arbeit zu leisten. Und so ganz nebenbei entdeckte er tatsächlich auch noch etwas, was sich später als Riss im Kühler bestätigte! Also wird der Unterbodenschutz abmontiert (gleich noch geschweisst und neu lackiert), Kühler demontiert, Riemenscheibe abgezogen und die Teile geprüft. Sowohl Kühler wie Pully müssen extern bearbeitet werden, weil es für jedes Thema hier einen Master in der Stadt gibt. Im Kleinbus mit zwei Toyota Mitarbeitern und unserem Guide gehts nach Kuchen und Getränken in die Stadt zu einer Werkstatt, die das Pully reproduzieren soll. Erst wollte der Inhaber das komplette Pully aus einem Stück fertigen, was wir ihm dann aber ausreden konnten. Danach einigten wir uns darauf, einen Teil davon zu reproduzieren und diesen auf den intakten Teil aufzupressen. Weiter gehts in eine andere Werkstatt, den Kühler zu prüfen. Mit simplen Mitteln kann der Spezialist dort das Leck bestätigen und 10 Minuten später ist das Ding schon wieder im Kleinbus und wir fahren zurück zu Toyota. Dort versammelt sich erneut die halbe Belegschaft um den Wagen und wir zeigten kurz, was er so alles in sich hat. Der Nachmittag ist um und so werden wir von einem Toyota Mitarbeiter in die Stadt gebracht, wo wir direkt ins Auto von Mr. Hou umsteigen. Bevor wir aber gehen zeigt uns ein Mitarbeiter noch all die Überwachungskameras, die die Garage und somit unseren Wagen im Auge behalten. Er will mir damit sagen, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.

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Der Wagen ist älter als die Toyotavertretung - sowas kennt man hier schlicht nicht.

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Werkstatt, in der das Pully kopiert (links) und der Kühlergrill repariert wird (rechts)

Der Manager verdient besondere Erwähnung: Seine Haltung hat uns tief beeindruckt! Nicht nur, dass er von Anfang an sagte, dass wir uns um die Kosten keine grossen Sorgen machen müssten, weil seine Mitarbeiter dabei auch etwas lernen würden. Er betrachtet uns als Gäste und sorgt sich entsprechend um uns. Seine Werkstatt ist top modern, blitz-blank, und er sowie viele seiner Mitarbeiter haben uns in besserem Englisch angesprochen, als wir uns erträumen konnten. Es gab für die wartenden Kunden Internetcorner, Massagestühle, Getränke und kleine Häppchen. Er muss aber auch ein guter und geachteter Chef sein, sonst würde sein Laden nicht so professionell funktionieren. Wir bedanken uns herzlich für seine Grosszügigkeit und Unterstützung, die er uns anbot. Er repräsentiert die Werte, wofür TOYOTA steht!

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Mr. Bing Hu, vor seiner top modernen Werkstatt.

Mr. Hou führt uns danach in ein Restaurant, wo sein Boss und zwei seiner Mitarbeiter dazu stossen. Am runden Tisch im eigenen Raum wird dann eine Auswahl von Leckereien serviert: Von Erdnüssen über sowas wie eine Omelette, Gemüse, Erbsensalat, Sticky Rice, Tofu Suppe, Fisch Suppe, Meat Balls, ein luftig fritiertes Ei-Mais Gericht,... und eine besonders gute Flasche Reiswein (52%), die dann sorgfältig auf vier randvoll gefüllte Gläser aufgeteilt wird. Trotzdem sie kein Englisch und wir kein Chinesisch können wird das Ganze zu einem sehr unterhaltsamen Abend und es wird viel gelacht. Und nun wissen wir auch etwas genauer, was das mit den chinesischen Trinkregeln so auf sich hat...

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Mr. Hou, sein Boss und Mitarbeiter vor der Einführung in die Trinkregeln...

19.10.2012
Leshan

Kein Kopfweh und keine Übelkeit - das ist das Gute an Reiswein. Da wir bis Mittag warten müssen, um das Pully aus der Produktion abzuholen, schreiben wir Blog. Dabei beginnt plötzlich das ganze Haus zu schwanken und wir schauen uns nur an. Ein Erdbeben!! Die Gegend hier ist besonders stark gefährdet und im 2008 und 2010 führten jeweils sehr starke Beben (>7) zu enormen Schäden und zehntausenden von Todesopfern. Der Boden bewegte sich um bis zu sagenhafte 10m! Die Schäden sind bis heute sichtbar. Banges Warten, was passiert. Keine Alarmsirenen, keine Panik im Haus, es bleibt alles ruhig. Ok, das muss hier wohl an der Tagesordnung liegen. Von Toyota im Hotel abgeholt, speisen wir in der sauberen, firmeneigenen Kantine und dort bestätigt man uns auch gleich unsere Annahme häufiger kleinerer Beben.

Dann gehts los und wir fahren in die Stadt, um das Pully-Replika abzuholen. Der Mechaniker ist noch bei der Arbeit (ohne Schutzbrille) und gibt dem Ding den letzten Schliff. So können wir noch ein bisschen zusehen, wie in einer chinesischen Metallwekstatt hantiert wird. Das Ergebnis sieht gut aus und scheint zu halten. Auf in die Werkstatt von Toyota und der Einbau soll zeigen, ob alles passt. Da liegt dann auch noch wie von Zauberhand hingelegt eine Pneumatikleitung, die wir schon seit einiger Zeit aufzutreiben versuchen.
Der Einbau erfolgt problemlos und das Pully passt. Das wird uns wieder einige tausend Kilometer weit bringen, bis wir ein Originalersatzteil bekommen. Alles wird angeschraubt und der Kühlkreislauf wieder mit Flüssigkeit aufgefüllt. Bemerkenswert ist die Gründlichkeit, mit welcher die Mitarbeiter hier arbeiten und ihre Arbeit überprüfen. Man verwendet Drehmomentschlüssel und erstklassiges Material, was nach all dem, was wir bisher auf unserer Reise gesehen haben, sehr ungewohnt ist. Nach einer kurzen Testfahrt werden noch Feinarbeiten ausgeführt und nochmals alles gecheckt. Einfach beeindruckend!
Und dann ist Fotoshooting angesagt, wo sich viele Mitarbeiter im und vor dem Auto ablichten lassen wollen.

Die Mitarbeiter sind stolz auf Toyota - und Toyota kann stolz auf diese Partnerwerkstatt sein. Das war ein Musterbeispiel gelebter Servicekultur zu einem Preis, der uns die Schamröte ins Gesicht treibt! Toyota sei an dieser Stelle herzlich für die Grosszügigkeit und den Kundenservice, dem Team für deren beispiellosen Einsatz und Freundlichkeit gedankt!

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Beteiligte Mechaniker und Serviceleiter beim abschliessenden Shooting!

Back to normal heisst es dann und somit Nachtplatz suchen und Hunger stillen. Das klappt auf Anhieb und wir stehen wieder in einem ruhigen Innenhof, mitten in einem kleinen Städtchen und speisen wieder in gewohnter Qualität in einer Strassenküche.

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Aufgestellte Tischnachbarn kommen immer wieder an unseren Tisch zum
Anstossen, nachdem wir zuvor bei Ihnen eine Runde machten.
Life is so easy!

 

20.10.2012
Baima

 

Das wird heute ein reiner Fahrtag - rund 460km sind zu fahren. Nach einer ersten Bergetappe gelangt man in eine Schlucht in der, wie wir erst zu spät erfahren, gebaut wird. Damit aber nicht genug - Aliens sind hier nicht erwünscht. Und zu der Gattung zählen wir ganz offensichtlich. Unser Guide sieht keine Probleme und so fahren wir weiter, bis eben zur Baustelle. Da steht eine Schlange von wartenden Trucks. Ein Bergniedergang hat die Strasse verschüttet. Und wo wir grad schon da stehen, kommt auch noch ein junger Polizist und meint schüchtern, wir dürften nicht hier sein. Gut, hat unser Guide den Dreh raus und obwohl unsere Permission hier offenbar doch nicht gilt, kann Sie dem Polizisten eine Geschichte bringen, die er nicht genauer überprüfen will. Wir dürften hier nicht stehen - aber das tun wir ja auch nicht freiwillig. Nicht alles muss logisch sein.

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Endlich spricht mal jemand Klartext! Grobe Schreibfehler sind
übrigens wirklich auf JEDER Tafel anzutreffen.

Nach einer Stunde Wartezeit kann eine Handvoll Fahrzeuge in die Baustelle einfahren und es zahlt sich aus, dass wir uns vorgedrängelt haben. Wir sind dabei. Doch irgendwo steht plötzlich ein Walkie-Talkie-Man und versucht uns zu stoppen. Und sobald wir stehen erfolgt Meldung ins Walkie Talkie, was vom ordentlichen Gedröhn einer heftigen Sprengung quittiert wird. Nun wollen wir wirklich hier raus! Trotz der Umstände ist die Route aber sehr attraktiv und abwechslungsreich.

Einmal auf dem Express Way drauf, geht es dann zügig und ungehindert Richtung Süden. Die Vegetation ändert und vermehrt sind Reis- und Maisfelder zu sehen. Die hohe Reisegeschwindigkeit hat allerdings seinen Preis und wir drücken bei der Mautstation 180 yuan (30 CHF) für 290km ab. Dafür können wir aber auch während der Fahrt bequem an der Webseite arbeiten.

 

21.10.2012
Lijiang

 

Diese Nacht war ziemlich übel. Wir parkten auf einem Truckerparkplatz und wurden rundum zugeparkt von Kippern. Man müsste ja erwarten, dass die Jungs auch mal frei machen, besonders am Sonntag-morgen. Aber falsch geraten: Die Brummies kamen bis um 02:00 Uhr rein und die ersten starteten auch schon wieder vor 06:00 Uhr . Und starten heisst bei den Kisten hier, dass Zylinder um Zylinder unwillig wach gerüttelt wird und es dauert, bis der Motor mal annäherungsweise rund läuft. Genau der richtige Sound um friedlich daneben zu schlafen...

Etwas gerädert steht eine lange Etappe an. Wir wollen Lijiang, die Ancient City erreichen. 80km Express Way und dann wieder alles Nationalstrassen. Bis Panzhihua geht also alles ganz flott und dann kommen wieder 50km Strassen in Revision, die nervtötend sind. Wir sind uns schlechte Strassen einfach nicht mehr gewohnt. Das Gute daran ist, man hat mehr Zeit die Umgebung zu beobachten und entdeckt so allerlei Spannendes.

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Mais wird überall zum Trocknen ausgelegt - man muss ihn aber zuvor
auch irgendwie von dem Kolben runterkriegen. Das macht man von Hand.

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Wirklich JEDER läuft hier mit einem Flechtkorb auf dem Rücken herum

Danach folgen herrliche Passstrassen und Ebenen, mehr und mehr terrassierte Hänge und die ersten Bananen- und Mangoplantagen säumen die Strasse. Leider sind die Mangos noch nicht reif.

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In einem der Dörfer, wo sich gerade mal wieder alle gegenseitig blockieren, ist warten angesagt. Irgendwann kommt der Trottel ja doch noch auf die Idee, seinen Wagen wegzufahren? Aber eben, das eilt ja nicht. Und plötzlich kriegen wir unerwarteten Besuch von einem Freerider, der uns noch sicher 20km auf dem Scheibenwischer surfend begleiten wird. Eine unglaubliche Kreatur!

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Freerider! Verlässt Frau und Kind, um mit uns gen Süden zu fahren.

Nach einem letzten intensiven Pass kommen wir etwas gerädert in Lijiang an und finden auch hier wieder direkt neben der Altstadt einen ruhigen, vor neugierigen Besuchern geschützten Innenhof, wo auch eine Waschmaschine steht. Und das Beste ist, dass das Guesthouse direkt am Foodmarket steht, wir also nur über die Strasse müssen, um hausgemachte, leckere Dumplings zu essen. Danach muss einfach noch ein kleiner Rundgang in der Altstadt sein und die ist echt ein Bijou. Die Anstrengung der Fahrt hat sich gelohnt, so haben wir morgen hier den ersten autofreien Tag seit Peking.

Dumplingproduktion - alles ist hand made

 

22.10.2012
Lijiang

Wir haben Glück, denn in Lijiang findet gerade eine Chrysantemum Austellung statt, welche Grossteile der Altstadt in ein Blumenmeer verzaubert. Keine Ahnung wie die Stadt aussieht ohne, mit Blumen jedenfalls ist sie einfach malerisch schön. Man muss hier vielleicht noch hinzufügen, dass das ganze historische Zentrum nach einem Erdbeben komplett zerstört und 1996 getreu dem alten Vorbild und mit den ursprünglichen Materialien wieder aufgebaut wurde. Gelungene Reproduktion und natürlich total von Touristen überflutet.

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Man sagt, es wohnen 40'000 Menschen hier und jährlich kommen 5 Mio. Besucher in die Stadt. Es ist so etwas wie die Romantik- und Partyinsel in China.

Romantik deshalb, weil in den verwinkelten Gassen offenbar 500 Courtyard Hotels existieren und die sind wirklich sehr hübsch gemacht. Die Innenhöfe und Zimmer wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Ideal also um Flitterwochen oder eben ein Wochenende für Verliebte hier zu verbringen.

Partyinsel deshalb, weil sich in einer Gasse Bar an Bar reiht und zünftig gefeiert und getrunken werden kann, es aber auch an vielen anderen Orten kleine Konzerte oder anderes Entertaining gibt. Wie man nach einem tüchtigen Suff den Heimweg in den Gassen schafft, bleibt uns jedoch ein Rätsel. Für den Tag danach kann man dann gemütlich in einem der vielen Coffeeshops chillen oder wie wir Postkarten schreiben. Geht man etwas bergwärts, so findet man auch Rooftop-Lounges mit grandioser Aussicht. Das Bier ist dort zwar leicht überteuert, jedoch noch immer günstiger als das Eintrittsticket für den daneben liegenden Tempel mit der gleichen Aussicht.

Auf jeden Fall bietet diese Altstadt eine Riesenauswahl an Verpflegungsmöglichkeiten und Zeitvertreib beim Schlendern durch die Gassen. Es ist aber nicht nur eine Touristenshow, man findet am Rande der Altstadt auch den sehr reichhaltigen Markt für Einheimische.

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Auch hier: Flechtkörbe in allen Farben und Formen

A propos Romantik: So romantisch es die Chinesen auch mögen, so unromantisch verhalten sie sich in der Öffentlichkeit. Händchen halten, Umarmungen oder gar Küssen sind sehr selten. Gut können Aliens sich das alles erlauben...

Und wenn wir schon dabei sind: Was im Rest der Welt "Facebook" ist, ist hier "QQ". Ein grossartiges Imitat, welches mehr zu bieten hat als das Original, eben Facebook. Praktisch alle jungen Chinesen sind da zu finden (und mittlerweile unbeabsichtigter Weise auch wir). Richtig cool sind aber zwei, drei Mobilefeatures, die wir getestet haben: Schüttelt man das Mobilephone kräftig, zeigt QQ kurz darauf an, wer zur genau gleichen Zeit wieweit weg dasselbe gemacht hat und schon hat man einen Grund zu connecten. Oder es zeigt automatisch alle sende und empfangsbereiten QQ-user in deinem Umfeld an. Wer auf der Suche ist, der findet so bestimmt ein Pendant.

In der Gegend ist das Volk der Naxis heimisch, die nicht eine Kultur des Patriarchats sondern des Matriarchats leben. Und man höre und staune - die Frau hat hier wirklich das Sagen. So wird das Wort "Stein" in der männlichen Form zum "Kieselstein", in der weiblichen Form zu einem "Felsen". Da gibts auch noch ganz spannende Regelungen bezüglich Partnerschaft, Erziehungsberechtigung,
Trennung, etc. - wens interessiert: Selber googlen.

 

23.10.2012
Tiger Leaping Gorge


Von Leshan ist es eine relativ kurze Distanz zur "Tiger Leaping Gorge" und wir verbinden die Reise dorthin mit einem kleinen Abstecher zum ersten Bogen des Yangtse Rivers. Der Fluss biegt sich um fast 180 Grad um eine Felsnase herum und auf der Innenseite des Bogens liegen, so das Postkartensujet, bunte Felder. Die sehen wir natürlich nicht, weil man dafür ziemlich hoch auf einen gegenüber liegenden Berg wandern muss, und so entscheiden wir uns in Shigu für eine Mittagspause vor der Weiterfahrt. Irgendwo auf einer Inschrift steht bezüglich der Flussbiegung was von einem Wunder, wir haben aber nicht recht verstanden, was daran so speziell ist.

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Lunch unter neugierigen Blicken der Anwohner von Shigu

Wie üblich muss man Eintritt blechen und so blättern wir 65 yuan pro Person auf den Tisch, um die Tiger Leaping Gorge zu erkunden. Für alle, deren Guide dieselbe Frage nicht beantworten kann - ja, man kann auf Strassen durch die ganze Schlucht fahren und hinten wieder heraus (siehe Karte). Sie ist zwar sehr exponiert und stellenweise von Bergniedergängen stark beschädigt, man kommt aber gut durch. Wir entscheiden uns dafür, da uns ein 6-8 Stunden Hike nicht ins Programm passt.
Die Schlucht und die Strasse da durch ist wirklich sehenswert. Neben der Strasse fällt der Fels mehrere hundert Meter steil ab, direkt in den wirbelnden Wasserstrom. Und auf der gegenüberliegenden Seite reichen die Bergspitzen auf über 5000 Meter über Meer.

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Hier beginnt die Schlucht (links der Ticketkontrollpunkt)

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Nur schwer auf ein Bild zu kriegen, wie sich die Dimensionen wirklich zeigen

Wir fahren die 22km bis zum "Tina's" Guesthouse und stellen unseren Wagen schön windgeschützt in den Innenhof. Dann werden Schuhe gewechselt und wir stapfen den steil in die Felswand gebauten Pfad in die Schlucht hinunter, direkt zum "Tiger Leaping Stone". Von dort, so der Mythos, sprang ein Tiger über den tosenden Fluss auf die gegenüberliegende Seite. Wir kennen nur diesen Teil der Saga und fragen uns a) was der auf der anderen Seite wollte, weil senkrechte Felswände nicht besonders ergiebige Jagdgründe sind und b) wie lange es wohl dauerte, bis ihn an der Wand hängend die Kräfte verliessen und er vom Strom in die heiligen Tigergründe gespült wurde. Arme Katze!
Der Abstieg ist wirklich ziemlich abenteuerlich, aber so nah an den Stromschnellen des gelben Flusses zu stehen ist schon was Besonderes. Und dann muss man natürlich zurück, da hoch. Gut, spielt sich das alles auf ca. 2000 müM und nicht auf 4000 müM ab...

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Am Fusse der mittleren Stromschnellen, links im oberen
Drittel sieht man den in Fels geschlagenen Weg

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Ausblick vom "Tiger Leaping Stone", nur wenige Meter über
den tosenden Wassermassen

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Auf einen Felsabsatz gebaut: Tina's Guesthouse

Das Nachtessen im "Tina's" ist sehr gut und wir haben es uns ja auch verdient. Kurz nach Beginn des Dinners setzt sich ein Chinese zu uns, der als Autostopper reist, und so wird der Abend unerwartet unterhaltsam. Vor dem zu Bett gehen muss man einfach nochmals das Bergpanorama geniessen, welches bei klarem Sternenhimmel einfach stark aussieht.

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Hitch Hiker, der für insgesamt 10 yuan von Chengdu, nördlich
von Leshan, den Weg bis hierher geschafft hat

 

24.10.2012
Shangri La


Wir verlassen "Tina's" Guesthouse und fahren in nördlicher Richtung aus der Schlucht heraus. Die Morgensonne erhellt die Bergspitzen und es wird noch eine Weile dauern, bis sie die Talsohle und den Fluss beleuchten. Die Strassen sind in sehr gutem Zustand und so ist das Fahren wenig anstrengend.

Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn sich unser Guide präzise erkundigt hätte, wie weit es denn auf diesem Weg nach Shangri-La ist. Die Information war 80km beim Ticketoffice und 100km bei Tina's. Es waren aber schlussendlich rund 160km äusserst kurvige Passstrassen und wieder viele Höhenmeter, was uns schlussendlich viel mehr Zeit gekostet hat als geplant. Beide Angaben hätten gestimmt, wären wir denselben Weg zurück zum südlichen Ticketoffice und von da aus Norden nach Shangri-La. Das ist so einer der Momente, wo man sich wundert, wofür man einen "Guide" dabei hat...

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Bunter Herbstwald auf 3600 müM

Nichts desto trotz war es eine schöne Route und man fährt durch viele kleine, verschlafene Nester. Es gibt hier übrigens auch genügend schöne Stellflächen für Übernachtungen, sollte man dafür Zeit haben.

Ca. 15km nördlich von Shangri-La fahren wir kurz von der Hauptstrasse ab, um ein Dorf anzuschauen, das mit "Tibet Town" beschriftet ist. Das Dorf besteht aus eindrücklich massiven Häusern im tibetanischen Stil. Wir wundern uns, womit die das bezahlen, denn das sind eigentlich kleine Paläste. Gemäss Aussagen von unserem Guide subventioniert der Staat Tibeter mit der Hälfte solcher Investitionen. Aber abgesehen davon sind sie sehr schön. Wir fragen eine Frau im Vorgarten ihres Hauses, ob wir uns ihr Haus einmal von Innen ansehen dürfen. Sie winkt uns herein und wir staunen, wie im Gegensatz zu dem prunkvollen Äusseren das Innere karg und kaum möbliert ist. Wir verstehen nicht ganz den Sinn der Sache aber bedanken uns für den Einblick. Ebenfalls beeindruckt, wie die Gerste und andere Pflanzen zum Trocknen aufgehängt werden.

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Schmuckes Einfamilienhaus einer tibetanischen Familie

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Gerste zum Trocknen aufgehängt

Etwas weiter im Zentrum des Dorfes findet man das "Tibetan Monastic Painting House", was auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Nebst einer schönen Tempelanlage findet man fein säuberlich in Gestellen sortiert tausende von Druckplatten zur Vervielfältigung von tibetischen Schriften. Einige davon sind handgeschnitzt, andere ähnlich der Setztechnik aus den Anfängen der Buchdruckerei mit Schriftzeichen bestückt. Die Sammlung ist eindrücklich.

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"Tibetan Monastic Painting House" in "Tibet Town"...

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... mit einer riesigen Sammlung von Druckplatten für Tibetische Schriften

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Druckplatten für Vervielfältigung von Schriften

Da die Anreise ziemlich viel mehr Zeit benötigte als geplant, entscheiden wir uns für einen Speed-Visit von Shangri-La (3300müM) zwecks "been-there-seen-that" und Verpflegung. Shangri-La ist eigentlich ein Name, welcher durch einen Buchautor erfunden und in seinem Roman verwendet wurde. Der war aber so viel passender und dank dem Roman auch geheimnisvoller als der richtige Name des Städtchens, sodass findige Geschäftsleute den "Brand" Shangri-La aufbauten. Die Altstadt ist im tibetischen Baustil gehalten, in den vielen kleinen Häusern sind aber Bars, Lounges, Shops und Restaurants. Schöner Platz um zu chillen...

Ein Restaurant verdient besondere Erwähnung: Alle Träume werden wahr im "Always in Spring" (Beimen St. 16, Old Town). Es gibt dort herrliche Sandwiches und Teigwaren sowie Pizza, wie man sie aus Italien kennt. Und Illy Kaffee! Also wenn man mal wieder Lust auf westlichen Food hat, so wird man da nicht enttäuscht.

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Hält sie, was sie verspricht? Tatsächlich: Sieht
aus wie 'ne Pizza und schmeckt wie 'ne Pizza.

Wir machen uns danach wieder auf den Weg. Bei einer Tankstelle werde wir durch einen heran-brausenden Toyota Landcruiser geschnitten und wir wollten uns schon über das Manöver ärgern. Der Wagen hält und heraus springen drei winkende Chinesen; Sie wollen ein Foto von unserem Wagen. Es stellt sich heraus, dass sie ebenfalls in der Toyota Garage in Leshan waren und dort durch den Garagisten von unserem Oldtimer erfahren haben. Auf Fotos von der Toyota Webseite haben sie ihn dann gesehen und ihn hunderte von Kilometer weiter wieder erkannt. Nun sind wir also schon fast berühmt...

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Fanclub von Morla, unserer Old Lady


25.10.2012
Dali

Dali liegt rund 200km südlich und so fahren wir auf Nationalstrassen der Wärme entgegen. Zuerst fahren wir dem braunen Strom des gelben Flusses, dem Yangtse River, entlang. Das Wasser ist braun von der fruchtbaren Erde, die er mit sich stromabwärts transportiert und diese dort seit jahrtausenden ablagert. Entlang dem Strom ist die bedeutenste Agrarwirtschaft des Landes entstanden, welche eine zentrale Bedeutung in der Versorgung von ganz China hat. Wir verabschieden uns von dem an dieser Stelle noch beschaulichen Fluss und fahren gegen den Strom von Touristenbussen gegen Süden.

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Yangtse River mit Ablagerungen fruchtbarer Erde

Das Klima ändert spürbar und damit auch die Vegetation entlang des Weges. Die Erde ist hier sehr fruchtbar und jeder denkbare Quadratmeter wird intensiv für die Landwirtschaft genutzt. Gerade ist Erntezeit für Reis und auf der ganzen Strecke sind die Felder voll von Bauern und Gehilfen, die von Hand die Felder besorgen. Es ist eindücklich zu sehen, wie Scharen von Männern und Frauen mit Hacken ganze Felder umstechen, sie aufwändig aufarbeiten und von Hand Dung ausbreiten oder für jeden Samen einzeln Löcher in den Boden stechen. Die gebündelten Reishalme werden auf dem Feld oder am Strassenrand ebenfalls meist von Hand ausgeklopft, um die Reiskörner abzuschütteln. Maschinenarbeit ist praktisch undenkbar bei den kleinen Feldern und man sieht höchstens mal Vertikuliermaschinen oder sowas wie Bürsten, die das Abklopfen der Reiskörner vereinfachen. Ansonsten alles sorgfältige Handarbeit. Wahnsinnig!

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Fruchtbare Felder, soweit das Auge reicht

Auch sonst ist entlang dieser Strecke das bisher geschäftigste Treiben zu beobachten. Es wuselt von Leuten, welche die Strasse unterhalten, an Steinen meisseln, an Märkten Ware feilbieten, Feldarbeiten erledigen, ...!

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Eine ganze Stadt widmet sich dem Meisseln von Steinen

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Schuhmacher beim Reparieren eines Kinderschuhs

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Gängige Art, Dinge zu transportieren. Entweder in einem
geflochtenen Korb auf dem Rücken oder eben wie hier,
mit Tragriemen über den Kopf gespannt

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Kleines, brotähnliches Gebäck in Arbeit

Wir kommen in Dali an und gönnen uns einen kostenlosen Blick auf die oberen 3/4 der drei bekannten Pagoden, wovon die grösste über 70 Meter hoch ist. Der unterste 1/4 der Sehenswürdigkeit hätten uns je 20 CHF gekostet, was es uns nicht wert war. Und auf dem Parkplatz entdecken wir wieder eine Erungenschaft des chinesischen Automobilbaus. In China glaubt man, dass dies ein Smart sei...

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Kostenlose 3/4 Ansicht der über 70 Meter hohen Pagode

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Der chinesische "SMART"

Wir suchen das Guesthouse "The Jade Emu" in der Nähe der Altstadt und werden schnell fündig. Wir stellen uns in einer Gasse daneben hin und richten uns für die Nacht ein. Auf dem Weg in die Altstadt treffen wir auf Weggefährten aus der Mongolei und freuen uns sehr über das spontane Wiedersehen. Da in unserem Guesthoues ein Australien BBQ angesagt ist, braucht es nicht viele andere Argumente und man vereinbart, sich dort zum Erfahrungsaustausch zu treffen.

Wieder eine hübsche aber ziemlich touristische Altstadt. Die Auslagen der Geschäfte kennt man schon von Leshan oder anderswo in China, aber irgendwie hat dieses Städtchen noch etwas mehr Charme. In den Nebenstrassen hat es auch viele trendige Coffeeshops oder kleine Bars. Der Ausblick von der historischen Stadtmauer reicht dann auch bis zum grossen See (Erhai Hu Lake), was ein herrliches Bild abgibt.

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Altstadt von Dali, sehr touristisch aber hübsch

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6000km in China geben genug Stoff für einen unterhaltsamen
Abend mit anderen Schweizer Overlandern...

26.10.2012
Lincang

Nach einer kurzen Nacht gehts weiter und bei WALMART müssen wir noch schnell Frühstücksflocken einkaufen. Auch heute zeigt die Kompassnadel wieder ins Fahrzeugheck, wir fahren also weiter nach Süden. Uns ist zwar nicht klar warum, aber in der Gegend wimmelt es von (unfähigen) Fahrschülern. Die Fahrzeuge sind unmissverständlich gekennzeichnet und schleichen in der Regel vollbesetzt mit bis zu 4 Fahrschülern durch die Gegend. Keine Ahnung, was man da lernt, aber Hupen wird offenbar da schon durch Fachkundige geschult. Nicht direkt beobachtet, aber aus dem systematischen Verhalten der übrigen Verkehrsteilnehmer zu entnehmen, scheint es auch Pflicht zu sein, Müll jederzeit aus dem Fenster zu werfen. Oder zum Beispiel immer auf der Mittellinie zu fahren, so dass das Überholen zusätzlich erschwert wird - Gelegenheit das zu üben hat man jedoch auch reichlich.

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Terrassenfelder wechseln sich mit dicht bewaldeten Flächen ab

Nichts desto trotz ist die Fahrt ein Genuss, da die Landschaft immer tropischer und auch das Klima entsprechend wohliger wird. Von Lincang werden wir nicht viel mehr als das Businesshotel sehen, welches uns einen Stellplatz gewährt, und das angrenzende Schlachthaus hören, welches sich gerade ein paar Schweinen für den morgigen Markt annimmt. Noch schnell in die Reifenwerkstatt, das leckende Reserverad für 3 Franken reparieren lassen und dann bei einem kleinen Foodstand das Nachtessen geniessen.

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Ein paar Tische, Stühle und Kochutensilien und das nächtliche BBQ kann
stattfinden - die gegrillte Schweinehaut schmeckt aber weniger gut
als sie aussieht


27.10.2012
Lancang


Lancang liegt weiter in südlicher Richtung und die Strasse windet sich über Berge und durch Täler, an denen man sich kaum satt sehen kann. Die ganze Strecke ist aufwändig terrassiert und hier wachsen Tee, Mais, Bananen, Mango, Zuckerrohr und vieles mehr, was wir gar nicht gesehen haben. Diese Etappe ist, so denken wir, eine der schönsten, die wir auf unserer Reise bisher gesehen haben. Grossen Respekt für die Bauern der letzten Jahrhunderte, die diese Landschaft geschaffen und gepflegt haben. Das Bild ist sehr idyllisch. Aber dahinter steckt knochenharte Arbeit. Die Idylle wird nun getrübt von den unzähligen Fahrschulfahrzeugen - hier muss es ein Nest geben!

Da die neue G214 scheinbar nicht einmal auf dem ONLINE Kartenmaterial zu finden ist, kommt man dem Navi folgend automatisch auf die alte 214er, welche verkehrsarm und somit auch wesentlich attraktiver ist. Es braucht halt einfach etwas länger, um zum Ziel zu kommen, ist es aber absolut wert.

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Zuckerrohrfelder, soweit das Auge reicht

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Bananenplantagen mit sorgsam eingepackten Früchten

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Intensives Farbspiel mit Grün und kräftig roter Erde

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Terrassenlandschaft auf rund 2000 müM

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Teeplantagen

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Ochsen, die mal ausnahmsweise nicht vor den Pflug gespannt sind

Wir finden einen ruhigen, hübschen Innenhof des Hotels Da Tang und freuen uns über den frühen Feierabend. Schweinegrunzen lässt uns aber aufhorchen und tatsächlich, hinter der Mauer befindet sich wieder ein Schlachthof. Aber nachts lässt man da auch die Tiere schlafen und so gehen wir von einer erholsamen Nachtruhe aus. Nach dem Nachtessen steht dann noch Blogschreiben an und wir werden von Mr. Tang Xin Ming, dem Besitzer, mit dem "Pu'er" Tee vertraut gemacht, welcher nur wenig nördlich von hier angebaut wird. Er schenkt uns immer wieder nach und wir geniessen den erdigen Geschmack dieses Tees und die Gastfreundschaft, die wir hier erleben.

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Der Hotelier verwöhnt uns mit Pu'er Tee, während wir Blog schreiben - das
ist ein besonderer Genuss

Wie vor einigen Tagen erwähnt findet man immer wieder Schilder mit englischen Texten, die teilweise direkt und nicht unbedingt sinngemäss übersetzt werden. Dieses Schild hier sieht man besonders oft, letztmals in der Toilette des Hotels, in welcher es Benutzer vor rutschigem Boden warnen soll.

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Ein Phänomen muss nun doch auch noch erwähnt werden: Der chinesische EINBAUM wie wir ihn nennen. Oder anders gesagt, der chinesische Volkswagen unter den Kleinlastern. Man nehme ein Stahlträger und schraube ein paar Räder, eine Führerkabine und eine Brücke an. Auf dem vorne überragenden Träger fixiert man dann den Motor, der freistehend ist, und fertig ist das Ding. Sieht ulkig aus, macht mächtig Lärm und kommt kaum vom Fleck. Man hat auch perfekten Zugang zu allen Teilen, die sowieso regelmässig repariert werden müssen. Wenn dieses stinkende Ungeheuer mal von der Strasse verschwindet, fehlt dem Land ein Stück Identität. Und ein Verkehrhindernis.

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Der chinesische Einbaum oder auch der Volkswagen unter den Kleinlastern

 

28.10.2012
Jinghong

NEU

Die Nacht war verhältnismässig ruhig, nur dass die Geschäftigkeit des Sonntagsmarkts direkt vor dem Hotel sehr früh beginnt und wir dementsprechend auch früh aufwachen. Aber der Markt war dafür umso sehenswerter. Entlang der Mittellinie der Strasse reihen sich alle auf, die etwas anzubieten haben und auf beiden Seiten davon fliesst der Verkehr weiter. Von Welpen bis Gockel und Gemüse bis Früchte, Kleider und Haushaltsgegenstände; alles wird hier feilgeboten.

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Sonntagsmarkt mitten auf der Strasse in Lancang

Auf der Fahrt kurz nach Lancang treffen wir auf einen weiteren, riesigen Sonntagsmarkt und da ist noch mehr los. Hübsch verpackte Ferkel warten auf vermutlich hungrige Kundschaft und das Durchkommen mit dem Auto ist nur mit Gemach möglich.

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Ferkel praktisch verpackt zum Verkauf angeboten

Die Route führt uns zum Oktagonalen Pavillon in Jingzhen, welcher aber nur kurz zum Verweilen einlädt.

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Oktagonaler Pavillon Jingzhen - das wars auch schon

Wir fahren weiter und erreichen nach einer kurzen Tagesetappe Jinghong, eine mittelgrosse Stadt.
Viel gibts darüber nicht zu berichten ausser, dass die Leute uns nicht besonders freundlich in Empfang nehmen. Wir parken schlussendlich unter Palmen in einem Innenhof eines Hotels und werden dort aber ziemlich unfreundlich vom Parkwächter behandelt. Die Public Toilet ist ein wirkliches Shit-Hole und wir sind froh, müssen wir das nur einmal benutzen. Nicht so wie der stockbesoffene Herr aus dem 10m2 Loch in einem Haus, der nur in Unterhose bekleidet den täglichen Gang zur Entledigung des Alkohols macht. Bedauernswert in jeder Hinsicht.

Zu sehen gibts eigentlich nicht allzu viel, den Peacock Lake Park für die Zockerbande und den Xishuangbanna Tropical Flowers and Plants Garden für all die, die noch nie in einem botanischen Garten waren. Allen anderen kann man getrost davon abraten, weil die schnatternden Touristenscharen auf den kleinen Elektroshuttles wie eine wilde Horde durch den Garten hetzten und diesem so jede Besinnlichkeit rauben.

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Überall im Peacock Lake Park wird aktiv und passiv gespielt

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Lotusblume im botanischen Garten

Ziemlich erschöpft von der Lauferei gibt es nur noch ein Ziel, die Blind Massage School. Da kann man sich von blinden Azubis nach Belieben massieren lassen und die Fussmassage fühlt sich auch entsprechend gut an. Allerdings war nur einer der drei Masseure von uns blind. Um den nicht gerade besonders erfolgreichen Tag abzurunden, haben wir uns diesmal sogar im KFC (Kentucky Fried Chicken, US-Fastfood Kette) verköstigt - aber es war einfach bequem, dies zu unserer Entschuldigung.

 

29.10.2012
Mohan

Bevor wir uns definitiv in Richtung Grenze bewegen, fahren wir noch ins Banna Wild Elephant Valley, einem Habitat für ca. 50 wildlebende Elefanten. Es ist ein grosses Naturreservat mit einem dichten Dschungel, worin sich die Tiere natürlich bevorzugt vor voyeuristischen Blicken der Besucher verstecken.

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Ist mal was anderes als Kühe und Ziegen auf den Express Ways

Aber mit einer kleinen Gondelbahn über das Dickicht zu schweben und auf einem Holzsteg zurück zu schlendern (ca. 45min.) war den Ausflug auf jeden Fall wert. Auch das dazugehörige Papilorama zeigt einen Überblick über die lokal lebenden Schmetterlinge. Leider gibt es hier wieder Busladungen von chinesischen Touristen, denen man besser ausweicht. Neuester Trend hier ist, dass der Guide mit dem Megaphon versucht, seine Schäfchen beisammen zu halten. Was immer an Tieren noch übrig bleibt, welche von den lärmenden Touristen nicht verschreckt werden können, flüchten spätestens beim scheppernden Klang der quäkenden Megaphone ins Dickicht.

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Im Meer von Lotusblumen und quackenden Fröschen

Der Holzsteg führt mitten durch die Baumwipfel des Dschungels (siehe Mitte)

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Und wenn schon keine Elefanten, ein Käfer so gross wie
ein Golfball ist doch auch schon was

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Schmetterlinge im Papilorama aber auch in freier Wildbahn überall...

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... sind teilweise Meister der Tarnung

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Und überall hängen sie herum, in perfekten Netzen von bis zu 2m Durchmesser

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Faszinierende Kreaturen - aber lieber aus angenehmer Distanz

Nach einer kurzen Fahrstrecke und einem Polizeicheckpoint erreichen wir schon Mohan, wo uns noch etwas Zeit zum Schlendern durch das Städtchen bleibt. Es ist hübsch und aufgeräumt, bietet Post und Bank aber leider keine Möglichkeit, Kip, die laotische Währung, zu wechseln. Wir finden auch keine Sicherungen für die Autoelektrik, und Moskitonetze gibts hier auch nicht. Wäre ja zu schön gewesen.

Dafür aber gibt es einen Coiffeur-Shop und wir entscheiden, uns der angesammelten Haarpracht zu entledigen. Ohne grosse Worte legt der Coiffeur los und das Ergebnis ist unerwartet gut und verdient Lob. Lediglich bei Fabias Haar muss er nach 20 Minuten ratlosen Föhnens das Ergebnis stehen lassen, wie es ist. Luftiger ging es einfach nicht. Und das Ganze machte er für 20 Yuan, also etwas mehr als 3 Franken - für beide zusammen!

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Wortloser Haarakrobat - an wen er wohl unsere Haare zwecks Herstellung
von Perücken veräussert, bleibt wohl sein Geheimnis

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Am letzten Tag doch noch diskret erwischt: Typische Art
von Kinderhosen - sehr praktisch, da Pipi und Anderes ohne
grosse Umtriebe direkt in den Gulli gemacht werden können

Unser Farewelldinner mit dem Guide war üppig und ausgesprochen lecker - ein gelungener Abschluss! Nur der Reiswein überzeugte diesmal nicht so sehr.

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11 Provinzen und 7100km; China in 5 Wochen sind ein
kostspieliges, aber unvergessliches Erlebnis!

 

30.10.2012
Grenzübertritt nach Laos

Heute morgen können wir es etwas gemütlicher angehen, der Zoll und die Grenzwacht sind nicht so früh im Einsatz. Doch schon klingelt das Telefon und Safina, unser Guide, meldet uns grünes Licht. Es geht los!

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Die letzten 500m in China...

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... und schon kurz danach händigt der Zollbeamte die Papiere
aus und hebt die Schrank und öffnet so den Weg nach Laos.

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Drüben angekommen noch ein letzter Blick
zurück: China liegt jetzt hinter uns!